S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 09.03.2022 um 10.30 UTC

Überwiegend ruhiges und freundliches Hochdruckwetter mit Schönheitsfehler im
Westen.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 16.03.2022

Der Omegawetterlage geht es so langsam an den Kragen! Während für Samstag noch
mehrheitlich die Wetterlage Süd antizyklonal zu verzeichnen ist, mischen sich in
den Folgetagen mit zunehmender Tendenz die Luftdruckmuster Südost antizyklonal,
Hoch Fennoskandien oder West antizyklonal in die Wetterküche. Übereinstimmend
bleibt aber der Begriff antizyklonal, wobei auch dieser je nach betrachtetem
Modell oder Modelllauf zumindest regional mehr oder weniger starke Kratzer
bekommt. Aber nun zunächst der Reihe nach.

Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Samstag erstreckt sich ein breiter
Rücken vom zentralen Mittelmeerraum bis nach Skandinavien und Nordwestrussland
mit einem Drehzentrum über der mittleren Ostsee und stützt bodennah ein Hoch vom
Ostseeraum bis in die Balkanregion. Dabei liegt Deutschland auf der Westflanke
des Hochs in einer südöstlichen Grundströmung. Das Grundmuster bleibt
grundsätzlich auch bis Dienstag bestehen, sodass weite Teile des Landes von
antizyklonalen Strömungsbedingungen und Absinken geprägt bleiben. Allerdings
könnte zumindest im Westen und Nordwesten zeitweise ein Gegenspieler zum
hochreichenden Hoch auf das Spielfeld treten, indem der westeuropäische
Langwellentrog am Sonntag etwas näherkommt und den Rücken vorübergehend
abdrängt. Zum Montag kann sich der Rücken aber nochmals regenerieren, bevor er
ab Dienstag an seiner Nordwest- und Nordflanke zunehmend abgehobelt wird.

Am Samstag ist der Langwellentrog, der vom Nordatlantik bis in den westlichen
Mittelmeerraum reicht und bodennah mit einem Tief südwestlich von Irland
korreliert, allenfalls westlich des Rheins schon zu spüren. Denn dort machen
sich die Wolkenfelder eines okkludierten Frontenzuges bemerkbar, der sich von
der Nordsee über die Beneluxstaaten bis in den nördlichen Mittelmeerraum zieht.
Da den frontogenetischen Hebungsprozessen antizyklonale Bedingungen in der Höhe
entgegenstehen und es auch mit der Feuchte noch nicht allzu weit her ist, ist
die Okklusion nur mit geringen Niederschlägen verbunden, die nach IFS auch
westlich des Bundesgebietes verbleiben.

Erst am Sonntag, wenn ein markanter Kurzwellentrog von Westen näherkommt, der
bodennah mit einem Tief bei den Britischen Inseln in Verbindung steht, könnten
auch hierzulande zumindest im Westen und Südwesten geringe Niederschläge
auftreten. Mit dem Kurzwellentrog herrschen schließlich in der Westhälfte
Deutschlands vorübergehend hochreichend zyklonale Strömungsbedingungen vor. PVA
des Troges verbindet sich zudem mit den Hebungsprozessen eines neuerlichen,
teils okkludierter Frontenzuges, der ostwärts strebt und auch den Westen des
Landes erreicht, bevor er mit der Höhenströmung nach Norden driftet. Mit dem
Trog kann auch die bodennahe Strömung an Fahrt aufnehmen und von Südost auf Süd
drehen. Vor allem westliche des Rheins sowie im Bergland kann der mäßige Wind
auch stark böig ausfallen. Vorderseitig des Frontenzuges mit Kaltfrontcharakter
fließt aus südlichen Gefilden deutschlandweit milde Luft ein, sodass die
Temperaturen in 850 hPa am Samstag und Sonntag bei 0 bis +5 Grad liegen.
Rückseitig der Front können diese im Westen und Nordwesten vorübergehend auf
Werte zwischen 0 und -3 Grad zurückgehen.

Am Montag kann sich der Rücken, der vom zentralen Mittelmeerraum nordwärts
reicht, wie erwähnt nochmals stärken. Diese Regenerierung hat der Rücken einem
Abtropfprozess des Langwellentroges über der Iberischen Halbinsel und westlich
davon zu verdanken. Das Höhentief vor der Küste Portugal schaufelt vorderseitig
Warmluft nach Norden, die wiederum den Rücken stützt. Da zudem der
Kurzwellentrog nordwärts nach Skandinavien abzieht, herrschen deutschlandweit
zunehmend wieder hochreichend antizyklonale Strukturen vor. Allenfalls in
Schleswig-Holstein sowie im Westen sind noch Reste hoher und mittelhoher
Wolkenfelder zu finden, ansonsten strahlt wohl erneut ungehindert die Sonne. Auf
dem Trog basierende geringe Niederschläge ziehen ebenfalls nach Dänemark ab.

Am Dienstag wirbelt das nun abgetropfte Cut-Off-Tief über Marokko und stützt auf
der Vorderseite weiter den Rücken. Durch das Abtropfen bekommen die atlantischen
Tröge nun aber wieder mehr Schwung gen Osten, sodass der Rücken nach Leseart des
IFS auf seiner Nordflanke zunehmend abgehobelt wird. Hierzulande sind aber
zumindest in der Höhe weiter antizyklonale Strukturen bestimmend. Bodennah kann
sich allerdings ein flaches und wenig wetterwirksames Tief über den Westen der
Republik schieben. Dieses induziert aufgrund fehlender Unterstützung aus der
Höhe keine Niederschläge, kann aber die Zeiten mit eitel Sonnenschein beenden,
indem es hohe, teils auch mittelhohe Wolken durchziehen lässt.

Am Mittwoch scheinen die Stunden des Rückens nach IFS zumindest über
Mitteleuropa endgültig gezählt. Zwar wird er in seinem südlichen Bereich weiter
von dem Cut-Off gestützt, schwächelt dagegen aber zunehmend auf seiner Nordwest-
und Nordflanke. Dort nähert sich ein Kurzwellentrog von England an und greift in
der Nacht zum Donnerstag auf den Nordwesten über. Einhergehend wird der Rücken
nach Südosten geschoben. Bodennah korreliert der Kurzwellentrog mit einem
markanten Bodentrog, in dem ein teils okkludierter Frontenstrang eingebettet
ist. Während die Warmfront aufgrund fehlender Höhenunterstützung und bei noch
recht trockener Luft nahezu wetterinaktiv Deutschland überquert, kommt mit der
Kaltfront doch etwas mehr Schwung in die Atmosphäre. Denn PVA gepaart mit
frontogenetischen Prozessen und das bei nun zunehmend hochreichender
Zyklonalität sorgen für signifikante vertikale Umwälzungen, sodass zumindest im
Nordwesten und Norden geringe Niederschläge zu erwarten wären. Nachhaltig ist
das Ganze aber nicht, denn von Westen drängt rasch ein neues Hoch nach, welches
von einem Rücken über dem Ostatlantik und den Britischen Inseln gestützt wird
und schließlich den vertikalen Austausch wieder dämpft.

Durch die von Montag an bestimmenden östlichen bis südlichen Winde wird auch im
Nordwesten die kühlere Luft rasch wieder ausgeräumt, sodass von Montag bis
einschließlich Mittwoch in 850 hPa Temperaturen zwischen 0 und 8 Grad
vorherrschen. Bodennah ergeben sich daraus teils frühlingshafte Höchstwerte von
10 bis 19 Grad, allenfalls an der See ist es mitunter etwas kühler.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die großskaligen Strukturen des Geopotential- und Luftdruckfeldes werden von den
vergangenen IFS-Läufen vergleichbar abgebildet, sodass grundsätzlich eine gute
Konsistenz besteht. Im Vergleich zu den Vorläufen stärkt die neuste
IFS-Berechnung sogar den Rücken und somit die Omegalage nochmals. Dennoch
schafft es am Sonntag der westeuropäische Trog etwas näher an Deutschland heran
zu rücken, sodass ein Kurzwellentrog Wolken und vereinzelt auch Niederschläge in
den Westen und Nordwesten schiebt. Der genannte Kurzwellentrog wird vom
aktuellen IFS-Lauf dabei rascher und auch etwas markanter als in den Vorläufen
simuliert. Einhergehend kommen potentielle Niederschläge zeitlich früher auf und
fallen beim IFS auch etwas intensiver aus.
Weitere kleinere Abweichungen zwischen den IFS-Läufen sowie auch unter
Betrachtung weiterer Globalmodelle gibt es ab Dienstag. Wie erwähnt stärkt der
aktuelle Lauf den hohen Luftdruck, sodass nach den neusten IFS-Berechnungen erst
am Mittwoch im Nordwesten und Westen wieder Niederschläge auf der Agenda stehen,
die gestrigen Läufe ließen die Regenfälle schon Dienstag bzw. in der Nacht zum
Mittwoch in den Westen ziehen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch weitere Globalmodelle (ICON, GFS, GEM, UKMO) simulieren die Geopotential-
und Luftdruckstruktur bis einschließlich Montag zum IFS vergleichbar. Geringe
Abweichungen in genannter Zeitperiode gibt es nur am Sonntag. Das amerikanische
GFS und das deutsche ICON sehen zwar auch einen Kurzwellentrog, lassen diesen
aber weniger markant und teils weiter westlich mit der Strömung ziehen.
Entsprechend sind die Niederschläge geringer und greifen auch weniger weit nach
Deutschland aus. Vor allem das GFS verlagert den wenig amplifizierten Trog zudem
deutlich rascher nordwärts.

Ab Dienstag nehmen dann die Unterschiede zwischen den Modellen zu, da die
Annäherung des Troges samt Frontensystem am Boden verschieden abgebildet werden.
Das amerikanische GFS blockiert dabei mit dem hochreichenden Hoch das
Vorankommen potentieller Niederschlagsfelder stärker als das IFS, während das
deutsche ICON rasch zyklonaler aufgestellt ist und somit die Niederschläge
früher als beim neuen IFS schon ab der Nacht zum Mittwoch intensiver übergreifen
lässt. Beim GFS bleibt der Rücken mit seinen hochreichend antizyklonalen
Strömungsbedingungen auch am Mittwoch für Deutschland bestimmend, während ICON
am progressivsten die zyklonalen Bedingungen ins Land presst, sodass bei dieser
Lösung die meist geringen Niederschläge auch weiter nach Süden und Osten
ausgreifen.

Beim GEM kann der Kurzwellentrog noch weiter als beim IFS nach Deutschland
vordringen, sodass Niederschläge im Südwesten und Westen bei dieser Lösung
möglich wären. Ab Dienstag zeigt das GEM eine leicht nach Osten verschobene, zum
IFS vergleichbare Struktur.
Beim UKMO sind die gesamten hochreichenden Strukturen im Vergleich zum IFS
östlich verschoben. Der Cut-Off liegt beim UKMO über der Iberischen Halbinsel.
Entsprechend wird auch der Rücken weiter nach Osten simuliert. In die
resultierende südliche Grundströmung können dabei wiederholt kurzwellige Anteile
nordwärts geführt werden, die auch den deutschen Raum beeinflussen. Vor allem im
Südwesten und Westen besteht somit die Möglichkeit für geringe Niederschläge.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen verschiedener Städte, über Deutschland verteilt, zeigen bis
einschließlich Sonntag bei einem recht geringen Spread sowie großer Drängung der
ENS-Member eine sehr hohe Vorhersagegüte sowohl bei der Temperatur in 850 hPa
als auch beim Geopotential in 500 hPa. Auch darüber hinaus wird der ENS-Raum
nicht signifikant aufgespannt, wenngleich die Unsicherheiten langsam, aber
stetig zunehmen. Dabei sind ab Sonntag einzelne Modelllösungen hin zu tieferen
Geopotential und kühleren Temperaturen zu verzeichnen. Während Haupt- und
Kontrolllauf zunächst überwiegend mittig im Bereich der höchsten
Eintrittswahrscheinlichkeit zu finden sind, liegen diese ab Montag zunehmend im
oberen Bereich des ENS.

Die der Einordnung der ENS-Member in feste Muster sind im Zeitraum von +72 bis
+96h insgesamt 5 Lösungen nötig, um die Unsicherheiten im ENS-Raum ausreichend
zu beschreiben. Alle Cluster weisen dabei über den gesamten Zeitraum ein
blockierendes Schema aus. Insgesamt sind die Abweichungen zwischen den Lösungen
auch als gering zu bezeichnen. Sowohl die Lage des Höhenhochs als auch die
Ausdehnung des osteuropäischen Troges inklusive Höhentief über dem Bosporus
werden vergleichbar abgebildet. Geringe Unterschiede sind allenfalls bei der
Intensität des Rückens/Höhenhochs und bei der Ausdehnung des atlantischen Troges
zu verzeichnen. Im Detail wird die Amplifizierung etwas verschieden simuliert
und auch der Kurzwellentrog wir in Phase und Stärke leicht abweichend
dargestellt. Haupt- und Kontrolllauf befinden sich im ersten Cluster, wobei die
ersten drei Cluster mit 12, 13 und 15 Member nahezu gleichverteilt sind.
Im Zeitraum von +120 bis +168h erklären erneut fünf Cluster die Abweichungen der
Geopotential- und Luftdruckmuster. Bis auf wenige Ausnahmen bleiben die Cluster
weiter bei einem blockierenden Schema. Vereinzelte Strukturen einer pos. NAO
beziehen sich auf die Zonalisierung verschiedener Lösungen über dem Atlantik zum
Ende des betrachteten Zeitraums. Ansonsten sind es die Schenkel, also die
flankierenden Tröge des Omegas, welche die zahlreichen Cluster nötig machen. Auf
der Westflanke werden dabei der Abtropfprozess sowie auch die Stärke des
resultierenden Cut-Off verschieden gezeigt. Zudem weisen die Cluster
verschiedene Lösungen bei der Amplifizierung des südosteuropäischen Troges nach
Westen aus. Vor allem bei Cluster 3 und 5 kann das Höhentief signifikant nach
Westen wandern und vorübergehend eine Art High over Low Struktur ausbilden.
Cluster 1 mit insgesamt 19 Member zeigt die Entwicklungen des Hauptlaufes. Das
zweite Cluster stützt mit dem Kontrolllauf eher den Vorgaben des GFS mit einem
stabileren Rücken, der nur zögerlich weichen möchte. Auch Cluster 3 geht in die
gleiche Richtung. Cluster 4 könnte dagegen der ICON-Lösung nahekommen.
In der erweiterten Mittelfrist von +192 bis +240h werden nur noch zwei Cluster
für die Beschreibung der Unsicherheiten im ENS-Raum des IFS gebraucht. Dabei
bleibt meist das blockierende Schema Trumpf. Ansonsten unterscheiden sich die
beiden Lösungen doch signifikant, wobei Cluster 1 mit insgesamt 32 Member und
dem Kontrolllauf mehrheitlich gewählt wird. Dabei würde hochreichend hoher
Luftdruck über Skandinavien und Nordwestrussland tieferem Luftdruck über dem
Mittelmeerraum gegenüberstehen. Zyklonale Strömungsbedingungen würden vor allem
das Wetter im Süden Deutschlands beeinflussen. Bei Cluster 2 mit dem Hauptlauf
würde sich dagegen gestützt von hohem Geopotential ein Hoch direkt über
Mitteleuropa legen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Vom EFI gibt es bezüglich des Modellklimas allenfalls am Freitag und Samstag für
die östlichen Hochlagen Hinweise für überdurchschnittliche
Windgeschwindigkeiten. Dieses Signal wird schließlich auch von der Probabilistik
(ICON-EPS, EZ-EPS, C-LEPS) geringen bis moderaten Wahrscheinlichkeiten (20 bis
55%) gestützt. Neben den Hochlagen gibt es aus Sicht der Probabilistik auch an
exponierten Küstenabschnitten die Möglichkeit für einzelne stürmische Böen (10
bis 40%).

Ansonsten werden keine signifikanten Wettererscheinungen erwartet.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, ICON-EPS, bis Montag auch det. IFS, bei TT insgesamt auch MOSMIX.

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel