SXEU31 DWAV 191800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 19.03.2022 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Aufgrund eines Kaltlufttropfens anfangs im Westen noch leicht wechselhaft, sonst
sonniges und zunehmend mildes Hochdruckwetter. In den Nächten allerdings
vielfach frostig.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC

Aktuell … wandert der auch in vielen Medien wie selbstverständlich zitierte
Kaltlufttropfen (was zwar korrekt, aber auch für jedermann verständlich ist?)
vom Rhein-Main-Gebiet zögernd weiter nach Westen und erreicht zum Morgen hin die
Ardennen. Durch die im Westen vor allem während der Nachtstunden nachlassenden
östlichen Strömung am Rande des umfangreichen Hochs PETER über Dänemark und
Südschweden (nahe 1050 hPa – neue März-Rekordwerte), wird sein Vorankommen
langsam ausgebremst. Der üblicherweise skalige Niederschlagsbereich auf der
Rückseite mit der stärksten WLA ist allerdings von so starker NVA überlagert,
dass letztlich „nur“ ein kreisförmiger Bereich mit unorganisierten Schauern
übrig bleibt, die zum Teil bis in tiefe Lagen mit Graupel und ab etwa 500 Meter,
im Schwarzwald deutlich höher mit Schnee vermischt sein können.

Aufgrund der vergleichsweise geringen Niederschlagsraten von meist unter 1 mm
pro Stunde, dem anfänglich noch stark böigem Wind und dem hohen Ausgangsniveau
der Temperaturen mit Einbruch der Nacht lässt sich – wenn überhaupt – am ehesten
die 600 m Schwelle als mögliche Höhe für
eine Glättewarnung anvisieren – wenn überhaupt.

Etwas Glätte ist bei auflandigem Wind auch an der Ostsee möglich. Dort wird von
der See kommend feuchtere Luft landeinwärts geführt, was eindrucksvoll auch an
umfangreichen Seenebel- respektive Hochnebelfeldern über der südlichen Ostsee,
die bis nach Usedom und Trollenhagen reinragen, anhand der aktuellen
Satellitenaufnahmen dokumentiert wird. Mit Winddrehung von Nordost auf Ost
sollte sich das Nebelfeld im Laufe der Nacht zunehmend auch Richtung Rügen,
später auch Fehmarn, Kiel und Flensburg bewegen. Bei gleichzeitig negativen
Belägen an deren Grenzbereich zum klaren Himmel kann es im erweiterten
Küstenumfeld örtlich für etwas Reifglätte reichen.

Sonst ist Glätte allgemein kein Thema und der Himmel gering bewölkt oder klar.
Frostfrei bleibt es am häufigsten im Nordwesten, entlang der Küsten, in einigen
Ballungszentren und entlang der west- und südwestdeutschen Flussniederungen. In
den übrigen Regionen liegen die Tiefstwerte meist zwischen 0 und -4 Grad. Frost
in Bodennähe gibt es fast überall mit Werten
zwischen 0 und -8 Grad.

Bleibt noch der Wind, der tagesgangbedingt in den Niederungen deutlich nachlässt
und nicht mehr warnwürdig ist. Nur in höheren Lagen bleibt der Wind lebhaft mit
rund 40 Knoten in 925 hPa über der Landesmitte. Entsprechende Sturmwarnungen
sein aktiv. Auf den ostfriesischen Inseln
und auf der freien Nordsee kann es für einzelne Windböen (Bft 7) reichen.

Sonntag … dreht der KLT der Bodenströmung folgend nordwärts ab und erreicht
zum Abend die Doggerbank. Auf seiner Rückseite sorgt WLA weiterhin für dichtere
Wolkenfelder, die in der ersten Tageshälfte vor allem die Gebiete entlang und
westlich des Rheins beeinflussen. In der 850 hPa Theta ist sogar eine kleine
Warmluftschliere sichtbar, die in den östlichen Rand des KLT’s reingezogen wird.
Da eine Front zu analysieren, verbietet sich entsprechend Definition natürlich.
Vereinzelte Regenfälle, in den Kammlagen der Eifel auch Schnee werden sich aber
bevorzugt an dieser Schliere orientieren (grob entlang des Rheins), allerdings
mit Mengen unterhalb von 5 mm in 12 Stunden.

Im Rest des Landes sorgt der Hochdruckeinfluss und die rückseitig trockene
Festlandsluft (am Nachmittag Taupunkte an der Grenze zu Tschechien teils
zweistellig negativ) für viel Sonnenschein, oft bei strahlend blauem Himmel.
Letzte Seenebelfelder bei Glücksburg sollten sich im Laufe des Vormittags
ebenfalls verflüchtigen (Windzunahme, Tagesgang über den zwischengelagerten
Landmassen und leichte Drehung auf 100 bis 110 Grad).

Die Temperatur bewegt sich dabei schon wieder auf deutlich höherem Niveau, da
die stärkste Höhenkaltluft aus Deutschland abgewandert ist. Die Nachmittagswerte
liegen bei T850 um 0 Grad entsprechend meist zwischen 11 und 15 Grad, im
Südwesten bis 17 Grad. Etwas kühler ist es nur in den westlichen Mittelgebirgen
und an der See.

Der Wind spielt auch weiterhin eine Rolle, wobei die stärksten Böen an der
Ostflanke des KLT zu erwarten sind. So erstreckt sich einem breiten Streifen vom
Erzgebirge bis zur Nordsee mit erhöhten Wahrscheinlichkeiten für Böen Bft 7, was
auch weiterhin mit 30 bis 40 Knoten in 925 hPa korreliert. Die volle
Durchmischung endet aufgrund einer kleinen Absinkinversion nach Abzug des KLT
aber wohl bei bereits 950 bis 940 hPa. Vor allem von Ostfriesland bis zum Harz
rechnet nahezu jeder Lauf des ICON-D2 EPS mit Windböen bis 60 km/h. Auf den
ostfriesischen Inseln und auf Helgoland sind zudem einzelne stürmische Böen zu
erwarten (ICON-D2 EPS 20-50%, über der freien Nordsee rasch zunehmend auf über
60%). Auch im Bergland gibt es weiterhin allgemein starke bis stürmische Böen,
exponiert Sturmböen.

In der Nacht zum Montag verlagert sich der KLT nur wenig weiter nach Norden,
sodass der äußerste Westen und Nordwesten des Landes weiterhin in seinem
Einflussbereich verbleiben. Dort gibt es entsprechend oft dichte Wolkenfelder
und stellenweise auch geringfügige Regenfälle. Entsprechend ist es in diesen
Regionen häufig frostfrei.

Sonst wird es abseits der Ballungszentren und südwestdeutschen
Flussniederungen meist frostig mit Werten zwischen 0 und -5 Grad, in Ostbayern
auch darunter. Zudem gibt es verbreitet leichte bis mäßige Fröste in Bodennähe,
in Teilen Bayerns und Sachsen exponiert bis nahe -10 Grad.

Der Wind lässt allgemein nach. An der Nordsee und im höheren Bergland kommt es
nur zu Beginn noch zu warnwürdigen Böen.

Montag … wandert der KLT langsam weiter in Richtung nördliche Nordsee. Mit der
Verlagerung sinkt im Tagesverlauf auch langsam der Einfluss auf Deutschland. Vor
allem vom Niederrhein bis ins Emsland und zu den ost- und nordfriesischen Inseln
ist es aber noch längere Zeit wolkig. Am Vormittag kann es vor allem im
Nordseeumfeld noch etwas Regen geben, zum Nachmittag ist es dann auch dort
trocken.

Im großen Rest des Landes gibt es unter Hochdruckeinfluss Sonne von früh bis
spät bei ziemlich trockener Luft und niedrigen Taupunkten. Abgeschnitten von der
lebenserhaltenen Warmluftzufuhr in der Höhe schwächt sich das Monumentalhoch
PETER allerdings langsam ab, liegt aber dennoch mit über 1040 hPa
schwerpunktmäßig über dem Baltikum. Dadurch ist der Gradient inzwischen derart
aufgeweicht über Deutschland, dass der südöstliche Wind oft nur noch schwach,
nach Norden auch mäßig.

Im Westen und Südwesten steigen die Maxima auf Werte um 18 Grad, im Ruhrgebiet
und im Raum Koblenz lokal bis nahe 20 Grad. Aber auch sonst wird es mit 13 bis
17 Grad dank der Märzsonne verbreitet mild.

In der Nacht auf Dienstag zieht der KLT nach Südnorwegen und verliert endgültig
den Einfluss auf unser Wettergeschehen. Somit ist es vielfach sternenklar und
windschwach. Die Minima orientieren sich damit an den Taupunkten. Diese liegen
im Westen und Nordwesten vielfach im positiven Bereich, entsprechend liegen die
Tiefstwerte dort zwischen 6 und 1 Grad. Die Luftmasse ist also feuchter und die
Temperatur bleibt häufig im positiven Bereich zwischen 6 und 1 Grad. Vereinzelt
kann sich in Richtung Emsland flacher Nebel bilden.

Oft leicht positiv bleibt die Temperatur auch in Ballungszentren. Sonst ergibt
sich durch die niedrigen, teils auch zweistellig negativen Taupunkte im
äußersten Osten und Südosten, ein ordentlicher Tagesgang und Tiefstwerte
zwischen 0 und -5 Grad. In ungünstigen Lagen kann es auch mäßigen Frost geben.
Im Osten und Süden gibt es zudem häufig mäßige Fröste in Bodennähe bis -10 Grad.

Dienstag … liegt das umfangreiche Hoch sowohl in der Höhe als auch
achsensenkrecht am Boden in etwa im Raum Danzig und hat einen breiten Keil zu
den Britischen Inseln gerichtet. Atlantische Tiefausläufer haben somit keinerlei
Chance Boden nach Osten zu gut zu machen. Dadurch ändert sich am störungsfreien
Wetter nichts. Einzig im äußersten Nordwesten ist die Luft etwas feuchter
(spezifische Feuchte 5 g/kg, PPW 10-15 mm), was in einzelnen wenigen Quellwolken
münden könnte.

Durch das stete Absinken erwärmt sich die Luft in 850 hPa zögernd, so dass im
Tagesverlauf immerhin die +5 Isotherme im Osten des Landes auftaucht. So wird es
mit maximal 15 bis 20 Grad noch einen kleinen Tick milder (Thema: Zwiebellook
wieder angesagt). Unterstützung durch den Wind fällt dabei weitgehend aus, der
ist meist nur schwach aus östlichen Richtungen unterwegs.

Modellvergleich und -einschätzung

Keine signifikanten Modellunterschiede in den Basisfeldern sichtbar. ICON-D2 hat
sowohl die Geschehnisse rund um den KLT als auch den See(hoch-)nebel an der
Ostsee (zumindest in den jüngsten Läufen) einigermaßen gut erfasst. Letzterer
fehlt beim IFS beispielsweise komplett.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Robert Hausen