SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 08.04.2020 um 10.30 UTC
Zunächst mild bis warm und meist trocken. Ostersonntag und -Montag mit
Trogdurchgang vorübergehend unbeständiger und kühler.
Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 15.04.2020
Über die Osterfeiertage vollzieht sich wetterlagentechnisch eine Umstellung von
Hoch Mitteleuropa hin zu einer vorübergehend recht kalten, aber rasch wieder
antizyklonal geprägten Nordlage (eher Hoch Britische Inseln).
Aber der Reihe nach:
Der Samstag steht noch ganz im Zeichen eines vom südosteuropäischen Raum nach
Mitteleuropa gerichteten Höhenrückens, dessen Achse sich bis zum Ostersonntag,
00 UTC allmählich über das Vorhersagegebiet hinweg ostwärts verlagert. Über
West- und Nordwesteuropa ist das Geopotenzialfeld dagegen eher zyklonal
konturiert, wobei sich ein flacher Höhentrog mit Drehzentrum knapp südwestlich
der Britischen Inseln allmählich über den Westen der Iberischen Halbinsel hinweg
südwestwärts bis zu den Kanaren ausweitet. Ein weiterer, deutlich markanterer
Trog greift von Nordwesten her auf das Seegebiet westnordwestlich Irlands über
und tropft dort ab.
Auch im Bodenfeld dominiert über Deutschland weiterhin Hochdruckeinfluss. Der
Schwerpunkt des Hochs verlagert sich allerdings vom Nordosten des
Vorhersagegebietes bis Sonntag, 00 UTC allmählich Richtung Südosteuropa. Von
Westen her setzt somit über West- und Mitteleuropa Druckfall ein, dabei reicht
eine flache Tiefdruckrinne bis nach West-/Südwestdeutschland. Von Südosten her
gelangen somit sehr milde bis warme und meist trockene Luftmassen ins
Vorhersagegebiet (T 850 hPa um 18 UTC zwischen 4 Grad an der Oder und 10 Grad am
Hochrhein), lediglich im Südwesten ist die Luftmasse leicht labil geschichtet
und etwas feuchter, dabei könnte es zumindest im Bergland eventuell für einen
kurzen Schauer oder gar ein Gewitter reichen, die Wahrscheinlichkeit dafür ist
aber nur gering.
Am Ostersonntag verlagert sich das Höhentief westlich von Irland nach Süden,
wodurch der nach Südwesteuropa gerichtete Trog in weiterer Folge wieder
regeneriert wird. Weiter nördlich weitet sich ein markanter Höhenrücken vom
mittleren Nordatlantik bis nach Südostgrönland bzw. Island aus. Vom nördlichen
Nordmeer her greift ein kräftiger Höhentrog im Tagesverlauf auf Skandinavien
über und amplifiziert Richtung nördliche Nordsee. Weiter südlich bleibt das
Geopotenzialfeld bei flachem Gradienten über dem Vorhersagegebiet zunächst noch
leicht antizyklonal konturiert.
Im Bodenfeld setzt sich der Druckfall weiter fort. Dabei greift eine flache
Tiefdruckrinne, die das mit dem Höhentief bei Irland korrespondierende Bodentief
mit einem sich verstärkendem Tief über Nordskandinavien verbindet, auf
Deutschland über. Von Südwesten her gelangt dabei feuchtere, aber weiterhin sehr
milde bis warme Luft ins Vorhersagegebiet. Somit steigt die Wahrscheinlichkeit
für einzelne Schauer und auch kurze Gewitter, die meisten wohl in den südwest-
und westdeutschen Mittelgebirgen und an den Alpen. In Summe sind aber keine
großen Mengen zu erwarten und vielerorts bleibt es auch trocken.
Am Ostermontag wird der nach Island gerichtete Höhenkeil nach Süden gedrückt und
weitet sich zu den Britischen Inseln aus. Somit kann der Höhentrog über
Skandinavien weiter nach Südsüdwest, Richtung Nordsee und Nordwestdeutschland
amplifizieren und überquert bis Dienstag, 00 UTC den Norden und Osten
Deutschlands südostwärts. Dahinter stellt sich eine nordnordwestliche
Höhenströmung ein.
Das korrespondierende Bodentief zieht von Lappland bis Dienstag, 00 UTC
allmählich zum Weißen Meer. Die Kaltfront greift Montagfrüh auf Norddeutschland
über und erreicht in der Nacht zum Dienstag die Alpen. Ihr folgt von Norden her
auf relativ direktem Wege über Skandinavien hinweg ein Schwall maritimer
Arktikluft. Die Temperatur in 850 hPa sinkt auf nahe -9 Grad im Nordosten
Deutschlands und auf etwa 0 Grad im äußersten Südwesten. Mit Frontpassage fällt
bei böig auffrischendem Wind aus Nordwest bis Nordost schauerartiger Regen, der
im Bergland und in der Nacht zum Dienstag auch an den Alpen in Schnee übergeht,
allerdings postfrontal rasch wieder nachlässt, so dass es wohl höchstens an den
Alpen und vielleicht noch in höheren Lagen des Erzgebirges für eine dünne
Schneedecke reicht.
Postfrontal setzt kräftiger Druckanstieg ein, vom sich verstärkendem Hoch über
den Britischen Inseln weitet sich ein Keil nach Deutschland aus. Somit klart es
in der Nacht zum Dienstag nach Abzug der Front vielerorts auf, wobei dann mit
Frost zu rechnen ist.
Am Dienstag und Mittwoch verlagert die kräftige Höhenantizyklone ihren
Schwerpunkt über die Britischen Inseln hinweg nach Mitteleuropa. Auch im
Bodenfeld etabliert sich eine von den Britischen Inseln über Mittel- bis nach
Südosteuropa reichende Hochdruckzone. An deren Nordostflanke gerät am Dienstag
zunächst noch recht kalte Luft vor allem in den Norden und Osten des
Vorhersagegebietes (T850 hPa am Dienstag, 18 UTC zwischen -5 Grad im Nordosten
und +2 Grad im Südwesten). Am Mittwoch kann sich aber auch dort durch Absinken
die Luftmasse allmählich erwärmen. An beiden Tagen scheint vielerorts die Sonne,
lediglich im Norden und Osten ist es zeitweise locker bewölkt, aber trocken. In
den Nächten gibt es vielerorts leichten, vor allem in der Nacht zum Mittwoch in
ungünstigen Lagen auch mäßigen Frost.
In der erweiterten Mittelfrist wird das Höhenhoch allmählich abgebaut, bleibt
aber nach Lesart des deterministischen IFS-Laufes als breit angelegter, nach
Mitteleuropa gerichteter Höhenrücken erhalten. Dessen Achse verlagert sich zwar
allmählich Richtung Osteuropa, wird in weiterer Folge allerdings von Westen her
durch WLA vorderseitig eines Langwellentroges über dem Ostatlantik wieder
regeneriert. Somit dominiert auch in der zweiten Hälfte der kommenden Woche bei
wieder steigenden Temperaturen ruhiges und trockenes Hochdruckwetter.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Im Großen und Ganzen erweist sich der aktuelle IFS-Lauf als konsistent zu seinen
beiden Vorgängern. Die Umstellung der Wetterlage an den Osterfeiertagen haben
auch die beiden Vorläufe auf der Agenda. Das westlich von Irland nach Süden
ziehende Cut-Off-Tief wird ähnlich simuliert, ebenso der im Laufe des Montags
auf den Norden und Osten Deutschlands übergreifende Höhentrog. Allerdings wurde
dieser von Lauf zu Lauf etwas markanter und weiter nach Südwesten ausgreifend
simuliert.
Das ab Dienstag von den Britischen Inseln allmählich auf Mitteleuropa
übergreifende Höhenhoch haben die Vorläufe ebenfalls ähnlich im Programm. Die
Achse der Hochdruckzone im Bodenfeld wurde in den beiden Vorläufen am Dienstag
und Mittwoch allerdings etwas weiter nordöstlich als im aktuellen Lauf
simuliert, so dass die nach Deutschland eingeflossene Kaltluft am Dienstag vor
allem nach Lesart des gestrigen 00 UTC-Laufes ein wenig rascher nach Nordosten
abgedrängt wurde als das im aktuellen Lauf der Fall ist.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Am Samstag fahren alle vorliegenden Modelle eine sehr einheitliche Linie.
Im Laufe des Sonntags wird zwar nach Lesart aller Modelle der Hochdruckeinfluss
allmählich abgebaut, allerdings simuliert das GFS einen dem Haupttrog über
Skandinavien vorlaufenden flachen Kurzwellentrog, wodurch sich die
Tiefdruckrinne von Nordwesten her rascher nach Deutschland ausweiten kann. Die
Folge ist eine gegenüber den anderen vorliegenden Globalmodellen erhöhte
Wahrscheinlichkeit für Schauer und Gewitter.
Ab Montag nimmt das ICON eine Außenseiterposition ein. Während GFS und GEM mit
nur kleineren, kaum prognoserelevanten Differenzen dem IFS folgen und am Montag
einen vor allem thermisch markanten Kaltfrontdurchgang auf der Agenda haben (GFS
etwas progressiver als IFS und GEM, dafür aber im Vergleich zum IFS nicht ganz
so weit nach Westen ausgreifend), wird die Kaltfront durch einen flachen, nach
Südwestdeutschland gerichteten Höhenkeil, der sich vorderseitig des deutlich
langsamer nach Süden ziehenden Höhentiefs über Westeuropa aufwölbt, noch
zurückgehalten. Erst in der Nacht zum Dienstag greift sie auf das
Vorhersagegebiet über und streift auch nur den Norden und Osten des Landes. Der
Schwerpunkt hohen Luftdruckes rückseitig der Kaltfront befindet sich nach Lesart
des ICON am Dienstag, 00 UTC nicht über den Britischen Inseln, sondern über
Südskandinavien und verlagert sich allmählich Richtung östliches Mitteleuropa.
Somit gerät nach Lesart des ICON lediglich der äußerste Nordosten in den
Einflussbereich der Kaltluft.
Bis Mittwoch verlagert sich der Schwerpunkt hohen Luftdrucks nach Lesart des
ICON Richtung Schwarzes Meer, wobei ein Keil nach Nordostdeutschland gerichtet
bleibt und sich somit über dem Vorhersagegebiet eine milde bis warme und
trockene Südostströmung einstellt. GEM und GFS lassen das Bodenhoch nur
allmählich Richtung Mitteleuropa vordringen, nach IFS greift es sogar erst in
der Nacht zum Donnerstag auf das Vorhersagegebiet über. Somit vollzieht sich die
Erwärmung der Luftmasse gegenüber dem ICON etwas verzögerter.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die 49 Member, der Haupt- und Kontrolllauf des IFS verteilen sich in Zeitraum 72
bis 96 Stunden auf lediglich einen Cluster.
Im nächstfolgenden Zeitraum (120 bis 168 Stunden) werden vier Cluster (jeweils
17, 16, 12 und 6 Member, Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 2) gebildet. Alle
vier Cluster haben den Aufbau hohen Geopotenzials über Nordwest- und Westeuropa
und eine markante Austrogung über Skandinavien auf der Agenda. Während sich nach
Cluster 1 und 2 bereits zum Dienstag hin wieder rasch ein flacher Höhenkeil
Richtung Frankreich/BeNeLux ausweiten kann und sich auch im Bodenfeld der
Hochdruckeinfluss über dem Vorhersagegebiet rasch wieder verstärkt, kann sich
vor allem nach Cluster 4 der Trog über das östliche Mitteleuropa bis zum Balkan
ausweiten, so dass nach der Variante die Advektion kalter Luftmassen polaren
oder arktischen Ursprungs von Norden her bis ins Vorhersagegebiet noch etwas
länger andauern dürften.
Auf 5 Cluster (jeweils 14, 14, 11, 10, 2 Member, Haupt- und Kontrolllauf in
Cluster 2) verteilen sich die Einzelmember dann in der erweiterten Mittelfrist
(T+192 bis 240 Stunden). Cluster 1 bis 3 zeigen einen markanten, nach Mittel-,
in Cluster 3 zum Ende hin eher nach Osteuropa gerichteten Höhenrücken. Nach
Lesart des Cluster 4 wird der sich von West, nach Mitteleuropa verlagernde
Höhenrücken von Norden her wieder abgebaut, wobei es gegen Ende kommender Woche
erneut zu einer Austrogung über Skandinavien und Aufbau hohen Geopotenzials über
West- bzw. Nordwesteuropa kommt. Cluster 5 markiert den Übergang von der
Großwetterlage „Hoch Mitteleuropa“ hin zu einer antizyklonalen West- bis
Südwestlage.
Die Rauchfahnen einiger Gitterpunkte im Vorhersagegebiet zeigen bzgl. der
Kurvenschar der 850 hPa-Temperatur bis Sonntag einen recht einheitlichen Verlauf
in einem engen Spread. Während der Kaltfrontdurchgang am Montag/Nacht zum
Dienstag im Nordosten (z.B. Rauchfahne für Rostock) auch noch von allem Membern
recht einheitlich mit einem deutlichen Rückgang der 850 hPa-Temperatur simuliert
wird (Dienstag, 00 UTC bis auf zwei Member alle unter -5 Grad, die kältesten bis
-11 Grad), ist der Spread in den mittleren Landesteilen (Offenbach) schon
deutlich größer (bunt verteilt zwischen +5 und -8 Grad), im Südwesten (Freiburg)
gibt es dagegen nur wenig wirklich kalte Member. Zu Wochenmitte steigen die
Temperaturen nach Lesart aller Member wieder rasch an, selbst in Rostock gibt es
am Mittwoch nur noch ein Member mit einer 850 hPa-Temperatur von unter 0 Grad.
Niederschlagssignale zeigt die Mehrzahl der Member am Montag/Dienstag,
allerdings meist nur geringe Mengen (wenige mm in 6 Stunden).
Fazit:
Die Kaltfrontpassage am Montag/Nacht zum Dienstag kann wohl als ziemlich sicher
eingetütet werden. Die Außenseiterlösung des ICON wird auch von den IFS- bzw.
GFS-Membern kaum gestützt. Danach stellt sich wohl ziemlich sicher wieder
trockenes und anfangs recht kühles Hochdruckwetter ein mit der Gefahr von
Nachtfrösten. Im Laufe der zweiten Wochenhälfte, eigentlich schon ab Mittwoch,
deutet sich nach der Mehrzahl der Modelle aber wieder eine Milderung an.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Im gesamten Mittelfristzeitraum sind so gut wie keine signifikanten
Wetterscheinungen zu erwarten. EFI zeigt keine Signale für außergewöhnliche
Ereignisse.
Am Samstag, vor allem aber am Ostersonntag nimmt die Wahrscheinlichkeit für
Schauer und Gewitter bevorzugt im Bergland etwas zu. Dabei sind lokal eng
begrenzt Starkregen und Hagel nicht ausgeschlossen.
Mit Kaltfrontpassage frischt am Montag und in der Nacht zum Dienstag vor allem
nach Lesart des IFS der Wind in der Osthälfte Deutschlands aus Nordwest bis
Nordost auf. Entlang der Ostseeküste kann es dann vorübergehend stürmische Böen
geben, auf exponierten Gipfeln der östlichen und ostbayerischen Mittelgebirge,
des Harzes und der Alpen eventuell auch Sturmböen.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW-EPS, IFS
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff