S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Sonntag, den 20.03.2022 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 20.03.2022 um 10.30 UTC
Hochdruckeinfluss. Meist sehr mild, nachts abnehmende Frostgefahr. Trocken.
Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 27.03.2022
Diese Mittelfrist wird durch hohen Luftdruck geprägt und kann somit als
warntechnisch „ruhig“ zusammengefasst werden.
Auch wenn sich momentan der Polarwirbel in der Stratosphäre nun deutlich
abschwächt und die ggf. finale Erwärmung von zahlreichen Membern inkl. dem
Ensemblemittel zumindest angedeutet wird, so ergeben sich innerhalb der
Troposphäre noch keine substanziellen Veränderungen. Der zonal gemittelte Wind
bei rund 60 Grad Nord verbleibt nahe dem klimatologischen Mittel.
Deutliche Veränderungen ergeben sich jedoch bei der Geometrie und Platzierung
des Polarwirbels bzw. dessen Residuums. Im Übergangsbereich von Stratosphäre zur
Troposphäre verschmelzen die bis dahin vorherrschenden Zentren über Grönland und
der Laptewsee zu einem dominanten Wirbel über der Kara- und der Barentssee, der
weite Bereiche Skandinaviens/Europas und Westrusslands beeinflusst. Mit dieser
Umstellung dürfte auch die Dynamik bei uns wieder zunehmen. Je nach Lage und
Ausprägung der synoptisch-skaligen Druckzentren könnte sich daraus noch einmal
die Option einer arktischen Luftmassenadvektion in Richtung Skandinavien und
ggf. Mitteleuropa ergeben, doch das betrifft erst den Übergangsbereich zur
erweiterten Mittelfrist.
Es verwundert nicht, dass sich diese Veränderung auch auf die Anordnung der
Druckanomalien innerhalb der Troposphäre auswirkt. Herrschten innerhalb der
vergangenen Woche (bzw. nachverfolgbar seit Anfang März) negative 500 hPa
Geopotenzialanomalien über Grönland/Ostkanada und Ost-/Südosteuropa mit
positiven Abweichungen über Skandinavien vor, so findet diese Mittelfrist über
eine Anpassung statt: Geopotenzialfall über Sibirien/der Kara- und Barentssee
mit Anstieg über Grönland.
Die Indizes AO/NAO und PNA verbleiben im Umfeld der Nulllinie und auch die über
dem Indischen Ozean befindliche MJO dürfte sich die Mittelfrist über nach dem
Gros der Modellvorhersagen allmählich abschwächen und Phase 4 durchqueren – auch
nicht unbedingt blockierungsfördernd mit Blick auf Europa. Summa summarum
ergeben sich zwar Anzeichen für eine nördlich ansetzende Blockierungslage, doch
dürften die synoptisch-skaligen Elemente wie Zyklogenesen letztendlich wie so
oft entscheiden, wohin genau die Kaltluft ausfließt.
Was bedeutet das für unsere Mittelfrist von Mittwoch bis Sonntag?
Von Mittwoch bis Freitagvormittag ergibt der Wechsel von „Hoch Mitteleuropa,
(HM)“ zu „Hoch über den Britischen Inseln, (HB)“ ruhiges und warnwarmes Wetter.
Meist scheint tagsüber die Sonne von einem nahezu wolkenlosen Himmel, einzig am
Nachmittag können sich im Umfeld der Orografie harmlose Quellwolken bilden.
Am Freitag tagsüber wird eine wetterinaktive Okklusion in den Norden
Deutschlands geführt, kann jedoch unter Absinken nur durch ein Band dichter
Bewölkung auffallen. Sonst ändert sich an dem freundlichen bzw. sonnigen und
trocknen Wetter wenig.
Zum Samstag wird eine wetterinaktive Warmfront/Okklusion nach Norddeutschland
gedrückt, jedoch mit demselben Resultat – dichte Bewölkung, jedoch kein
nennenswerter Niederschlag. Die Okklusion vom Vortrag löst sich über der Mitte
rasch auf. Daran ändert sich auch zum Sonntag wenig, mit ausgedehnten
Wolkenfeldern im Norden und viel Sonnenschein im Süden. Allerdings wird die
Luftmasse im Südwesten geringfügig labiler, sodass ein lokaler
Nachmittagsschauer im Gebirge nicht ausgeschlossen werden kann.
Die Höchstwerte liegen meist im sehr milden Bereich zwischen 15 und 19 Grad und
sicherlich wird regional auch mal die 20 Grad – Marke erreicht (bei den
statistischen Verfahren drückt noch die Klimatologie zu stark dagegen, sodass
die MOS-Verfahren etwas überboten werden). Zum Wochenende gehen die Höchstwerte
im Norden mit der Bewölkung auf 10 bis 13 Grad zurück. Eine Ausnahme von der
sehr milden Witterung bleibt das Küstenumfeld, wo bei vorherrschend auflandigem
Wind die Höchstwerte meist um 10 Grad verharren.
Die nächtliche Frostgefahr nimmt allmählich ab – in der Nacht zum Donnerstag
noch vielerorts leichter Frost, zum Wochenende dann Tiefstwerte von +5 bis +1
Grad, im Bergland um 0 Grad.
Der im Verlauf der Mittelfrist von Nordost auf Nordwest drehende Wind verbleibt
meist unter jeglicher Warnschwelle – einzig im Umfeld der Ostsee sind am
Wochenende Böen Bft 7 nicht ausgeschlossen und auf exponierten Alpengipfeln
können immer wieder Sturmböen auftreten.
Mit anhaltender Trockenheit wird im Verlauf der Mittelfrist die Waldbrandgefahr
weiter zunehmen.
In der erweiterten Mittelfrist nehmen die Unsicherheiten dann rasch zu.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die gesamte Mittelfrist über ergeben sich für Deutschland keine nennenswerten
Diskrepanzen in den vergangenen 4 Modellläufen des IFS. Zwar ist die genaue
Entwicklung bzw. Verlagerung der blockierenden Antizyklone noch mit größeren
Unsicherheiten behaftet, Deutschland verbleibt jedoch zumeist im antizyklonalen
Einfluss. Schwache Frontpassagen aus Nord bringen am Wochenende keinen
Niederschlag.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch beim Blick auf die internationale Modellpalette ergeben sich bis
einschließlich Freitag kaum Unterschiede. In der Folge entwickelt ICON über
Nordosteuropa und Westrussland einen intensiven/umfangreichen Höhentrog, sodass
die Strömung über Skandinavien und Osteuropa deutlich meridionaler aufgestellt
ist als bei GFS/IFS. Aber auch bei dem ICON Szenario würde hoher Luftdruck über
Nordwest-/Mitteleuropa jegliche Frontpassage über Deutschland stark abschwächen.
In der Folge gehen die Modelle bzgl. der synoptischen Druckkonstellation über
Nordeuropa stark auseinander, aber bei den allermeisten Lösungen würde in
Deutschland bis zum Ende der Mittelfrist hoher Luftdruck vorherrschend bleiben.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse beginnt mit dem klimat. Regime „Blockierung“ und 3 Clustern,
wobei Deutschland unter einer blockierenden Höhenantizyklone verbleibt.
In der Folge (Donnerstag bis Samstag) werden 5 Cluster mit dem klimat. Überhang
„Blockierung“ angeboten. Die größten Unterschiede ergeben sich bei der
Verlagerung bzw. Intensitätsentwicklung der Antizyklone, die von Mitteleuropa in
Richtung Island wandert. Bei den meisten Lösungen verbleibt Deutschland unter
hohem Geopotenzial und somit im Einflussbereich der blockierenden Antizyklone.
Zum Ende der Mittelfrist bzw. im Übergang zur erweiterten Mittelfrist zeigen 2
Cluster jeweils das klimat. Regime „Blockierung“ bzw. „Atlantikrücken“ (37% bzw.
63%). Der am stärksten gewichtete Cluster mit dem Atlantikrücken würde in einen
dominanten Trog über Skandinavien münden mit erhöhtem Potenzial für die
Advektion winterlicher Luftmassen in Richtung Mitteleuropa. Der erste Cluster
hingegen würde eine Fortdauer der Hochdrucklage bevorzugen.
Auch wenn die geringe Clusterzahl in diesem Vorhersagebereich eine große
Übereinstimmung andeutet, ergeben sich innerhalb der det. Vorhersagen doch
zahlreiche weitere Optionen, die in der erweiterten Mittelfrist von einer
Nordlage über eine Grenzwetterlage bis zu einer warmen Südwestströmung reichen.
Die ausgewählten Meteogramme in Deutschland ergeben keinen nennenswerten
Mehrwert und zeigen einen kräftigen Tagesgang, zum Wochenende im Norden/Osten
geringe Niederschlagswahrscheinlichkeiten (Spuren von Niederschlag) und meist
eng gebündelte Rauchfahnen beim Geopotenzial in 500 hPa und bei der Temperatur
in 850 hPa.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Die Mittelfrist über ergeben sich keine nennenswerten Wahrscheinlichkeiten für
markante Wettererscheinungen.
Inwieweit zum Wochenende im Nordosten (besonders in Richtung Rügen) einzelne
markante Böen auftreten können, ist noch sehr unsicher. Auf exponierten
Alpengipfeln werden sicherlich immer wieder markante Böen gemessen, aber ob
diese warnwürdig sind, ist noch fraglich.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-ENS, MOSMIX
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy