SXEU31 DWAV 071800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 07.11.2021 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Nach Trogpassage unter Hochdruckeinfluss ruhiges Wetter mit
Grenzschichtproblematik und zunehmender Nachtfrostgefahr.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC

Aktuell … zieht ein breiter Höhentrog über Schweden und die Ostsee weiter nach
Osten und tangiert mit dem aktivsten südlichen Part (inklusive kältester
Höhenluft mit T500 um -30 C) den Nordosten Deutschlands. Gleichzeitig entwickelt
sich das skandinavische Tiefdruckgebiet RUDOLF II unter moderater Höhendivergenz
stromab der Höhentrogachse und zieht unter mäßiger Intensivierung über die
zentrale Ostsee zum Finnischen Meerbusen. Die von RUDOLF II nach Deutschland
geführte Kaltfront passiert bis zum Abend auch den Süden Deutschlands und legt
sich zunehmend an die Alpen. Abgesehen des orografischen Inputs wird diese Front
nicht weiter aktiviert bzw. erfolgt der dynamische Input erst in den
Nachtstunden durch einen schärfer konturierten Höhentrog – da ist jedoch nicht
mehr viel von der frontalen Zirkulation vorhanden.

So verläuft der Abend im Süden (abgesehen vom direkten Alpenrand) dank des
Aufzugs der frontalen Bewölkung zunehmend bewölkt und von Nord nach Süd treten
einzelne Schauer auf, oder es regnet kurz mit leichter Intensität. Am direkten
Alpenrand kann sich mit etwas Glück der blaue Himmel (wenigstens anteilig) bis
in die Abendstunden halten.
Sonst lockert postfrontal die Bewölkung über der Mitte (NRW über das südliche
Niedersachsen bis nach Südbrandenburg) stärker auf mit einer nur geringen
Schauerneigung, während diese im Norden unter der kälteren Höhenluft wieder
deutlich an Intensität zulegt. Allerding stabilisiert es abends im Zuge mäßiger
WLA (Kurzwellentrogpassage), die von der Deutschen Bucht aufs Binnenland
übergreift, sodass der konvektive Charakter besonders in Schleswig-Holstein in
stratiformen und länger anhaltenden Regen übergeht.

Der besonders im Norden noch mäßige bis frische Westwind schwächt sich abends
allmählich ab mit folgenden Ausnahmen: wo noch immer konvektive Anteile
auftreten könnten im Binnenland noch die Bft 7/8 lokal auftreten und im gesamten
Küstenumfeld muss man mit Böen Bft 8, exponiert Bft 9 (Ostsee) und durchweg Bft
9 (Nordsee) rechnen. Auf dem Brocken und auf Helgoland ist auch die Bft 10 noch
möglich.
Die abendlichen Werte liegen meist zwischen 9 und 5 Grad, im Küstenumfeld etwas
darüber und im höheren Bergland etwas darunter.

In der Nacht zum Montag verschärft der Höhentrog seine Amplitude (beginnende
Verschmelzung mit einem Höhentief über dem westlichen/zentralen Mittelmeer) und
überquert Deutschland von West nach Ost. Die Kaltfront legt sich dabei an die
Alpen und dank der orografischen Hebung regnet es dort zeitweise leicht,
oberhalb von 900 bis 1100 m fällt etwas Schnee. Postfrontal lockert die
Bewölkung im Süden und über der Mitte für längere Zeit auf, letzte Schauer
können jedoch bis weit in die Nacht mit schwacher Intensität auftreten. Zudem
bilden sich regional dichte Nebelfelder, was besonders für die nach Nordwest
ausgerichteten Luvlagen der Mittelgebirge gilt.
Im Norden verläuft die Nacht meist bedeckt mit abnehmender Schauertätigkeit. Der
Fokus liegt nun zunehmend auf durchschwenkende Kurzwellen, wobei in deren Umfeld
für mehrere Stunden Regen mit leichter bis mäßiger Intensität auftreten kann.
Die eine Welle zieht von Schleswig-Holstein über MV nach Brandenburg, während
die zweite ausgangs der Nacht von der Deutschen Bucht aufs Binnenland
übergreift.
Der West- bis Nordwestwind schwächt sich weiter ab mit Böen Bft 7 bis 8 über der
Deutschen Bucht und entlang der Ostsee (exponiert über der Deutsche Bucht letzte
Böen Bft 9 und auch zwischen Rostock und Rügen bis Mitternacht letzte Böen Bft
9). Auf dem Brocken und dem Fichtelberg treten weiterhin Sturmböen Bft 9 aus
West auf.

Die Tiefstwerte liegen je nach Bewölkung im Norden zwischen 9 und 5 Grad und
über der Mitte/dem Süden zwischen 5 und 0 Grad. Im süddeutschen Bergland wird es
mit rund -1 Grad frostig.

Montag … amplifiziert die Höhenströmung über Nordwesteuropa, wobei sich ein
Keil über Großbritannien in Richtung Norwegen aufwölbt. An dessen Ostflanke
gelegen liegt Deutschland unter einer nördlichen Höhenströmung, wobei sich ein
französischer Bodenkeil zunehmend auf Süddeutschland ausweitet.

Mit Blick auf diese Ausgangslage kann bei uns mit einer Zweiteilung des Wetters
gerechnet werden. Nach regional zäher Nebel- und Hochnebelauflösung im Süden und
über der Mitte ist es meist freundlich, wobei besonders die späten
Nachmittagsstunden vielerorts noch für viel blauen Himmel und etwas Sonnenschein
gut sein sollten.

Den Norden überquert die angesprochene zweite Kurzwelle mit einer diffusen
Okklusion südostwärts und mit ihm teils konvektiv, teils stratiform geprägter
Niederschlag. Somit beginnt der Tag im Nordosten abgesehen von einzelnen
Schauern meist trocken, bevor dann nachmittags/abends auch hier wieder
Niederschläge zu erwarten sind. Insgesamt bleibt es hier meist wolkenverhangen
mit nur kurzen/lokalen Auflockerungen.

Der meist schwache bis (im Norden) zeitweise mäßige Westwind spielt
warntechnisch keine Rolle mehr (abgesehen von einzelnen Böen Bft 8 auf dem
Brocken und letzten Böen Bft 7 im Umfeld der Deutschen Bucht).
Die Höchstwerte liegen zwischen 6 und 12 Grad (von Süd nach Nordwest). Im Süden
herrscht oberhalb von 1200 m leichter Dauerfrost.

In der Nacht zum Dienstag etabliert sich eine Bodenhochdruckzone, die von
Frankreich über Deutschlands bis ins Baltikum reicht. Letzte Niederschläge
klingen im Osten bis Mitternacht immer weiter ab, sodass in der Folge eine meist
trockene Nacht erwartet wird. Über der östlichen Mitte sorgt dichte
hohe/mittelhohe Bewölkung noch für eine verminderte Ausstrahlung, die sonst
jedoch besonders im Westen und Süden ausgeprägt/kräftig ausfällt. Daher muss in
diesen Regionen mit dichtem Nebel gerechnet werden (besonders entlang der
zentralen Mittelgebirge bis zum Alpenrand sowie im Umfeld der sich auflösenden
frontalen Restfeuchte über Norddeutschland).
Mit schützender Bewölkung liegen die Tiefstwerte zwischen 6 und 3 Grad und gehen
sonst auf +3 bis -4 Grad zurück (am kältesten südlich der Donau, wo auch
regional glatte Straßen erwartet werden müssen).

Dienstag … liegt Deutschland unter einem kräftigen Höhenkeil bzw. an der
Westflanke einer Bodenantizyklone über Osteuropa. Daher steht ein ruhiger
Wettertag bevor, wenngleich die Frage sein wird, inwieweit sich nächtliches
(Hoch-)Nebelgrau tagsüber auflösen kann. Die Numerik sieht nicht so
pessimistisch aus und auch wenn sich eine Absinkinversion von rund 650-750 hPa
allmählich weiter nach unten voran arbeitet ist noch unsicher, ob sich wirklich
so kräftiges synoptisch-skaliges Absinken durchsetzen kann, dass die Inversion
bis zur Grenzschicht gedrückt wird. Das hängt von der endgültigen Lage/Geometrie
der Keilachse ab. Aus heutiger Sicht dürfte sich aber mit einer östlichen
niedertrop. Windkomponente das Nebelgrau besonders zwischen Oberschwaben und
Donau sowie am Südostrand der Mittelgebirge zäh halten, während die
Sonnenanteile im Südwesten und Westen recht hoch ausfallen werden. Im Norden
verläuft der Tag eher wolkenverhangen, jedoch meist trocken, wenngleich die
dichte Wolkendecke im Tagesverlauf von Süden angeknabbert wird (aus heutiger
Sicht im Verlauf des Nachmittags bis auf Höhe Bremen – Berlin).

Der Ost- bis Nordostwind frischt im Süden leicht böig auf, wobei exponiert auch
Böen Bft 7 bis 8 auftreten können. Im Norden weht der Wind schwach bis mäßig aus
Süd und frischt über der Deutschen Bucht zeitweise böig auf (Bft 7).
Die Höchstwerte liegen je nach Sonnenschein zwischen 6 und 12 Grad.

Für die Nacht zum Mittwoch tritt keine erwähnenswerte Änderung der Wetterlage
ein, sodass die Grenzschichtdynamik der Hauptfokus sein wird. GFS/IFS sind sehr
zurückhaltend mit Nebel, während ICON und auch die Statistik die typischen
Regionen wie den Donauraum bzw. die zentralen Mittelgebirge mit höheren
Wahrscheinlichkeiten hervorheben. Worauf die Numerik jedoch hindeuten könnte
ist, dass die Wahrscheinlichkeit für Hochnebel dank deutlicher Abtrocknung über
der Grenzschicht vorübergehend nachlässt und vielerorts der sehr dichte
Bodennebel in den Vordergrund rückt. Das wäre insofern von Interesse, da dann
bei allgemeinem Nacht(Luft)frost von 0 bis -4 Grad vermehrt Straßenglätte durch
überfrierende Nebelnässe auftreten kann.

Nach Norden zu schützen teils ausgedehnte Wolkenfelder (im Umfeld der Deutschen
Bucht auch bedeckter Himmel) sowie eine geringfügige Durchmischung vor üppiger
Nebelneigung und bringen frostfreie Tiefstwerte von +7 bis +3 Grad.

Mittwoch … wandert die Keilachse in Richtung Tschechien/Slowakei und auch das
Bodenhoch zieht es immer weiter nach Osten in Richtung Ukraine/Rumänien. Dennoch
bleibt ein von dort nach Deutschland gerichteter Bodenkeil wetterbestimmend,
sodass auch der Mittwoch wettertechnisch ruhig verlaufen dürfte. Über der Mitte
und dem Süden wird dies jedoch eher ein trüber Tag dank des dichten und sich zäh
haltenden (Hoch)Nebels. Dort, wo sich die Sonne kaum zeigt, werden momentan
deterministisch 3 bis 4 Grad und statistisch 6 bis 7 Grad gezeigt – real kann
man sich jedoch auch lokal Werte um 1 Grad im tiefen Nebelgrau vorstellen.
Im Nordosten verläuft der Tag recht freundlich, teils auch sonnig, während den
Nordwesten dichte Wolken präfrontal einer schleifenden Kaltfront beschäftigen
und im Umfeld der Deutschen Bucht regnet es zeitweise etwas.
Die Höchstwerte klettern je nach Sonnenanteil auf 6 bis 12 Grad, wobei im
Nordwesten die höchsten Werte erwartet werden. Der Wind weht im Süden nur
schwach aus Südost und im Norden aus Südwest.

Modellvergleich und -einschätzung

Bis in die Nacht zum Dienstag ergeben sich keine prognoserelevanten
Unterschiede.
In der Folge gehen die Modelle bei der Frage etwas auseinander, welche Geometrie
der Höhenkeil zum Dienstag/Mittwoch aufweisen soll. Diese feinen Diskrepanzen
können u.a. entscheiden, wo sich die kräftigste Absinkinversion entwickeln kann
und welcher Feuchtegehalt (auch niedertroposphärisch) in den Süden und in die
Mitte advehiert wird. Daher wurde momentan bei der Beschreibung verstärkt auf
die Statistik gesetzt bzw. wurde diese z.B. bei den Temperaturvorhersagen
zusätzlich angepasst.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy