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SXEU31 DWAV 081800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 08.03.2022 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Weiterhin Hochdruckeinfluss, weiterhin trocken, weiterhin sonnig, weiterhin
Nachtfrost.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
Aktuell … sind der März und der meteorologische Frühling ziemlich genau eine
Woche alt und die bisherige Bilanz fällt eindeutig aus: überwiegend zu kalt
(bezogen auf die ersten 7 Tage, auf den gesamten Monat sowieso), deutlich zu
trocken und sehr sonnig. Abgesehen von wenigen Ausnahmen hat Deutschland in
diesem Monat noch keinen Niederschlag gesehen und es deutet nicht allzu viel
darauf hin, dass sich das in naher Zukunft ändert. Ganz anders die Vita der
Sonne(nscheindauer), die bisher mächtig auf den Putz gehauen hat. Insbesondere
in der Westhälfte sind nach noch nicht mal einer Woche (der heutige
Dauersonnentag geht erst morgen in die Statistik ein) vielerorts schon über 50%,
lokal sogar um 60% des vieljährigen Solls erfüllt. Da spielt es auch keine große
Rolle, dass sich die Aussagen auf den Referenzzeitraum 1961-90 und nicht auf
1991-2020 beziehen. An den Kernaussagen ändert das kaum etwas. Wer jetzt meint,
genug ist genug, her mit einer Wetteränderung, den muss der Verfasser bereits an
dieser frühen Stelle des folgenden Bulletins enttäuschen. Die Persistenz der
Großwetterlage ist frappierend. Und sollte es doch mal den Anschein haben, dass
sich etwas ändern könnte, wird sofort die Resettaste gedrückt, heißt, die
Wetterlage regeneriert sich rasch wieder. Kurzum, die hochdruckbestimmte
trockene und sonnenscheinreiche Witterung wird uns trotz kleinerer Störversuche
mit hoher Wahrscheinlichkeit bis (mindestens) in die nächste Woche begleiten.
Immerhin wird es tagsüber allmählich milder, während Nachtfrost ein verbreiteter
Begleiter des Geschehens bleibt.
Die Ausgangslage ist geprägt von einer klassischen Omega-Konstellation im
Potenzialfeld. Deutschland befindet sich dabei – was Wunder – unter der stabilen
Mittelsäule des Omegas, einem gar nicht mal so breiten, aber kräftigen Rücken,
der sich von Nordwestafrika über weite Teile Mitteleuropas hinweg bis weit in
den Norden des Europäischen Nordmeers erstreckt. Das Potenzialmaximum liegt über
Jütland respektive den dänischen und schwedischen Gewässern der westlichen
Ostsee. Flankiert wird der Rücken von zwei LW-Trögen über dem nahen Atlantik und
dem nahen Osteuropa. Beide Systeme sind zwar in einem ständigen Flow, sprich,
kurzwellige Anteile kommen und gehen, regenerieren oder verändern das
großräumige Muster. Eines tun bzw. schaffen die kurzen Wellen und Tröge aber
nicht: Die Wellenlänge des gesamten Systems derart zu verändern, dass es
nachhaltig progressiv oder retrograd wird, oder – auch eine Möglichkeit –
gänzlich zusammenbricht.
Vom Potenzial zum Luftdruck, wo – sorry liebe weibliche Leser, das zum
Weltfrauentag – zwei Herren den Hut aufhaben. Gemeint ist das Doppelhoch MARTIN
und NOE, die eine umfangreiche, von Nordwestrussland über weite Teile
Skandinaviens und Mitteleuropas bis in den zentralen und westlichen
Mittelmeerraum reichende Hochdruckzone repräsentieren. Im Verbund mit immer noch
recht kalter, vor allem aber f…trockener Kontinentalluft (Taupunkte heute
Nachmittag im mittleren und südlichen Drittel des Landes unter -5°C, teils unter
-10°C; relative Feuchte stellenweise um 25%, auf der Zugspitze nahe 5%) stehen
wir vor einer klaren Nacht, in der die Temperatur verbreitet in den leichten bis
mäßigen Frostbereich (Alpentäler lokal sogar um -10°C) zurückgeht. Frostfrei
bleiben lediglich einige Küstenabschnitte nebst vorgelagerter Inseln sowie Teile
Westdeutschlands (z.B. gebietsweise im Rheinland und im Ruhrgebiet). Nebel und
auch Reif spielen in der trockenen Luftmasse so gut wie keine Rolle. Wenn
überhaupt, reicht es vielleicht im Nordosten hier und da für ein paar flache
Nebelfelder aufgrund geringer Wasserdampfzufuhr von der Ostsee her.
Mittwoch … ändert sich kaum bis nichts etwas an der beschriebenen
Konstellation. Wir verbleiben unter dem geringfügig im Uhrzeigersinn kippenden
Rücken bzw. innerhalb der Bodenhochdruckzone, in der NOE mit Zentrum über
Süd-Karelien (12 UTC etwas über 1035 hPa) mehr und mehr die Regentschaft
übernimmt, während dem guten MARTIN weiter südwestlich etwas, aber nicht
gänzlich die Luft ausgeht. Andauerndes Absinken sowie die Tatsache, dass der
Wind niedertroposphärisch zumindest in der Westhälfte auf Süd dreht (=>
advektive Komponente), lassen die 850-hPa-Temperaturen steigen auf Werte
zwischen -2°C an der Neiße sowie in Ostbayern und bis zu +4°C zwischen
Ostfriesland und Kölner Bucht (18 UTC). Bei nahezu ungehinderter Einstrahlung
und weniger Wind als heute erwärmt sich die Luft auf 9 bis 14°C mit den höchsten
Werten im Westen. Etwas kühler lediglich Teile Süddeutschlands, das Bergland
sowie die Inseln und abschnittsweise der Küstensaum.
In der Nacht zum Donnerstag verstärkt sich das Hoch mit Schwerpunkt im Raum
St.Petersburg auf über 1040 hPa. Mit ost-südöstlicher Strömung könnten von Polen
her Hochnebelfelder bzw. tiefe Bewölkung in den Nordosten ziehen, was aber noch
nicht ganz sicher ist. Sollte es so kommen und zwar schon recht früh, könnte es
im Nordosten gebietsweise frostfrei bleiben. Im großen Rest des Landes trifft
das bei klarem Himmel sonst nur auf Teile West- und Norddeutschlands zu, während
in den übrigen Regionen einmal mehr leichter bis mäßiger Frost auf der Karte
steht.
Donnerstag … heißt es wieder mal „Copy&Paste“. Rücken und Bodenhoch bleiben
treue Wegbegleiter, die ihre Position kaum verändern. Immerhin rückt über dem
Ostatlantik ein kräftiges Tief etwas dichter an das Seegebiet zwischen Irland
und Island heran, während sich gleichzeitig ein kleiner Randtrog aus dem
Haupttrog via Pyrenäen gen westliches Mittelmer löst. Das alles könnte am Ende
dazu führen, dass spätestens in der Nacht zum Freitag im äußersten Westen und
Südwesten einige hohe Wolkenfelder am Himmel erscheinen, könnte wohlbemerkt.
Ansonsten kurz und bündig: tagsüber erneut sonnig (Wolken/Hochnebel im Nordosten
- so überhaupt vorhanden – lösen sich auf) und Erwärmung auf 9 bis 15°C, im
äußersten Westen lokal 16 oder gar 17°C. In der Nacht zum Freitag meist klar und
außer im Westen und Nordwesten leichter bis mäßiger Frost. Bei kontinuierlich
zunehmendem Druckgradienten frischt der Ost- bis Südostwind allmählich auf, so
dass spätestens in der Nacht auf See (vor allem Nordsee), exponierten
Küstenabschnitten sowie einigen Hochlagen Böen 7-8 Bft auftreten.
Freitag … etabliert sich über Schweden das Zentrum des Rückens in Form einer
abgeschlossenen Höhenantizyklone. Derweil erreicht der atlantische Trog in
seinem Südteil den Westrand des Europäischen Kontinents. Damit nimmt die
Wahrscheinlichkeit zu, dass in den Westen und Südwesten hohe, evtl. sogar
mittelhohe Wolkenfelder reindriften, auch wenn die externen Modelle
diesbezüglich defensiver aufgestellt sind. Abgesehen davon ändert sich nicht
allzu viel, sprich, es scheint einmal mehr die Sonne von morgens bis abends bei
ähnlichen Temperaturen wie am Vortag. Einzige Änderung: Der Ost- bis Südostwind
legt weiter zu und erreicht im Norden und Osten in Böen Stärke 6 Bft, vereinzelt
7 Bft, an und auf See häufiger 7 Bft, im Bergland 7-8 Bft.
Modellvergleich und -einschätzung
Prinzipiell wird die geschilderte Entwicklung sehr ähnlich simuliert.
Fragezeichen stehen noch hinter dem Hochnebel im Nordosten in der Nacht zum
Donnerstag sowie den hohen und mittelhohen Wolken im Westen und Südwesten ab der
Nacht zum Freitag. ICON nimmt in beiden Fällen eine sehr progressive Position
ein.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann