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SXEU31 DWAV 151800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 15.03.2022 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Auf exponierten Gipfeln der süddeutschen Mittelgebirge und der Alpen bis in die
Nacht zum Mittwoch hinein und erneut auf Schwarzwaldgipfeln am Freitag einzelne
Sturmböen. Ansonsten sehr wahrscheinlich keine markanten Wettergefahren.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
Aktuell … liegt Deutschland unter der Westflanke eines Höhenrückens, der vom
zentralen Mittelmeer über Polen hinweg bis zum Weißen Meer reicht. Dieser Keil
wird durch Langwellentröge über Osteuropa und dem nahen Ostatlantik flankiert.
Aus letzterem ist ein kurzwelliger Anteil herausgelaufen, der Deutschland
überquert. Dieser hat die lang gestreckte Warmfront eines vor Marokko liegenden
Tiefs aktiviert. In deren Bereich haben Niederschläge den Westen und die
mittleren Teile Deutschlands erfasst und weiten sich in der Nacht zum Mittwoch
auch auf den Osten und Südosten aus. Wenngleich diese Niederschläge nicht
warnrelevant sind, so kommen doch 5 bis 10, in Staulagen um 15 mm innerhalb von
12 Stunden zusammen. Zudem macht sich, bedingt durch die west-südwestliche
Strömung an der Südflanke dieses Troges, leicht föhniger Einfluss bemerkbar. Auf
exponierten Schwarzwald- und Alpengipfeln sowie später auch in einigen
Gipfellagen des Bayerischen Waldes können daher einzelne Sturmböen nicht ganz
ausgeschlossen werden.
Trogvorderseitig liegt die Warmfront annähernd strömungsparallel, wodurch sich
eine flache Welle bilden konnte. Allerdings wird diese Front alsbald von dem
sich rasch ostwärts verlagernden Trog überlaufen, so dass mit der Verlagerung
der Niederschläge nach Osten und Südosten in der zweiten Nachthälfte deren
Nachlassen einsetzt. Abgesehen vom östlichen Alpenrand kommen nur noch wenige
Millimeter zusammen.
Nachfolgend setzt sich wieder antizyklonaler Einfluss durch, so dass es
gebietsweise aufklaren dürfte. Im Bereich eines Zwischenhochs stellen sich
geringe Luftdruckgegensätze ein, so dass sich vor allem dort, wo es zuvor
geregnet hat, Nebel bildet. Bei längerem Aufklaren ist zudem mit leichtem Frost
oder zumindest mit Bodenfrost zu rechnen. Glättegefahr bleibt dabei auf höhere
Mittelgebirgslagen beschränkt.
Mittwoch … weitet sich über Deutschland hinweg ein Keil nach Norden aus, so
dass sich mit dem zum Weißen Meer reichenden Keil eine Struktur ergibt. An
dessen Westflanke läuft erneut ein Kurzwellentrog nach Nordosten ab. Dieser
lässt über Frankreich eine flache Tiefdruckrinne entstehen. Zwischen dieser
Rinne und einem kräftigem Bodenhoch über Westrussland, das sich mit einem Keil
bis in den Nordosten Deutschlands erstreckt, wird mit einer östlichen bis
südöstlichen Strömung wieder trockenere Luft advehiert. Dabei ist der Wind sehr
wahrscheinlich nicht warnrelevant.
Letzte Niederschläge sind bis gegen Mittag noch am östlichen Alpenrand zu
erwarten. Danach sorgt Absinken im Randbereich des weiter östlich liegenden
Bodenhochs, das durch den über Deutschland liegenden Keil gestützt wird,
vermehrt für Auflockerungen. Allerdings dürfte die Sonneneinstrahlung zum Teil
durch den Eintrag von Saharastaub gedämpft werden. Die MOS-Vorhersagen der
Temperaturen, die an Ober- und Hochrhein sowie an der Saar bis über 20 Grad
zeigen, sind daher zu optimistisch. Vielmehr sind Temperaturmaxima zwischen 12
und 18, in Küstennähe sowie im Bergland um 9 Grad zu erwarten.
In der Nacht zum Donnerstag verlagert sich der Kurzwellentrog in die westlich
Nordsee, was die an dessen Vorderseite liegende flache Tiefdruckrinne in den
Nordwesten und Westen Deutschlands vorrücken lässt. Dies lässt auf den gesamten
Nordwesten und Westen mehrschichtige Bewölkung und in der zweiten Nachthälfte
bis zu einer Linie Nordfriesland-Westeifel etwas Regen übergreifen, wobei kaum
mehr als 5 mm Niederschlag zu erwarten sind. In diesen Gebieten bleibt es
durchweg frostfrei.
Ansonsten hält sich der Einfluss des Bodenhochs, wodurch es im Osten und
Südosten aufklaren dürfte. Aufgrund des noch vorhandenen Gradienten ist die
Nebelneigung gering; warnrelevante Böen sind jedoch auf die offene See
beschränkt. Gebietsweise ist leichter Frost in Bodennähe zu erwarten, in
ungünstigen Lagen kann auch leichter Luftfrost nicht ausgeschlossen werden.
Donnerstag … wird der Kurzwellentrog unter Auffüllung nordostwärts gesteuert,
so dass hiervon kaum noch Hebung zu erwarten ist. Demzufolge schwächt sich die
vorgelagerte Tiefdruckrinne während ihrer Verlagerung in den Nordosten
Deutschlands ab. Nachfolgend kräftigt sich ein Bodenhoch, das sich vom
Ärmelkanal bis in den Nordwesten Deutschlands ausweitet und durch einen breiten
Höhenrücken über dem nahen Ostatlantik gestützt wird.
Das in die Tiefdruckrinne eingelagerte Frontensystem, das bis dahin längst
Anacharakter angenommen hat, bringt von Nordwesten und Westen auf den gesamten
Norden und Teile der Mitte übergreifend noch ein paar (in Staulagen sowie zur
dänischen Grenze hin auch um 5) Millimeter Niederschlag zustande. Südlich der
Mittelgebirgsschwelle zeichnen sich kaum noch nennenswerte Niederschläge ab.
Rückseitig lockert die Bewölkung bereits wieder auf. Aber auch präfrontal, d.h.
im Osten und Südosten, sind bedingt durch die Nähe zu dem über Osteuropa
liegenden kräftigen Bodenhoch längere sonnige Abschnitte zu erwarten. Wie
bereits am Vortag sollten aufgrund des Eintrags von Saharastaub die MOS-Vorgaben
zzgl. Der Temperaturen reduziert werden. Dabei wird es mit 8 bis 13 und im Osten
sowie im Südosten bis 15 Grad nicht mehr ganz so mild wie heute.
In der Nacht zum Freitag kräftigt sich der über dem nahen Ostatlantik und den
Britischen Inseln liegende breite Höhenrücken. Kräftige Warmluftadvektion, die
vom nahen Ostatlantik bis nach Island und in die Nordsee ausgreift, lässt das
Geopotential an der Nordflanke des Rückens steigen. Dies hat auch Auswirkungen
auf das Hoch über der südlichen Nordsee und Südengland, in dessen Bereich bis
nach Nordwestdeutschland hinein Druckanstieg bis über 1040 hPa erfolgt. Die dann
sich etwa bis zur Oder vorarbeitende Tiefdruckrinne verschwindet weitgehend.
Geringe Niederschläge von wenigen, in Staulagen vielleicht bis 5 mm, treten dann
noch in einem Band von Vorpommern bis zu den Mittelgebirgen westlich des Rheins
(EZMW bis zum Schwarzwald) auf, sind dann aber in der zweiten Nachthälfte in
Abschwächung begriffen.
Absinken im Bereich des sich von der Nordsee ausweitenden Bodenhochs lässt die
Bewölkung im Norden und Westen und später auch in den mittleren Gebieten
auflockern. Aufgrund der geringen Luftdruckgegensätze kann sich jedoch in diesen
Gebieten Nebel bilden. Zudem ist verbreitet leichter Frost zu erwarten. Im Osten
und Süden bleibt es dagegen unter mehrschichtiger Bewölkung meist frostfrei.
Freitag … weitet sich der Kurzwellentrog von Vortag, der mittlerweile
Südschweden erreicht hat, südwärts aus. Hierdurch wird der nach Nordwestrussland
reichende Keil von der Warmluftzufuhr abgeschnitten und beginnt sich zusehends
abzuschwächen. Das nunmehr über den Britischen Inseln liegende blockierende Hoch
übernimmt die steuernde Funktion. Weiterer Druckanstieg an dessen Vorderseite
ergibt ein kräftiges Bodenhoch, das einen Druck vom mehr als 1045 hPa aufweist.
An dessen Südostflanke wird mit einer nördlichen bis nordöstlichen bodennahen
Strömung wieder kältere Luft advehiert. Im Süden und Südwesten legt der Gradient
etwas zu, für warnrelevante Böen sollte es jedoch nur in den hierfür anfälligen
Hochlagen der Mittelgebirge westlich des Rheins und des Schwarzwaldes reichen,
wobei auf höheren Schwarzwaldgipfeln Böen bis Sturmstärke nicht auszuschließen
sind.
Im Osten und Südosten hält sich noch Restbewölkung. Geringe Niederschläge, die
kaum noch 1 mm erreichen, zeichnen sich bis gegen Mittag noch an den Alpen und
über den östlichen Mittelgebirgen ab. Ansonsten bleibt es niederschlagsfrei.
Im Norden, Westen und größtenteils auch über der Mitte lässt großräumiges
Absinken am Rande des o.g. Bodenhochs keine nennenswerte Wolkenbildung zu. Die
Tageshöchsttemperaturen erreichen 8 bis 14, in tieferen Lagen West- und
Südwestdeutschlands bis 16 Grad.
Modellvergleich und -einschätzung
Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede ableiten.
Lediglich die nach Süden gerichtete Ausweitung des Troges am Freitag über
Südschweden und Polen hinweg wird von ICON am deutlichsten simuliert. Es ist
außerdem erkennbar, dass das Bodenhoch, das nach ICON mit Schwerpunkt über der
mittleren Nordsee liegt, von GFS etwas weiter östlich und von EZMW ein wenig
kräftiger simuliert wird. Auf die Finalprognose hat dies jedoch keinen Einfluss.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann