S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 15.12.2021 um 10.30 UTC

Unter Hochdruckeinfluss zunächst überwiegend trüb, mild und weitgehend
störungsfrei. Zur Mitte kommender Woche allmählich Temperaturrückgang und
wechselhafter.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 22.12.2021

Deutschland befindet sich nahezu im gesamten Mittelfristzeitraum unter dem
Einfluss einer umfangreichen Hochdruckzone über Westeuropa, dessen Schwerpunkt
sich bei den Britischen Inseln befindet und durch einen sich weit nach Norden
streckenden Höhenrücken gestützt wird. Die Divergenzachse liegt dabei diagonal
über Deutschland, so dass sich vor allem der Nordosten und Osten in Hochrandlage
befindet und so hin und wieder von schwächelnden Fronten gestreift wird. Dies
ist zu Beginn der Mittelfrist am Samstag ein Warmfrontrest eines Tiefs über dem
Baltikum bzw. Nordwestrussland, am Sonntag folgt die schwache Kaltfront.
Nennenswerte Niederschläge werden dabei nicht erwartet. Insgesamt überwiegt wie
bei Hochdrucklagen mit recht milden und durchaus feuchten Luftmassen im Herbst
und Winter üblich, ein meist neblig-trüber Witterungscharakter, gebietsweise
kann es aus der Hochnebeldecke Sprühregen geben. Insbesondere auf der Rückseite
der schwachen Kaltfront am Sonntag kann es dann sogar im Nordosten mal etwas
auflockern, da eine etwas kältere/trockenere Luftmasse einfließen kann und die
leichten Hebungsprozesse im Frontumfeld ebenfalls einen Beitrag leisten können.
Auch zu Wochenbeginn ändert sich die Wetterlage kaum: Das wetterbestimmende Hoch
schwächt sich leicht ab, die Divergenzachse verlagert sich allmählich
südwestwärts, die kühlere Luft mit 850 hPa-Temperaturen unter 0 Grad gewinnt
Raum gen Westen bis sie am Dienstag auch die Gebiete im äußersten Westen
erreicht. Das Temperaturniveau geht also langsam wieder zurück und Nachtfröste
treten wieder verbreiteter auf.

Das blockierende Hoch wird erst zum Übergang in die erweiterte Mittelfrist
Mittwoch/Donnerstag allmählich verdrängt, damit kann sich das Wetter im
erweiterten Mittelfristzeitraum voraussichtlich wieder zyklonaler gestalten: Ein
Randtrog des umfangreichen Troges über weiten Teilen Osteuropas und Russlands
verlagert sich von Norden her gen Mitteleuropa, Bodenhoch und Höhenrücken werden
abgebaut und zusammen mit dem von Westen näher rückenden Trog von zwei Seiten in
die Zange genommen. Ein zum Randtrog korrespondierendes Randtief, das sich über
dem Nordmeer gebildet hat, zieht entlang der norwegischen Küste bzw. über die
östliche Nordsee südwärts. Das dazugehörige Frontensystem überquert Deutschland
im Laufe des Mittwochs unter Abschwächung von Nordost nach Südwest. Im weiteren
Verlauf soll sich dieses Randtief allmählich auffüllen bzw. wird in die
Tiefdruckzone über dem nahen Ostatlantik/Westeuropa eingegliedert. Die Details
und insbesondere die beteiligten Luftmassen sind freilich noch recht unsicher,
nach aktueller Sicht der Dinge – wohlgemerkt am äußersten Rande des
Vorhersagehorizontes – drängt sich aber ein verbreitet weißes Weihnachtsfest
nicht auf. Zwar gehen die Temperaten wieder zurück, so dass im Fall von
Niederschlag wieder häufiger Schnee fallen kann, wie viel Niederschlag aber
tatsächlich zu erwarten ist, bleibt noch unsicher.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der vorliegenden Modellläufe des IFS kann insgesamt als sehr gut
bezeichnet werden: Im Prinzip herrscht über den gesamten Mittelfristzeitraum bis
Mitte nächster Woche eine ruhige, antizyklonal geprägte Wetterlage. Die beiden
neueren IFS-Läufe sind gegenüber dem gestrigen 00 UTC-Lauf zu Beginn der
kommenden Woche etwas kühler aufgestellt.

Das blockierende Hoch wird erst zum Übergang in die erweiterte Mittelfrist
Mittwoch/Donnerstag allmählich verdrängt, damit kann sich das Wetter im
erweiterten Mittelfristzeitraum voraussichtlich wieder zyklonaler gestalten.
Details naturgemäß noch unsicher.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Montag lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
zwischen IFS und weiteren betrachteten Globalmodellen (namentlich ICON und GFS)
entdecken. Zum Dienstag/Mittwoch hin ist ICON noch etwas antizyklonaler, GFS
dagegen bereits etwas zyklonaler aufgestellt, dies beträfe dann zunächst vor
allem die nördlichen Landesteile.
In der erweiterten Mittelfrist (zweite Wochenhälfte) zeigen sich noch größere
Unsicherheiten an: Während sich beim IFS die oben beschriebene Umstellung zu
überwiegend zyklonal geprägter Witterung andeutet, lässt der aktuelle GFS-Lauf
eine Regeneration des Blockings, allerdings ein wenig weiter westlich, zu. Damit
würde der überwiegende Teil Deutschlands wieder am Rande des Hochs in
antizyklonaler Grundkonstellation liegen, die östlichen Landesteile eher im
Randbereich des umfangreichen Troges über Osteuropa und Russland.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Cluster:
Die Clusteranalyse des EZMW zeigt für den ersten Zeitraum (Samstag 00 UTC bis
Sonntag 00 UTC, +72 bis +96 h) vier Cluster mit 16, 16, 10 und 9 Membern. Alle
vier Cluster werden dem Regime Blocking zugeordnet. Prognoserelevante
Unterschiede sind nicht zu erkennen. Im Folgezeitraum von Montag 00 UTC bis
Mittwoch 00 UTC (+120 bis +168 h) werden fünf Cluster gezeigt, die sich zum
Termin Mittwoch 00 UTC vom Blocking in Richtung Atlantischer Rücken (Blocking
etwas weiter westlich) entwickeln oder beim Blocking bleiben. Bis einschließlich
Dienstag sind die Unterschiede marginal und voraussichtlich kaum
prognoserelevant. Die Lösungen für Mittwoch 00 UTC zeigen zwar unterschiedlicher
Regime, für Deutschland aber relativ einheitlich einen Übergang zu zyklonal
geprägtem Wetter mit voraussichtlich etwas unterschiedlicher
Ausprägung/Ausdehnung gen Westen.
In der erweiterten Mittelfrist (+192 bis + 240 h, Donnerstag 00 UTC bis Samstag
00 UTC) werden drei Cluster gezeigt, die zwar leicht unterschiedliche
Ausgangslagen annehmen, dann aber allesamt zum Regime „Negative NAO“ (hoher
Luftdruck um Island, tieferer Luftdruck im Bereich Azoren) schwenken und eine
zyklonal geprägte, mehr oder weniger zonale Westlage zeigen.

Rauchfahnen:
Die Rauchfahnen des IFS-EPS zeigen in ausgewählten deutschen Städten einen
allmählichen Geopotenzialabfall in 500 hPa im Laufe des Mittelfrist von recht
hohem Niveau am Wochenende. Dabei ist der Spread bis einschließlich Dienstag vor
allem in den südlichen Landesteilen recht gering, nach Norden hin etwas größer.
Die Kurvenschar weiter sich dann ab Mittwoch zunehmend, insgesamt nimmt das
Geopotenzial aber recht sicher ab. Sowohl der Haupt- als auch der Kontrolllauf
sind eher im unteren Bereich zu finden. Hinsichtlich der 850 hPa-Temperatur
endet die recht milde Phase zu Wochenbeginn, allerdings wird hier der Spread
auch relativ groß. Der Schwerpunkt der Kurvenschar ist irgendwo um -5 Grad zu
finden, vor allem nach Süden hin zeigen sich aber diesbezüglich größere
Unsicherheiten durch einen weniger klare Häufung um -5 Grad und einen Spread um
20 Kelvin (Spread im Norden und Nordosten eher bei 10 bis 15 Kelvin). Nach
Norden hin deuten sich schwache Frontdurchgänge durch geringe
Niederschlagswahrscheinlichkeiten an, im Süden sind diese Signale bis
einschließlich Mittwoch meist sehr gering. Insgesamt soll die
Niederschlagsneigung ab Mittwoch, im Süden eher ab Donnerstag, deutlich
zunehmen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Im gesamten Mittelfristzeitraum kaum signifikante Wettererscheinungen (keine
EFI-Signale), lediglich am Samstag und Sonntag geringe Wahrscheinlichkeiten für
starke bis stürmische Böen (Bft 8 bis 9) in Hochlagen der Mittelgebirge, hier
vor allem im Hochschwarzwald, zum Sonntag hin auch auf dem Brocken oder in
Kammlagen des Erzgebirges. Böiger Wind auch zeitweise im Küstenumfeld,
voraussichtlich aber ohne markante Böen ab Bft 8.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger