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SXEU31 DWAV 101800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 10.03.2022 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Heute Nacht und morgen auffrischender Südostwind, in Hochlagen und im Erzgebirge
stürmisch. Ansonsten Fortdauer der ruhigen Wetterlage mit zunehmender Bewölkung
im Westen und weiterhin teils mäßigem Nachtfrost im Osten.
Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
Aktuell … prägt eine Omegalage das Wettergeschehen in Europa, wobei sich ein
Höhenkeil, der sich von Tunesien über Mitteleuropa bis nach Skandinavien
erstreckt, im Norden in zwei Äste spaltet, einer Richtung Grönland, ein weiterer
Richtung Westrussland. Kaltluft vom Boden bis in die untere Stratosphäre prägt
ein abtropfendes Höhentief, dessen Schwerpunkt am Abend über der Ostukraine zu
finden ist. Ein weiterer Langwellentrog erstreckt sich von der Labradorsee bis
westlich der Biskaya. Dieses langwellige Zirkulationsmuster mit großer
Wellenamplitude (Omegalage) ist für seine Stabilität bekannt, so dass beim
Wettergeschehen in den nächsten Tagen keine bahnbrechenden Änderungen zu
erwarten sind.
Bodennah ist das kräftige und umfangreiche Hoch namens Noe mit Schwerpunkt über
dem Baltikum zu finden, während eine Zyklonenfamilie namens Claudia den Atlantik
bevölkert, wobei das Zentraltief westlich von Island zu finden ist. Claudias
Frontensysteme sind derzeit noch auf dem Atlantik zu finden, etwas näher ist uns
heute schon die wellende Front eines namenlosen Tiefs über der Barentssee
gerückt, aber auch dieses hat es selbst im Westen Deutschlands kaum geschafft,
ein paar Cirren an den Himmel zu zaubern. Somit war es heute über unserem Land
meist wolkenlos in einer sehr trockenen Luftmasse, in der die Taupunkte am
frühen Nachmittag vielfach (teils weit) unter 0°C lagen, und das bei allgemein
zweistelligen Höchstwerten, im Westen teils um 16°C. Etwas feuchter war die Luft
im Norden und etwas kälter im Osten und Nordosten. Dort gab es in der ersten
Tageshälfte auch noch (Hoch-)Nebelfelder. Dieser Temperaturgradient spiegelt
sich in 850 hPa nicht ganz wider, wo über dem Osten immerhin knapp unter 0°C
erreicht werden, über dem Westen 2 bis 4°C. Damit ist die deutlich kältere
Grenzschicht im Osten auf die Zufuhr bodennah kälterer Luft aus Südosten
zurückzuführen, was auch schön an der markanten Inversion bei etwa 900 hPa heute
Mittag über Lindenberg zu sehen ist.
Die beschriebenen Druckgebilde sorgen für einen mäßig starken Gradienten über
Deutschland, der für mäßigen östlichen bis südöstlichen Wind sorgt, bis dato
aber für keine warnwürdigen Böen.
Dies ändert sich in der Nacht zum Freitag: Da die Südspitze des atlantischen
Troges ostwärts schwenkt und sich durch PVA induziert ein Teiltief westlich von
Irland bildet, fällt der Druck über Frankreich deutlich. Gleichzeitig verlagert
sich der Hochschwerpunkt (ohne Abschwächung) etwas südwestwärts ins
polnisch-litauische Grenzgebiet. Dies lässt den Gradienten vor allem über dem
Osten und Norden Deutschlands zunehmen und den Wind spürbar auffrischen, was in
den Nachtstunden erst einmal vor allem in den Bergen spürbar wird. Insbesondere
das Erzgebirge stellt sich der Strömung in die Quere, so dass es in dessen
Kammlagen bis zum Morgen schon zu stürmischen Böen kommt, ebenso stürmisch wird
es auf dem Brocken und im übrigen östlichen Bergland, aber auch nach Westen hin
zieht der Wind auf den Kämmen der Mittelgebirge etwas an. Auch an den Küsten
kann es am Morgen erste steife Böen geben, allerdings sind bei südöstlichem Wind
nur wenige deutsche Küstenabschnitte dafür exponiert. Das oben schon erwähnte,
zum Barentsseetief gehörige Frontensystem kommt über Frankreich unter
Abschwächung ostwärts voran, macht sich aber über deutschen Terrain nur mit ein
paar hohen Wolkenfeldern über dem Westen bemerkbar. Die niedrigen Taupunkte
sorgen natürlich trotz etwas Windes dafür, dass die Temperaturen wieder in den
jahreszeitgemäßen Keller rauschen, so dass es insbesondere in der Südosthälfte
auch wieder mäßigen Frost gibt, ansonsten zumindest leichten Frost. Davon
ausgenommen ist nur der äußerste Westen, wo das höhere Temperaturausgangsniveau
zusammen mit Leeeffekten für eine etwas mildere Nacht sorgt.
Am Freitag … ändert sich an der Konstellation erwartungsgemäß nur wenig. Bis
zum Abend zeichnet dann das Zirkulationsmuster in 500 oder 300 hPa den
griechischen Buchstaben geradezu lehrbuchmäßig nach. Der Schwerpunkt des
Höhenhochs ist dann im Bereich Mittelschwedens zu finden, die Achse des
Geopotentialmaximums erstreckt sich leicht gebogen von Algerien über
Skandinavien in die Ostgrönlandsee. Das abgetropfte Höhentief im Osten liegt
über dem westlichen Schwarzen Meer und der westliche Langwellentrog ist im Süden
bis zur Biskaya vorangekommen. Das zugehörige Bodentief Claudia entwickelt an
seiner Okklusion an der Vorderseite des vorstoßenden Trogs durch PVA ein
Teiltief, das sich bei Irland entwickelt und nordwärts zieht. Damit kommt die
Okklusion über Frankreich recht flott ostwärts voran und deren hohe Wolkenfelder
ziehen zum Abend von Westen und Südwesten her auf. Zuvor sind ebenso schon ein
paar hohe und mittelhohe Wolkenfelder im Südwesten Deutschlands unterwegs, die
zu dem vorlaufenden Frontensystem gehören, das sich aber noch vor es unser Land
erreicht vollkommen auflöst. Abgesehen davon dürfte sich der Freitag weitgehend
wolkenlos präsentieren, da sich auch über dem Osten keine Nebel- und
Hochnebelfelder mehr bilden sollen.
Der Druckgradient ändert sich im Tagesverlauf nur unwesentlich, weil der
Druckfall von Westen mit einer leichten Abschwächung des Hochs im Osten
zusammenfällt. Allerdings sorgt der Tagesgang zu im Vergleich zum Vortag und zur
Nacht auflebenden Wind, zudem legt der Gradient oberhalb der Grenzschicht (850
hPa) noch etwas zu. Dementsprechend muss tagsüber in Teilen Norddeutschlands
sowie im Lee der Mittelgebirge (das südwestliche Bergland mit weniger Gradient
ist ausgenommen) mit steifen Böen gerechnet werden. Stürmische Böen gibt es auf
der offenen Nordsee und in einzelnen höheren Berglagen. Das Erzgebirge, das
weiter voll in der Strömung steht, sowie der noch etwas exponiertere Brocken
dürften auch Sturmböen abbekommen. Hier zeigt sich ein breites Spektrum zwischen
den Modellen. Während MOSMIX nur am Sturm kratzt und auch Arome und IFS bei
ähnlicher Stärke liegen, steigern sich ICON und ICON-D2 (auch EPS) geradezu
hemmungslos in den 11er und 12er Bereich, was auch der Wind, der in 850 hPa
gerademal Sturmstärke erreicht, nicht hergibt. Als einziges Argument für Böen
jenseits der 9 könnte die in Kammhöhe liegende Inversion liegen, unterhalb derer
es zu entsprechenden Windverstärkungen kommen könnte. Dass es aber über eine Bft
10 (also schwere Sturmböen) hinausgeht, erscheint unwahrscheinlich.
Während in 850 hPa das Temperaturniveau noch etwas zulegt, sorgt der
auffrischende Wind, dass bodennah eher etwas kältere Luft zu uns gelangt, so
dass zum einem auch im Westen wieder eine schwache Inversion zu finden ist und
zum anderen die Höchstwerte nicht mehr ganz die Werte von heute erreichen. Im
Westen sollen es aber wieder 15°C. werden, im Nordosten aber wieder etwas
flächendeckender unter 10°C.
In der Nacht zum Samstag zieht das Teiltief, das sich tagsüber bei Irland
gebildet hat, weiter nordwärts Richtung Island. Die zugehörige Okklusion gerät
aber auf ihrem Weg nach Osten immer stärker in eine südliche Strömung, so dass
die frontsenkrechte Komponente schwächer wird und sie immer langsamer
vorankommt. Somit ziehen zwar in der gesamten Südwesthälfte hohe und mittelhohe
Wolkenfelder auf, die eigentliche Front mit etwas Regen wird uns aber noch nicht
erreichen. Die geringfügigen Regensummen, die bei verschiedenen Modellen ganz im
Westen gezeigt werden, erscheinen unrealistisch, weil in der extrem trockenen
Luftmasse wohl kein Tropfen am Boden ankommt. Eventuell ist aber sogenannter
„Oberschlag“ möglich.
Der Druckgradient nimmt in der Nacht zunächst erst wenig ab, der Schwerpunkt des
Bodenhochs verlagert sich aber südwärts in die Westukraine. Während der Wind im
Flachland tagesgangsbedingt etwas einschläft (und damit keine Warnungen mehr
nötig sind), ändert sich im oberen Bergland im Vergleich zu tagsüber erstmal
nicht viel.
Die Temperaturen sacken in der Osthälfte und dort vor allem im östlichen
Bergland und im Südosten in der weiterhin sehr trockenen Luft wieder in den
Keller, dort ist wieder vielfach mäßiger Frost zu erwarten. Ansonsten dominiert
der leichte Frost die Verteilung der Tiefstwerte der Nacht zum Samstag. Ganz im
Westen, vom Oberrhein bis nach Ostfriesland wird die Nacht abermals milder als
die Vornächte, da dort die aufziehenden Wolken die Ausstrahlung behindern. Somit
weitet sich die frostfreie Zone aus und am Niederrhein sind schon Tiefstwerte
über 5°C zu erwarten.
Am Samstag … bleibt das Omega weiterhin in Position. Während entlang des
atlantischen Langwellentroges ein Kurzwellentrog von den Britischen Inseln
nordwärts zieht, regeneriert sich der Trog von Westen her. Dort sorgt PVA für
die Entwicklung eines kleinen, aber starken Tiefs, das Richtung Irland ziehen
soll. Bei uns kommt hingegen die Progression von Claudias Okklusion in der
weiterhin südlichen Strömung vollkommen zum Erliegen. Damit wird die Front knapp
westlich unsere Landes immer schwächer, etwas Regen fällt allenfalls westlich
unseres Landes und bei uns lockern die hohen und mittelhohen Wolken über der
Südwesthälfte im Tagesverlauf schon wieder etwas auf. Trotzdem muss man sich
ganz im Westen auf einen ungewohnt bewölkten und sonnenscheinarmen Tag
einstellen, während östlich der Mitte die Luftmasse weiterhin extrem trocken ist
und kein Wölkchen den Wochenendhimmel trübt.
Das Bodenhoch östlich unseres Landes schwächt sich weiter ab und der Gradient
fächert auf. Damit weht der Wind bei uns am Samstag meist nur noch mäßig aus
Südost, im Südwesten auch schwach. Lediglich im Erzgebirge kann es in den
Kammlagen vor allem in der ersten Tageshälfte noch stürmische Böen geben, in
einzelnen Tälern Ostsachsens noch steife Böen.
Das Temperaturniveau steigt in 850 hPa eher noch etwas an, was mit Abnahme der
Zufuhr bodennah kalter Luft vor allem nach Osten hin die Tageswerte im Vergleich
zu den Vortagen etwas ansteigen lässt, so dass die 10°C-Marke bis zur Oder
vordringt. Im Westen werden meist 13 bis 15°C erreicht, dort sorgen die
Leeeffekte trotz viel Bewölkung für weiterhin hohes Tagestemperaturniveau.
In der Nacht zum Sonntag zieht das oben erwähnte kleine Tief über Irland hinweg
nordwärts. Damit dreht die Strömung westlich Deutschlands wieder auf Südwest, so
dass die sich auflösende Okklusion über Frankreich wieder etwas ostwärts
vorankommt und Deutschland streift. Diese wird durch etwas PVA an der
Trogvorderseite auch wieder etwas aktiviert. Damit nimmt die Bewölkung über dem
Südwesten und Westen unseres Landes wieder etwas zu, dass aber ganz im Westen
auch ein paar Regentropfen fallen ist eher nicht zu erwarten. Im Osten bleibt es
weiterhin klar.
Da sich an der Konstellation im Vergleich zur Vornacht kaum etwas ändert, sollte
auch das Temperaturniveau wieder ganz ähnlich ausfallen.
Am Sonntag … schwenkt entlang des Langwellentroges auf dem Atlantik erneut
eine kürzere Welle nordwärts. Das Bodentief verändert seine Position nördlich
Irlands kaum noch. Ein neuer Kaltluftvorstoß im Atlantik regeneriert den Trog
abermals von Westen her. Zudem läuft noch ein kurzwelliger Anteil von Spanien in
Richtung Frankreich und sorgt vor allem am Abend wieder für etwas Hebung an der
Front westlich unseres Landes. Diese bewegt sich weiterhin kaum vom Fleck,
schwächt sich tagsüber etwas ab mit größeren Chancen auf Auflockerungen und wird
dann, wie schon geschrieben, am Abend wieder aktiviert. Nach wie vor wolkenfrei
und geradezu wüstenhaft trocken bleibt es über dem Osten Deutschlands.
Auch ansonsten ändert sich nicht viel. Tagsüber frischt der Wind in sich kaum
änderndem Druckgradienten abgesehen vom Südwesten wieder mäßig auf, im Südwesten
ist er schwach. Möglicherweise reicht es im Erzgebirge noch einmal für
warnwürdige Böen, aber da ist die Modellwelt doch ziemlich uneinig. Mit noch
leichter niedertroposphärischer Erwärmung auf flächendeckend 1 bis 4°C steigen
die Tageswerte im Osten im Vergleich zum Vortag noch etwas an, im Westen gibt es
wenig Änderung, so dass allgemein meist 11 bis 15 Grad erreicht werden.
Modellvergleich und -einschätzung
Die vorliegenden Modelle zeigen in der Kurzfrist keine signifikanten
Unterschiede. Auf die Unterschiede beim Wind wurde oben schon eingegangen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann