SXEU31 DWAV 270800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 27.12.2019 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Übergang zu HM
Im Süden noch Niederschläge, in den Alpen Schnee. Nachfolgend ruhige
Hochdrucklage und der Jahreszeit entsprechend mäßig kalt.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC

Am heutigen Freitag… liegt Deutschland auf der Vorderseite eines Höhenrückens
in einer nordnordwestlichen Höhenströmung. In dieser schwenkt in den Frühstunden
ein Kurzwellentrog über den Südwesten Deutschlands hinweg südostwärts, verliert
aber bereits ab dem Mittag seinen Einfluss auf unser Wetter und ist am Abend nur
noch als recht flacher Trog über dem Tyrrhenischen Meer auszumachen. Mit diesem
Kurzwellentrog steht auch ein flaches Bodentief in Verbindung, das aber ebenso
rasch südostwärts vorankommt und im Laufe des Tages an Kontur verliert. Nach
Abzug dieses Tiefs verbindet sich ein Hoch über der Iberischen Halbinsel mit
einem weiteren über Skandinavien, so dass über Deutschland zunächst eine
Hochdruckbrücke entsteht, bevor zum Abend hin der nördliche Hochschwerpunkt die
alleinige Regie übernimmt. An dem Bodentief wurde heute Nacht auch ein
Frontensystem analysiert, das dieses Tief als aus einer Warmfrontwelle
entstandenes Tief charakterisiert. Die zugehörige Warmluft erreicht aber
Deutschland nicht, so dass sich in 850 hPa die Temperaturwerte heute früh im
Südwesten um 0 Grad bewegen, im Osten um -6 Grad. Mit im Laufe des Tages
zunehmend nördlichen Windkomponenten in allen Höhen, in Bodennähe Nordost, kommt
die kältere Luftmasse langsam südwestwärts voran. Mit dem Tief sind aktuell in
der Südwesthälfte Deutschlands mäßige Niederschläge verbunden. Die
Schneefallgrenze liegt derzeit im Schwarzwald knapp über 1000 m, im Allgäu knapp
darunter, im östlichen Alpengebiet bei 600 bis 800 m. Im Tagesverlauf ziehen
sich die Niederschläge recht rasch nach Süden zurück, so dass es am Nachmittag
vor allem noch an den Alpen und im unmittelbaren Vorland derselben regnet und
schneit. Dabei sinkt die Schneefallgrenze im Osten bis etwa 500 m, im Allgäu
kaum auf 900 m. In Lagen ab 1200 m im Allgäu und ab 900 bis 1000 m im
Berchtesgadener Land kommen durchaus 10 bis 20 cm Neuschnee bis zum Abend
zusammen, in Staulagen und vor allem östlich des Inns auch mehr. In tieferen
Lagen ist es dagegen bei nassem Schnee weniger oder mitunter auch nix. Mit
leichten Niederschlägen muss im Tagesverlauf auch im Nordosten und Osten
gerechnet werden, dort kann auch mal bis in tieferen Lagen etwas Schnee dabei
sein, ohne dass es tagsüber zu Glätte kommt. Lediglich im Erzgebirge und
Lausitzer Bergland muss bei auf etwa 300 m absinkender Schneefallgrenze vor
allem oberhalb 600 m auch schon tagsüber mit etwas Glätte gerechnet werden. In
den übrigen Landesteilen bleibt es meist niederschlagsfrei und vor allem vom
Nordwesten bis nach Mitteldeutschland kann sich auch mal die Sonne zeigen. Der
meist schwache Wind weht anfangs ganz im Südwesten noch aus westlichen
Richtungen, dreht dann aber auch dort auf Nord bis Nordost.

In der Nacht zum Samstag weitet sich der Rücken westlich unseres Landes weiter
nordwärts bis nach Skandinavien aus und wir gelangen in eine nördliche
Höhenströmung. Der Trog östlich unseres Landes wird immer weiter abgedrängt.
Bodennah dominiert ein umfangreiches Hoch, das vom Kap Sankt Vinzenz bis Nowaja
Semlja reicht mit einer Achse, die von Nordwesten her langsam unser Land
erreicht. Dort ist gegen Morgen dann auch der Hochschwerpunkt mit über 1040 hPa
zu finden. Das führt vor allem im Norden zu einschlafenden Winden, im Westen
drehen diese auf Ost, im Süden und Osten bleibt es bei Nordwind. Dieser sorgt
dafür, dass es an den Alpen staubedingt noch weiterschneit, insgesamt sind in
Staulagen bis Samstagvormittag noch einmal um 10 cm Neuschnee möglich. Die
Schneefallgrenze sinkt allgemein bis in die Tallagen, nur an der Iller und
westlich davon kann unterhalb 800 m noch etwas Regen dabei sein. Auch am
Erzgebirge schneit es staubedingt etwas, wobei auch dort die Schneefallgrenze
bis ganz runter absinkt. Dort sollten aber nur in höheren Lagen einige
Zentimeter zusammenkommen, in tieferen Lagen dagegen nur sehr geringe
Neuschneehöhen. Da die feuchte Schicht recht flach ist (bis 800 hPa/-10 Grad),
kann auch gefrierender Sprühregen nicht ausgeschlossen werden. Im übrigen Land
verläuft die Nacht niederschlagsfrei und vor allem Richtung Westen mitunter auch
klar. Gebietsweise kann sich Nebel und Hochnebel bilden, wobei die Hinweise von
z.B. UM darauf recht schwach ausfallen. Aufgrund der weiter vorankommenden
Kaltluft und den recht schwachen Windverhältnissen muss fast überall mit Frost
gerechnet werden. Ausgenommen sind nur einige Küstengebiete mit auflandigem Wind
sowie der Ober- und Hochrhein bis zum Westallgäu. Glättegefahr besteht aufgrund
teils überfrierender Nässe, bei klarem Himmel durch Reifablagerungen sowie auch
möglicherweise durch gefrierenden Nebel.

Am Samstag… wird der wetterbestimmende Rücken immer breiter und dominiert
große Teile Europas vom Südwesten bis nach Skandinavien. Die Achse liegt dabei
über der Nordsee. Das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt nur langsam zum
östlichen Deutschland. Damit setzen sich abgesehen vom äußersten Osten
Deutschlands östliche Windkomponenten durch. Weiterhin bleibt über Deutschland
oberhalb der Absinkinversion ein recht großer Luftmassenunterschied bestehen.
Während im Osten in 850 hPa die -10-Grad-Isotherme südwärts geführt wird, werden
im Westen +2 Grad erreicht, wobei der Temperaturanstieg dort durch Absinken zu
Stande kommt. Bodennah fallen die Unterschiede geringer aus und sind stark von
den Bewölkungsverhältnissen abhängig. Im Westen und Südwesten werden noch bis zu
+5 Grad erreicht, im Osten dagegen meist nur noch 0 bis 3 Grad und im östlichen
Bergland sowie bei eventuellem Dauernebel herrscht Dauerfrost. Letztes
Schneegekrümel vom Erzgebirge bis zu den Alpen lässt im Tagesverlauf nach und
gebietsweise kann sich die Sonne durchsetzen. Die größten Chancen darauf
bestehen Richtung Südwesten sowie im Tagesverlauf generell in allen Höhenlagen
(vom Erzgebirge abgesehen). Die MOS-MIX-Prognosen könnten aber etwas zu
optimistisch sein, falls Nebel- und Hochnebelsuppen die Tallagen ausfüllen.
Zudem herrscht gebietsweise auch noch Stratocumulusbewölkung.

In der Nacht zum Sonntag tut sich nicht viel: Der Schwerpunkt des Hochs
verlagert sich Richtung Österreich und Tschechien. Somit dreht der schwache Wind
meist auf Süd. Etwas hohe Bewölkung, von einem Frontensystem nördlich der
Britischen Inseln ausgehend, kann in den Nordwesten des Landes ziehen. Ansonsten
kann sich gebietsweise bestehende Grenzschichtbewölkung weiter halten oder es
entstehen neue Nebelfelder. Oft dürfte die Nacht aber auch klar oder mit nur
flachen Nebelfeldern verlaufen. Dann sinkt die Temperatur in den mäßigen
Frostbereich, über Schnee (vor allem Erzgebirge und östliche Alpentäler) auch
knapp in den strengen Frostbereich. Nur leicht frostig wird es generell im
Nordwesten oder unter zäher Bewölkung. Während die Gefahr überfrierender Nässe
in der Nacht zum Sonntag kaum noch besteht, muss durchaus mit Glättegefahr durch
stärkere Reifablagerungen gerechnet werden. Auch gefrierender Nebel kann wieder
ein Thema werden.

Am Sonntag… gelangt ein kräftiges Höhenhoch immer näher an Deutschland heran,
sein Schwerpunkt erreicht am Abend die Biskaya. Dieses wird gestützt durch
kräftige Warmluftzufuhr vom Atlantik her. An seiner Nordflanke wird es dagegen
abgebaut, dort fällt vor allem bodennah der Druck über dem Nordmeer rapide, so
dass sich über dem südlichen Nordmeer und der Nordsee eine kräftige Südwest- bis
Westströmung durchsetzt. Der Bodenhochschwerpunkt hält sich dagegen wacker mit
immer noch etwas über 1040 hPa über Österreich und Tschechien. Somit bleibt es
im Süden Deutschlands schwachwindig, Richtung Norden nimmt der Südwestwind etwas
zu. Im Bereich der Nordfriesischen Inseln kann es im Tagesverlauf vielleicht
schon für steife Böen reichen. Südlich des Frontensystems, das am Sonntag über
der nördlichen Nordsee liegt, herrscht kräftige WLA, so dass hohe und mittelhohe
Wolkenfelder die Nordhälfte des Landes überqueren. Dazwischen zeigt sich etwas
die Sonne. Generell sonnig dürfte es in höheren Lagen der Südhälfte sein. Ob
dort auch in den tiefen Lagen so viel Sonne scheinen wird, wie es die Modellwelt
derzeit suggeriert, sollte angesichts der etwas ungünstigen Strahlungsbilanz
zwischen den Jahren zumindest Skepsis hervorrufen, wenn auch nicht gänzlich
negiert werden. Das hätte dann auch Folgen für die Temperaturprognosen,
inklusive der Möglichkeit für Dauerfrost.
In der Nacht zum Montag zieht ein kräftiges Nordmeertief nach Lappland. An
seiner Südflanke wird der Höhenrücken abgehobelt, so dass die westliche
Höhenströmung über Norddeutschland sich verstärkt. Während sich das Hoch
allmählich etwas abschwächt, fällt der Druck über Skandinavien umso stärker, was
in weiter zunehmendem Südwestwind über Norddeutschland resultiert. Steife Böen
können jetzt auch an der Ostsee auftreten, vereinzelt sind an
Südwest-exponierten Küstenabschnitten auch stürmische Böen vorstellbar. Die
Warmluftadvektion greift um den Rücken herum bis nach Südostdeutschland über, so
dass das mittelhohe und hohe Gewölk über weite Teile des Landes zieht, lediglich
im Südwesten sollte der Blick auf die Sterne noch weitgehend ungetrübt erfolgen,
wenn man von Grenzschichtbewölkung absieht. Allerdings muss auch erwähnt werden,
dass IFS (GFS sowieso) weniger hohe und mittelhohe Bewölkung simuliert. Die
schon erwähnte Grenzschichtbewölkung (inklusive dichtem Nebel) wird von den
Modellen weiterhin nicht gesehen, was im Süden des Landes bei nur schwachem Wind
fragwürdig erscheint. MOSMIX simuliert angesichts der wenigen Wolken südlich der
Mittelgebirge verbreitet mäßigen Frost, mitunter sogar strengen Frost außerhalb
der verschneiten Täler in den Alpen und im östlichen Bergland. Sollten sich
Nebel und Hochnebel halten, könnte die Nacht auch etwas milder verlaufen.
Deutlich milder ist es im Norden des Landes, im Nordwesten und rund um die
Küsten dank Südwestwind wieder frostfrei. Als Warnparameter ist einmal mehr
Glätte vorstellbar, da in der (Rau-)Nacht wieder gebietsweise (Rau-)Reif
einstehen kann.

Modellvergleich und -einschätzung

Die synoptische Entwicklung wird von den vorliegenden Modellen sehr ähnlich
gesehen. Unsicherheiten ergeben sich der Wetterlage entsprechend bei der
Bewölkungs- und Glätteprognose und der daraus resultierenden Temperaturprognose.
Hier sind die Globalmodelle technisch bedingt ohnehin nicht sehr zuverlässig,
aber auch die hoch aufgelösten Modelle sind nicht der Weisheit letzter Schluss,
so dass wir insbesondere bezüglich Nebel- und Glättewarnungen auf Sicht fahren
müssen und auf Überraschungen eingestellt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Peter Hartmann