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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 09.04.2020 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Ruhiges Hochdruckwetter mit nur kleinen „Nebenkriegsschauplätzen“.
Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC

Aktuell … liegt Deutschland unter hohem Geopotenzial, das auch weite Teile
West- und Südeuropas in ovaler Form mit einem Schwerpunkt etwa über dem
Ärmelkanal als Höhenhoch abdeckt. Tiefes Geopotenzial in Form eines
Langwellentrogs ist dagegen über Skandinavien zu finden, wobei ein Randtrog
heute Nacht über Polen zur Ukraine durchschwenkt. Dieser Randtrog führt ein Tief
von der Barents- in die Karasee, dessen Kaltfront den Norden Deutschlands
erfasst hat und im Nachtverlauf langsam südwärts wandert. Bis zum Morgen
erreicht sie etwa die Mitte des Landes. Weil sie nun aber in das hohe
Geopotenzial hineinläuft, hält sich ihre Wetterwirksamkeit deutlich in Grenzen.
Meist werden nur ein paar dichtere Wolken simuliert, die ganz vereinzelt mal
vielleicht einen Tropfen bringen könnten. In den allermeisten Gebieten bleibt es
aber wohl trocken.
Thermisch gesehen gibt es jedoch eine kleine Wirkung, da in der Nordhälfte
hinter der Front unter Stabilisierung kühlere Polarluft mit T850 von 0 bis 5
Grad einfließt. So sinken die 2 m-Temperaturen im Norden auf 5 bis -2 Grad, vor
allem im nördlichen Niedersachsen und in Schleswig-Holstein ist leichter Frost
oder Bodenfrost zu erwarten. Nach Süden hin bewegen sich die Tiefstwerte bei nur
lockerer Bewölkung oder klarem Himmel zwischen 11 und 2 Grad.
Bliebe noch die Frage nach dem Nebel. Etwas feuchtere Luft schleppt die
Kaltfront mit sich, die deutsche Modellkette simuliert in der Mitte hier und da
auch mal Nebel. Allerdings sind die Wahrscheinlichkeiten gering und die anderen
Modelle ziehen nicht mit. Warnwürdiger Nebel tritt daher heute Nacht vermutlich
nur selten auf.

Freitag … ändert sich die Situation in der Höhe für uns nur wenig, sodass wir
unter hohem Geopotenzial verweilen. Zunehmend rückt dabei das durch das
Höhenhoch gestützte Hoch „Max“ für Deutschland in den Fokus. Der Schwerpunkt des
Hochs verlagert sich im Tagesverlauf in die Deutsche Bucht, womit die über der
Mitte Deutschlands liegende Kaltfront weiter nach Süden gedrückt wird.
Frontolytische Umstände (Absinken, fehlende Dynamik) sorgen nun für die
Auflösung der Front.
Ein paar Feuchtefelder gelangen dadurch zwar noch nach Süddeutschland, viel
ausrichten können sie aber nicht. Meist bleibt es bei lockeren Quellwolken,
einzig GFS simuliert örtlich einen Schauer. Die Schwächen des Modells bei
Konvektion sind allerdings bekannt und damit ist das Niederschlagsrisiko als nur
gering einzustufen.
Etwas mehr Wolken sind gebietsweise in der Nordhälfte unterwegs. Allerdings
handelt es sich vorwiegend um hohe und mittelhohe Wolken, die mit nordwestlicher
Höhenströmung von der Nordsee hereindriften und keinen Niederschlag bringen.
Trotz dieser Wolken beträgt die relative Sonnenscheindauer auch im Norden meist
zwischen 70 und 90 %.
Beim Wind ist unter dem schwachgradienten Umfeld von Hoch „Max“ nichts zu holen.
So weht dieser schwach bis mäßig aus Nordwest bis Nordost.
Die Höchsttemperaturen erreichen nördlich der Mittelgebirge in der
eingeflossenen kühleren Luft 9 bis 18 Grad, während im Süden die sich auflösende
Kaltfront keinen Luftmassenwechsel mehr herbeiführen kann. Dort wird es mit 19
bis 25 Grad erneut warm.

In der Nacht zum Samstag weicht das Höhenhoch an der Nordostflanke langsam etwas
zurück, da sich der Langwellentrog über Skandinavien regeneriert und leicht nach
Süden amplifiziert. Weiterhin zeigt sich ein Randtrog in diesem Langwellentrog,
der Island erreicht und mit einem Tief knapp südöstlich zusammenhängt. Die
Warmfront dieses Tiefs nähert sich über der Nordsee Deutschland an. Im Zuge
dessen und unterstützt von WLA zieht im Norden feuchtere Luft und dichtere
Bewölkung auf. Regen gibt es aber höchstens spärlich im äußersten Norden.
Allerdings steigt die Nebelwahrscheinlichkeit durch die feuchtere Luft, bei
Tiefstwerten von 5 bis 1 Grad findet sie im Norden ganz gute Bedingungen vor.
Nach Süden hin ist das Nebelrisiko nur gering, dort liegen die Tiefstwerte
zwischen 11 und 4 Grad.

Samstag … wird das Höhenhoch nach Südosten zurückgedrängt und findet sich über
dem zentralen Mittelmeer bis in die Mitte Deutschlands reichend als Rücken
wieder. Am Geopotenzialabbau sind der Randtrog bei Island beteiligt, der sich
mit einem Höhentief südwestlich von Island verbindet und ein weiteres Höhentief
über der Biskaya. Zu Ersterem gehörendes Bodentief zieht in östliche Richtung
ins Nordmeer. Die Ausläufer dieses Tiefs, insbesondere aber auch die bereits
erwähnte Warmfront, bleiben in Deutschland noch außen vor. Bei uns überwiegen
nämlich weiterhin der Hochdruckeinfluss und das Absinken. WLA-induziert und
unter dem Einschub der feuchteren Luft ist im Norden aber teils dichtere
Bewölkung am Start. Regen wird nur sehr vereinzelt und nur an der Grenze zu
Dänemark simuliert. Nach Süden hin gibt es durch den Hochdruckeinfluss erneut
einen sonnigen Tag, wenn auch ein paar lockere Quellwolken mitspielen wollen.
Das Schauerrisiko bleibt dabei erneut überschaubar.
Die Temperaturen zeigen sich wieder zweigeteilt. In der Nordosthälfte mit 10 bis
19 Grad erneut etwas kühler, in der Südwesthälfte mit 19 bis 25 Grad wieder mild
bis warm.
Der Wind weht meist nur schwach aus unterschiedlichen Richtungen.

In der Nacht zum Sonntag flacht der Höhenrücken immer mehr ab. Hoch „Max“, das
schon tagsüber nach Polen zurückweicht, macht sich auf die Reise in die Ukraine.
Dennoch überwiegt der Hochdruckeinfluss weiterhin. Zudem lässt die WLA im Norden
nach Abzug der Warmfront über die Ostsee nach, sodass auch dort die Wolken
weniger werden.
Daher steht eine locker bewölkte oder klare Nacht ohne Niederschläge und mit nur
geringen Nebelwahrscheinlichkeiten bei nur marginalen Luftbewegungen an.
Die Temperaturen sinken auf 11 bis 1 Grad.

Sonntag … zieht sich der Höhenrücken unter fortschreitender Abflachung ins
zentrale Mittelmeer zurück, abends ist er kaum noch zu erkennen. Auf der anderen
Seite kommt der Randtrog bei Island nach Südosten voran, woraus sich wieder ein
Höhentief abkapselt. Dieses Höhentief ist gekoppelt mit einem Bodentief, dessen
Ausläufer mit dem vom Nordmeer nach Finnland ziehenden Tief verbunden sind.
Diese Ausläufer liegen knapp vor Deutschland, sollen uns den meisten Modellen
nach bis Sonntagabend aber noch nicht erreichen. EZMW jedoch lässt die Fronten
schon nach Deutschland vordringen, woraus sich im Nordwesten Schauer und
einzelne Gewitter bilden sollen.
Sonst überwiegt weiterhin der Hochdruckeinfluss, woraus lockere Bewölkung und
längeren Sonnenschein resultiert.
Im Südwesten und Süden jedoch fließt mit südwestlicher Strömung feuchtere Luft
ein, in der dort erneut einige Quellwolken entstehen. GFS zufolge reicht es
sogar für Schauer, bei den anderen Modellen werden diese nicht oder nur sehr
zurückhaltend oder gar nicht simuliert, was das Risiko minimiert.
Der Wind um West weht schwach bis mäßig.
Die T850 hPa steigen mit südwestlicher Strömung auf 5 bis 11 Grad. So werden in
2 m 19 bis 25 Grad erreicht, einzig direkt an den Küsten bleibt es mit 14 bis 20
Grad durch das noch kalte Meereswasser etwas kühler.

Modellvergleich und -einschätzung

Bis zum Samstag fahren die Modelle (bis auf die möglichen Schauer am Freitag im
GFS) größtenteils auf einer Schiene. Am Sonntag gibt es einige Unterschiede, die
im obigen Text bereits besprochen wurden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler