SXEU31 DWAV 121800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 12.02.2022 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
„Super“-Bayern beziehen Prügel an der Castroper Straße, wonderful! Beim Wetter
weiterhin INGO am Zug => auch am Sonntag viel Sonnenschein. Umstellung der GWL
erst im Laufe der kommenden Woche (=> West zyklonal).

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC

Aktuell … fällt der Luftdruck im ganzen Land, was uns aber nicht beunruhigen
sollte. Nach einem sonnenscheinreichen Samstag stehen die Chancen nicht
schlecht, dass auch der Sonntag zumindest in weiten Teilen des Landes seinem
Namen alle Ehre macht. Zwar verlagert das wetterbstimmende Hoch INGO (ein echter
Sympath) seinen Schwerpunkt wie geplant in Richtung Ukraine, und auch der
korrespondierende breite Höhenrücken ist ein Freund der Progression. Trotzdem,
sämtliche Anstrengungen zyklonaler „Genossinnen“, bei uns einen nachhaltigen
Umschwung einzuleiten, laufen weitgehend ins Leere. Sowohl der sich allmählich
über dem nahen Atlantik formierende Höhentrog (erkennbar einsetzende
Amplifizierung) noch die zahlreich vorhandenen Bodentiefs (UTE und ihre
Schwestern nord-nordwestlich von UK/Irland, Welle VERA west-südwestlich von
Irland) sind in der Lage, den großen Wirkungsradius des mächtigen INGO
substanziell zu knacken.

So wird die Nacht zum Sonntag erneut eine wolkenarme und relativ kalte mit
leichtem, in den Mittelgebirgen und im Süden vielfach mäßigem, an den Alpen
lokal strengen Frost. Im äußersten Norden und Nordwesten, wo permanent WLA
wirksam ist, können die Wolken mitunter auch mal dichter sein und wenn´s ganz
dusselig läuft, reicht es auf Sylt sogar für ein paar Tropfen. Ansonsten nimmt
der Süd-Südwestwind an und auf der Deutschen Bucht noch etwas zu, so dass an der
nordfriesischen Küste nebst vorgelagerter Inseln öfters stürmische Böen 8 Bft,
auf Helgoland sowie auf dem Brocken vielleicht sogar eine glatte Sturmböe 9 Bft
gemessen wird. Ansonsten bleibt es im Nordseeumfeld bei steifen Böen 7 Bft, die
übrigens auch in Ostsachsen in Form „Böhmischer Wind light version“ auftreten
können (in Kammlagen des Erzgebirges auch Böen 8 Bft)

Sonntag … arbeitet der Höhentrog weiter an seiner Amplitudenvergrößerung, was
ihm auch gelingt. Am Tagesende reicht seine Achse (500 hPa) von der Irischen See
bis hinunter zur Iberischen Halbinsel. Derweil mausert sich Welle VERA zu einem
eigenständigen Tief, das um 24 UTC mit etwas unter 990 hPa englisches
Territorium in Richtung Dogger/Forties (westliche Nordsee) verlässt. Zwar kommt
damit auch das zugehörige, nach Südwesten zurückhängende okkludierende
Frontensystem dem Kontinent immer näher, für einen Übergriff auf den
Vorhersageraum reicht es aber noch nicht.

So verbringen wir den Sonntag zwischen dem mittlerweile schon weit im Osten
angelandeten INGO und besagter VERA in einer schwachen bis mäßigen südlichen
Grundströmung. Auf den Bergen zieht der Wind etwas an (Brocken bis 10 Bft, evtl.
sogar eine kleine 11 Bft) und auch über der offenen See (Nordsee mehr als
Ostsee) sowie an den Küsten bleibt es windig. Böen 7 Bft dürften aber nur das
Nordseeumfeld treffen, die Wahrscheinlichkeit für Böen 8 Bft geht zurück. In
Ostsachsen dauert der Böhmische Wind an.
Ansonsten scheint in weiten Landesteilen die Sonne von einem gering bewölkten
oder gar wolkenlosen Himmel. Aufgrund der Nähe zum o.e. Trog ziehen über den
Westen und Nordwesten mitunter dichtere Wolken (meist im hohen und/oder
mittelhohen Stockwerk; tiefe Wolken sind die Ausnahme), die die Einstrahlung mal
mehr, mal weniger dämpfen. Wenn überhaupt irgendwo mal ein oder zwei Tropfen
Regen unten ankommen, dann ist das wo der Fall? – Richtig, auf Sylt.
Die weiter ansteigenden 850-hPa-Temperaturen (am Abend 0 bis +4°C) färben auch
nach unten ab. So stehen am frühen Nachmittag Höchstwerte von 4 bis 8°C im
Norden und Nordosten sowie 6 bis 12°C im großen Rest, am Oberrhein lokal bis zu
14°C auf der Karte. Etwas frischer bleibt es naturgemäß in den Mittelgebirgen.

In der Nacht zum Montag erfasst die Trogachse England und den Westen
Frankreichs, während die gute VERA nur sehr pomadig das Seegebiet Fisher
(nördliche Nordsee) anvisiert. Immerhin reicht das, um die zugehörige Front
(Kaltfront/Okklusion mit Kaltfrontcharakter) noch näher an Deutschland
herankommen zu lassen. Da genügt zumindest, um die Bewölkung im Norden und
Westen zu verdichten. Ob es auch schon für die ersten Regenfälle reicht, ist
noch immer nicht ganz sicher. Der neueste ICON-Lauf von 12 UTC sagt ja zwischen
Emsland und Kieler Bucht (0,5-2 l/m²). Fakt ist, dass es unter den dichten
Wolken nicht nur frostfrei, sondern mit rund 8°C zwischen Emsland und Kölner
Bucht sogar ziemlich mild bleibt. Anders die Situation im Süden und Südosten, wo
es unter einem gering bewölkten oder klaren Himmel auf 0 bis -5°C, im Süden und
Osten Bayerns bis zu -10°C, an den Alpen lokal sogar unter -10°C abkühlt.
Der südliche Wind frischt im Westen und Nordwesten sowie auf dem Meer und
zunehmend auch im Bergland auf mit Böen 7 Bft, Nordsee und Hochlagen 8-9 Bft,
Brocken 11 oder gar 12 Bft. Böen 7 Bft sind orografisch getriggert auch im
sächsischen Elbtal sowie in der Oberlausitz möglich.

Montag … wird das ganze Setup zwar zyklonaler, den ganz großen Durch-/Umbruch
wird es aber noch nicht geben. Typischer Übergangstag, der im weiteren Verlauf
der Woche sehr wahrscheinlich in eine windige bis stürmische und unbeständige
zyklonale Westlage (Wz) mündet. Bevor es soweit ist, steht erst mal ein recht
moderater Wochenstart an. So schafft es der Höhentrog noch immer nicht, den
Vorhersageraum zu erreichen. Seine Achse erstreckt sich in den Abendstunden von
der Nordsee und Frankreich hinweg bis nach Katalonien. Gleichzeitig erreicht die
holde VERA die Südspitze Norwegens, wo sie sich beginnt aufzufüllen.

Zum Wetter, das grob zweigeteilt ist mit einer mehr oder weniger breiten
Übergangszone. Im Westen sorgt die übergreifende Kaltfront des Tiefs VERA für
zeitweilige leichte Regenfälle (meist unter 5 l/m²), die spät und auch nicht
überall die Mitte erreichen. Vom Alpenrand über Ostbayern und Sachsen bis hoch
zur Oder hingegen scheint noch für längere Zeit die Sonne, bevor die Bewölkung
von Westen her allmählich zunimmt. Zwischen Regen und Sonne die besagte
Übergangszone mit zunächst noch teils aufgelockerter, später vermehrt starker
Bewölkung.
Während der Süd-Südwestwind über der See immer weiter nachlässt, frischt er im
unmittelbaren Vorfeld der Front spürbar auf, insbesondere im Südwesten und in
der Mitte. Dabei muss mit Böen 7 Bft, in höheren Lagen 8 Bft, exponiert 9 Bft,
Brocken bis 11 Bft gerechnet werden. In Ostsachsen weht weiterhin der Böhmische
Wind. Mit 6 bis 14°C wird es ein milder bis sehr milder Wochenstart.

In der Nacht zum Dienstag überquert die Kaltfront Deutschland ostwärts und führt
überall einen Schwall subpolarer Meeresluft heran (T850 0 bis -4°C).
Gebietsweise fällt leichter Niederschlag, insbesondere im Süden und Südosten, wo
eine Leezyklogenese südlich der Alpen einen zusätzlichen Hebungsimpuls liefert.
Je nach Timing, Intensität und vorheriger Abkühlung kann sowohl etwas Schneefall
als auch gefrierender (Niesel)Regen am Start sein (leichter Frost vor allem noch
mal im Süden und Südosten, allerdings nicht flächendeckend). Der Wind lässt
allgemein nach.

Dienstag … deutet sich südlich der Alpen eine Abtropfung des Troges an,
während das nördliche Residuum den Vorhersageraum ostwärts überquert. Dabei
schiebt es im Südosten die Frontenreste von VERA vor sich her, die sich übrigens
für eine Passage des Bottnischen Meerbusens gen Finnland entschieden hat. In der
Südhälfte fällt gebietsweise etwas Regen oder Schnee (Schneefallgrenze aus
heutiger Sicht 600 bis 1000 m), weiter nördlich bleibt es bei wechselnder
Bewölkung weitgehend trocken. Dazu weht im Süden ein schwacher, sonst mäßiger
südwestlicher Wind, der erst in den Abendstunden im äußersten Westen und
Nordwesten mit Annäherung des nächsten Frontensystems merklich auffrischt und
auf Süd rückdreht. Die Höchsttemperatur liegt zwischen 4 und 10°C.

Modellvergleich und -einschätzung

Es gibt nichts hinzuzufügen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann