S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 17.08.2020 um 10.30 UTC

Am Donnerstag und Freitag noch einmal heiß bis sehr heiß, am Samstag im Osten
und Süden Gewitter mit Unwettergefahr, danach Übergang zu einer Westlage.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 24.08.2020

Am Donnerstag und Freitag liegt Deutschland zwischen einem von Südeuropa bis zum
Weißen Meer reichenden Höhenkeil und einem Trog, der auf die Britischen Inseln
übergreift, aber mit seinem südlichen Teil sich nach Galizien erstreckt. Mit
einer südwestlichen Strömung gelangt daher Subtropikluft nach Mitteleuropa, so
dass großflächig Temperaturmaxima über 30, im Süden, Osten und in Teilen der
Mitte am Freitag um 35 Grad zu erwarten sind. An der Vorderseite des Troges
läuft ein Kurzwellentrog in die Nordsee hinein, eine diesem Trog vorgelagerte
Kaltfront kann mit Niederschlägen auf den Nordwesten übergreifen. Einzelne und
zum Teil heftige Hitzegewitter können sich am Freitag bereits über dem
süddeutschen Bergland entwickeln.
Am Samstag greift der Haupttrog auf Frankreich über. Vorderseitig steilt die
Strömung etwas auf, so dass die diesem Trog vorgelagerte Kaltfront zwar bis in
die Mitte Deutschlands vorankommt, aber der Süden und Osten Deutschlands in der
Subtropikluft verbleiben. In diesen Gebieten entwickeln sich, entsprechende
Einstrahlung vorausgesetzt, teils heftige Gewitter mit Unwettergefahr, wobei
neben größerem Hagel dann auch schwere Sturmböen vorstellbar sind. In der Nacht
zum Sonntag dürften diese Gewitter in Alpennähe und in der Lausitz in
mehrstündigen und teils gewittrigen Starkregen übergehen. Details sind noch
unsicher.
Am Sonntag überquert der Trog das Vorhersagegebiet, regeneriert sich aber weiter
westlich, so dass auch zu Wochenbeginn eine zyklonale Westlage ergibt. Hierdurch
ist das Wettergeschehen konvektiv geprägt, vor allem in Küstennähe und über dem
Bergland sind wiederholt Schauer und auch kurze Gewitter zu erwarten. Die
Subtropikluft ist mittlerweile nach Polen und Südeuropa abgedrängt. Dabei bleibt
es mäßig warm bis warm, wobei im Norden bei stärkerer Bewölkung die
Höchsttemperaturen auch unterhalb der 20 Grad-Marke bleiben können.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ergibt sich zunächst
Hochdruckeinfluss, bevor wahrscheinlich ab Donnerstag ein weiterer Trog das
Wettergeschehen dominiert. Vorübergehend dürften die Temperaturen noch einmal
ansteigen, im Süden sind am Mittwoch und Donnerstag Maxima um 30 Grad
vorstellbar. Dabei ist die Gewitterneigung zunächst gering.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Montag ist, zumindest was die synoptischen Felder über
Mitteleuropa betrifft, der aktuelle Modelllauf gegenüber den beiden gestrigen
Simulationen weitgehend konsistent. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich
bis dahin nicht ableiten.
Für den erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ergeben sich jedoch
markante Unterschiede. Der vom aktuellen Modelllauf angebotene
Zwischenhocheinfluss war bei den beiden vorherigen Modellläufen nicht erkennbar;
vielmehr wäre demnach eine erneute Trogvorderseite (durchaus auch mit einem
höheren Temperaturniveau) zu erwarten gewesen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Freitag stützen die verfügbaren Modelle die oben beschriebene
Entwicklung. Am Samstag wird nach ICON, GFS und nach dem Modell des kanadischen
Wetterdienstes die Subtropikluft rascher nach Osten abgedrängt als nach EZMW. Ob
es dann noch für unwetterträchtige Gewitter reicht, ist fraglich. Die zyklonale
Westlage am Sonntag und Montag wird von allen Modellen gezeigt. Hier ist GFS am
zyklonalsten geprägt, so dass sich auch im Bodendruckfeld eine kräftige
Nordwestströmung ergeben würde.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum dürfte der
Zwischenhocheinfluss nach dem kanadischen Modell am längsten Bestand haben,
wobei das Temperaturniveau aufgrund einer weiterhin nordwestlichen Strömung
gegenüber den anderen Modellen tiefer liegt. Nach GFS würde sich das
Zwischenhoch nur am Dienstag halten und bereits am Donnerstag wieder ein Trog
auf Deutschland übergreifen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS stützt bis zum Wochenbeginn die oben beschriebene Entwicklung,
belässt danach aber den nachfolgenden Trog über Westeuropa, was der
EZMW-Variante entsprechen würde. Der Spread wird erst ab Montag merklich größer,
wobei nach dem aktuellsten Modelllauf gegenüber den vorherigen Modellrechnungen
eher ein leicht abgesenktes Temperaturniveau zu erwarten wäre. Dennoch ist auch
im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ein mäßig warmes bis warmes
Temperaturniveau erkennbar, ohne dass sich ein signifikanter Trend ableiten
lässt. Eine großflächige Überregnung zeichnet sich nicht ab.
Das EPS des EZMW stützt zwar mit etwa 3/5 der Einzellösungen das Szenario des
hauseigenen deterministischen Laufes, wovon 1/5 der EPS-Läufe in die Richtung
des kanadischen Modells tendiert. Die restlichen Member (immerhin 21 Stück)
schlagen sich auf die Seite des GFS-Hauptlaufes. Demnach wäre eine erneute
Troglage (oder zumindest zyklonale Westlage) etwa ab der Wochenmitte
wahrscheinlicher. Der Spread ist insgesamt gering, wobei sich zur Wochenmitte,
d.h. im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum, im Gegensatz zum EPS des
GFS ein leichter Trend hin zu ansteigenden Temperaturen herausarbeiten lässt.
Wie bei EPS des GFS zeichnet sich auch anhand des EPS des EZMW kein großräumiges
Niederschlagsereignis ab.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Mit der Zufuhr von Subtropikluft am Donnerstag und Freitag sind noch einmal
Temperaturen großflächig über 30 und im Süden zum Teil über 35 Grad zu erwarten,
die mit einer starken, am Freitag im Süden zum Teil extremen Wärmebelastung
einhergehen. Zudem können sich am Freitag vor allem über dem süddeutschen
Bergland erste Hitzegewitter entwickeln.
Am Samstag zeichnet sich, entsprechende Einstrahlung vorausgesetzt, für den
Osten und Süden Deutschlands eine Gewitterlage ab, wobei Unwettergefahr nicht
nur durch heftigen Starkregen, sondern auch durch größeren Hagel und schwere
Sturmböen besteht. In der Nacht zum Sonntag wird die Subtropikluft nach Polen
und zu den Alpen abgedrängt, so dass am Alpenrand und in der Lausitz
mehrstündiger und teils gewittriger Starkregen nicht ausgeschlossen werden kann.
Details sind aber noch unsicher.
Am Sonntag sind aufgrund der zyklonalen Westlage vor allem in Nordseenähe zum
Teil wiederholt kurze Gewitter zu erwarten, wobei mit geringer
Wahrscheinlichkeit stürmische Böen auftreten können. Auch in Alpennähe und ganz
im Südosten können einzelne Gewitter nicht ausgeschlossen werden, wobei Unwetter
eher unwahrscheinlich sind.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW)

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann