#DWD -> #SYNOPTISCHE UEBERSICHT #MITTELFRIST Freitag, den 04.02.2022 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 04.02.2022 um 10.30 UTC
Kommende Woche vorübergehend Wa (West antizyklonal). Am Donnerstag
Kaltfrontpassage mit Zufuhr maritimer Polarluft, zum Wochenende hin
wahrscheinlich wieder Hochdruckeinfluss.
Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 11.02.2022
Es ist ziemlich genau ein Jahr her, dass wir kurz vor einer monumentalen
Grenzwetterlage (beteiligt waren die Herren TRISTAN, REINHARD und SIEGBERT sowie
das Nordmeerhoch GIESELA) mit teils kräftigen Schneefällen inkl. Verwehungen,
gefährlichem Glatteis und nachfolgender Kälte standen. Heuer stehen Vorzeichen
anders, auch wenn der kommende Sonntag (der nicht Bestandteil dieses Bulletins
ist; mehr dazu in der Synoptischen Übersicht Kurzfrist) alles andere als
langweilig wird. Danach begibt sich die hiesige Strömungskonfiguration langsam
aber sicher erstmal in ruhigeres Fahrwasser, wie die folgenden Zeilen beweisen.
Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Montag befindet sich Deutschland
zunächst noch im Bereich einer ziemlich lebhaften und hochreichenden
nordwestlichen Strömung, mit der maritime Polarluft (T850 um -5°C)
herantransportiert wird. Sie sorgt für einen wechselhaften Wochenstart mit
Schnee-, Regen- und Graupelschauern, im Stau von Alpen und Erzgebirge auch
länger andauerndem Schneefall. Hoher Luftdruck bzw. hohes Potenzial liegen über
Südwesteuropa, die Gegenspieler (Trog und Tiefs) erstrecken sich von Nordeuropa
bis hinunter zum östlichen Mittelmeer.
Am Dienstag schiebt sich der Höhenrücken von Südwesten her dichter an den
Vorhersageraum heran, während sich das korrespondierende Bodenhoch von
Frankreich her keilförmig bis zu den Alpen ausweitet (etwas über 1035 hPa im
Zentrum). Nördlich des Keils beginnt die Strömung bei uns rückzudrehen auf West
bis Südwest. Dabei zieht schon in der Nacht beginnend eine Warmfront von West
nach Ost, die mildere Atlantikluft heranführt (Anstieg T850 auf 0 bis +5°C). Die
Warmfrontpassage per se ist eigentlich nichts Besonderes, wohl ab das zugehörige
Tief östlich von Island. Es handelt sich dabei um ein Teiltief eines über der
Irminger See positionierten Orkantiefs, dessen Kerndruck am Montag vorübergehend
mal in die Nähe von 930!! hPa absacken soll.
Am Mittwoch wandert die Hauptachse des flachen, dafür aber recht breiten
Höhenrückens über den Vorhersageraum hinweg ostwärts. Das Bodenhoch verlagert
seinen Schwerpunkt zum Balkan. Wenn man so will, gelangen wir in einen breiten,
antizyklonal konturierten Warmsektor, in dem sich vor allem im Süden die Sonne
durchsetzt und die Temperatur stellenweise gen 15°C+ konvergiert – herzlich
Willkommen im Vorfrühling.
Am Donnerstag überquert uns dann die Kaltfront des inzwischen am Nordkap
angekommenen Teiltiefs von der Nordsee her südostwärts. Sie führt erneut einen
Schwall maritimer Polarluft heran, in der T850 bis Freitagmittag auf Werte
zwischen -4°C im äußersten Süden und bis zu -9°C im Nordosten sinkt. Vor allem
im Bergland schneit es zeitweise, allerdings fallen die heute simulierten
Niederschlagsmengen nicht besonders üppig aus.
Abschließend noch ein kurzer Trend für die erweiterte Mittelfrist bis Montag:
Von Westen erneut Hochdruckeinfluss => Inversionslage.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Wenn man nicht zu detailverliebt ist, kann dem IFS (ECMF) eine gute Konsistenz
bescheinigt werden. So lassen sich die gestern geschilderten Abläufe im heutigen
00-UTC-Lauf alle wiederfinden. Die für Donnerstag apostrophierte
Kaltfrontpassage wird in der aktuellen Version ca. 12 Stunden früher simuliert,
so dass die Front zum Tagesende bereits im äußersten Süden und nicht erst in der
Mitte ankommt. Die nachfolgend einfließende maritime Polarluft soll dann im
Laufe des Wochenendes rasch wieder unter Hochdruckeinfluss gelangen.
Eine substanzielle Änderung des gestern vorgestellten Prognosekonzepts ist nicht
vonnöten. Es deutet sich aber an, dass am Montag die Schneefallgrenze im Osten
und Süden niedriger liegt.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Der obligatorische Vergleich der an dieser Stelle für gewöhnlich begutachteten
Globalmodelle (IFS mit ICON, GFS, GEM, UKMO) zeigt keine signifikant
abweichenden Szenarien. Die Unterschiede halten sich im für mittelfristige
Vorhersagen handelsüblichen Rahmen. Am weitesten weicht GFS ab, das die
Kaltfront durch Wellenbildung etwas verzögert, dafür aber mit höherer
Wetterwirksamkeit (mehr Niederschlag) durchgehen lässt. Grund dafür könnte der
nachstoßende Höhentrog sein, der eine deutliche höhere Amplitude als die
ansonsten eher flach gehaltenen Tröge aufweist.
FAZIT: Der Generalkurs steht, kleine Unschärfen (z.B. Timing und Intensität der
KF-Passage am Donnerstag) gilt es noch auszumerzen.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die IFS-EPS-Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte zeigen bis weit in die
kommende Woche hinein einen erfreulich homogenen Verlauf. Leichte Unschärfen
betreffen am ehesten das Temperaturniveau am Dienstag und Mittwoch sowie das
Timing der am Donnerstag einsetzenden Abkühlung. Ab Freitag nimmt der Spread
allmählich zu, die Trends sind aber klar erkennbar: Nach vorübergehendem
Temperatur- und Potenzialrückgang geht es am Wochenende wieder bergauf. Beim
Niederschlag sticht ganz klar der Peak von Sonntag/Montag ins Auge. Danach
bleibt es entweder trocken oder es treten ab Donnerstag nur schwache Signale
auf.
Von den Fahnen zu den Clustern, die für den Zeitraum T+72…96h (Montag/Dienstag)
in drei Schubladen verteilt werden. Alle drei zeigen ein sehr ähnliches Muster
mit dem langsamen Übergreifen des Höhenrückens von Westen her. Von Mittwoch bis
Freitag (T+120…168h) reduziert sich die Anzahl der Cluster auf zwei (35 Fälle +
HL/KL, 16 Fälle). Der Unterschied liegt darin, dass CL 2 die Kaltfront etwas
schneller durchgehen lässt (entspricht dem gestrigen 00-UTC-Lauf) und den
nachfolgenden Höhentrog etwas intensiver rechnet (ähnlich GFS). Ab Samstag
(T+192…240h) liegt dann nur noch ein Cluster vor, das stark mit der Version des
Hauptlaufs korreliert. Dabei geht das Strömungsregime von „Atlantischer Rücken“
in „Blockierung“ über.
FAZIT: Die Ensembles stützen weitgehend di Ideen des deterministischen Laufs.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
WIND/STURM:
Für Montag liegen deutliche Hinweise für Böen 8-9 Bft aus West-Nordwest in der
gesamten Osthälfte, an der Küste sowie allgemein im Bergland vor. Noch heftiger
weht es in exponierten Kamm- und Gipfellagen (10 bis 11 Bft). In den Folgetagen
beruhigt sich das Windgeschehen, so dass es am Dienstag nur noch an der See und
im höheren Bergland und am Mittwoch mit geringer Wahrscheinlichkeit an der
Nordsee stürmisch ist (Böen 8-9 Bft, exponierte Hochlagen anfangs 10 Bft aus
westlichen Richtungen). Erst am Donnerstag nimmt die Wahrscheinlichkeit für Böen
8-9 Bft an der Küste, im küstennahen Binnenland und im höheren Bergland wieder
zu.
NIEDERSCHLAG:
Am Montag schwächt sich die am Sonntag eingeleitete Staulage an den Alpen ab.
Mit geringer Wahrscheinlichkeit reicht es in den Chiemgauer und Berchtesgadener
Alpen noch für rund 10 cm Neuschnee.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOs-Mix mit IFS-EPS und Modellmix.
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann