SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST
SXEU31 DWAV 181800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 18.04.2020 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Im Südwesten und Süden anfangs noch einzelne, teils markante Gewitter. Ansonsten
Andauer und zu Wochenbeginn durch in Böen teils stürmischem Ostwind (Berge:
Sturmböen) zunehmende Verschärfung der Trockenheit.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
Aktuell … befindet sich über dem Vorhersagegebiet eine Luftmassengrenze, die
etwa vom Westmünsterland bis ins Vogtland reicht. Sie trennt trockene und
relativ kühle kontinentale Polarluft, die am Südrand eines Hochs über der
Norwegischen See bzw. Südskandinavien in den Norden und Nordosten advehiert wird
(Taupunkte teilweise unter -5 Grad) von etwas feuchterer, vor allem aber
deutlich wärmerer Luft im Bereich einer über die Südhälfte des Landes nach Osten
reichenden flachen Tiefdruckrinne. Im Einflussbereich eines Höhenrückens, der
von Nordafrika über Italien hinweg bis nach Südwestdeutschland reicht, ist zwar
kaum dynamischer Hebungsantrieb auszumachen, dennoch reicht es vor allem entlang
des konvergenten Windfeldes im Bereich der Luftmassengrenze für schauerartige
Regenfälle, vereinzelt auch für Gewitter, wobei aufgrund der verhältnismäßig
hohen PPW-Werte (um 25 mm) und der geringen Zuggeschwindigkeit lokal eng
begrenzt Starkregen und vor allem abends bzw. eingangs der Nacht auch
kleinkörniger Hagel (ML- bzw. MU-Cape bis nahe 500 J/kg) auftreten können.
Auch weiter südlich, also im Südwesten und Süden des Landes, reicht es für
einzelne Schauer und Gewitter, die in erster Linie orographisch getriggert sind.
Mangels Scherung handelt es sich dabei meist um Einzelzellen bzw. kleine
Multizellencluster, wobei es ebenfalls lokal eng begrenzt Starkregen und Hagel
geben kann. Vor allem in den Abendstunden sind aufgrund der relativ trockenen
Grundschicht und des großen Spreads auch stürmische Böen, im Extremfall
Sturmböen als Begleiterscheinung in Betracht zu ziehen.
Im Laufe der Nacht verlagert sich an der Südwestflanke eines umfangreichen
Langwellentroges über Nordosteuropa ein Randtrog von Dänemark/Südschweden her
nach Norddeutschland. Auf dessen Vorderseite kann etwas Hebung generiert werden,
so dass die schauerartigen Regenfälle nachts im Bereich der allmählich nach
Süden zurückgedrängten Luftmassengrenze vor allem nach Osten zu noch länger
anhalten. Auch einzelne Gewitter können noch dabei sein. Weiter südlich fallen
die Gewitter dagegen tagesgangbedingt im Laufe der Nacht allmählich in sich
zusammen.
Im Bereich der Luftmassengrenze werden meist 1 bis 5 mm, nach Osten zu und vor
allem im Stau der Mittelgebirge (Rothaargebirge, Rhön, Westerzgebirge,
vielleicht noch Eifel) bis an die 10 mm, lokal eng begrenzt zumindest nach
Lesart einiger Konvektion erlaubender Modelle auch mehr.
Im Norden und Nordosten bleibt es dagegen gering bewölkt oder klar, lediglich
nach Vorpommern schwenken mit dem Trog eventuell ein paar lockere Wolkenfelder.
Das von einem Höhenhoch über dem Nordmeer gestützte Bodenhoch kann sich über
Südnorwegen im Laufe der Nacht noch etwas verstärken, wobei sich ein Hochkeil
bis nach Polen ausweitet. Dadurch verschärft sich der Gradient in
Norddeutschland etwas, was sich aber aufgrund der sich stabilisierenden
Grundschicht windtechnisch kaum bemerkbar macht. Verbreitet gibt es dort
Bodenfrost und in ungünstigen Lagen kann auch leichter Frost in 2 m Höhe
auftreten.
Sonntag … schwenkt der Randtrog allmählich weiter nach Süddeutschland. Das
Höhenhoch über der Norwegischen See und auch das korrespondierende Bodenhoch
verstärken sich noch etwas, der ins östliche Mitteleuropa gerichtete Hochkeil
kommt vor allem mit seinem Ostteil ein wenig nach Süden voran. Dadurch wird die
Tiefdruckrinne über Süddeutschland weiter nach Süden gedrückt, ebenso wie die
potenziell instabile Luftmasse. Vor allem vom Vogtland bis zum Thüringer Wald
und im Nordosten Bayerns fällt anfangs noch schauerartiger Regen, der aber von
Norden her allmählich nachlässt. Dafür lebt im Tagesverlauf weiter südlich, etwa
vom Südschwarzwald bis zum Bayerischen Wald, die Schauer- und Gewittertätigkeit
wieder etwas auf. Allerdings sickert auch dorthin von Nordosten her bereits
trockenere Luft, die PPW-Werte sinken am Nachmittag/Abend bereits auf unter 20
mm. Somit treten die Gewitter nicht mehr so verbreitet wie am Vortag auf und
werden auch seltener von markanten Erscheinungen begleitet, am ehesten
vielleicht noch im Südosten Bayerns, wo mehrere 100 J/kg Cape simuliert werden.
Mit dem Tagesgang verstärkt sich auch die anfangs noch bis nach Süddeutschland,
abends aber nur noch nach Nordostfrankreich bzw. in den Nordalpenraum reichende
Tiefdruckrinne, so dass sich der Gradient weiter nördlich vor allem über den
mittleren Landesteilen weiter verschärft. Dort frischt der Wind aus Ost bis
Nordost auf, in den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge reicht es für
steife, zum Abend hin auf exponierten Gipfeln (Brocken) vielleicht auch schon
für stürmische Böen (Bft 7 bis 8).
Mit dem auffrischenden Wind kann sich die trockene und auch nicht mehr ganz so
warme Luft weiter nach Süden und Südwesten durchsetzen. Während in der
Nordhälfte durchwegs bei nur wenigen (im Nordosten vorübergehend auch etwas
mehr) Wolken die Sonne scheint, setzt sich diese auch in der Mitte und im
Südwesten zunehmend durch. Bei 850 hPa-Temperaturen zwischen -3 Grad an der Oder
und noch immer +10 Grad am Kaiserstuhl liegen die Höchstwerte zwischen 13 Grad
im Nordosten bzw. Norden (an den Küsten bei auflandigem Wind um 10 Grad) und 24,
vielleicht auch noch einmal 25 Grad im Dreiländereck.
In der Nacht zum Montag verstärkt sich die Höhenantizyklone über dem Südteil der
Norwegischen See weiter. Der vom Langwellentrog über Nordost- und Osteuropa
ausgehende Randtrog kommt über Süddeutschland nicht weiter nach Süden voran und
verliert an Kontur.
Das Bodenhoch mit Schwerpunkt über Südwestnorwegen intensiviert sich weiter
(Kerndruck um 1035 hPa), ebenso der nach Norddeutschland und Polen gerichtete
Keil, die Tiefdruckrinne über Ostfrankreich und dem Alpenraum zieht sich dagegen
kaum nach Süden zurück. Allerdings bleibt wohl nur noch der unmittelbar an
Deutschland grenzende Nordalpenraum im Bereich der instabileren und feuchteren
Luftmassen, so dass die letzten Schauer in Südostbayern im Laufe der ersten
Nachthälfte zusammenfallen dürften. Übrig bleiben noch etwas dichtere
Wolkenfelder vom Hochrhein über den Bodenseeraum bis ins südliche Alpenvorland
bzw. nach Südostbayern. Im großen Rest des Landes verläuft die Nacht gering
bewölkt oder wolkenlos.
Mit dem sich verstärkenden Hoch(keil) verschärft sich der Gradient in den
mittleren und südlichen Landesteilen. Während sich das in der zunehmend
abgekoppelten Grundschicht erst einmal kaum bemerkbar macht (außer vielleicht in
West-Ost exponierten Tälern), legt der Ost- bis Nordostwind in höheren Lagen
dagegen deutlich zu. In den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge gibt es
stürmische Böen und Sturmböen (Bft 8 bis 9), im Bereich lokal eng begrenzter Low
Level Jets sind sogar schwere Sturmböen (Bft 10) nicht ausgeschlossen.
Im Norden und Nordosten bleibt der Wind im Bereich des Keiles deutlich
schwächer, dafür gibt es dort erneut verbreitet Frost in Bodennähe und
gebietsweise auch Luftfrost.
Montag … ändert sich an der Geopotenzialverteilung nur wenig, nach wie vor
kann sich das Höhenhoch weiter intensivieren. Der Randtrog über Süddeutschland
verliert weiter an Kontur, übrig bleibt eine flache Potenzialrinne.
Bodenhoch und Keil bleiben unverändert kräftig ausgeprägt, die von einem flachen
Tiefdruckgebiet über West-Zentralfrankreich ausgehende und bis in den Alpenraum
reichende Tiefdruckrinne kann sich dagegen im Tagesgang wieder etwas verstärken.
Das führt zu einer weiteren Gradientverschärfung und mit der zunehmenden
turbulenten Durchmischung gibt es nun auch in den Niederungen etwa südwestlich
von Weser und Werra warnrelevante Böen aus Ost bis Nordost. Vor allem in freien
und höheren Lagen (Alpenvorland, Albhochflächen) ist auch mit einzelnen
stürmischen Böen zu rechnen, ebenso in den Kamm- und Gipfellagen der
Mittelgebirge, wobei der Wind dort aufgrund der Durchmischung nach „unten“ eher
etwas abnimmt.
Die etwas feuchtere Luftmasse wird nun endgültig in die Alpen abgedrängt, Reste
reichen noch bis ins Bayerische Alpengebiet, wo sich höher reichende Quellwolken
bilden können und es an der österreichischen Grenze eventuell auch für einzelne
Gewitter reicht.
Ansonsten scheint aber die Sonne, meist ist es sogar wolkenlos, lediglich im
Nordosten zeigen sich zeitweise lockere Sc-Wolkenfelder. Auch im Südwesten und
Süden können Reste ehemaliger Schauer und Gewitter aus den Alpen heraus für
etwas Ac-Bewölkung sorgen.
Auch niedertroposphärisch wird die Warmluft im Südwesten mit dem kräftigen
Ostwind weiter verdrängt, die Temperatur in 850 hPa liegt am Abend zwischen -3
Grad im Nordosten und +6 Grad an den Alpen bzw. im Südwesten. Entsprechend
bewegen sich die Höchstwerte zwischen 13 Grad im Nordosten (Küste teils nur um
10 Grad) und knapp über 20 Grad am Rhein. Mit dem trockenen (Taupunkte oft
zwischen 0 und unter -5 Grad) und frischen Ostwind fühlt sich das Ganze
natürlich etwas kälter an, zudem kommen zu der sich weiter verschärfenden
Trockenheit auch noch regionale Staub- und Sandstürme, die durchaus zu größeren
Problemen führen können.
In der Nacht zum Dienstag wird die Potenzialrinne über Süddeutschland nach Süden
abgedrängt und ein vom Höhenhoch ausgehender Höhenkeil weitet sich im Laufe der
Nacht bis dorthin aus.
Tagesgangbedingt verstärkt sich das Bodenhoch über Südwestnorwegen wieder ein
wenig, während sich die Tiefdruckrinne etwas auffüllt. Am Druckgradienten ändert
sich somit kaum etwas, dennoch nimmt der Wind im Laufe der Nacht mit Abkopplung
der Grundschicht in den Niederungen (außer da, wo die Orographie eine Rolle
spielt, z.B. in West-Ost ausgerichteten Tälern) wieder ab. In den Kamm- und
Gipfellagen der Mittelgebirge legt er dagegen erneut etwas zu und es gibt dort
Böen Bft 8 bis 9, kleinräumig durch Low Level Jets eventuell auch vereinzelte
Böen Bft 10.
Dazu verläuft die Nacht überwiegend wolkenlos oder leicht bewölkt, vor allem im
Osten und Süden gibt es vielerorts Frost in Bodennähe in windschwachen senken
und Tälern stellenweise auch Luftfrost.
Dienstag … verlagert sich an der Südflanke des unverändert kräftigen und
quasistationären Höhenhochs über Südwestnorwegen ein aus dem Osteuropa
austropfendes kleinräumiges Höhentief über Ungarn und Ostösterreich Richtung
Südtirol, wodurch die Konvektion im Alpenraum vielleicht etwas stärker in Gang
kommt als am Vortag. Dennoch reicht sie wohl nicht bis zum Bayerischen
Alpenrand, dort reicht es wohl maximal nur etwas höher reichende Quellbewölkung.
An der Druckkonstellation im Bodenfeld ändert sich nur wenig: Mit der sich im
Tagesgang erneut etwas vertiefenden quasistationären Tiefdruckrinne verschärft
sich der Gradient im Großteil des Landes (außer im Nordosten), vor allem um die
Mittagszeit wird noch ein etwas stärker ausgeprägtes Nordost-Südwest
Druckgefälle simuliert als am Vortag (etwa 1009 hPa im Dreiländereck stehen um
12 UTC 1031 hPa auf Rügen gegenüber). Somit gibt es erneut verbreitet steife, in
freien Lagen vor allem Süddeutschlands sowie allgemein in den Kammlagen der
Mittelgebirge auch stürmische Böen aus Ost bis Nordost, auf exponierten Gipfeln
eventuell Sturmböen. Insgesamt greift das Windfeld nach Lesart der vorliegenden
Modelle etwas weiter nordostwärts, in etwa bis zur Elbe, aus.
Ansonsten ändert sich nur wenig. Im Nordosten sowie an den Alpen ist es locker
bewölkt, sonst sonnig bei ähnlichen Höchstwerten wie am Vortag. Weiterhin wird
die Trockenheit durch die sehr trockene Luftmasse verschärft, außerdem kann es
aufgrund des starken Ostwindes gebietsweise Sand-, Staub- und Pollenstürme
geben.
Modellvergleich und -einschätzung
Anhand der synoptischen Basisfelder sind keine warn- und prognoserelevanten
Unterschiede zwischen den vorliegenden Modellen auszumachen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff