S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 25.12.2021 um 10.30 UTC

Wechselhaft, teils windig und mild bis sehr mild. Winter vorerst auf dem
Rückzug.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 01.01.2022

Im mittelfristigen Vorhersagezeitraum, kommenden Dienstag, stellt sich eine
zyklonal geprägte Westwetterlage ein. Tiefdruckgebiete bzw. Randtröge laufen vom
Atlantik kommend ostwärts, um dann über dem Baltikum und Finnland mit einem Teil
nach Norden umzubiegen. Ein anderer Teil biegt nach Südosten Richtung
Griechenland und Türkei ab. So wird die kalte Polarluft mit T850 hPa von anfangs
noch -1 bis -7 Grad spätestens bis Dienstagmittag aus Nordostdeutschland
abgedrängt und durch mildere Atlantikluft mit T850 hPa von 0 bis 5 Grad ersetzt.
Aufkommende Niederschläge können anfangs im Grenzbereich noch in fester Phase
fallen oder gefährliches Glatteis produzieren, im Wochenverlauf dominiert dann
allerdings überall die flüssige Phase ohne Glättegefahren. Die Schneefallgrenze
steigt im Zuge dessen immer weiter auf 1500 oder sogar 2000 m an.

Dabei haben von Mittwoch bis Freitag zunächst Tiefdruckgebiete (meist gesteuert
von Randtrögen in der Höhe) die Zügel in der Hand, womit immer wieder Ausläufer
davon das Land überqueren und den Niederschlagsnachschub aufrechterhalten. Ein
sich von Nordafrika und dem westlichen Mittelmeer in Richtung Frankreich
aufwölbender Rücken lässt ab Donnerstag den Druck im Süden aber steigen und die
Niederschläge dort seltener werden. Auf der Vorderseite eines neuen Trogs über
dem Nordostatlantik samt gekoppeltem Bodentief dreht die Strömung bis in die
untere Troposphäre nun sogar auf Südwest, womit noch mildere Luft nach
Deutschland gelangt und die T850 hPa auf Werte zwischen 5 Grad im Nordosten und
bis 10 Grad im Südwesten steigen.

Am Samstag wird aber die Zufuhr der sehr milden Luftmasse aus dem Westen und
Südwesten aber langsam unterbrochen, denn über Skandinavien baut sich allmählich
kräftiges Hochdruckgebiet auf, das sich teilweise bis nach Mitteleuropa
ausdehnen wird. Dadurch dreht die Strömung in Deutschland allmählich auf Süd bis
Südost, so dass die Strömung insgesamt schwächer wird und vor allem in den
Nordosten mit 850 hPa Temperaturen um 0 Grad auch deutlich kältere Luft
einsickert. Dies hat zur Folge, dass bei gering bewölktem Himmel im Nordosten
wieder Nachtfrost im Bereich des Möglichen wäre. Wie sich die Wetterlage im
Bereich der erweiterten Mittelfrist einstellen wird, ab Dienstag nächster Woche,
ist derzeit noch unsicher. Ob sich die westliche Strömung vom Atlantik wieder in
Gang kommt, oder ein Hoch über Osteuropa etabliert ist derzeit noch nicht
absehbar.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Im Groben und Ganzen lässt sich zwischen dem heutigen 0 UTC-Lauf des EZWM und
seinen beiden gestrigen Vorläufen zunächst eine gute Konsistenz feststellen. So
ist das Ausräumen der kalten Luft im Nordosten bis spätestens Dienstag
ausgemachte Sache, auch wenn Details noch zu klären sind und das auch
hinsichtlich der Glättegefahr zu beachten sein wird.
Danach stellt sich bis kommenden Freitag eine milde bis sehr milde zyklonal
geprägte Westwetterlage ein. Am Samstag wird die Westdrift in Teilen
Deutschlands zunächst einmal unterbrochen und die Strömung wird insgesamt
schwächer, so dass bevorzugt im Nordosten bei gering bewölkten Himmel wieder
Nachtfrost auftreten kann.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch die anderen Globalen Modelle zeigen prinzipiell die gleiche Entwicklung
auf. Es stellt sich zunächst eine stramme westliche Strömung ein, mit der
Tiefdruckgebiete und Frontenzüge über Deutschland hinweg nach Osten geführt
werden. ECMW deutet am Ende des mittelfristigen Zeitraums eine kurzzeitige
Unterbrechung der Westdrift an, was GFS so nicht simuliert. ICON folgt im
Wesentlichen der ECMW-Lösung. GEM zeigt in der erweiterten Mittelfrist dagegen
eine deutlich stärker antizyklonal geprägte Lösung als ECMW auf.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen des EZWM bestätigen für diverse deutsche Städte größtenteils das
oben beschriebene Szenario, betten sich Haupt- und Kontrolllauf meist gut im
engen Median ein. Dabei werden sowohl der Temperatur- als auch der
Geopotenzialanstieg bekräftigt. Die bis Donnerstag häufig vorhandenen
Niederschlagssignale sprechen für den vorherrschenden Tiefdruckeinfluss. Die
Spreads öffnen sich zwar ab Freitag etwas, meist sind es aber nur wenige kältere
bzw. niedrigere Ausreißer, die dafür sorgen. Dadurch bewegen sich Median, Haupt-
und Kontrolllauf eher am oberen Rand der Streuungen.
Die 4 Cluster zwischen Dienstag und Freitag gehören fast alle der NAO
positiv-Fraktion an. Große Unterschiede lassen sich über Mitteleuropa kaum
finden. In C3 mit 12 Membern wird angedeutet, dass es im Nordosten am Samstag in
nordwestlicher Strömung vorübergehend noch mal etwas kühler wird.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

GLATTEIS:
Am Montag, in der Nacht zum Dienstag und am Dienstag ist im Nordosten mit
Frontdurchgang bzw. beim Übergang zu milderem Wetter weiterhin die Gefahr von
Glatteisregen gegeben, Unwetter sind dabei nicht ausgeschlossen.

DAUERREGEN/TAUWETTER:
Am Mittwoch und in der Nacht zum Donnerstag sind in Staulagen des südlichen
Berglands (vor allem Schwarzwald, Allgäu, Alpen, Bayerischer Wald) von den
Ensembles erhöhte Wahrscheinlichkeiten für mehr als 30 l/m2 in 24 Stunden
vorhanden. Bei stark ansteigender Schneefallgrenze ist damit auch Tauwetter ein
Thema, eventuell sogar bis in den Unwetterbereich. EFI gibt zwar am Dienstag
noch keine Hinweise, am Mittwoch aber werden Werte bis 0.8 angezeigt.

WIND:
EFI weist am Mittwoch und in der Nacht zum Donnerstag in Süddeutschland Signale
bis 0.6 auf. In den Ensembles werden für das zentrale und südliche Bergland gute
Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen Bft 8 und noch geringe für Sturmböen
Bft 9 ausgegeben. Auf den Berggipfeln sind schwere Sturmböen bzw. orkanartige
Böen wahrscheinlich.
Am Donnerstag hat EFI zwar keine Hinweise mehr, die Ensembles geben allerdings
stürmische Böen an der See, im Erzgebirge und im Bayerischen Wald her.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, EZMW-EPS, op. EZMW

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer