S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 04.03.2022 um 10.30 UTC

Ruhige Hochdruckrandlage. Trocken und kalt.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 11.03.2022

Am Montag lieg Deutschland an der Ostflanke eines blockierenden Hochs mit
Schwerpunkt über der Nordsee. Dieses Hoch wird von einem Langwellentrog
flankiert, der vom Weißen Meer über Rumänien und Süditalien bis nach Tunesien
reicht. Das korrespondierende Bodenhoch erstreckt sich von der Nordsee über
Lappland hinweg bis in die Barents-See. Zwischen diesem Hoch und tiefem Druck
über Südwestrussland und der Ukraine gelangt mit einer nördlichen bis
nordöstlichen bodennahen Windkomponente trocken-kalte Festlandsluft nach
Deutschland.
Bis Mittwoch verlagert sich das blockierende Höhenhoch nach Südnorwegen. Von
diesem ausgehend erstreckt sich dann ein Keil bis in die Barents-See. Hierdurch
wird die Entwicklung eines kräftigen Bodenhochs über Fennoskandien gestützt. An
dessen Südwestflanke verstärkt sich die Zufuhr trockener Festlandsluft; im 850
hPa-Niveau erfolgt bis Mittwoch im Osten ein Temperaturrückgang unter -10 Grad.
Geringe Niederschläge, die den östlichen Mittelgebirgsraum erfassen, fallen
durchweg als Schnee.
Bis Freitag kräftigt sich das blockierende Hoch, etabliert sich über
Skandinavien und weist mit dem korrespondierenden Bodenhoch, das sich bis über
1040 hPa intensiviert, eine nahezu senkrechte Achse auf. Dies lässt auch in den
westlichen und südwestlichen Landesteilen kältere Luft einsickern, was
tendenziell eher einen leichten Temperaturrückgang zur Folge haben dürfte. Die
10 Grad-Marke wäre dann selbst am Nachmittag nicht mehr erreichbar. Zudem legt
der Gradient etwas zu, der Ostwind wird böiger, in den Gipfellagen der
südwestdeutschen Mittelgebirge können einzelne Sturmböen nicht ausgeschlossen
werden.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum werden an der Südflanke des
blockierenden Hochs, dessen Lage sich kaum ändert, von Osten Kaltlufttropfen
nach Mitteleuropa gesteuert. Der Gradient verstärkt sich, der Wind frischt
deutschlandweit aus Ost auf, in höheren Berglagen und auch an der Ostseeküste
muss dann mit einzelnen Sturmböen gerechnet werden. Niederschläge oder ein
Temperaturanstieg sind nicht in Sicht.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Freitag ist der aktuelle Modelllauf im Vergleich zu den
gestrigen Modellrechnungen weitgehend konsistent. Einen an der Südflanke des
blockierenden Hochs nach Westen ablaufenden Kaltlufttropfen hatte für Freitag
bereits der gestrige 00 UTC-Lauf im Programm. Dass dieser Prozess nunmehr
hinausgezögert wird, ändert nichts am Gesamtbild.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum war nach der 24 Stunden zurück
liegenden Simulation zum Ende hin ein leichter Temperaturanstieg in Sicht. Nach
der neuesten Modellrechnung kann dies nicht mehr aufrecht gehalten werden.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Donnerstag stützen die vorliegenden Modelle die oben
beschriebene Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis dahin
nicht finden.
Am Freitag wird nach ICON bereits das blockierende Hoch durch einen
Kaltlufttropfen „unterwandert“, was bei EZMW und GFS erst ab dem Wochenende der
Fall ist. Dieser würde nach ICON am Freitag an den über Westeuropa liegenden
Trog „andocken“, so dass sich über Mitteleuropa eine zonal ausgerichtete Rinne
tiefen Geopotentials ergeben würde. Das Modell des kanadischen Wetterdienstes
positioniert das Bodenhoch weiter südlich, was bereits ab Freitag einen
merklichen Temperaturanstieg zur Folge hätte, aber im Vergleich zu den anderen
Modellen ein eher unwahrscheinliches Szenario ist.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum lässt GFS durch eine auf
Süd-Südost drehende Strömung eine leichte Erwärmung in Gang kommen. Das
kanadische Modell zeigt den Temperaturanstieg deutlicher; demnach würden dann
geringe Niederschläge das Vorhersagegebiet erfassen. Nach allen Modellen
zeichnet sich ab dem Wochenende eine signifikante Gradientzunahme ab.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS stützt die die oben beschriebene Entwicklung. Zwar nähert sich
am zweiten Märzwochenende ein Trog Westeuropa, aber der hat gegen das
blockierende Hoch keine Chance, weiter nach Osten voran zu kommen. Nur von
Einzellösungen sind schwache Niederschlagssignale zu finden. Die übergroße
Mehrzahl der Member folgt dem deterministischen Lauf, wonach im Westen zu Beginn
und im Osten wahrscheinlich erst zum Ende des weiterführenden mittelfristigen
Vorhersagezeitraumes ein zögernder Temperaturanstieg vorstellbar wäre.
Auch vom EPS des EZMW wird die Blockierung bis über das zweite Märzwochenende
hinaus aufrecht gehalten. Zudem ist der Spread relativ gering. Ein
Temperaturanstieg im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ließe sich
nur anhand des mit 6 Membern am schwächsten besetzen Cluster ableiten.
Bemerkenswert ist, dass der deterministische Lauf zur „kalten“ Seite der
Verteilung der Einzellösungen tendiert, wogegen der Kontrolllauf sich eher zum
„warmen“ Rand absetzt. Die Mehrzahl der Lösungen markiert ab dem zweiten
Märzwochenende jedoch oberhalb der Grundschicht einen leichten und allmählichen
Temperaturanstieg. In Bodennähe ist hiervon jedoch kaum etwas zu merken, da eine
Drehung der bodennahen Windkomponente auf Südwest oder wenigstens auf Süd
ausbleibt. Niederschlagssignale sind deutschlandweit kaum zu finden. Man macht
nichts falsch, wenn man von einer durchweg trockenen Witterung ausgeht.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Ab Mittwoch können in exponierten Hochlagen der südwestdeutschen Mittelgebirge
und auch auf Alpengipfeln mit geringer Wahrscheinlichkeit zeitweise Sturmböen
auftreten. Ansonsten sind keine markanten Wettergefahren zu erwarten.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS mit leichter Übergewichtung des deterministischen Laufes, anfangs noch MOS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann