S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 23.04.2021 um 10.30 UTC

Leicht wechselhaft und vor allem in der Nordhälfte kühl

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 30.04.2021

Zu Beginn der neuen Woche befinden wir uns auf der Rückseite eines
Langwellentroges, dessen Zentrum mit hochreichender Kaltluft mit Temperaturen
unter -35 Grad in 500 hPa sich dipolartig von Polen bis nach Weißrussland
erstreckt. Ein eingelagerter Kurzwellentrog schwenkt dabei im Tagesverlauf
südwärts über Ostdeutschland hinweg. Dass es dennoch kaum für Schauer reicht,
liegt zum einen an der abgemilderten Höhenkaltluft mit nur etwas unter -30 Grad,
die den Osten Deutschlands streift und zum anderen am überlagerten
Hochdruckeinfluss am Boden. So erstreckt sich ausgehend vom auch aus der Höhe
gestützten Hoch westlich von Irland ein Keil mit über 1020 hPa über die
Doggerbank bis zum Böhmischen Becken. Über der Iberischen Halbinsel lagert als
Gegenspieler ein abgeschlossenes Höhentief, weshalb am Bodensee eine leichte
Bise herrscht. Während über der Nordhälfte Deutschland weiterhin maritime
Polarluft mit 850 hPa Temperaturen unter -5 Grad lagert, ist die Luftmasse im
Süden gealtert mit etwas über 0 Grad im Grenzschichtniveau. Folglich wird es
dort auch mitreichlich Unterstützung kurzwelliger Einstrahlung mit bis zu 18
Grad am Oberrhein auch am wärmsten, wohingegen im Nordosten teilweise nur mühsam
die 10 Grad Marke erreicht wird.
Zustrom frischer Polarluft unter Hochdruckeinfluss bei nächtlichem Aufklaren und
nur schwacher Luftbewegung: Keine guten Voraussetzungen für Hobbygärtner und
Landwirte im Frühjahr. So heißt es in der Nacht zum Dienstag wieder vielfach
anfällige Pflanzen und Blüten bestmöglich zu schützen, da doch recht verbreitet
mit leichtem Frost zwischen 0 und -4 Grad gerechnet werden muss. Ausnahmen sind
lediglich die Ballungszentren entlang von Rhein und Main. Selbst auf den Inseln
kann es sich bei ablandiger Windkomponente bis nahe 0 Grad abkühlen. In 5cm Höhe
sollte gerade über den sandigen Böden der Norddeutschen Tiefebene lokal teils
mäßigem Frost bis -8 Grad auftreten. Übel.

Am Dienstag verabschiedet sich der Höhentrog mit seinem Schwerpunkt etwas nach
Osten. Über der Nordsee folgt ihm jedoch ein – wenn auch deutlich schwächer
ausgeprägtes – kleinräumiges Höhentief mit Trog gen Nordfrankreich nach. Dieses
bohrt sich auch im Bodendruckfeld in den Hochkeil hinein und liegt zur
Mittagszeit mit rund 1015 hPa dicht westlich der Deutschen Bucht. Vorderseitige
WLA (könnte in der Analyse sogar für eine kleine Okklusion reichen) bringt
jedoch allenfalls direkt an der Nordsee und entlang der Ems vereinzelt etwas
Regen. Im Laufe des Nachmittags sorgt die trogvorderseitige Höhendivergenz auch
für Druckfall nördlich der Alpen und teils schauerartig verstärkte Regenfälle
greifen bis zur Donau aus. Im Rest des Landes bleibt es unter schwachem
Hochdruckeinfluss bei einem Wechsel aus Sonne und Wolken trocken bei nahezu
unverändertem Temperaturniveau. Durch die insgesamt etwas zunehmenden
Bewölkungsverhältnisse verläuft die Nacht zum Mittwoch etwas milder und nur noch
punktuell mit leichtem Luftfrost.

Am Mittwoch nimmt das einst schüchtern daherkommende Höhentief über der Nordsee
Kontakt zum Tiefkomplex über Skandinavien respektive Russland auf und wird zudem
durch einen neuen Kurzwellentrog, der von den Britischen Inseln nach Frankreich
schwenkt, gestärkt. Damit ist die Höhe nun vollends zyklonal ausgerichtet und
die Frontalzone mit first guess Isohypse 552 gpdm verläuft über dem Alpenraum.
Auch am Boden hat sich der Druckfall fortgesetzt und das Tief unter 1005 hPa an
den Alpen ist das wetterbestimmende System. Auch wenn markante dynamische
Hebungsantriebe wohl vorerst noch ausbleiben, wird die Luftmasse in der
nordöstlichen Grundströmung insgesamt etwas feuchter und die Schichtung etwas
labiler. Im Verbund führt das tagesgangbedingt immer öfter zu Schauern und teils
auch kurzen Gewittern. Markante Begleiterscheinungen? Eher nicht. Die
Temperaturen liegen meist zwischen 10 und 15 Grad und die Sonnenanteile nehmen
im landesweiten Mittel tendenziell weiter ab – wobei aber immer noch wenige
Sonnenstunden zu verzeichnen sein werden.

Bis Freitag wird ein weiteres Höhentief am Rande des Skandinavischen Komplexes
vom Seegebiet südlich von Island zur nördlichen Biskaya gesteuert. Damit bleibt
die schwach zyklonal konturierte, südwestliche Höhenströmung über Deutschland
erhalten. Während sich im Bodendruckfeld relativ wenig tut, ergeben sich lokale
Schauer meist aus der Summe aus leicht labil geschichteter Luftmasse und
Tagesgang. Zwischendurch bleibt es aber auch länger freundlich und trocken. Das
Temperaturgefälle zwischen unterkühltem Norden und milderem Süden bleibt
erhalten. Letztlich bewegt sich das Temperaturniveau aber nur noch wenig
unterhalb des jahreszeitentypischen Mittelwertes. Frostgefahr besteht nur noch
vereinzelt bei längerem Aufklaren. Auf höheren Alpengipfeln treten zeitweise
Sturmböen auf.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Im Großen und Ganzen ist die Konsistenz des IFS über die letzten drei Läufe gut.
Lediglich in der zweiten Wochenhälfte wird nun im Vergleich zu den Vorläufen
mehr auf eine Angliederung des Höhentiefs über der Biskaya in die allgemeine
Strömung gesetzt (kein Cut-Off). Dadurch würde sich in der Höhe kein Keil mehr
über Mitteleuropa aufwölben und die Strömung eher relativ glatt aus Südwest
verlaufen. Die Folgen sind allerdings überschaubar, da sich an der Temperatur
nichts ändert und lediglich das Druckfeld etwas flacher bleibt ohne den stärker
betonten Keil von den Britischen Inseln aus den Vorläufen. Folglich ist
lediglich die Niederschlagsneigung etwas erhöht.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Mittwoch ergeben sich modellübergreifend keine wesentlichen
Unterschiede in den synoptischen Basisstrukturen. Am Donnerstag schwenkt der
westeuropäische Trog nach ICON rasch südostwärts nach Norditalien und führt dort
zu einer Genuazyklogenese nebst Vb-artiger Entwicklung über der Slowakei und
Polen. Dieses Szenario ist aber eher eine Außenseiterlösung und hätte auch für
das Deutschlandwetter keine gravierenden Änderungen zur Folge.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen sind bis Mitte nächster Woche vergleichsweise gut gebündelt.
Haupt- und Kontrolllauf erfahren im EPS eine breite Unterstützung und liegen
durchweg im Bereich von mehr als 50% aller Lösungen. Nachfolgend nimmt die
Streuung deutlich zu und der Spread in der 850 hPa Temperatur vergrößert sich
von im Schnitt 5 auf rund 10 Kelvin, was allerdings vollkommen normal ist. Damit
ist der unterkühlte Wochenstart mit -5 Grad und teilweise etwas darunter im
Norden und Osten des Landes mehr oder weniger gesichert und erst zur Wochenmitte
ist ein leichter Anstieg Richtung 0 Grad Isotherme zu sehen. Das passt dann auch
zur Verringerung des Frostpotentials (alternde Luftmasse und Bewölkung). In den
Niederschlagssignalen, die durch die Bank weg nur schwach ausgeprägt sind, lässt
sich ein klassischer Tagesgang mit Maxima in den Nachmittagsstunden feststellen,
was die mehrheitlich konvektiv und tagesgang-geprägten Niederschläge stützt. Das
Geopotential ist bis zur Wochenmitte deutschlandweit auf dem absteigenden Ast
und erholt sich erst beim Übergang in die erweiterte Mittelfrist ein wenig. Es
wird also insgesamt wie nach Vorgabe des Hauptlaufes zyklonaler.

Bis zum Monatswechsel stehen die Zeichen somit eher auf leicht wechselhaftes und
unterkühltes Wetter, zum Monatswechsel deutet sich allenfalls im Süden (Beispiel
München und Passau mit knapp 10 Grad in 850 hPa) eine deutliche Erwärmung bis
hin zu frühsommerlichen Temperaturen an.

Dieses Fazit wirft auch die Clusteranalyse nicht um, die mit je einem
Repräsentanten sowohl im Zeitraum +120-168h (Mi-Fr) als auch darüber hinaus bei
+192-240h (Sa-Mo) daherkommt. Das großräumige Zirkulationsmuster mit einem bis
nach Florida reichenden Trog über dem Osten der USA, einem sich stromab
anschließenden Rücken über der Labrador See und Grönland und schließlich wieder
tiefem Geopotential über Skandinavien und Westeuropa scheint zunächst noch
ziemlich festgefahren. So sollte sich an der nördlichen Grundströmung am Boden
mit schubweisem Nachschub an maritimer Polarluft (zumindest bis zu den zentralen
Mittelgebirgen) absehbar nicht allzu viel ändern.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Bis auf zeitweilige Sturmböen auf den Alpengipfeln und vereinzelte Gewitter – in
der Regel ohne markante Begleiterscheinungen – lassen sich im
Mittelfristzeitraum keine Hinweise auf markante Wettererscheinungen finden.

FROST:
Allerdings bleibt vor allem in der Nacht zum Dienstag die Frostgefahr noch stark
erhöht. Direkt am Boden droht in der Norddeutschen Tiefebene teils mäßiger Frost
bis -8 Grad.

TROCKENHEIT:
Trotz einzelner Schauer sind in der Fläche kaum signifikante Niederschläge in
der nächsten Woche zu erwarten, weshalb sich die in weiten Teilen vorherrschende
Dürre fortsetzt.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, Mos-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Robert Hausen