#DWD -> #SXEU31 #DWAV 021800 #SYNOPTISCHE UEBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Mittwoch, den 02.03.2022 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 021800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 02.03.2022 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Ruhiges Hochdruckwetter mit nur kleinen Störungen. Abgesehen von Frost warnfrei.
Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
Aktuell … befindet sich Deutschland am Rande eines stark amplifizierten
Rückens, der von Frankreich über die Nordsee und Südnordwegen bis zur
Grönlandsee reicht. Dieser stützt Hoch LINO mit Schwerpunkt über dem
Südnorwegen. Das Hoch ist Teil einer meridional orientierten Hochdruckzone, die
sich über Deutschland bis zum zentralen Mittelmeer erstreckt.
Ein in die schwache nördliche Höhenströmung eingebetteter Kurzwellentrog zieht
über den Süden und Südwesten Deutschlands südwärts ab. Die hohen und mittelhohen
Wolkenfelder, die sich im Vorfeld dessen durch schwache PVA gebildet haben,
erkennt man in den Soundings an den erhöhten Feuchtewerten zwischen 700 und 400
hPa. Da darunter eine sehr trockene, gealterte kontinentale Polarluft (cPs)
liegt mit 2m-Taupunkten zwischen -5 und -10 Grad, verdunstet der schwache
Niederschlag aus der Bewölkung bis zum Erdboden gänzlich.
Rückseitig des Troges löst sich die Bewölkung rasch auf, sodass die Nacht
verbreitet klar verläuft. Die Nebelneigung sollte in der trockenen Luft gering
ausfallen.
Eine Ausnahme stellt der Norden da. Dort finden sich Reste einer Kaltfront, die
zwar nicht mehr durch nennenswerte Baroklinität oder frontalte Prozesse
auffällt, aber sehr wohl durch einen markanten horizontalen Feuchtegradienten.
Nördlich einer Linie Ostfriesland-Rügen sind die Taupunkte in der einfließenden
maritimem Supolarluft (xP) bereits auf positive Werte angestiegen. Vor allem
über dem Nordosten kommt die feuchtere Luft mit einer bodennahen nördlichen
Windkomponente noch etwas nach Süden bis nach Nordbrandenburg voran. Dies sind
die Bereiche, wo sich in der Nacht bevorzugt Nebel und Hochnebel bilden wird.
Von der unmittelbaren Küste abgesehen stellt sich dennoch überall leichter bis
mäßiger, in einigen Alpentälern über Schnee wieder strenger Frost ein.
Reifglätte ist in der trockenen Luft kaum ein Thema, eine leicht erhöhte
Glättegefahr durch gefrierendes Nebelnässen besteht am ehesten im Norden.
Donnerstag … ändert sich die Position des blockierenden Rückens kaum. Während
er in seinem Nordteil über Skandinavien geringfügig nach Osten schwenkt und sich
verstärkt, wird er in seinem Südteil über Frankreich sogar etwas zurückgedrängt
bzw. eingezwängt. Zum einen greift ein sich stark amplifizierender Trog vom
Nordatlantik auf Irland und Spanien über, zum anderen läuft an seiner Ostflanke
ein weiterer kurzwelliger Trog südwärts ab. Letzterer erfasst vor allem die
Osthälfte Deutschlands und findet sich abends über dem Südosten. Hoch LINO
bleibt ohne große Intensitätsschwankung über Skandinavien präsent mit einem Keil
bis nach Deutschland.
Der Kurzwellentrog drückt die feuchtere maritime Subpolarluft vor allem über dem
Osten ein gutes Stück weiter nach Süden, der Haupt-Feuchtegradient liegt abends
etwa auf einer Linie Ostfriesland-Lausitz. Nördlich davon sorgt Stratusbewölkung
für einen teils wolkigen Wettercharakter, wenngleich die hochnebelartige
Wolkendecke im Tagesverlauf – nicht nur durch den Tagesgang, sondern auch durch
Labilisierung durch höhenkalte Luft – eine konvektivere Textur bekommt und
zunehmend auflockert.
Im großen Rest des Landes scheint die Sonne oft von früh bis spät. Dabei können
entlang des Rheins bis zu 13 Grad erwartet werden, während man an der
Vorpommerschen Ostseeküste nur auf 5 Grad Maximum kommt.
In der Nacht zum Freitag kommt die maritime Subpolarluft noch etwas nach Süden
bis zu einer Linie Emsland-Oberfranken. Nordöstlich breitet sich wieder
hochnebelartige Stratusbewölkung aus. Da sich die Achse des Rückens über der
Nordsee und Skandinavien etwas im Uhrzeigersinn dreht, stellt sich eine
hochreichende Nord-Nordostströmung mit großem Fetch über die Ostsee ein. Damit
nimmt die Wahrscheinlichkeit für schwache Regen- oder Schneeschauer vor allem im
Nordosten und Osten etwas zu. Dies unterstreicht vor allem das SUPER-HD, während
die Globalmodelle und die deutschen Regionalmodelle noch zurückhaltend agieren.
In der Südwesthälfte geht die Nacht wieder mit geringer Bewölkung, häufig gar
wolkenlosem Himmel über die Bühne.
Da die bodennahe Strömung aus Ost bis Nordost insgesamt leicht an Fahrt gewinnt
und die Luft weiter altert, schwächt sich der Frost marginal ab, dennoch ist vor
allem im Süden und Südosten sowie in den Mittelgebirgen erneut verbreitet
mäßiger Frost zu erwarten.
Freitag … dreht die Achse des Rückens weiter langsam im Uhrzeigersinn und
liegt abends etwa auf einer Schiene Südfrankreich-Dänemark-Bottnischer
Meerbusen. Der Trog an seiner Westflanke wird über die Alpen südwärts gesteuert
und weitet sich dabei nach Westen bis zum Ligurischen Meer aus. Dadurch bekommt
die Nordostströmung über Deutschland noch etwas mehr Ostkomponente. Hoch LINO
verlagert seinen Schwerpunkt nach Südschweden, sodass bodennah Ostwinde
herrschen.
Dadurch kann die feuchte Luft weiter nach Westen verfrachtet werden, sodass sich
der pure Sonnenschein eher auf die Gebiete im Westen und Südwesten zurückziehen.
Dort steigen die Höchstwerte auch wieder auf bis zu 12 Grad.
Vor allem im Osten sorgt ein sich von Polen nähernder, flacher Kurzwellentrog
für etwas Hebung, sodass die Bewölkung meist kompakt bleibt und sogar etwas
Schnee- oder Regen fallen könnte. Die Niederschlagsmengen sollten sich aber
stark in Grenzen halten und Glätte ist mit dem tagesgangbedingten Anstieg der
Belagstemperaturen auch nicht zu erwarten. Ansonsten lockert die anfänglich
hochnebelartige Bewölkung im Tagesverlauf wieder etwas auf und es bleibt meist
trocken. Bei 850 hPa Temperaturen, die zum Teil nur bei -9 Grad liegen, ist es
dennoch deutlich frischer mit Maxima nur zwischen 3 und 9 Grad.
In der Nacht zum Samstag lockert die Bewölkung im Osten rückseitig des
abziehenden Troges wieder etwas auf und die etwaigen Niederschläge lassen nach.
Allerdings breiten in der Nordosthälfte wieder gebietsweise Nebel und Hochnebel
aus, durch Advektion eher wieder etwas trockenerer Kontinentalluft aus Osteuropa
aber wahrscheinlich nicht so verbreitet wie in den Vornächten. Frost bleibt
derweil aber überall ein Thema.
Samstag … wird der Rücken durch einen nach Skandinavien vorstoßenden Trog
rasch südostwärts verdrängt und nimmt nunmehr eine zonale Orientierung zwischen
Nordsee und Baltikum ein. Zwischen dem Rücken und dem Trog über Südeuropa dreht
die antizyklonal konturierte Höhenströmung auf Ostnordost. Derweil wölbt sich
ein neuer Rücken über dem Nordaltantik bis nach Island auf. Dieser stützt ein
neues Hoch mit Zentrum bei Schottland, während Hoch LINO schwächelt und sich
nach Nordpolen verschiebt.
Für unser Wetter bedeutet die „Staffelübergabe“ zwischen den beiden
antizyklonalen Protagonisten aber keine wesentliche Änderung: Im Tagesverlauf
auflockernder Stratus in der Nordosthälfte, sonst oft sonnig oder heiter und
generell trocken.
Im Osten wird es durch die voraussichtlich etwas größeren Sonnenanteile etwas
milder als an den Vortagen, im Südwesten und Westen durch etwas KLA dagegen
kühler. So liegen die Maxima meist zwischen 5 und 11 Grad.
Modellvergleich und -einschätzung
Im Hinblick auf die großräumigen Strukturen rechnen die Modelle sehr ähnlich.
Unterschiede ergeben sich beim Niederschlag und der Frage, ob es in der Nacht
zum Freitag und am Freitag im Nordosten und Osten mal für geringfügige Schnee-
oder Regenfälle mit Glättepotenzial reicht.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Adrian Leyser