S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 19.04.2021 um 10.30 UTC

Am Donnerstag stürmischer Wind im Norden und Nordosten, im Südosten einzelne
Gewitter. Am Wochenende Wetterberuhigung.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 26.04.2021

Zu Beginn des Mittelfristzeitraums liegt Deutschland zwischen einem Tief über
der Ostsee und einem Hoch über den Britischen Inseln in nordwestlicher Strömung.
Aufgrund des erhöhten Gradienten zum Tief hin weht im Norden und Nordosten des
Landes ein starker bis stürmischer Wind. Höhenkalte Luft sorgt zudem für
wiederholte Schauer. Die zum Tief gehörige Kaltfront zieht am Donnerstag vom
Main südwärts und induziert im Alpenvorland und an den Alpen einige Schauer, im
Tagesverlauf auch einzelne Gewitter. Dabei sind kleinräumig Starkregen und
kleinkörniger Hagel gering wahrscheinlich.

In der Nacht zum Freitag zieht die Kaltfront über die Alpen ab. Das Bodentief
über der Ostsee verlagert sich etwas ostwärts und von Westen her dringt das
Bodenhoch in den Westen und Süden Deutschlands vor. Die höhenkalte Luft bleibt
jedoch über Westpolen liegen und schiebt sich am Freitag tagsüber wieder etwas
nach Deutschland, was zu Schauern im Osten führt. Im übrigen Bundesgebiet setzt
sich hochdruckbedingt trockenes Wetter durch. Durch die weitere Verlagerung des
Bodentiefs bis zum Baltikum fächert der Gradient im Norden und Nordosten auf und
der Wind lässt deutlich nach.

Am Samstag herrscht weitgehend Hochdruckeinfluss und somit trockenes Wetter vor,
allerdings bestehen deutliche Temperaturunterschiede. In den Süden und Südwesten
des Landes fließt milde Luft (ca. +2 Grad in 850 hPa), im Norden und Nordosten
hält sich kühlere Luft (ca. -6 Grad in 850 hPa). Das schlägt sich auch in den
Höchstwerten der Temperatur am Boden nieder: Im Südwesten werden bis 18, im
Nordosten um 10 Grad erwartet.

Am Sonntag ziehen Höhenkaltluft und Bodentief über dem Baltikum ostwärts und
machen Platz für mildere Luft aus Südwesten. Am Boden hält sich weiter der
Hochdruckeinfluss, ausgehend vom Hoch bei den Britischen Inseln. Am Montag
schwenkt nach IFS zunächst ein Höhenkeil von West nach Ost durch. Das Bodenhoch
baut sich langsam ab. Über der Nordsee nähert sich im Tagesverlauf ein Bodentief
mit korrespondierender Kaltluft in der Höhe. ICON und GFS simulieren den
Durchgang eines Randtroges, ausgehend vom Tief über Russland und dem Baltikum.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des IFS ist zu Beginn des Mittelfristzeitraumes sehr hoch. Erst
zum Ende (Sonntag/Montag) weicht der aktuelle Lauf von den Vorläufen ab. Der
Keil vom Atlantik reicht nun weiter nach Deutschland und vertreibt die
höhenkalte Luft schneller ostwärts. Entsprechend ist die Vorhersage für Sonntag
jetzt trocken und etwas milder. Neu ist ein Tief am Boden und in der Höhe, dass
am Montag von Schottland her rasch den Weg in Richtung Dänemark findet. Damit
dürfte sich im Norden Deutschlands windiges Schauerwetter durchsetzen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die globalen Modelle prognostizieren die Großwetterlage bis zum Wochenende
grundsätzlich ähnlich. Allerdings gibt es bei der Ausdehnung und Verlagerung des
Höhentiefs am Donnerstag und Freitag noch Unterschiede. So lassen ICON und GFS
die kalte Luft schneller ostwärts ziehen als IFS, welches den Abzug erst spät am
Freitag simuliert. GFS hat am Freitag ausgehend vom Tief über dem Baltikum eine
Randtiefentwicklung über der westlichen Ostsee drin, was erneut zum Zustrom
kühlerer und feuchter Luft in den Osten des Landes führt und somit im Ergebnis
wieder IFS ähnlich ist. Entsprechend dringt bei beiden Modellen die milde Luft
aus Südwesten nicht ganz so weit in den Norden und Nordosten vor wie bei ICON
und die Neigung zu Schauern besteht länger.

Ab Sonntag ergeben sich große Unterschiede. So simuliert IFS die kalte Luft in
500 hPa über Osteuropa und lässt den Keil von Südwesten her weiter nach
Deutschland ausgreifen. GFS und ICON hingegen prognostizieren die Kaltluft
weiter westlich über der Ostsee und Südskandinavien. Der Hochkeil reicht hier
nur bis maximal in den Alpenraum. Entsprechend gestaltet sich das Wetter bei
beiden Modellen im Norden und Nordosten unseres Landes feucht, während IFS
keinen Niederschlag simuliert.
Für Montag bietet der heutige 0 UTC Lauf des IFS einen Hochkeil, der von West
nach Ost über Deutschland zieht. Zudem simuliert es ein Tief am Boden und in der
Höhe, welches sich von Schottland Richtung Dänemark verlagert. ICON und GFS
hingegen prognostizieren für den Montag den Durchgang eines Randtroges, der nach
wie vor zum steuernden Tief über Russland und dem Baltikum gehört.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Für den Zeitraum +72 bis +96 gibt es 4 Cluster mit nur marginalen Unterschieden,
alle bilden das Szenario „atlantischer Rücken“ ab. Der deterministische Lauf
befindet sich in Cluster 1, die meisten Member sind im Cluster 2 zu finden.

Auch der Zeitraum +120 bis +168 hat 4 Cluster im Muster atlantic ridge. Der
deterministische Lauf liegt auch hier im ersten Cluster, die meisten Member
lassen sich in Cluster 3 finden. Die Cluster weisen erneut nur geringe
Unterschiede auf. Vor allem Cluster 1 und 3 sind sich sehr ähnlich.

Die Rauchfahnen für T850 weisen für den Osten (Dresden, Berlin) des Landes nur
eine geringe Streuung auf. Nach Süden und Norden hin gehen die Ensembles für
T850 weiter auseinander, was die Unsicherheit des Vorstoßes warmer Luft aus
Westen/Südwesten unterstreicht. Für den Niederschlag gestaltet sich die
Ensemblevorhersage andersrum: Im Westen und Süden sind die Ensembles nah
beieinander, weil meist trocken. Im Norden und Osten ist die Streuung größer,
weil näher an der Kaltluft und daher mit höherer Schauerneigung.

Auffällig ist zum Ende des Mittelfristvorhersagezeitraums (Sonntag/Montag) der
Aufwärtstrend in der Temperatur. Dabei ist der Kontrolllauf für T850 am oberen
Ende der Rauchfahne zu finden. Die meisten Member liegen darunter. Es bestehen
also für die Vorhersage (durchschwenkender Keil) noch große Unsicherheiten.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Donnerstag kann es im Südosten einzelne Gewitter geben. Dabei sind Starkregen
und kleinkörniger Hagel gering wahrscheinlich. Zudem gibt es am Donnerstag im
Norden und Nordosten starken bis stürmischen Wind, an den Küsten und auf dem
Brocken Sturmböen (Bft 9). Der Wind lässt Freitagmorgen nach.

In den Nächten tritt verbreitet Frost in Bodennähe auf, regional kann es auch
leichten Luftfrost geben.

Sonst sind keine signifikanten Wettererscheinungen zu erwarten.

Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZWM-EPS, MOS-MIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn