S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 20.04.2021 um 10.30 UTC

Ruhige Hochdruckrandlage ohne signifikante Wettererscheinungen. Kaum
Niederschläge und kühl mit Nachtfrostgefahr.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 27.04.2021

Freunde angenehm warmen Frühlingswetters werden, genauso wie „Vollwetterfans“,
bis in den erweiterten Mittelfristzeitraum nach wie vor auf die Folter gespannt.
Beides ist weit und breit nicht in Sicht, vor allem letzteres.
Verantwortlich für diese eingefahrene Situation ist ein außerordentlich stabiler
Hochdruckrücken über dem mittleren Nordatlantik, der sich vorübergehend auch bis
in den westeuropäischen Raum/GB ausweiten kann.
Diesem steht tiefes Geopotenzial in Form eines langwelligen Höhentrogkomplexes
über dem nordeuropäischen Raum gegenüber, der sich durch beständige
Kaltluftadvektion an dessen Westflanke immer wieder regenerieren kann. Aus
dieser Konstellation resultiert eine flaue und häufig antizyklonal konturierte
nördliche bis nordwestliche Höhenströmung über Mitteleuropa, mit der beständig
maritime Polarluft von Nordwesten her ins Vorhersagegebiet advehiert wird und
für ein unterdurchschnittliches Temperaturniveau sorgt.
Zur Entwicklung im Detail:
Am Freitag, dem Beginn des Mittelfristzeitraumes, hat der blockierende
Höhenrücken eine sehr weit östliche Position eingenommen und erstreckt sich über
Frankreich und die Britischen Inseln bis nach Island. Diesem steht ein
Langwellentrog mit Drehzentrum über dem Finnischen Meerbusen bzw. Südfinnland
gegenüber, der sich über das Baltikum südsüdostwärts bis nach Rumänien erstreckt
und vor allem mit seinem Südteil allmählich nach Osten vorankommt.
Im Bodenfeld stützt der Rücken eine vom Seegebiet östlich Islands bis zur
südlichen Nordsee bzw. Nordwestdeutschland reichende Hochdruckzone, die sich im
Tagesverlauf und in der Nacht zum Samstag über die Mitte des Landes hinweg
südostwärts bis nach Ostösterreich bzw. Ungarn ausweitet. An deren Nordostflanke
gelangt von Nordwesten her maritime Polarluft (T850 hPa -6 bis -2 Grad) vor
allem in den Norden und Osten Deutschlands, während es südwestlich der
Divergenzachse die kräftige Einstrahlung immerhin schafft, das 850
hPa-Temperaturniveau auf etwa +1 bis +5 Grad zu heben. Somit steht im Südwesten,
aber auch ganz im Nordosten, die vom Skandinavienföhn profitieren, ein recht
sonniger Tag ins Haus, während sich in einem Streifen dazwischen von der Nordsee
her dichtere Bewölkung südostwärts bis zu den östlichen Mittelgebirgen ausweiten
kann. Es bleibt aber weitgehend trocken und kühl, lediglich im Südwesten
überschreiten die Temperaturen die 15 Gradmarke. In der Nacht zum Samstag gibt
es vor allem in Regionen mit länger klarem Himmel häufig leichten Frost.
Am Wochenende wird der Höhenrücken über Westeuropa vorübergehend abgebaut, kann
sich aber durch beständige WLA an der Nordflanke eines quasistationären,
westlich der Iberischen Halbinsel gelegenen Höhentiefs weiter westlich, nämlich
über dem nahen Ostatlantik, wieder regenerieren. Infolgedessen weitet sich der
ebenfalls träge Höhentrog, dessen Drehzentrum sich nach wie vor in etwa über dem
Finnischen Meerbusen befindet, durch einen von Norden einlaufenden Randtrog
Richtung Mitteleuropa aus und die nordwestliche Höhenströmung nimmt
vorübergehend eine etwas zyklonalere Kontur an.
Im Bodenfeld ändert sich aber an dem eher antizyklonal konturierten Muster kaum
etwas. Die Hochdruckzone zieht sich nur vorübergehend etwas aus Mitteleuropa
zurück, kann sich aber am Sonntag mit etwas südlicher gelegener Divergenzachse
bereits wieder verstärken. Während sich die Luftmasse südlich der Achse über
Süddeutschland am Samstag noch etwas erwärmen kann (4 bis 8 Grad in 850 hPa),
gewinnt am Sonntag von Norden her dann wieder die maritime Polarluft etwas nach
Süden an Raum. Im Übergangsbereich zur milderen Luftmasse kann es am Sonntag im
Tagesverlauf Richtung Alpen eventuell einzelne Schauer und Gewitter geben, sonst
sollte es aber allgemein trocken bleiben. Samstag sind mit Sonne im Südwesten
vielleicht knapp 20 Grad möglich, ansonsten ändert sich nur wenig am
Temperaturniveau. In den Nächten besteht – je nach Bewölkung – zumindest in
ungünstigen Lagen weiterhin Frostgefahr.
Am Montag und in der Nacht zum Dienstag schwenkt von der Nordsee her ein flacher
Höhenrücken nach Mitteleuropa, so dass die Hochdruckzone bzw. -brücke erhalten
bleibt und mit ihrer Achse allmählich nach Norden vorankommt. Somit können sich
von Süden her allmählich etwas mildere Luftmassen im Vorhersagegebiet
durchsetzen (T850 hPa Montagabend zwischen -2 Grad an den Oder und +9 Grad am
Kaiserstuhl). Bei etwas höherem Temperaturniveau als am Vortag steht ein recht
freundlicher Tag ins Haus, die Nacht zum Dienstag bleibt aber recht frisch mit
leichtem Frost zumindest in ungünstigen Lagen.
Am Dienstag schwenkt der flache Höhenrücken ins östliche Mitteleuropa und von
Nordwesten her dringt an der Westflanke des umfangreichen Langwellentroges ein
Randtrog zur Nordsee vor, der in der Nacht zum Mittwoch auf den Nordwesten
Deutschlands übergreift. Vorderseitig des Troges setzt von Südwesten her im
Vorhersagegebiet Druckfall ein und eine flache Tiefdruckzone kann sich über den
Süden und die Mitte des Landes ostnordostwärts ausbreiten. Dorthin gelangen
zunehmend feuchtmilde Luftmassen innerhalb derer sich Schauer und Gewitter
entwickeln können. In die Nordhälfte strömt dagegen an der Nordflanke der
Tiefdruckrinne von Osten her trockenkühle Festlandsluft. Am Temperaturniveau
(Südhälfte etwa 13 bis 18 Grad, Norden/Nordosten 10 bis 16 Grad) ändert sich nur
wenig.

In der erweiterten Mittelfrist greift der Randtrog auf Mitteleuropa über,
verliert dabei aber an Kontur. Rückseitig verstärkt sich ein Höhenrücken über
den Britischen Inseln und greift am Donnerstag auf die Nordsee bzw. das
westliche Mitteleuropa über.
Die Tiefdruckrinne wird am Mittwoch samt Schauern und Gewittern allmählich nach
Südosten abgedrängt, ihr folgt am Donnerstag von Norden her erneut ein Schwall
maritimer Polarluft, die aber rasch wieder unter Hochdruckeinfluss gerät. Somit
kann es nach Lesart des aktuellen Laufes zumindest im Süden am Mittwoch und
Donnerstag durchaus vorübergehend nennenswerte Niederschläge geben, danach
setzen sich aber auch dort rasch wieder trockenkühle Luftmassen durch (T850 hPa
Donnerstagabend zwischen -5 auf Rügen und +3 Grad im Südwesten).

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich des Wochenendes unterscheiden sich die beiden Vorläufe nur in
Nuancen vom aktuellen IFS-Lauf.
Zu Beginn kommender Woche werden die Differenzen allerdings größer. Der am
Montag von der Nordsee her auf Mitteleuropa übergreifende flache Höhenrücken
wurde von den gestrigen Läufen deutlich progressiver simuliert, im 12 UTC-Lauf
war er im Geopotenzialfeld sogar kaum auszumachen und bereits in der Nacht zum
Dienstag, also knapp 24 Stunden früher, konnte von der Nordsee her erneut ein
Randtrog auf Norddeutschland übergreifen. Somit beschränkte sich die
feuchtmildere Periode über Süddeutschland nur auf einen kurzen Zeitraum bis zur
Nacht zum Mittwoch (wobei die Luftmassengrenze nach Lesart des gestrigen 00
UTC-Laufes noch längere Zeit entlang der Alpen schleifte), zudem kam diese
Luftmasse auch nicht mehr bis zu den mittleren Landesteilen voran.
Zu Wochenmitte ähnelt der gestrige 00 UTC-Lauf dann eher wieder dem aktuellen
Lauf mit einer raschen Regenerierung des Hochdruckeinflusses vor allem im Norden
und in der Mitte des Landes, während der gestrige 12 UTC-Lauf einen nach
Mitteleuropa gerichteten Trogvorstoß von Norden her auf der Agenda hatte.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Alle vorliegenden Globalmodelle unterscheiden sich bzgl. der Wetterentwicklung
bis zum Wochenende kaum vom IFS. Grundsätzlich wird die Divergenzachse der
Hochdruckzone über dem Vorhersagegebiet sowohl vom GFS als auch vom ICON-EU vor
allem zum Sonntag hin etwas weiter südlich simuliert, so dass die maritime
Polarluft entsprechend auch ein wenig weiter nach Süden vorankommt. Vor allem am
Samstag haben beide Modelle für den Südwesten des Landes somit niedrige 850
hPa-Temperaturen auf der Agenda. Prognoserelevant sind diese Differenzen aber
kaum.
Ab Montag schlägt das ICON dann eine etwas andere Richtung ein: Der nach
Mitteleuropa vordringende flache Höhenrücken erweist sich als wesentlich
progressiver und weicht bereits in der Nacht zum Dienstag einem Höhentrog, der
sich über die Nordsee Richtung GB ausweitet, so dass sich über dem
Vorhersagegebiet eine schwache südwestliche Höhenströmung einstellt. Das ist
nach Lesart des IFS und GFS erst am Dienstag tagsüber bzw. in der Nacht zum
Mittwoch der Fall. Entsprechend weitet sich die Tiefdruckrinne im Bodenfeld im
ICON bereits etwas eher von Frankreich her ins Vorhersagegebiet aus.
GFS ähnelt dagegen zunächst dem IFS, in der erweiterten Mittelfrist, am
Donnerstag, kommt der Trog dann aber nicht als Randtrog über Mitteleuropa
südostwärts voran und weicht einem flachen Höhenrücken, wie im IFS, sondern
weitet sich Richtung Südfrankreich aus. Das hätte vor allem für die Südhälfte
des Landes eine deutlich niederschlagsreichere Periode zur Folge.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die 49 Ensemble-Mitglieder, der Haupt- und der Kontrolllauf des IFS verteilen
sich im Zeitraum T+72 bis 96 Stunden auf einen Cluster, im nächstfolgenden
Zeitraum (T+120 bis 168 Stunden) auf drei Cluster (jeweils 28, 12, 11 Member,
Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 1). Alle Cluster haben erwartungsgemäß den
umfangreichen blockierenden Höhenrücken über dem mittleren Nord- bzw.
Ostatlantik sowie niedriges Geopotenzial über Nord- bzw. Nordosteuropa auf der
Agenda. Zunächst unterscheiden sich die drei Cluster bzgl. der Wetterentwicklung
über Mitteleuropa auch kaum, zu Beginn kommender Woche tendiert Cluster 2
allerdings Richtung ICON, lässt den Höhentrog allerdings nicht Richtung GB,
sondern weiter westlich über Frankreich bis zur Iberischen Halbinsel ausweiten.
Cluster 3 ähnelt dagegen eher Cluster 1, nach beiden dominiert über Mitteleuropa
leicht antizyklonaler Einfluss, wobei der dafür verantwortliche Höhenrücken in
Cluster 1 über dem nahen Ostatlantik deutlich markanter simuliert wird als in
Cluster 3, wo er sich zudem über den Britischen Inseln befindet.
In der erweiterten Mittelfrist verteilen sich die Läufe dann wiederum nur auf
einen Cluster. Dabei nimmt der Höhentrog über Skandinavien in Form einer Art
Potenzialrinne über der Nordsee und GB Verbindung auf zum Höhentief westlich der
Iberischen Halbinsel. Der markante Höhenrücken über dem Ostatlantik zieht sich
allmählich nach Westen bzw. Nordwesten zurück (Großwetterlagentypus: „NAO
negativ“).
Letztendlich mündet das zum Ende hin in die Großwetterlage „Trog Westeuropa“
bzw. „Südwest antizyklonal“, wobei sich über Mitteleuropa ein flacher Keil
aufwölben kann. Damit stünde tatsächlich zumindest eine vorübergehende Milderung
ins Haus. Vorübergehend deshalb, da sich in weiterer Folge (Anfang Mai, aber da
geht’s schon in die langfristige Entwicklung) erneut ein Trogvorstoß Richtung
Nord- bzw. Mitteleuropa andeutet.
Die Kurvenschar der 850 hPa-Temperaturen in den Rauchfahnen für verschiedene
Gitterpunkte im Vorhersagegebiet verläuft bis zum Wochenende in einem relativ
engen Spread, wobei die Gitterpunkte im Süden und Südwesten des Landes eine
leicht steigende Tendenz aufweisen, während es im Norden und Osten deutlich zu
kalt bleibt (Beispiel: Rostock am Sonntag zwischen -5 und -8 Grad, mit wenigen
Ausreißern nach oben, München dagegen +5 bis +8 Grad). Danach deutet sich auch
für Süddeutschland zumindest ein vorübergehender Rückgang an.
Insgesamt wird der Spread zu Beginn kommender Woche aber deutlich größer, vor
allem die süddeutschen Gitterpunkte betreffend. Tendenziell bleibt es in der
Nordwesthälfte kühler als im Südosten, was darauf hindeutet, dass zumindest
vorübergehend viele Member Richtung Südwestlage bzw. Trog Westeuropa schwenken.
Dass es auch Lösungen gibt, die zu Wochenmitte eine erneute, Richtung
Mitteleuropa gerichtete Troglage andeuten, wird anhand der Temperaturverläufe
vor allem der Gitterpunkte im Norden und Osten des Landes deutlich, die bis zum
Ende auch viele kalte Lösungen (T850 hPa um oder unter -5 Grad) im Gepäck haben.

Immerhin nehmen die Niederschlagssignale zu Wochenbeginn bereits für die
Gitterpunkte im Südwesten und Süden des Landes zu, nach Wochenmitte dann aber
auch im Norden und Osten.

FAZIT:
Wenn eines derzeit nicht in Sicht ist, ist es die Lage, die im April 2020
vorherrschte: Trocken und viel zu warm.
Zunächst bleibt es zwar recht trocken, aber mindestens leicht unterkühlt. Ob es
dann im Laufe der kommenden Woche endlich mal zu verbreiteteren Niederschlägen
kommt, bleibt indes abzuwarten. Vor allem für die Südhälfte steigt jedoch die
Wahrscheinlichkeit, dass sich die Temperaturen allmählich dem jahreszeitlich zu
erwartendem Niveau annähern. Es gibt in den Einzelmembern allerdings noch
genügend „kalte“ Lösungen, vor allem im Norden und Osten, so dass diese Tendenz
noch sehr mit Vorsicht zu genießen ist.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Mal abgesehen von einer gewissen Wahrscheinlichkeit für konvektive
Wettererscheinungen zum Ende der Mittelfrist vor allem im Süden des Landes
stehen keine signifikanten Wettererscheinungen auf der Agenda.
Auffällig ist die nach wie vor negative Temperaturabweichung, die auch wohl bis
in die erweiterte Mittelfrist erhalten bleibt. Dabei kann es vor allem in
ungünstigen Lagen bis einschließlich zum Wochenende vielerorts leichten
Nachtfrost geben. Zu Beginn kommender Woche nimmt die Wahrscheinlichkeit dafür
ab.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, EZ-EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff