S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 01.02.2022 um 10.30 UTC

Unbeständige, windige und zunehmend milde Westlage mit wiederholten
Niederschlägen, im Flachland überwiegend Regen, in Hochlagen Schnee.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 08.02.2022

Im gesamten mittelfristigen Zeitraum befindet sich Mitteleuropa respektive
Deutschland im Zustrom atlantischer Luftmassen, wobei die Höhenströmung mal
recht glatt verläuft, zeitweise aber auch etwas mehr mäandriert. Eine Umstellung
zu einer blockierenden Lage ist aktuell nicht absehbar.

Am kommenden Freitag gelangt Deutschland zunehmend auf die Vorderseite eines
Trogs über Großbritannien und dem Europäischen Nordmeer. Am Boden schlägt ein
kräftiges Sturmtief mit einem Kerndruck unter 955 hPa vor der Westküste
Norwegens auf, wobei dessen Achse bereits senkrecht ist und es daher maximal
entwickelt ist. Die dazugehörige Kaltfront überquert im Tagesverlauf die
Nordwesthälfte Deutschlands. Da gleichzeitig in der Höhe ein Randtrog
durchschwenkt, ist die Kaltfront recht wetteraktiv mit schauerartig verstärkten
Niederschlägen, garniert mit Wind- und Sturmböen. Dabei fällt zunächst nur in
höheren Lagen Schnee, rückseitig der Front fließt allerdings kältere Luft ein
(T850hPa um -5°C), sodass die Schneefallgrenze wieder absinkt.

Nach Abzug des sich abflachenden Kurzwellentrogs nach Polen stellt sich am
Samstag quasi von Neufundland bis zum Baltikum sowohl in der Höhe als auch am
Boden eine glatte westliche Strömung ein, wobei das Azorenhoch nach Norden
verschoben ist und sich zunehmend über Frankreich bis in den Süden Deutschlands
ausdehnt. Die Kaltfront hat bereits am Morgen den Alpenrand erreicht, kommt dort
ins Schleifen und sorgt (zumindest nach Lesart von IFS 00UTC) vor allem im Stau
der Alpen für anhaltende Schneefälle. Im Rest des Landes stellt sich
wechselhaftes und windiges Schauerwetter ein, wobei bei 850hPa-Temperaturen um
-5°C bis ins Flachland Schneeregen, Schnee- und Graupelschauer dabei sind. Am
Nachmittag lassen die Schauer von Westen her mit dem zunehmenden
Hochdruckeinfluss ab. Bei 3 bis 8 Grad bleibt der Schnee allerdings in tiefen
und mittleren Lagen nicht liegen. In Staulagen der Mittelgebirge und an den
Alpen kann es in höheren Lagen allerdings auch mal kräftiger schneien, sodass
sich die Schneedecke dort erhöht.

Am Sonntag ändert sich am grundlegenden Strömungsmuster wenig, die stramme
westliche Strömung bleibt uns erhalten. Mit Annäherung eines flachen Trogs nimmt
der Gradient zwischen der Hochdruckzone (die sich vom Atlantik über die Biskaya
bis in den Mittelmeerraum erstreckt) und einem mehrkernigen Tiefdruckgebiet über
Skandinavien noch etwas zu, sodass es weiterhin windig, teils auch stürmisch
bleibt. Dabei greift nach IFS ein Frontensystem mit teils kräftigem Regen auf
den Norden und die Mitte über (nach ICON auch bis in den Süden, s.u.). Mit 4 bis
10 Grad bleibt es mild.

Am Montag beginnt die Höhenströmung wieder deutlich stärker zu mäandrieren. Über
dem östlichen Mitteleuropa und Osteuropa kommt es zu einem Trogvorstoß nach
Süden. Gleichzeitig wölbt sich über Westeuropa und dem europäischen Nordmeer ein
Höhenrücken auf. Erwähnenswert ist noch eine heftige Orkantiefentwicklung bei
Island. Wie schon in der gestrigen Vorhersage soll das Tief einen beachtlichen
Kerndruck unter 940hPa aufweisen. Zurück nach Deutschland: Gebietsweise kommt es
weiterhin zu Regenfällen, die v.a. in den Weststaulagen auch kräftiger ausfallen
können. Am Abend greift zudem die Warmfront des erwähnten Islandtiefs auf dem
Westen Deutschland über. Die 850hPa-Temperaturen steigen dadurch im Westen in
den positiven Bereich, sodass in der Westhälfte die Temperarturmaxima vielfach
in den zweistelligen Bereich ansteigen, aber auch im Osten wird es mit 5 bis 9
Grad mild.

Am Dienstag kommt der Höhenrücken weiter ostwärts voran, wobei der zum
Islandtief gehörende Trog den Rücken im Norden zunehmend abhobelt. Am Boden
dominiert hoher Luftdruck über Deutschland. Wir liegen allerdings auf der
ungünstigen Nordseite des Hochs. Damit gelangt wolkenreiche und feuchte
Meeresluft zu uns, aus der es gebietsweise auch etwas regnen oder nieseln kann.
Deutschland liegt dann voll im Warmsektor, in 850hPa steigt die Temperatur auf 3
bis 6 Grad an. Da ist es nicht verwunderlich, dass trotz vieler Wolken die
Temperaturen auf (sehr) milde 7 bis 14 Grad ansteigen.

In der erweiterten Mittelfrist ist kein Ende der recht ausgeprägten Westlage zu
erwarten. Flache Trogdurchgänge und Zwischenhocheinflüsse wechseln sich ab und
der Zustrom milder Atlantikluft hält an. Winter- und Schneefans ist daher der
Blick auf die Wetterkarten nicht empfohlen, sofern sie sich nicht den Tag
verderben möchten.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Beim Betrachten der Vorläufe wird klar, dass die Fortdauer der ausgeprägten
Westlage über den gesamten Mittelfristzeitraum hinweg unstrittig ist. Im Detail
unterscheiden sich die Läufe aber durchaus. Bereits beim Zeitpunkt des
Kaltfrontdurchgangs am kommenden Freitag gibt es beim aktuellen 00UTC-Lauf
Differenzen zu den beiden Vorläufen. Der neueste Lauf lässt die Front deutlich
später, also am frühen Nachmittag auf den Nordwesten übergreifen und am Abend
erreicht die Front die Mitte. Die beiden Vorläufe erwarten die Front schon am
frühen Morgen und bis zum Abend erreicht sie bereits die Alpen (was besser zum
ICON-Lauf passt). Zudem kommt die Front beim aktuellen Lauf in der Nacht zum
Samstag und am Samstag an den Alpen ins Schleifen, was die beiden Vorläufe nicht
auf dem Programm hatten. Dies hat natürlich Auswirkungen auf mögliche
Stauschneefälle an den Alpen.
Ab Sonntag nähern sich die Läufe wieder an, wobei der Trogvorstoß über Osteuropa
im neuesten Lauf etwas markanter simuliert wird. Außerdem bestehen noch gewisse
Unsicherheiten bezüglich des Übergreifens des Warmsektors zu Wochenbeginn
(Zeitpunkt und Intensität).

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch ICON und GFS simulieren einhellig den Fortbestand der Westlage. Die genaue
Abfolge und Intensität der Kaltfront werden von den Modellen noch etwas
unterschiedlich simuliert. Ähnlich zum heutigen 00UTC-Lauf des IFS zeigt auch
GFS in der Nacht zum Samstag und Samstagvormittag die Möglichkeit anhaltender
Regen- und Schneefälle an und in den Alpen. ICON lässt die Front allerdings
rasch über die Alpen hinwegziehen, was am deutlich weiter nach Süden
ausgreifenden Randtrog über dem westlichen Mitteleuropa liegt. Am Sonntag weitet
sich bei GFS das Hoch deutlich weiter nach Norden aus, was den Wettercharakter
freundlicher und weniger windig gestalten würde als dies ICON und IFS sehen.
Auch der Trogvorstoß über Osteuropa zu Wochenbeginn findet bei GFS weiter
östlich und weniger markant statt, was aber nur bedingt Einfluss auf unser
Wetter hat. Alle Modelle sehen am Dienstag einen mehr oder weniger stark
ausgeprägten Rücken über Mitteleuropa, der Deutschland ruhiges und sehr mildes
Wetter beschert.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen stützen die beschriebenen synoptischen Strukturen und die daraus
resultierenden Wettererscheinungen. Beim Temperaturrückgang mit der Kaltfront am
Freitag wird ersichtlich, dass es noch Phasenunterschiede gibt, wobei die
Mehrzahl der Member einen früheren Frontdurchgang als Haupt- und Kontrolllauf
erwarten, was auch besser zu den externen Modellen passt. Anschließend steigen
Geopotential und mit etwas Verzögerung auch die Temperatur in 850hPa wieder an.
Ab Montag ist der Spread aber bereits ziemlich groß. Wie warm es im Warmsektor
zu Wochenbeginn wird, ist also noch mit Unsicherheiten behaftet.

Bei den Cluster-Analysen (t120h168h) werden 4 Cluster angeboten, die mit 10
bis 14 Membern recht gleichverteilt sind. Allen Clustern ist die Westlage
gemein, Unterschiede bestehen vor allem in der Ausprägung des Rückens, der zu
Wochenbeginn auf Mitteleuropa übergreift. Nach Cluster 2 (14 Member) wird
beispielsweise eine deutlich glattere Strömung simuliert als im Hauptlauf, der
Cluster 3 (13 Member) zugeordnet wird.

Im erweiterten Mittelfristbereich (t192240h) werden 3 Cluster angeboten, wobei
sich der Hauptlauf im zyklonalsten Cluster befindet (16 Member).

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Bei den markanten Wettererscheinungen stehen Wind/Sturm, (Dauer)Regen und
markante Schneefälle in den Hochlagen auf dem Programm.

Von Freitag bis Sonntag muss verbreitet und wiederholt mit starken bis
stürmischen Böen gerechnet werden, an den Küsten und auf den Bergen kommt es zu
(schweren) Sturmböen. Vor allem ICON simuliert am Kaltfrontdurchgang am Freitag
Sturmböen bis ins Flachland.

Die Schneefallgrenze schwankt im Vorhersagezeitraum, markante Schneefälle mit
der Ausbildung einer nennenswerten Schneedecke sind allerdings nur an und in den
Alpen und in Hochlagen der Mittelgebirge (vornehmlich Hochschwarzwald und
Bayerwald), in der Nacht zum Sonntag auch in den übrigen Mittelgebirgen zu
erwarten.

Zudem regnet es immer wieder, teils auch recht kräftig. Da die
Niederschlagsgebiete aber recht schnell durchziehen, bleibt die
Wahrscheinlichkeit für warnwürdige Regenmengen aber überschaubar. Schwache
Signale werden allerdings von COSMO-LEPS und IFS-EPS gezeigt. Mit dem teilweisen
Abschmelzen vorhandener Schneedecken ist örtlich auch markantes Tauwetter nicht
ganz ausgeschlossen.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, ICON, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel