S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 25.04.2021 um 10.30 UTC

Leicht wechselhaft, in den Nächten weiterhin Frostgefahr. Kaum markante
Wettergefahren. Insgesamt kühl.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 02.05.2021

Am Mittwoch liegt Deutschland an der Südwestflanke eines vom Nordmeer nach
Nordwestrussland gerichteten Troges. Von diesem ausgehend ist über
Südskandinavien hinweg ein Teiltrog in die Biskaya gerichtet, so dass sich über
Mitteleuropa eine südliche Westlage ergibt. Diese Struktur wird von einem
breiten Rücken flankiert, der sich vom mittleren Nordatlantik nach Südgrönland
erstreckt, also weiter westlich ansetzt als bisher. Die Frontalzone verläuft vom
Atlasgebirge über Kleinasien hinweg nordostwärts. In der Regel sind südliche
Westlagen mit warnrelevanten Niederschlägen verbunden. Aber hier liefert die
schwache Dynamik kaum Hebung, auch wenn sich eine flache Tiefdruckrinne in den
Süden Deutschlands schiebt. Da aber an der Vorderseite des in die Biskaya
gerichteten Troges in den Süden Deutschlands vorübergehend etwas wärmere Luft
gelangt, besteht eine geringe Wahrscheinlichkeit für einzelne Gewitter, die sich
vor allem mit Hilfe der Orografie entwickeln können. In der Nacht zum Donnerstag
liefert der sich annähernde Trog etwas mehr Hebung, so dass auf weite Teile
Deutschlands etwas Niederschlag übergreifen kann.
Am Donnerstag gelangt Deutschland unter die diffluente Vorderseite des weiter
auf Nordfrankreich übergreifenden Troges. Schauerartige Niederschläge erfassen
dann auch die nördlichen Landesteile. Im Südosten wird feuchtlabile Luft bis in
den östlichen Mittelgebirgsraum geführt. Wenn dann noch entsprechende
Einstrahlung hinzukommt, können sich in diesen Gebieten kräftige Gewitter
entwickeln, die mit Böen bis Sturmstärke einhergehen. Wesentlich
wahrscheinlicher ist jedoch, dass in diesen Regionen stärkere Bewölkung
vorherrscht, die schauerartigen Regen bringt.
In der Nacht zum Freitag gelangt Deutschland in den Bereich des von Frankreich
hereinschwenkenden Troges. Die Tiefdruckrinne verlagert sich in den Norden
Deutschlands, ein von Mittelfrankreich sich hereinschiebender Hochkeil lässt im
Westen und Südwesten die Wolken auflockern.
Am Freitag laufen aus dem mit seiner Hauptachse über Frankreich liegenden Trog
kurzwellige Anteile heraus, die in Deutschland für einen wechselhaften
Wettercharakter sorgen; im Westen sind auch kurze Gewitter nicht auszuschließen.
Von dem o.g. Zwischenhochkeil bleibt nicht mehr viel übrig. Dabei bleibt es
kühl, in Küstennähe werden kaum 10 Grad erreicht, nur im Süden sind bei Sonne
etwas über 15 Grad möglich. An der Nordseeküste können rückseitig der
abziehenden Tiefdruckrinne stürmische Böen auftreten.
Am Samstag läuft der o.g. Trog auseinander, so dass sich eine zyklonale Westlage
ergibt. Wiederholt sind Schauer zu erwarten, auch kurze Gewitter sind nicht
auszuschließen. Bis Sonntag setzt sich von den Britischen Inseln her
Hochdruckeinfluss durch. Die Schauertätigkeit kommt zu Erliegen, Auflockerungen
werden häufiger, aber die Temperaturen ändern sich tagsüber nur wenig. In den
Nächten ist dann wieder vermehrt mit Frost zu rechnen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum bleibt zunächst eine
zyklonale, aber in Bodennähe antizyklonal geprägte Westlage bestehen. An der
Vorderseite eines auf Nordfrankreich übergreifenden Troges kann vorübergehend in
den Süden und Südosten etwas mildere Luft gelangen, bevor ein sich über der
Nordsee entwickelndes Zentraltief erneut eine Abkühlung herbeiführt.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis Samstag ist der aktuelle Modelllauf gegenüber den beiden gestrigen
Modellrechnungen weitgehend konsistent. Allerdings hatten letztere am Samstag
bereits die Antizyklonalität stärker betont. Am Sonntag ist der aktuelle
Modelllauf gegenüber den gestrigen Simulationen wieder „im Takt“, jedoch mit dem
Unterschied, dass der Kälteeinbruch nicht mehr so „brutal“ gerechnet wird
(erkennbar an der Lage der -5 Grad-Isotherme im 850 hPa-Niveau) wie dies noch
beim gestrigen 00 UTC-Lauf der Fall war.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ähnelt der aktuelle Lauf der
gestrigen Modellrechnung von 00 UTC, wogegen der 12 UTC-Lauf gegenüber den
beiden Nachtläufen, die über Westeuropa einen ausgeprägten Trog zeigen, einen
breiten Rücken im Programm hatte.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Freitag zeigen die verfügbaren Modelle hinsichtlich der
synoptischen Basisfelder ähnliche Ergebnisse, wenngleich sich in Bezug aufd die
über Mitteleuropa liegenden flachen Tiefdruckrinne leicht unterschiedliche
Strukturen ergeben. Dies ist jedoch der Prognoseunschärfe geschuldet. Am Samstag
kommt nach ICON und GFS der sich von Westeuropa hereinschiebend Hochkeil etwas
eher zum Zuge als nach den anderen Modellen.
Am Sonntag greift nach ICON und GFS wie auch nach dem Modell des kanadischen
Wetterdienstes von Frankreich ausgehend über den Alpenraum hinweg erneut eine
flache Tiefdruckrinne über, die von einer von der Nordsee nach Nordpolen
gerichteten Hochbrücke flankiert wird. Nach EZMW erstreckt sich diese Brücke
über die Mitte Deutschlands hinweg ostwärts.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum würde nach dem kanadischen
Modell diese relativ weit nördlich liegende Hochbrücke bestehen bleiben. Ein
nach Südeuropa gerichteter Austropfprozess würde südlich der Alpen eine markante
Zyklogenese in Gang bringen. GFS hat dagegen über Mitteleuropa einen breiten
Trog im Programm, in welchen eine diffuse Tiefdruckrinne eingelagert ist. EZMW
weist mit dem Zentraltief über der Nordsee Alleinstellungsmerkmal auf.
Übereinstimmend ist jedoch, dass nach allen Modellen ein Temperaturanstieg nicht
zu erwarten ist und Maxima über 20 Grad nach wie vor in weiter Ferne sind.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS favorisiert eine zyklonale Westlage mit leicht, im Norden mit
deutlich unternormalen Temperaturen. Ein Trend hin zu einer Erwärmung lässt sich
nicht ableiten. Frostgefahr (etwa ab Wochenmitte bei längerem Aufklaren) besteht
während des gesamten Vorhersagezeitraumes. Allerdings kommen deutschlandweit
vermehrt Niederschläge zustande, ohne dass sich Signale für markant zu
bewarnende Niederschlagsereignisse ergeben.
Das EPS des EZMW wird in drei Cluster untergliedert, von denen keines so recht
die Lage im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum abbildet. Die
westliche mäandrierende Strömung bringt wiederholt Ansätze zu einem Trog über
Mitteleuropa. Somit lässt sich tendenziell nur herausarbeiten, dass im Süden und
dort vor allem im Lee der Mittelgebirge die Chancen für Auflockerungen und
Temperaturmaxima etwas über 15 Grad am ehesten gegeben sind. Wie beim EPS des
GFS sind auch beim EPS des EZMW ab Donnerstag vermehrt Niederschlagssignale zu
sehen, ohne in die Nähe von Warnschwellen zu gelangen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Mittwoch besteht im Süden und dort vor allem im süddeutschen Bergland, am
Donnerstag auf die östlichen Mittelgebirge übergreifend eine geringe
Wahrscheinlichkeit für Gewitter, die nur zustande kommen, wenn „alles passt“,
d.h. zumindest auch die Einstrahlung hilft. Am Freitag können an der
Nordseeküste stürmische Böen aus Nordwest nicht ausgeschlossen werden.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW)

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann