#DWD -> #SYNOPTISCHE UEBERSICHT #MITTELFRIST Samstag, den 13.11.2021 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 13.11.2021 um 10.30 UTC
Teils trüb ohne Regen, teils trüb mit Regen. Im Norden im Wochenverlauf wieder
etwas windiger und damit auch milder.
Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 20.11.2021
Am Dienstag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, bestimmen noch ein kräftiger
Höhenrücken über dem Atlantik und ein weiterer über Osteuropa das
Wettergeschehen. Diese sind über Mitteleuropa hinweg mit recht hohem
Geopotential verbunden, was sich auch in einer Brücke zwischen Bodenhochs
nordöstlich der Azoren und über der Ukraine widerspiegelt. Tiefes Potential und
auch mehrere Bodentiefs sind im Bereich des westlichen und zentralen Mittelmeers
zu finden. Die Frontalzone verläuft mäandrierend nördlich unseres Landes, wobei
im Laufe des Dienstags ein Trog in die Lücke zwischen den Höhenrücken stößt, von
Island her Richtung Nordsee. Das zugehörige Bodentief befindet sich östlich von
Island, so dass bei uns der Druckfall von der Nordsee her nur leicht ist und
damit der der südliche bis südwestliche Wind allenfalls leicht auffrischt. Es
hält sich Hochdruckwetter mit zähem Nebel in vielen Niederungen und Sonne in
Höhenlagen sowie im Lee mancher Mittelgebirge.
Am Mittwoch schwenkt der Trog, der sich auch immer weiter südwärts ausweitet,
über Deutschland hinweg. Auf seiner Vorderseite überquert eine Kaltfront mit
leichten Regenfällen Deutschland von Nordwest nach Südost. In tiefen Lagen wird
diese eher eine leichte Erwärmung bringen, denn es folgt eine besser
durchmischte Meeresluft polaren Ursprungs mit -1 bis -3°C in 850 hPa. Schnee
bleibt somit weitgehend auf Höhenlagen ab etwa 800 bis 1000 m beschränkt. Die
Hochdruckbrücke bricht durch den Trogvorstoß weiter auf, so dass sich zwischen
dem Hoch westlich der Biskaya und sich nach Skandinavien ausweitendem
Tiefdruckeinfluss eine mäßige Westströmung einstellt. Für die Küste und die
Berglagen dürften Windwarnungen fällig werden.
Am Donnerstag verlässt uns der Trog nach Osten und von Westen greift mehr und
mehr der atlantische Höhenrücken über, der eine abgeschlossene Höhenantizyklone
westlich der Biskaya ausbildet. Damit liegen wir in einer antizyklonalen
nördlichen Strömung. Das Bodenhoch erreicht in der Nacht zum Freitag schon
Frankreich, wir verbleiben aber in der mäßig starken westlichen Strömung. Mit
dieser gelangt von Westen her wieder zunehmend mildere Luft zu uns, die kräftige
Warmluftadvektion sorgt für viele Wolken und in der Nacht zum Freitag auch für
Regenfälle.
Am Freitag verbleibt die Höhenantizyklone im Bereich der Biskaya, die
Bodenhochdruckzone verläuft recht schmal zonal über den Süden Deutschlands.
Dagegen verbleiben die Mitte und der Norden Deutschland im Bereich der recht
flotten westlichen Strömung. Mit dieser zieht auch die Warmfront ab, die
Kaltfront verbleibt dagegen noch nördlich unseres Landes. In dem recht breiten
Warmsektor kann es damit recht mild werden mit Wolkenauflockerungen. Im
schwachwindigen Süden herrscht dagegen Grenzschichtproblematik. Draußen auf dem
Atlantik entsteht südlich Grönlands in recht weit nördlicher Lage ein kräftiges
Hoch, an dessen Ostflanke Kaltluft südwärts stößt.
Am Samstag erreicht diese Kaltluft Dank einer recht starken Nordströmung
zwischen Irland und Norwegen am Abend die Deutsche Bucht und in der Nacht zum
Sonntag schon die Nordwesthälfte Deutschlands. An der zugehörigen Kaltfront
fällt in der Nacht zum Sonntag in der Nordwesthälfte Regen, mitunter
schauerartig, da Höhenkaltluft schon im Anmarsch ist. Der Wind dreht rückseitig
auf Nordwest.
Im weiteren Verlauf schwenkt die Kaltfront südostwärts durch, ihr folgt ein Trog
mit Höhenkaltluft bis -34°C im Nordosten Deutschlands und nachfolgend -3 bis
-5°C in 850 hPa. Damit kann es zumindest im Bergland ein paar Schneeflocken
geben, zudem muss bei abnehmendem Wind im Falle von Wolkenauflockerungen mit
Frost gerechnet werden.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs mit dem gestrigen 00-UTC-Lauf ist sehr
hoch. Etwa größere Unterschiede ergeben sich zum 12-UTC-Lauf. Dieser lässt am
Mittwoch den Trog weniger südwärts vorstoßen und anschließend das Höhenhoch
näher an uns heranrücken, ist somit generell etwas antizyklonaler aufgestellt.
Die Kaltfront in der Nacht zum nächsten Sonntag ist ebenso wenig ausgeprägt, ihr
fehlt die Höhenkaltluft im Rücken.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bei den heutigen 00-UTC-Läufen lassen auch GFS, ICON und UKMO den Trog am
Mittwoch nicht so weit südwärts ausgreifen wie IFS, nur GEM unterstützt IFS
ansatzweise. Die nachfolgende Warmfront zeigen alle Modelle ausgeprägt. ICON,
GFS und auch GEM tendieren nachfolgend zu stärkerem Hochdruckeinfluss als IFS,
das zeigt sich bei ICON und GFS sogar mit noch deutlich höherem Potential und
bei GFS mit einem Hochschwerpunkt über alle Niveaus über dem Norden Frankreichs.
Damit kann zumindest über der Mitte Deutschlands eher antizyklonaler Einfluss
als wahrscheinlicher angenommen werden. Die Kaltfront in der Nacht zum nächsten
Sonntag zeigen IFS und GEM, bei GFS ist die Kaltluft noch weit weg.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Im Zeitraum von Donnerstag, 00 UTC bis Samstag, 00 UTC verteilt sich das IFS-EPS
auf vier Cluster. C1 (18 Mitglieder, Kontrolllauf, Hauptlauf) spiegelt das oben
beschriebene Szenario wider. C2 und C3 (zusammen 25 Mitglieder) zeigen die
Tendenz zu mehr Antizyklonalität (wie ICON und GFS) mit Höhenhoch über
Frankreich. C4 (8 Mitglieder) lässt dagegen am Donnerstag den Trog abtropfen und
damit im westlichen Mittelmeer die Tiefdrucktätigkeit wieder einmal aufleben.
Bei uns setzt sich nachfolgend langsam eine Hochdruckbrücke durch. In der
erweiterten Mittelfrist wird allerlei geboten, von der antizyklonalen Westlage
über Nordlagen bis hin zur zyklonalen Ostlage.
Die Rauchfahnen für Erfurt (in der Mitte Deutschlands) zeigen den kleinen
Einbruch bei Temperatur und Potential am Mittwoch und Donnerstag und einen
größeren zum Sonntag hin. Insgesamt ist die Streuung dabei gar nicht so groß.
Winterfans dürfte freuen, dass zumindest zwei Ausreißer am übernächsten Montag
sogar bis -12°C in 850 hPa zurückgehen. Insgesamt sieht es aber zum Beginn der
übernächsten Woche eher nach Berglandwinter aus und dies sogar mit recht wenig
Niederschlag. Bei letzterem lassen sich Maxima von Mittwoch bis Freitag und
wieder am Sonntag ausmachen, wobei diese auch nicht sehr hoch sind.
Leichte Unterschiede zeigt das GFS-Ensemble: Am Donnerstag fällt der Trog
deutlich schwächer aus, am Sonntag zeigen sich dann Temperatur- und
Potentialrückgang schwächer, wobei der Hauptlauf noch zaghafter ist als der
Ensembleschwerpunkt. Die Niederschlagssignale sind generell noch schwächer als
beim IFS.
Alles in Allem unterstützt auch der Ensemblevergleich die Clusteranalyse
bezüglich der stark zunehmend Unsicherheit in der erweiterten Mittelfrist.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Beim EFI zeigen sich keinerlei Signale in der kommenden Woche.
IFS-EPS bringt ab Mittwoch, verstärkt dann am Donnerstag und Freitag, Signale
für stürmische Böen an den Küsten.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX (besser von 03 UTC als von 09 UTC, weil bei ersterem eine etwas
antizyklonalere Tendenz vorherrscht, die auch vom Ensemble und den externen
Modellen gestützt wird);
IFS-EPS
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Peter Hartmann