S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 04.06.2021 um 10.30 UTC

Anfangs im Süden und in der Mitte noch unbeständig, vor allem über dem Bergland
teils heftige Schauer und Gewitter mit Unwettergefahr. Ab Wochenmitte abnehmende
Schauer- und Gewitterneigung. Meist warm.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 11.06.2021

Am Montag liegt Deutschland unter einem Höhenrücken, der sich bis nach Lappland
aufwölbt. In diesem ist ein Höhenhoch eingelagert, dessen Schwerpunkt über der
Mitte Deutschlands liegt. Etwas tieferes Geopotential ist über dem Alpenraum und
Frankreich zu finden, allerdings sind die Geopotentialgegensätze über dem
größten Teil Europas sehr schwach. In den Westen und Süden Deutschlands ist
bereits zuvor feuchtlabile Luft gelangt. Im Norden und Nordosten hält sich
hingegen trockenere und stabilere Luft. In der feuchtlabilen Luftmasse werden
sich Schauer und Gewitter entwickeln, wobei Unwettergefahr hauptsächlich durch
heftigen Starkregen besteht. Die Temperaturen liegen im 850 hPa-Niveau um 10
Grad (geringfügig im Norden und Nordwesten darunter), aber aufgrund der
kräftigeren Einstrahlung ist ein insgesamt ausgeglichenes Temperaturniveau mit
Maxima um 25 Grad zu erwarten.
Am Dienstag werden die ohnehin schwachen Luftdruck- und Geopotentialgegensätze
noch geringer, so dass sich hinsichtlich der Verteilung der Luftmassen keine
Änderung ergibt. Allerdings läuft in die Westflanke des zusehends abflachenden
Höhenrückens ein vor allem in höheren Tropsphärenschichten (300 hPa)
ausgeprägter schwacher Trog herein. Dieser erreicht bis zum Abend den Nordwesten
und Westen Deutschlands und lässt auch in den westlichen Landesteilen Schauer
und Gewitter aufkommen. Dieser Trog überquert am Mittwoch das Vorhersagegebiet
und wird dabei weitgehend zugeschüttet. Nachfolgend wölbt sich vom nahen
Ostatlantik her ein Rücken auf, der sich zu den Britischen Inseln ausweitet.
Dieser stützt den Keil eines mit Schwerpunkt etwas nordöstlich der Azoren
liegenden Bodenhochs, der sich nach Mitteleuropa ausweitet. Absinken dürfte
daher von Nordwesten und Westen her die Schauer- und Gewittertätigkeit dämpfen.
Vor allem über der Mitte und dem Süden sind erneut konvektive Umlagerungen zu
erwarten, wobei die Wahrscheinlichkeit hierfür über dem Bergland am höchsten
ist. Mit der von Nordwesten einsickernden trockeneren Luft wird die Gefahr von
Unwettern geringer.
Am Donnerstag greift der Höhenrücken unter Verkürzung der Wellenlänge auf
Mitteleuropa über, wobei Deutschland noch an dessen Vorderseite unter einer
schwachen nördlichen Strömung verbleibt, mit der die trockenere Luftmasse sich
auch in der Mitte Deutschlands durchsetzen dürfte. Schauer und Gewitter (mit nur
noch geringer Unwettergefahr) konzentrieren sich dann auf den östlichen
Mittelgebirgsraum und den Südosten Deutschlands. Die Bodendruckverteilung ändert
sich nur unwesentlich.
Am Freitag läuft in die Westflanke des Rückens (der sich zusehends in einen Keil
umwandelt) ein breiter Trog herein, der bereits Schottland überquert.
Vorderseitige Hebung baut den Bodenkeil über Mitteleuropa ab, wobei die
Geopotential- und Luftdruckgegensätze nach wie vor gering sind. Hierdurch ist
auch keine Änderung der Verteilung der Luftmassen in Sicht, d.h. vor allem im
östlichen Mittelgebirgsraum und im Südosten dürfte die Schauer- und
Gewittertätigkeit erneut aufleben. Die Temperaturen verbleiben unverändert auf
sommerlichem Niveau.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum tropft der von der Nordsee
kommende Trog über Mitteleuropa hinweg nach Süden ab. Der nachfolgende Rücken
weitet sich bis ins Nordmeer aus, das korrespondierende Bodenhoch mit
Schwerpunkt über Irland kräftigt sich eher noch. Für den Samstag würde sich im
Bereich des nach Süden ablaufenden Höhentiefs eine Schauer- und Gewitterlage
ergeben, was mit einer vorübergehenden Abkühlung einhergehen würde. Danach
stellt sich wieder antizyklonaler Wettercharakter mit einer nördlichen bis
östlichen bodennahen Strömung ein.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Donnerstag ist der aktuelle Modelllauf den beiden gestrigen
Modellrechnungen ähnlich (soweit sich dies bei den geringen Luftdruck- und
Geopotentialgegensätzen erkennen lässt). Prognoserelevante Unterschiede lassen
sich bis dahin nicht ableiten. Am Freitag zeigt der aktuellste Modelllauf einen
Trog, der Schottland überquert. Diesen Trog hatte der gestrige 00 UTC-Lauf nicht
im Programm (dieser zeigte anstatt des Troges ein abgeschlossenes Höhenhoch);
auch der 12 UTC-Lauf hatte diesen Trog nur angedeutet. Demzufolge war der
Abtropfprozess am Samstag nicht bei den Prognosen zu sehen. Nachfolgend lassen
sich in der erweiterten Mittelfrist keine konsistenten Strukturen mehr ableiten.
Hierdurch sind dann die Prognosen mit zunehmenden Unsicherheiten behaftet.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Während am Montag die verfügbaren Modelle noch weitgehend ähnliche Vorhersagen
liefern, zeigen sich am Dienstag bereits Unterschiede. GFS und das Modell des
kanadischen Wetterdienstes zeigen an der Westflanke des Höhenrückens einen Trog,
der auch den Nordwesten und Westen Deutschlands erfasst. Bei ICON und auch beim
EZMW-Modell ist dieser Trog nicht zu sehen.
Am Mittwoch stützt ICON die Variant von EZMW, wogegen GFS den Trog von
Nordwesten her auf die Mitte Deutschlands übergreifen lässt. Nach dem
kanadischen Modell überquert dieser Trog rasch den Norden Deutschlands.
Dieser Trog wird auch am Donnerstag unterschiedlich behandelt. Während ICON und
EZMW nach wie vor auf einer Linie liegen, lässt GFS diesen Trog (der
wahrscheinlich austropft) nach Süden übergreifen. Das kanadische Modell liegt
zwischen der Version von EZMW/ICON und GFS.
Am Freitag wird der Trog, der nach EZMW (und interessanterweise auch nach dem
kanadischen Modell) Schottland überquert, von GFS nur sehr abgeschwächt gezeigt;
ICON lässt einen schwachen Trog über Island hinweg nach Nordosten ziehen.
Hinsichtlich des Höhentiefs über dem östlichen Mitteleuropa zeigt jedes Modell
eine andere Lösung, wobei eine eher östliche Position dieses Tiefs
wahrscheinlicher ist als eine Lage weiter im Nordwesten. Wenn auch mit
unterschiedlicher Ausprägung lässt sich vom nahen Ostatlantik nach Skandinavien
gerichtet ein Höhenrücken bzw. Keil finden.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum zeigt das kanadische Modell
den Austropfprozess intensiver als EZMW, was einen ausgeprägteren
Temperaturrückgang zur Folge hätte (Temperaturen im 850 hPa-Niveau um 0 Grad
sind als extrem anzusehen). GFS zeigt hingegen zunächst einen vom Azorenraum bis
in die Ostsee gerichteten Keil und nachfolgend einen auf die Nordsee
übergreifenden kräftigeren Trog, was den Temperaturrückgang verzögern würde.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS favorisiert ein blockierendes Hoch über der Nordsee und den
Britischen Inseln, wobei die Zyklonalität über Mitteleuropa gegenüber dem
hauseigenen deterministischen Lauf etwas abgeschwächt wäre. Bis Freitag ist der
Spread relativ gering. Etwa ab Wochenmitte werden die Niederschlagssignale vor
allem in den westlichen und nordwestlichen Landesteilen reduziert.
Danach divergieren die Einzellösungen sowohl beim Geopotential als auch
hinsichtlich der Temperaturen. Dabei wird der Temperaturrückgang im erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum nur von wenigen Ensemblemembern gestützt.
Die Einzellösungen des EPS des EZMW werden bis H + 168 in einem Cluster
zusammengefasst. Danach erfolgt eine Aufteilung in zwei Cluster, wobei sich der
oben beschriebene Austropfprozess kaum wiederfinden lässt. Als wahrscheinlichste
Version (mit 29 Membern) wird ein relativ weit nördliches Durchsetzen der
Frontalzone gezeigt, die vom Raum Island über das Nordmeer hinweg in die
Barents-See gerichtet ist. Mitteleuropa wäre demnach weiterhin von geringen
Luftdruck- und Geopotentialgegensätzen geprägt. Allerdings stützen 22 Member
eher die Variante des kanadischen Modells, wonach sich an der Ostflanke eines
Hochs über den Britischen Inseln eine nördliche Strömung ausbilden würde. Die
Folge wäre ein Temperaturrückgang. Hinsichtlich der „Rauchfahnen“ ergibt sich
ein ähnliches Bild wie beim EPS des GFS. Der Spread ist relativ gering, der vom
Hauptlauf angedeutete Temperaturrückgang im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum lässt sich anhand der Ensemblemember kaum nachvollziehen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Aufgrund der geringen Luftdruck- und Geopotentialgegensätze sind als
wesentliches Warnelemente für markante (und auch unwetterartige)
Wetterereignisse Gewitter zu nennen. Unwettergefahr besteht aufgrund der
geringen Verlagerung der Konvektionszellen hauptsächlich durch heftigen
Starkregen.
Am Montag und Dienstag zeichnet sich der Schwerpunkt der Gewittertätigkeit vor
allem im Süden, Südwesten und leicht abgeschwächt auch im Westen ab. Am Mittwoch
und Donnerstag sind Gewitter (mit abnehmender Unwettergefahr) im Süden und in
den mittleren Gebieten und am Donnerstag eher im östlichen Bergland und im
Südosten zu erwarten.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW), MOS folgt zu sehr dem klimatologischen Erwartungswert

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann