S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 17.04.2021 um 10.30 UTC

Zunächst milder, ab Wochenmitte erneuter Kaltluftvorstoß wahrscheinlich. Kaum
Niederschlag.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 24.04.2021

Zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Dienstag gibt es zunächst keine große
Änderung zum aktuellen Wettergeschehen in Deutschland. Ein Blick auf die
Bodendruckvorhersage zeigt, dass wir weiterhin am Rande eines umfangreichen
Hochs mit Schwerpunkt über Russland liegen, das einen Keil über Skandinavien
hinweg Richtung Nordsee schiebt und schließlich Kontakt mit einem weiteren Hoch
über dem Nordostatlantik aufnimmt. Im Zusammenspiel mit einem Tief über der
Ukraine wird mit einer nordöstlichen Strömung weiterhin eher kühle Luft zu uns
transportiert. Die Temperaturen in 850 hPa liegen gerade mal zwischen minus 1
und plus 2 Grad über Deutschland. Diese Luftmasse kann sich bei uns aber ganz
allmählich erwärmen, sodass am Dienstag gebietsweise bis 17 Grad möglich sind.
Auch wenn der antizyklonale Einfluss am Boden dominiert, zeigt sich das Wetter
hierzulande nicht störungsfrei. Die Ursache dafür liegt in der Höhe, wo sich
eine umfangreiche Zone tiefen Geopotentials befindet, die nahezu ganz Europa
überdeckt. Dabei befindet sich ein abgeschlossenes Höhentief über Osteuropa,
dessen Hebungsantriebe teilweise auch bei uns wirksam sind. Sie sorgen
insbesondere im Osten und Südosten für dichtere Bewölkung und einzelne Schauer
oder Gewitter. Nennenswerte Niederschlagsmengen sind aber (leider) nicht zu
erwarten.

Ab Mittwoch beginnt sich die Wetterlage umzustellen. Ausgehend von einem
Kaltluftvorstoß aus dem grönländischen Raum weitet sich ein Höhentrog über das
Nordmeer Richtung Südskandinavien aus. Damit verbunden ist eine Tiefdruckzone
über Skandinavien mit mehreren Tiefkernen, die sich ebenfalls allmählich
südwärts bewegt und somit die Hochbrücke durchtrennt. Stattdessen wird für das
vorherrschende Strömungsregime das Hoch über dem Nordostatlantik und
Großbritannien von Bedeutung. Denn zwischen beiden Druckgebilden dreht die
Strömung auf nördliche Richtung, womit uns ein erneuter Vorstoß polarer Kaltluft
bevorsteht. Dabei greift die Kaltfront eines Tiefs über Südschweden bereits
Mittwochmittag von Norden auf Deutschland über und erreicht Donnerstagfrüh auch
den Süden des Landes, wo sie aber etwas an Fahrt verliert. Da sie unter
Druckanstieg gelangt, ist mit der Front (wenn überhaupt) nur wenig Niederschlag
verbunden. Postfrontal sinkt die Temperatur in 850 hPa auf 0 bis minus 7 Grad,
wobei sich diese Kaltluft aus jetziger Sicht nicht bis in den äußersten Süden
durchsetzen kann. Dort bleibt am Rande des sich nach Deutschland ausweitenden
Hochkeils die nordöstliche Windkomponente erhalten.

Am Freitag und Samstag ändert sich an dieser Konstellation wenig. Der Höhentrog
hat sich noch etwas weiter südostwärts Richtung Osteuropa ausgeweitet, sodass
wir an dessen Westflanke verbleiben. Einzig in den Nordosten gelangt am Samstag
mit Durchschwenken eines Randtroges höhenkalte Luft, sodass dort häufiger
Schauer auftreten können. Sonst bleibt es unter dem antizyklonalen Einfluss
überwiegend trocken.

Auch in der erweiterten Mittelfrist scheint sich auf Basis des EZMW-Modells die
Großwetterlage Hoch Britische Inseln fortzusetzen, sodass Deutschland im Bereich
der nördlichen Strömung verbleibt und gleichzeitig weiterhin keine nennenswerten
Niederschläge zu erwarten sind.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Dienstag kann die Konsistenz des EZMW-Modells als sehr gut
bezeichnet werden.
Ab Mittwoch lässt die Konsistenz nach, wobei sich die Unterschiede zwischen den
Modellläufen hauptsächlich auf das Tief über Skandinavien bzw. auf die Lages des
Höhentroges beziehen. Auf Basis der gestrigen Läufe hätte das Tief, an das auch
die Kaltfront gekoppelt ist, deutlich weiter westlich über die Nordsee südwärts
Richtung Dänemark und Norddeutschland ziehen sollen. An dem Kaltluftvorstoß
hätte dies nichts geändert, allerdings hätte die Frontpassage unter deutlich
zyklonaleren Vorzeichen und somit mit mehr Niederschlag stattgefunden als auf
Basis des heutigen Laufs. Zudem hätte das Tief zumindest im Norden eine
deutliche Windzunahme hervorgerufen. Auf Basis des heutigen Laufs sind am
Donnerstag allenfalls im Nordosten einzelne Windböen Bft 7 zu erwarten.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Zunächst lässt sich festhalten, dass die Umstellung der Wetterlage hin zu einer
nördlichen Anströmung von EZMW, ICON und GFS gleichermaßen gezeigt wird.
Fraglich ist nur, ob der Kaltluftvorstoß weiter westlich stattfindet und somit
auch uns beeinflusst (EZMW, GFS) oder weiter östlich (ICON). Somit ergeben sich
Modellunterschiede ab Mittwoch ebenfalls vor allem in Bezug auf das
skandinavische Tief bzw. den Höhentrog. EZMW prognostiziert dabei die
westlichste Zugbahn im Vergleich zu GFS und ICON. GFS ist zunächst auf ähnlicher
Zugbahn, rechnet das Tief aber deutlich schwächer und lässt rascher den Druck
von Westen wieder ansteigen. Dabei bildet sich ein abgeschlossenes Hoch über der
Nordsee und Deutschland aus, das bis zum Wochenende ein wenig ostwärts wandert.
Die 0-Grad-Isotherme ist zwar ähnlich zu EZMW am Donnerstagmittag über dem Süden
Deutschlands anzutreffen, sie wird aber mit Verlagerung des Hochs schneller
wieder nordostwärts abgedrängt.
Eine andere Lösung bietet das ICON. Das Tief zieht deutlich weiter nordöstlich.
Ähnlich zu GFS soll sich das Hoch Richtung Deutschland ausweiten und ostwärts
wandern. Dies vollzieht sich bei ICON noch rascher als bei GFS, sodass die
Strömung schneller auf südliche Richtung dreht. Entsprechend streift die
0-Grad-Isotherme allenfalls den Norden und wird dann rasch wieder Richtung
Nordosten verdrängt. Entsprechend ist nach ICON kein erneuter Kaltluftvorstoß zu
erwarten. Ähnlich zu den anderen Modellen, zeigt aber auch ICON ab Wochenmitte
eine schlechtere Konsistenz, sodass auch hier noch nicht das letzte Wort
gesprochen ist.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Plumes für Hamburg, Offenbach und München zeigen bis Dienstag einen sehr
engen Verlauf. Ab Mittwoch nimmt der Spread deutlich zu. Sowohl der Haupt- und
Kontrolllauf als auch die Mehrheit der Member zeigen aber einen
Temperaturrückgang in 850 hPa und sprechen somit für einen erneuten
Kaltluftvorstoß. Dennoch gibt es einige Member, die auf deutlich wärmerem Niveau
verbleiben, sodass auch die ICON Lösung durchaus innerhalb des Ensembles liegt.
Für die Station München bleibt noch festzuhalten, dass es einige Member gibt,
die kälter sind als der Hauptlauf. Insofern ist nicht ausgeschlossen, dass sich
die Kaltluft auch im äußersten Süden durchsetzt.

Die Clusterung des EZMW besitzt für den Zeitraum von Donnerstag bis Samstag vier
Cluster. Cluster 1 zeigt die Austrogung etwas weiter westlich und würde somit
den gestrigen EZMW-Läufen entsprechen. Der deterministische Lauf des EZMW
befindet sich in Cluster 2, der große Ähnlichkeiten zu Cluster 3 aufweist.
Dieser wiederum wird durch die meisten Ensemblemember repräsentiert. Cluster 4
zeigt schließlich die Austrogung weiter östlich, was wiederum zu der ICON-Lösung
passt.

Insofern ist bezüglich der Wetterentwicklung ab Mitte kommender Woche noch alles
möglich. Dennoch erscheint aus jetziger Sicht der erneute Kaltluftvorstoß
aufgrund des Ensembles und der Mehrheit bei den deterministischen Modellen als
wahrscheinlichstes Szenario. Allerdings unter antizyklonalem Vorzeichen, sodass
Niederschlag eher die Ausnahme bleibt.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Dienstag und Mittwoch kann es im Osten und Süden vereinzelt kurze Gewitter
geben, Starkregen ist dabei aber wenig wahrscheinlich.

In den Nächten muss weiterhin recht verbreitet mit Bodenfrost gerechnet werden.
Ab der Nacht zum Freitag besteht zudem wieder regional die Gefahr von leichtem
Luftfrost.

Sonst sind keine signifikanten Wettergefahren zu erwarten.

Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOS-EZMW

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger