#DWD -> #SXEU31 #DWAV 221800 #SYNOPTISCHE UEBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Mittwoch, den 22.12.2021 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 221800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 22.12.2021 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Am Donnerstag von Nordwestdeutschland im Tagesverlauf bis in die östlichen und
südöstlichen Mittelgebirge örtlich Glatteis (Unwetter nicht ausgeschlossen). Im
Nordosten von Donnerstagnachmittag bis Freitag gebietsweise markante
Schneefälle. Auf den Bergen Sturm- und schwere Sturmböen.
Am Samstag meist keine markanten Wettererscheinungen.
Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
Aktuell … Deutschland wird im Laufe der Nacht von einem schwächer werdenden
Höhenrücken ostsüdostwärts überquert. Gleichzeitig regeneriert sich der Keil
durch kräftige Warnmluftadvektion über den Britischen Inseln und so entsteht bis
zum Morgen eine kräftige Nordwest- bis Westströmung. Auch bei uns verstärkt sich
die WLA und so verdichten sich im Nachtverlauf die Wolken vor allem im
Nordwesten und Norden. In den Frühstunden produzieren die Modelle bereits erste
leichte Regenfälle vom Niederrhein bis zum Emsland (besonders die externen
Modelle). ICON D2 zeigt auch erste Tropfen von Ostwestfalen bis nach Nordhessen.
Fraglich ist aber, ob tatsächlich die trockene Schicht unterhalb von 750 hPa vom
Niederschlag durchquert werden kann. Im übrigen Deutschland ziehen zunächst hohe
Wolken, später von Nordwesten teils auch mittelhohe Wolken auf und es bleibt
trocken. Da es eingangs der Nacht noch häufig gering bewölkt ist, liegen die
Nachtwerte meist im Frostbereich zwischen -1 und -4 Grad im Nordwesten und im
äußersten Norden, an der dänischen Grenze und an der Nordsee teils im leichten
Plusbereich. In der Mitte und im Süden werden meist -5 bis -9 Grad, im Alpenraum
teils unter -10 Grad erwartet. Der Wind frischt bereits im Hochschwarzwald und
auf Alpengipfeln auf mit stürmischen Böen aus Südwest.
Donnerstag … auf der nahen Vorderseite der Keilachse über den Hebriden bildet
sich an der Warmfront des atlantischen Tiefs ein Randtief, das bis zum Abend zur
östlichen Nordsee zieht. Mit dieser Warmfrontwelle soll sich über dem Norden und
der Mitte die WLA nochmal verstärken.
Damit kommen die Wolkenfelder bis in den Osten und Südosten voran und erreichen
gegen Abend auch den Süden. Diffuser Sonnenschein ist anfangs ganz im Osten und
Süden möglich.
Über der Nordhälfte greifen im Tagesverlauf von Westen her Niederschläge
ostwärts aus. ICON simuliert die Niederschläge dabei über der Nordhälfte,
während IFS geringe Niederschläge auch bis nach Ostbayern ausgreifen lassen.
Diese Frage ist insofern kritisch, dass vielerorts die Böden gefroren sind.
Während man davon ausgehen kann, dass die Situation im Nordwesten auch aufgrund
des Tagesganges eher unkritisch ausfällt, muss mit jedem Kilometer weiter nach
Osten zunehmend mit der Gefahr von gefrierendem Regen gerechnet werden.
Nur im Nordosten, etwa nordöstlich der Elbe, sind die Chancen gut, dass die
Niederschlagsphase Schnee ist, da dort die T850 ha Werte im negative Bereich
liegen. In einem Streifen vom zentralen Niedersachsen bis nach Thüringen ist
dagegen eine markante Glatteislage wahrscheinlich. Unwetter sollte man abhängig
von Intensität und Temperaturverteilung nicht ausschließen.
Wenn der Niederschlag den Südosten Deutschlands erreicht, dürfte Glatteis
ziemlich sicher sein (warme Nase in 850 hPa und sehr kalte
Grundschicht/Dauerfrost). Derzeit sieht es nur noch geringen Mengen aus sodass
man dort möglicherweise auch mit einer markanten Warnung auskäme.
Darüber hinaus ist noch der Wind zu erwähnen, der an der Nordseeküste im
Tagesverlauf stark böig auffrischt und auch im Bergland muss mit Windböen, auf
exponierten Bergen auch mit Sturmböen aus Südwest gerechnet werden.
In der Nacht zu Freitag zieht die Frontalwelle zum südlichen Schleswig-Holstein,
wobei aus dem Trog westlich der Britischen Inseln ein Kurzwellentrog rausläuft,
zur Deutschen Bucht zieht und für Hebung an der Welle sorgt. Die Niederschläge
konzentrieren sich damit zumeist auf den Osten und Nordosten, wobei meist Mengen
zwischen 5 und 12 mm, vereinzelt bis 15 mm berechnet werden. Die genaue Lage der
Übergangsphase von Regen über gefrierenden Regen zu Schnee wird noch nicht
konsistent vorhergesagt. Am ehesten ist Schnee in Vorpommern ausgreifend bis zur
Uckermark ein Thema, wo gut und gerne auch einmal 5 bis 10 cm und mehr fallen
können (abhängig von der Intensität). Die EPS-Ergebnisse von ICON und IFS deuten
bis Freitagmittag mit geringen Wahrscheinlichkeiten markante Mengen zwischen 10
und 15 cm in 12 bis 18 h an in einem Gebiet von Ostholstein bis in den Nordosten
von Brandenburg und bis nach Vorpommern.
Im Übergangsbereich besteht weiterhin Glatteisgefahr (Unwetter nicht
ausgeschlossen).
Selbiges gilt vor allem für Ost- und Nordostbayern: ICON deutet eine
Intensivierung der Niederschläge an, was dann auch dort die Unwettergefahr
deutlich erhöht.
Im Westen lassen die Niederschläge nach und die Temperaturen bewegen sich im
positiven Bereich. Entsprechend besteht dort abgesehen von den höchsten Lagen
keine Glättegefahr.
Im Süden ist die Lage sehr diffizil: Hier sorgt die maskierte Kaltfront der
Welle vorübergehend für Regen und in einigen Kältelöchern der Alb und ganz im
Süden könnte gefrierender Regen auftreten.
Der Wind gewinnt an Bedeutung und weht vor allem über der Nordhälfte zeitweise
stark böig. Auf den Bergen muss mit stürmischen Böen und Sturmböen gerechnet
werden.
Freitag … An Heiligabend schwenkt von der Nordsee der Haupttrog zum
nordöstlichen Deutschland und die davor sich befindliche Frontalwelle erreicht
den Nordosten Polens bzw. die Region Kaliningrad. Die Kaltfront des Tiefs
gelangt zum Nordrand der Mittelgebirge, wobei im Frontbereich zunächst Regen
fällt. Weiter nördlichen gehen dann die Niederschläge in Schneeregen oder Schnee
über. ICON zeigt allerdings ein etwas langsameres Übergreifen der Kaltfront,
hier wäre weiterhin die Region vom nördlichen Brandenburg bis nach Mecklenburg
von Schneefall betroffen, wobei die Mengen am Nachmittag nur noch im gelben
Bereich liegen.
Ein weiteres Niederschlagsfeld wird über dem Süden gerechnet, wobei die
Glatteisgefahr auch im Südosten rasch abnimmt.
In jedem Fall ist der Wind vor allem in der ersten Tageshälfte noch lebhaft und
vor allem im Osten stark böig unterwegs. Im Erzgebirgsvorland kann es auch
einzelne stürmische Böen geben. Auf den Bergen bleibt es bei Sturmböen,
exponiert bis Bft 10 aus West bis Südwest. In der zweiten Tageshälfte wird der
Wind dann langsam schwächer.
In der Heiligen Nacht wird der Trog im Norden und Osten Deutschlands
regeneriert, während der Höhenkeil über Südwest- und Westeuropa zwar erhalten
bleibt, aber immer mehr abflacht.
Die Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet zonalisiert dabei noch etwas, so
dass die strömungsparallel eingebettete Kaltfront nur noch wenig nach Süden
vorankommt. Morgens reicht sie vom Niederrhein bis zum Vogtland und in ihrer
Nähe entwickelt sich eine flache Tiefdruckrinne. Nöördlich der Rinne schiebt
sich Hochkeil, der sich morgens bis in die Norddeutsche Tiefebene ausweitet.
Dabei dringt von Norden her skandinavische Kaltluft bis zur nun zunehmend als
Luftmassengrenze fungierenden Kaltfront vor, die Temperatur in 850 hPa sinkt auf
-10 Grad in Ostholstein bzw. in Vorpommern (nach GFS sogar bis -13 Grad) und bis
-1 Grad im Bereich der Front. Auf der kalten Seite werden dabei nur noch wenig
ergiebige Niederschläge simuliert, die meist als Schnee fallen, aber kaum mehr
nennenswerte Neuschneemengen bringen. Allerdings simuliert vor allem ICON-EU an
der vorpommerschen Ostseeküste noch Schneeschauer (Lake Effekt), so dass einige
Zentimeter Neuschnee dazu kommen würden.
Südlich der Front fällt nach wie vor gebietsweise Regen, die im nördlichen und
östlichen Mittelgebirgsraum oberhalb von 300 bis 600 m in Schnee übergehen
können. Im Süden ist die Schneefallgrenze deutlich höher (positive Temperatur in
850 hPa).
Der Wind nimmt im Laufe der Nacht ab und ist in der 2. Nachthälfte meist nicht
mehr warnwürdig.
Vom Nordrand der Mittelgebirge bis zur Küste gibt es verbreitet leichten,
gebietsweise auch mäßigen Frost. Im nördlichen Mittelgebirgsraum gibt es nur in
höheren Lagen Frost und im Südwesten und Süden bleibt es dagegen frostfrei.
Samstag … Während der Trog sich nach Osteuropa verabschiedet, schwenkt der
flache Höhenkeil (500 hPa) zum westlichen Deutschland, wobei im Süden eine
kleine Schwachstelle in Form eines kleinen Randtroges eingelagert ist. Die
Luftmassengrenze bleibt zunächst in der Mitte liegen, wird aber am Nachmittag
vor allem nach Westen hin wieder etwas nach Norden gedrückt, da sich das
atlantische Tief etwas annähert und somit der Wind vor allem in 850 und 700 hPa
auf Süd bis Südwest dreht. Im Norden und Osten bleibt noch die bodennah kalte
Ostströmung am Rand des von Dänemark nach Polen wandernden Hochs erhalten. Im
Bereich der Luftmassengrenze und weiter südlich bleibt es bei starker Bewölkung
und zeitweise bei leichtem bis mäßigem Regen, im östlichen Bergland auch Schnee,
wobei die Mengen sich meist zwischen 2 und 9 mm, vereinzelt bei 10 bis 15 mm
bewegen.
Während es im Norden und Osten häufig Dauerfrost gibt zwischen 0 und -4 Grad,
gibt es in der Mischluft in einem Streifen vom Emsland bis nach Westsachsen und
Nordostbayern Höchstwerte zwischen 1 und 4 Grad. Vom Rheinland bis nach
Baden-Württemberg und nach Südwestbayern werden milde 5 bis 9 Grad erwartet.
Während auf den Ostfriesischen Inseln einzelne 6er und 7er Böen aus Ost bis
Südost möglich sind, spielt der Wind ansonsten keine große Rolle.
Modellvergleich und -einschätzung
Einige Differenzen wurden oben geschildert. Auch einige EPS-Ergebnisse wurden
bereits genannt.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden