SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T 
ausgegeben am Donnerstag, den 12.03.2020 um 10.30 UTC 
Übergang zu meist ruhigem Wetter, dabei tagsüber mild.
Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 19.03.2020
Wer in den letzten Tagen auf die mittelfristigen Prognosekarten geschaut oder – 
noch besser – dieses Bulletin gelesen hat, dem wird ein gewisser, oder sagen wir 
ruhig substanzieller Trend in Richtung hochdruckgeprägtes und mildes 
Vorfrühlingswetter nicht entgangen sein. Verdient hätten wir´s ja nach 
wochenlanger Westwetterlage mit Wind/Sturm und reichlich Regen, sofern bei 
Wetterlagen überhaupt von „verdienen“ sprechen kann. Dass dabei der Winter 
gänzlich oder zumindest so gut wie ausgefallen ist, nun, das haben wir – nolens 
volens – mehr oder weniger abgehakt. Ob dieser Haken vielleicht etwas verfrüht 
verbucht wurde und ob das Geschehen in der kommenden Woche tatsächlich so 
störungsarm über die Bühne geht, wie z.B. im gestrigen Wetterbericht 
apostrophiert, ist nach Sichtung des heutigen 00-UTC-Laufs von IFS einmal mehr 
fraglich. Doch der Reihe nach. 
Zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums am kommenden Sonntag wandert ein 
Höhenrücken scheinbar über Deutschland ostwärts hinweg. Scheinbar? – Der Rücken 
wird in seinem Westteil regeneriert, so dass zwar die Hauptachse tatsächlich 
durchgeht, der Rücken seine Wellenlänge aber vergrößert und dabei scheinbar 
retrograd wird. Das korrespondierende Bodenhoch jedenfalls verbringt den Sonntag 
über dem östlichen Mitteleuropa, was uns – im Zusammenspiel mit einer 
merdidionalen Tiefdruckrinne über Westeuropa – eine trockene und milde 
Südströmung beschert. Bis zum Datumswechsel steigt die 850-hPa-Temperatur auf 0 
bis +5°C, im äußersten Süden etwas darüber. 
Zu Beginn der neuen Woche gilt es, die besagte Tiefdruckrinne etwas genauer zu 
untersuchen. Sie wird überlagert von einem Höhentrog, der aufgrund der 
blockierenden Wirkung des o.e. Rückens über Westeuropa immer schmaler wird, um 
schlussendlich abzutropfen. Das Besondere dabei: Es kommt zu einem doppelten 
Abtropfen. Über der Iberischen Halbinsel löst sich ein Höhentief (im südlichen 
Teil des Troges, also dort, wo man den Cut-Off für gewöhnlich erwartet). Über 
dem Ärmelkanal bildet sich aus dem nördlichen Trogresiduum aber noch ein zweites 
Höhentief, was eher ungewöhnlich ist und selten beobachtet wird. Noch weiter 
nördlich bleibt ein sehr flacher, fast schon als unscheinbar zu bezeichnender 
Resttrog übrig, der rasch via Nordsee und Jütland zur Ostsee respektive nach 
Nordwestpolen schwenkt. Über Deutschland fällt der Luftdruck zwar und die Rinne 
greift unter Konturverlust über, mehr als unterschiedlich dichte Wolkenfelder 
und ein paar wenige Regentropfen springen dabei aber nicht heraus. 
Am Dienstag geht es der Tiefdruckrinne an den Kragen. Steigender Luftdruck sorgt 
für den Aufbau einer zonalen Hochdruckzone mit Brückencharakter (Verbindung 
zwischen dem Azorenhoch und einem Hoch im Schwarzmeerraum; GWL eher Wa (West 
antizyklonal) als BM (Brücke Mitteleuropa)), die u.a. auch über Deutschland 
verläuft. Derweil zieht sich das südliche der Cut-Off-Tiefs vor die 
marokkanische Atlantikküste zurück, während sich das nördliche Tief zu einer 
Tour de (Ouest) France in Richtung Pyrenäen entschließt. Tja, und während die 
Höhentiefs in präösterlicher Manier munter vor sich hineiern, formiert sich 
knapp nördlich von uns still und heimlich die Frontalzone, um schon bald die 
nächste Attacke zu fahren. Schon am Mittwoch ist es soweit, wenn über der 
Nordsee eine Austrogung ansetzt, die sich bis Donnerstag fortsetzt und über 
Deutschland süd-südostwärts ausweitet. Dem Trog vorgeschaltet ist eine 
Kaltfront, die uns bis Donnerstagabend mit Regenfällen von Nord nach Süd 
überquert. Rückseitig gelangt ´ne ordentliche Ladung Meeresluft polaren 
Ursprungs in den Vorhersageraum, in der die 850-hPa-Temperatur bis Donnerstag 24 
UTC auf -2 bis -6°C sinkt. 
Kurz noch ein stichpunktartiger Blick auf die erweiterte Mittelfrist bis 
Sonntag: Über Nordwest auf Nord drehende Höhenströmung, am Boden Aufbau eines 
Hochs mit Zentrum über der Nordsee. Zufuhr zunehmend trockener Polarluft, an der 
deutsch-polnischen Grenze zum Sonntag hin die -10°C-Isotherme in 850 hPa – 
schau, schau… 
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs (ECMF) von heute 00 UTC ist insofern 
brauchbar, als dass nach wochenlanger Westwetterlage mit viel Regen und Wind zu 
Beginn der Mittelfrist mal ruhigeres und trockeneres Fahrwasser („trockenes 
Fahrwasser“, wat ´nen Blödsinn, aber man weiß, was gemeint ist) angesteuert 
wird. Die Frage ist nur – und hier fängt die Konsistenz bereits wieder an zu 
bröckeln -, wie lange diese antizyklonal geprägte Phase dauern wird. So 
simulieren die beiden jüngsten Läufe (gestern 12 UTC, heute 00 UTC) bereits von 
Mittwoch zu Donnerstag und von Nord nach Süd die Passage einer veritablen 
Kaltfront mit Niederschlägen sowie einer merklichen Abkühlung. Zwar tauchte 
diese Kaltfront auch schon im gestrigen 00-UTC-Lauf auf. Allerdings traf sie da 
auf ein wesentlich robusteres Hochdruckgebiet, was schlussendlich in Frontolyse 
(Auflösung der Front) mündete und weniger Regen sowie höhere Temperaturen zur 
Folge hätte. 
Kurzum, rein aus Konsistenzgründen wird die Prognose ab Wochenmitte unsicher, so 
dass man auf weitere Betrachtungen (Modellvergleich, Ensembles) gespannt sein 
darf 
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die anderen etablierten Globalmodelle verfolgen einen ähnlichen Grundkurs wie 
IFS. Gleichwohl offenbaren sich einige Detailunterschiede, die vor allem den 
beschriebenen Abtropfprozess respektive das Verhalten des Trogresiduums 
betreffen. So setzt beispielsweise GFS auf einen vergleichsweise kräftigen 
Resttrog, der uns einen eher wechselhaften Dienstag bescheren würde. ICON 
wiederum traut dem Residuum wenig bis nichts zu. 
Die von IFS für Mittwoch/Donnerstag angedachte Kaltfrontpassage wird von GFS und 
GEM etwas später und auch etwas schwächer (in Bezug auf den Niederschlag) 
angeboten. 
FAZIT: Rein deterministisch betrachtet deutet sich zu Beginn der Mittelfrist – 
bei aller gegebenen Unschärfe – ein relativ trockener und milder (zumindest 
tagsüber) Wetterabschnitt an. Nach Wochenmitte wird eine Abkühlung 
wahrscheinlich, auch wenn noch nicht alle Detailfragen (Timing, Intensität) 
belastbar beantwortet werden können. 
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Zunächst der Blick auf die IFS-EPS-Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte. 
Nachdem die Kurvenscharen am Wochenende noch sehr eng gebündelt sind, kommt es 
am Montag (teils bis in den Dienstag hinein) zu einer ersten leichten 
„Grätsche“, was eindeutig auf die Unsicherheit des Abtropfprozesses bzw. das 
Verhalten des Trogresiduums hindeutet. Wenn auch nicht mehrheitlich, 
signalisieren doch immerhin einige Ensembles eine kurzzeitig etwas stärkere 
Temperatur- und Potenzialabweichung nach unten als der Haupt- und Kontrolllauf, 
was auf einen wirksameren Resttrog hindeutet. Der Trend geht bis Mittwoch aber 
eindeutig nach oben. In der zweiten Wochenhälfte nimmt die Streuung deutlich zu, 
wobei die überwiegende Zahl der Ensemblemitglieder einen Temperatur- und 
Potenzialrückgang favorisieren. Der Haupt- und Kontrolllauf gehören dabei zu den 
schnellsten Vertretern. In Süddeutschland (Referenz Ulm) setzt etwa die Hälfte 
der Ensembles erst am Wochenende auf Abkühlung. 
Die Rauchfahnen von GFS-EPS weisen ähnliche Verläufe wie bei IFS-EPS auf. 
Trotzdem gibt es kleine, aber nicht unerhebliche Unterschiede. Die Störung durch 
das Trogresiduum am Montag/Dienstag wird stärker betont. Die Abkühlung in der 
zweiten Wochenhälfte erfolgt schneller als im GFS-Hauptlauf. 
Zur IFS-EPS-Clusterung, die bereits für den Zeitraum T+72…96h (Sonntag auf 
Montag) drei Schubladen aufmacht, in denen der Verfasser bezogen auf den 
Vorhersageraum und mit zugegeben arg alternden Augen keine Unterschiede 
ausmachen kann. Von Dienstag bis Donnerstag (T+120…168h) erhöht sich die Anzahl 
der Cluster auf vier (19 Fälle, 15, 12 + HL/KL, 5), von denen CL 3 eindeutig die 
aggressivste Linie mit Austrogung bzw. Kaltfront von Norden her fährt. Ab 
Freitag (T+192…240h) bleibt es bei vier Clustern (19, 12, 10 + HL/KL, 10), die 
auf antizyklonal geprägte kühle Nord-Nordwest- oder Ostlagen setzen. 
FAZIT: Nach Auswertung der probabilistischen Verfahren deutet sich – im 
Vergleich zum IFS-Hauptlauf – ein etwas stärkerer Resttrog am Montag/Dienstag 
an. Außerdem erfolgt die Abkühlung in der zweiten Wochenhälfte wahrscheinlich 
etwas später. 
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Die Wahrscheinlichkeit für signifikante Wettererscheinungen ist trotz der 
genannten Unschärfen sehr gering. So stehen weder Sturmlagen noch größere 
Niederschläge auf der Karte. 
Basis für Mittelfristvorhersage 
IFS-EPS mit MOS-Mix und Modell-Mix, dazu noch ein bisschen Bauchgefühl. 
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann
