S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Montag, den 07.03.2022 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 07.03.2022 um 10.30 UTC
Weiterhin Hochdruckeinfluss mit Nachtfrösten. Von Westen her Milderung.
Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 14.03.2022
Das Wetter bleibt in der Mittelfrist nahezu ereignislos. Freunde der Sonne
kommen voll auf ihre Kosten. Hoher Luftdruck über Deutschland und Osteuropa hält
Tiefdruckgebiete fern. Diese wirbeln weiterhin über dem Nordatlantik, aber auch
ihre Ausläufer haben es schwer und streifen allenfalls die westlichen
Landesteile. Am Sonntag schafft es ein Tief mal nach Südwesteuropa und in die
Biskaya, der Einfluss auf das deutsche Wetter ist aber gering.
Da sich der hohe Luftdruck langsam ostwärts verschiebt, kommt von Südwesten her
mildere Luft ins Land. Bereits zu Beginn der Mittelfrist können wir +2 Grad in
850 hPa in der Westhälfte Deutschlands begrüßen. In der Osthälfte ist die
Temperatur noch unter 0. Am Freitag setzt sich die Milderung in der Höhe überall
durch, auch am Samstag liegen +2 bis +6 Grad in 850 hPa über uns. Am Boden
steigt die Temperatur verbreitet über 10 Grad, teils bis auf 17 Grad (Westen und
Südwesten). Am Sonntag geht die Temperatur mit Annäherung eines Troges von
Westen leicht zurück, erwärmt sich aber am Montag schon wieder. Während tagsüber
die Temperatur deutlich frühlingshafter wird, halten die Nächte weiter Fröste
bereit. Vor allem in der Osthälfte und im Süden muss weiter mit leichtem, teils
auch mäßigem Frost gerechnet werden.
Der Trog am Sonntag könnte im Westen und Südwesten des Landes auch für ein paar
Tropfen sorgen. Nach Osten hin bleibt es aus aktueller Sicht trocken.
Ein „Highlight“ beim Mittelfristwetter stellt der meist südliche Wind dar. Mit
leicht zunehmendem Druckgradient frischt dieser in den Bergen auf und es kann
vor allem in den zentralen und östlichen Mittelgebirgen sowie in den Alpen zu
stürmischen Böen oder Sturmböen kommen. In der Lausitz kann sich auch Böhmischer
Wind durchsetzen.
Die erweiterte Mittelfrist ist verwaschen. IFS hält im aktuellen Lauf an hohem
Luftdruck mindestens über Polen und den Baltischen Staaten fest. GFS sieht die
Entwicklung eines Tiefs über der Nordsee. Spoiler: Der gestrige 12 UTC Lauf des
IFS hatte einen markanten Trogdurchgang für die Mitte nächster Woche in den
Aussichten.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Der aktuelle IFS-Lauf weist zu Beginn der Mittelfrist kaum Abweichungen zu
seinen Vorgängern auf. Erst am Sonntag werden die Unterschiede zwischen dem
heutigen und gestrigen 0 UTC Lauf größer. Aktuell zieht ein Tief vom Atlantik
unter Intensivierung Richtung Biskaya. Aufgrund anhaltendem Hochdrucks über
Osteuropa kommt das Tief aber nicht ostwärts voran und wirbelt über
West-/Südwesteuropa. Ähnliche Entwicklungen hatte der gestrige 12 UTC Lauf auch
schon zu bieten. Der gestriger 0 UTC Lauf hatte das Tief weiter südwestlich
(Spanien/Portugal) drin. So oder so hat es wohl keinen Einfluss auf das deutsche
Wetter.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die Mittelfrist bietet zunächst kaum Abwechslung. Die Modelle sind sich bis
Sonntag weitgehend einig. Dann gibt es Unterschiede bezüglich der Entwicklung
eines Tiefs aus dem weit nach Süden ausgreifendem Trog über dem Atlantik. Bei
IFS ist die Entwicklung schneller und stärker und das Tief wirbelt zunächst über
der Biskaya. Bei GFS und ICON ist die Austrogung „schwerfällig“ und weiter
südlich, eher über Spanien/Portugal, mit Zug nach Süden statt Norden. Das hat
Auswirkungen auf die Temperatur über Mitteleuropa und bei GFS auch auf die
Entwicklung eines Tiefs über der Nordsee in der erweiterten Mittelfrist. IFS hat
dafür im Moment keinen „Platz“, weil das Tief den hohen Luftdruck weiter nach
Norden drückt und mit der antizyklonal geprägten Strömung eine weitere
Austrogung verhindert.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Der Mittelfristcluster +72-96h (Donnerstag und Freitag) bietet 4 Cluster mit
ausschließlich Blocking, wobei die Unterschiede der einzelnen Cluster gering
sind. Haupt- und Kontrolllauf liegen in Cluster 1.
Auch der zweite Zeitschritt 120-168h bietet 4 Cluster mit Blocking und nur
marginalen Unterschieden über Mitteleuropa.
In der erweiterten Mittelfrist sind schon 5 Cluster zu sehen, wobei 3 Cluster am
Mittwoch/Donnerstag auf NAO positiv schwenken, was die Entwicklung eines Tiefs
mit Einfluss auf deutsches Wetter begünstigen würde. Haupt- und Kontrolllauf
liegen allerdings in einem Cluster mit never-ending Blocking. Da ist das letzte
Wort noch nicht gesprochen.
Die Ensembles sind bis Sonntag – wenig überraschend – dicht gedrängt.
Abweichungen in Temperatur und Geopotential muss man suchen. Anschließend wird
der Spread größer, was er mit zunehmendem Vorhersagehorizont meistens tut. Es
ist aber nach Samstagmittag ein deutlicher Abfall der Temperatur in 850 hPa
sowie ein Rückgang im Geopot sichtbar. Die Idee des Durchgangs eines schwachen
Troges wird dadurch gestärkt. Ab Sonntagmittag steigt das Geopotential wieder
an, die Temperatur zieht aber nicht so recht mit.
Ab Mittwoch nächster Woche deutet sich ein neuerlicher Abfall an in Temperatur
und Geopotential.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
In der Mittelfrist lassen sich keine signifikanten Wetterereignisse finden. Die
stürmischen Böen oder Sturmböen im höheren Bergland sind nur eine
Randerscheinung. Der EFI bietet kein ungewöhnliches Wetter bis zur nächsten
Woche.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, ICON, GFS, MOS-Mix
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn