SXEU31 DWAV 101800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 10.09.2020 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Überwiegend ruhiges Spätsommerwetter. Ab Freitag jeweils am Nachmittag und Abend
an den Alpen einzelne Gewitter mit Starkregen nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC

Aktuell … befindet sich Deutschland nach wie vor an der Südflanke einer recht
glatten und nur leicht mäandrierenden Frontalzone, die sich quer über den
mittleren Nordatlantik, Westeuropa und Skandinavien fast bis zum Ural erstreckt.
Darin eingebettet, schwenkt ein flacher Höhenrücken über Mitteleuropa und
Südskandinavien hinweg rasch ostwärts. Dahinter stellt sich über Norddeutschland
eine glatte Westströmung ein, während sich über der Südhälfte allmählich eine
Potenzialbrücke verstärkt. Diese stützt nach wie vor eine langgestreckte, vom
Seegebiet knapp nördlich der Azoren über Frankreich und Mitteleuropa hinweg bis
zur Ukraine bzw. Südwestrussland reichende Hochdruckzone. Nördlich deren
Divergenzachse hat sich über Norddeutschland Quellbewölkung an einer
Absinkinversion in etwa 800 hPa ausgebreitet, die im Laufe der Nacht in
SC-Bewölkung übergeht und nur gebietsweise stärker auflockert. Mit zunehmender
WLA machen sich vor allem im äußersten Norden später auch vermehrt mittelhohe
und hohe Wolkenfelder bemerkbar, im Nordseeumfeld fällt gebietsweise auch etwas
Nieselregen.
Etwa zwischen Main und Donau befindet sich noch die aus einer sich auflösenden
Kaltfront resultierenden Luftmassengrenze, die Meeresluft polaren Ursprungs im
Norden und in der Mitte (T850 hPa zwischen 1 und 7 Grad) von der deutlich
wärmeren und auch feuchteren Luftmasse (8 bis 12 Grad in 850 hPa) in
Süddeutschland trennt. In deren Einflussbereich halten sich ebenfalls noch
gebietsweise etwas dichtere Wolkenfelder. In den mittleren Landesteilen und auch
an den Alpen sowie im Alpenvorland ist es dagegen zunächst vielerorts gering
bewölkt oder wolkenlos. Im Laufe der Nacht und in den Frühstunden bildet sich
allerdings gebietsweise dichter Nebel, teils auch Hochnebel, am häufigsten wohl
entlang der Donau sowie im nördlichen Alpenvorland. Im Süden verläuft die Nacht
mit Minima zwischen 15 und 10 Grad verhältnismäßig mild, ansonsten kühlt es auf
10 bis 5 Grad ab, in einigen Mittelgebirgstälern bei klarem Himmel auch darunter
(Bodenfrost nicht ausgeschlossen), lediglich an den Küsten bleibt es milder.

Freitag … schwenkt über dem mittleren Nordatlantik ein Langwellentrog
(Drehzentrum bei Island) allmählich Richtung Britische Inseln. Dadurch steilt
die Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet etwas auf und ist durch schwache WLA
über Nord- und dem nördlichen Mitteleuropa leicht antizyklonal konturiert,
wodurch sich die Potenzialbrücke über Süddeutschland etwas nach Norden
ausweitet.
Im Bodenfeld bleibt das Vorhersagegebiet weiterhin im Einflussbereich der
Hochdruckzone, wobei die wärmere Luftmasse in der Südhälfte mit der auf
Westsüdwest drehenden Grundströmung etwas nach Norden vorankommt (T850 hPa am
Abend zwischen 4 Grad an der Ostsee und 10 bis 13 Grad in der Mitte bzw. im
Süden). Die WLA über Norddeutschland schwächt sich etwas ab, so dass die
mittelhohe Bewölkung nach Nordosten abzieht bzw. sich allmählich auflöst. Die
tiefe SC-Bewölkung geht mit zunehmender Einstrahlung über in lockere
Quellbewölkung, die mit allmählichen Absinken der Inversion auf etwa 850 hPa
auch größere Lücken bekommt. Erst zum Abend hin ziehen dann mit Annäherung der
teilokkludierten Front eines zentralsteuernden Tiefs knapp östlich von Island
über der Deutschen Bucht wieder dichtere Wolken auf, es bleibt aber noch
trocken.
Vor allem im Südwesten, in den mittleren und östlichen Landesteilen scheint
dagegen nach meist rascher Nebelauflösung häufig die Sonne, während sich im
Süden bzw. Südosten (vor allem entlang der Donau) die Nebel- und Hochnebelfelder
teils nur zögernd auflösen. Mittags und nachmittags bilden sich dort innerhalb
der etwas feuchteren Luftmassen Quellwolken, wobei Richtung Alpen auch etwas
Cape generiert werden kann. Eventuell reicht es dort für einen Schauer oder ein
kurzes Gewitter (aufgrund der geringen Verlagerungsgeschwindigkeit und der
erhöhten PPW-Werte um 25 mm durchaus mit Starkregen), sonst sollte es aber
weitgehend trocken bleiben.
Im Norden weht meist schwacher bis mäßiger Südwest- bis Westwind, der an der
Nordsee zeitweise auffrischt, ohne Warnschwellen zu erreichen. Sonst weht
schwacher, zeitweise mäßig auflebender Wind aus östlichen Richtungen.
Die Höchsttemperaturen erreichen im Norden Werte zwischen 18 und 22 Grad, sonst
wird es mit 23 bis 28 Grad (die höchsten Werte wohl am Oberrhein) spätsommerlich
warm.

In der Nacht zum Samstag greift der Langwellentrog allmählich auch auf die
Nordsee über. Das okkludierte Frontensystem des langsam Richtung Norwegische See
ziehenden Zentraltiefs erreicht die mittlere Nordsee, kommt aber mangels
Schubkomponente nur zögernd nach Süden voran. Somit bleibt es im Nordwesten und
äußersten Norden zwar meist bewölkt, aber noch weitgehend trocken, eventuell
fällt in Nordfriesland morgens schon etwas Regen. Mit Frontannäherung frischt
der Südwestwind im Bereich der Deutschen Bucht und in Nordfriesland etwas auf,
ist aber wohl (noch) nicht warnrelevant.
Im großen Rest des Landes verläuft die Nacht im Einflussbereich der sich sogar
noch etwas verstärkenden Hochdruckzone wettertechnisch ruhig. Quellwolken und
eventuelle Schauer an den Alpen lösen sich rasch auf. Allerdings ist die Neigung
zu Nebel/Hochnebel innerhalb der relativ feuchten Luftmasse vor allem im Süden
erneut erhöht. Dabei liegen die Tiefstwerte allgemein zwischen 13 und 6 Grad; an
den Küsten sowie in einigen Ballungszentren bleibt es etwas milder, in einigen
Mittelgebirgstälern wird es bei klarem Himmel etwas kälter.

Samstag … verbleiben weite Teile des Vorhersagegebietes im Einflussbereich der
von der Biskaya bis nach Osteuropa reichenden Potenzialbrücke, die sich sogar
noch etwas verstärkt und nach wie vor die sich von West nach Ost über
Mitteleuropa erstreckende Hochdruckzone stützt. Nördlich davon schwenkt der
Höhentrog unter Verkürzung seiner Wellenlänge über die Nordsee hinweg nach
Skandinavien. Die korrespondierende Okklusion bzw. Kaltfront greift auf den
äußersten Norden des Vorhersagegebietes über, läuft aber gegen die
Hochdruckzone, die sich im Vorfeld der Front vorübergehend etwas abschwächt und
kommt somit nur sehr zögernd nach Süden voran. Sie wird von KLA überlaufen und
erweist sich somit als nicht allzu wetterwirksam, zumal nach Durchschwenken der
Trogachse durch Absinken von Westen her über dem Westen und Nordwesten
Deutschlands Druckanstieg einsetzt und in weiterer Folge auch wieder die
Hochdruckbrücke regeneriert wird. Somit kommen die dichteren Wolkenfelder im
Tagesverlauf zwar noch zögernd nach Südosten voran (bis etwa zu einer Linie
Westmünsterland-Ostvorpommern), für etwas Regen reicht es aber wohl nur von
Ostfriesland bis nach Schleswig-Holstein.
Mit dem postfrontalen Druckanstieg frischt der Wind allerdings aus West auf und
es gibt vor allem im Nordseeumfeld und in Schleswig-Holstein steife, auf Amrum
und Sylt exponiert eventuell auch stürmische Böen (Bft 7 bis 8).
In der „breiten Mitte“ scheint dagegen nach Nebel- bzw. Hochnebelauflösung neben
lockeren Quellwolken vielerorts die Sonne. Im Süden und Südosten ist die
Luftmasse generell noch mit einem höheren Flüssigwassergehalt ausgestattet (PPW
nahe 30 mm). Dort lösen sich die Nebelfelder gebietsweise nur zögernd auf, vor
allem im Bereich der großen Flusstäler. An den Alpen und im Alpenvorland lösen
sich eventuelle Nebelfelder rascher auf, so dass die Luftmasse mit der
Einstrahlung dort stärker labilisieren kann. Dabei kann erneut Cape generiert
werden (nach SuperHD gebietsweise über 500 J/kg). Als Trigger zur Auslöse kann
aber nur die Orographie herhalten. Mit einer etwas höheren Wahrscheinlichkeit
als am Vortag entwickeln sich an den Alpen (nicht ganz ausgeschlossen auch über
dem Südschwarzwald) eventuell einzelne Gewitter, die noch etwas ins angrenzende
Alpenvorland ziehen. Diese können vor allem aufgrund von Starkregen und
kleinkörnigem Hagel lokal eng begrenzt auch markant ausfallen, bzgl. Starkregen
ist mangels Zuggeschwindigkeit sogar Unwetter nicht ausgeschlossen.
Während es im Norden und Nordwesten im Frontbereich (T850 hPa zwischen 5 und 8
Grad) mit Höchstwerten zwischen 17 und 22 Grad „nur“ mäßig warm wird, steigen
die Temperaturen ansonsten (bei 850 hPa-Temperaturen zwischen 11 und 15 Grad)
auf spätsommerliche 23 bis 28 Grad, am Oberrhein bis nahe 30 Grad.

In der Nacht zum Sonntag entwickelt sich – gestützt durch wieder zunehmend
kräftige WLA an der Südflanke der nach wie vor glatten, vom mittleren
Nordatlantik bis in den Nordwesten Russland reichenden Frontalzone – eine
abgeschlossene Höhenantizyklone, die in 500 hPa von Nordfrankreich bis nach
Süddeutschland reicht. Somit fächert auch über Norddeutschland die westliche
Höhenströmung etwas auf und nimmt eine zunehmend antizyklonale Kontur an.
Auch im Bodenfeld kann sich die Hochdruckzone vor allem über Süddeutschland
etwas verstärken (auf über 1025 hPa).
Somit schwächt sich die Kaltfront über Norddeutschland ab und kommt nicht weiter
nach Süden voran. Bei dichter Bewölkung fällt vor allem an den Küsten anfangs
noch gebietsweise etwas Regen oder Nieselregen. Der Gradient fächert
vorübergehend auf, so dass der Südwestwind rasch nachlässt. Morgens frischt er
mit Annäherung einer Warmfront wieder auf mit steifen Böen.
Bereits ab der Norddeutschen Tiefebene südwärts ist es aufgelockert, in der
Mitte und im Süden oft gering bewölkt oder wolkenlos, eventuelle Gewitter an den
Alpen lösen sich abends rasch auf. Mancherorts bildet sich wieder dichter Nebel,
gebietsweise auch Hochnebel, vor allem im Süden. Die Tiefstwerte liegen meist
zwischen 14 und 8 Grad in einigen Mittelgebirgstälern auch darunter, an den
Küsten gebietsweise darüber.

Sonntag … verstärkt sich das Höhenhoch über Mitteleuropa weiter mit einer 592
gpdam-Isohypse, die sich am Abend ziemlich genau über Süddeutschland befindet.
Das ebenso kräftige Bodenhoch (Kerndruck über 1026 hPa) verlagert seinen
Schwerpunkt allmählich ins östliche Mitteleuropa. An dessen Nordflanke macht
sich über Norddeutschland die WLA auch noch anhand tiefer Wolkenfelder
bemerkbar, wobei sich die Warmfront eines Wellentiefs westnordwestlich von
Schottland rasch über die mittlere Nordsee und Dänemark hinweg ostnordostwärts
nach Südschweden verlagert. Regen oder Nieselregen fällt aber auch im äußersten
Norden/Nordosten kaum mehr und mittags bzw. nachmittags lockern die Wolken dort
weiter auf. Der Wind weht vormittags und mittags im Nordseeumfeld und entlang
der vorpommerschen Ostseeküste lebhaft aus Südwest mit steifen und vor allem in
Nordfriesland auch stürmischen Böen (Bft 7 bis 8), zum Abend hin nimmt er
allmählich wieder ab.
Mitteltroposphärische WLA macht sich in den mittleren Landesteilen vor allem
nach Osten zu mit zeitweise etwas dichteren hohen Wolkenfeldern bemerkbar, die
aber im Tagesverlauf nach Osten abziehen. Ansonsten scheint meist die Sonne,
wobei sich einige Nebelfelder im Süden (Donau, Gäuboden, nördliches
Alpenvorland) teilweise nur sehr zögernd auflösen und sich bis in den frühen
Nachmittag halten können. Richtung Alpen bilden sich erneut vermehrt
Quellwolken, allerdings dürfte es dieses Mal kaum zur Auslöse reichen.
Auch advektiv gelangt niedertroposphärisch wärmere Luft ins Vorhersagegebiet,
die Temperatur in 850 hPa steigt bis zum Abend auf 14 bis nahe 17 Grad. Unter
den anfangs noch dichteren Wolken im Norden reicht das für Höchstwerte zwischen
21 und 25 Grad, an den Küsten um 19 Grad, während sonst spätsommerliche 25 bis
30 Grad erreicht werden, am Oberrhein auch knapp darüber.

Modellvergleich und -einschätzung

Alle vorliegenden Modelle simulieren eine sehr ähnliche Wetterentwicklung,
prognose- und warnrelevante Unterschiede lassen sich so gut wie keine ausmachen.

Die eventuelle Gewitterentwicklung am Alpenrand kann nur kurzfristig abgeschätzt
werden und ist warntechnisch Sache des Nowcastings.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff