S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 26.02.2022 um 10.30 UTC

Übergang zu einer ruhigen Hochdruckrandlage, meist mit der Zufuhr trocken-kalter
Festlandsluft. Insgesamt nur geringe Niederschlagsneigung.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 05.03.2022

Am Dienstag liegt Deutschland unter einem Höhenkeil, der, ausgehend von der
Iberischen Halbinsel, in die Ostsee gerichtet ist und über den Baltischen
Staaten in eine Hochbrücke übergeht. An dessen Nordwestflanke wird ein in der
relativ weit nördlich liegenden Frontalzone eingelagerter Trog nach Skandinavien
gesteuert. Diesem Trog ist eine schwache Kaltfront vorgelagert, die mit geringen
Niederschlägen Schleswig-Holstein und das Emsland erfasst. Bedingt durch ein
schwaches Tief vor der Bretagne wird diese Front rückläufig, Absinken bewirkt
deren Abschwächung, so dass die Niederschläge im äußerste Nordwesten
Deutschlands nachlassen, ohne weiter nach Südosten vorzudringen. Somit bleibt es
bereits am Mittwoch weitgehend niederschlagsfrei. Das Bodenhoch, das nunmehr
durch einen sich nach Ostgrönland ausweitenden Keil gestützt wird, setzt über
der Nordsee an, wodurch es von Norden her auflockert und die von der Front noch
übrig gebliebene Restbewölkung nach Süden gedrückt wird.
Im Laufe des Donnerstags rückt der Keil nebst korrespondierenden Bodenhoch nach
Osten vor. Bei geringen Luftdruckgegensätzen und großräumigem Absinken ist keine
nennenswerte Wolkenbildung zu erwarten. Der nachfolgende Trog tropft zur
Iberischen Halbinsel aus, ohne wesentlich nach Osten voran zu kommen. Somit
bleibt die Hochdruckrandlage vorerst bestehen. Erst am Samstag kann in
Verbindung mit dem auf die Nordsee übergreifenden Resttrog in den Südwesten und
Westen mehrschichtige Bewölkung vordringen, ohne dass es nennenswerte
Niederschläge gibt. Mit dem leichten, von Südwesten her einsetzenden Druckfall
nimmt die bodennahe östliche Windkomponente noch etwas zu, so dass sich das
Ausfließen trocken-kalter Festlandsluft aus dem über Polen und der Ostsee
liegenden Bodenhoch eher noch verstärkt.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum entwickelt sich aus einem
Cut-Off über Skandinavien ein Trog, der von Nordwestrussland bis ins westliche
Mittelmeer reicht. Dieser Trog wird von einem Keil flankiert, der sich bis nach
Spitzbergen ausweitet. Hierdurch kommt eine nordöstliche zyklonale Strömung
zustande, mit welcher arktische Polarluft nach Deutschland gelangt. Bei
Temperaturen, die im 850 hPa-Niveau unter -10 Grad absinken, gehen dann die
Niederschläge bis in tiefe Lagen in die feste Phase über. Tagsüber sind dann
Temperaturen im niedrigen einstelligen Bereich zu erwarten, in den Nächten
stellt sich vermehrt mäßiger Frost ein.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Samstag ist der aktuelle Modelllauf im Vergleich zu den
gestrigen Modellrechnungen relativ konsistent. Auch der im erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum erfolgende Vorstoß arktischer Polarluft lässt
sich bei den gestrigen Simulationen finden, wenngleich hinsichtlich der
Bodendruckverteilung Unterschiede bestehen. Diese äußern sich beim aktuellen
Modelllauf in einer ausgeprägteren Zyklonalität. Das Bodentief über den
Baltischen Staaten hatten die beiden Modelläufe vom Vortag noch nicht im
Programm. Demzufolge wäre dann von einer höheren Niederschlagswahrscheinlichkeit
(in fester Phase) auszugehen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Freitag stützen die verfügbaren Modelle die oben beschriebene
Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis dahin nicht
ableiten.
Am Samstag sind sich GFS und EZMW noch relativ ähnlich, wobei GFS antizyklonaler
geprägt ist als EZMW. ICON lässt von Westeuropa her einen markanten Trog auf den
Westen Deutschlands übergreifen, wodurch nahezu landesweit Niederschläge
aufkommen dürften. Das Modell des kanadischen Wetterdienstes lässt diesen Trog
über den Norden und Nordosten Deutschlands nach Südosten schwenken, was
ebenfalls verbreitet Niederschläge zur Folge hätte, die bis in mittlere Lagen in
die feste Phase übergehen dürften.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum zeigen EZMW und GFS ein genau
gegensätzliches Szenario. GFS lässt das Hoch, das sich nach EZMW übe
Fennoskandien etabliert, nach Südosteuropa ziehen, so dass mit dem Einsetzen
einer südwestlichen Strömung Deutschland in den Genuss wärmerer Luft gelangen
würde. Das kanadische Modell sucht mit der Positionierung des Bodenhochs über
dem östlichen Mitteleuropa einen Mittelweg, wobei auch nach diesem Modell ein
relativ niedriges Temperaturniveau zu erwarten wäre. Das experimentelle
Vorhersagemodell der NASA stützt hingegen die Variante des EZMW.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS lässt sich, was das EPS-Mittel betrifft, am ehesten mit dem
kanadischen Modell vergleichen. Demnach würde sich eine relativ weit nördlich
liegende Frontalzone über Skandinavien hinweg wieder nach Osten durchsetzen. Die
Mehrzahl der Lösungen hat ab dem ersten Märzwochenende einen Temperaturanstieg
zu bieten, wenngleich auch von einigen Membern das EZMW-Szenario favorisiert
wird.
Nach dem EPS des EZMW ist die über Fennoskandien einsetzende Blockierung noch
nicht in Stein gemeißelt. Zwar wird diese Version von einer knappen Mehrheit der
EPS-Member gestützt, aber immerhin 24 Lösungen werden einem Cluster mit einer
eher gemäßigten Variante (aber auch mit leicht zurückgehenden Temperaturen)
zugeordnet. Auch lässt sich beim EFI kein Signal für einen derartigen
Kälteeinbruch, wie vom deterministischen Modell gezeigt wurde, finden. Da aber
bereits seit Tagen die beiden ungestörten Läufe zum Ende des erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraumes hin einen Temperaturrückgang favorisieren
und das EPS dann oftmals diesem Szenario folgt, wäre ein Temperaturrückgang (bei
insgesamt geringer Niederschlagsneigung) als deutlich wahrscheinlicher anzusehen
als eine Erwärmung, wie sie das GFS-Modell zeigt.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Bedingt durch die zu erwartende ruhige Hochdruckrandlage sind markant zu
bewarnende Wetterereignisse nicht zu erwarten. Im östlichen Bergland, im
Südosten und dort vor allem in Richtung Alpen sowie bei längerem Aufklaren auch
in ungünstigen lagen besteht die Gefahr mäßiger Nachtfröste.

Basis für Mittelfristvorhersage
MIX aus dem deterministischen Lauf und dem EPS des EZMW, anfangs noch MOS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann