SXEU31 DWAV 280800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 28.11.2019 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von Trog Mitteleuropa zu NWz

Auf den Berggipfeln Sturm- und schwere Sturmböen, exponiert Orkanböen, in
Schauern auch in tiefen Lagen stürmische Böen möglich. Am Freitag nur noch an
der See anfangs stürmische Böen, auf exponierten Bergen Sturmböen.
In Staulagen des Schwarzwaldes von heute Abend bis Freitagabend Dauerregen
wahrscheinlich.
In Staulagen der Alpen ab 1000 m in der Nacht zum Samstag und Samstagfrüh
Neuschnee über 10 cm.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC

Donnerstag… Deutschland liegt im Einflussbereich eines hoch reichenden Tiefs
mit Kern über der Deutschen Bucht in einer südwestlichen Strömung, mit der
weiterhin feuchte und milde sowie teils labile Luft zu uns strömt. Das Tief
zieht bis zum Abend nach Südschweden und in der Höhe überquert ein Troganteil
Deutschland ostwärts mit 500-hPa-Temperaturen bei -26 Grad. Die
Temperaturdifferenz zwischen 500 und 850 hPa beträgt meist 26 bis 28 K, was für
teils kräftige Schauer ausreicht und isoliert auch mal für ein kurzes Gewitter.
Warnschwellen werden beim Regen nicht erreicht. Meist liegen die 12stg. Mengen
zwischen 2 und 9 mm, in Staulagen bei 10 bis gut 15 mm. Da sich das Tief
zunächst kaum abschwächt, bleibt der Gradient bei uns erhalten, so dass es heute
weiterhin 7er und vor allem in Schauernähe auch mal vereinzelt eine 8er Böen
gibt. In 900 hPa gibt es nämlich schon 30 bis 40 kt Mittelwind, der durchaus mal
herunter gemischt werden könnte.
Auf den Bergen sind Sturmböen und exponiert auch schwere Sturmböen möglich. Auf
dem Brocken sind 11er und 12er Böen wahrscheinlich.
Es ist heute nochmal ungewöhnlich mild mit Werten zwischen 10 Grad in Ostbayern
und 14 Grad in Südbaden. In höheren Lagen gibt es Werte um 8 Grad.

Bereits am Nachmittag formiert sich über der Nordsee eine Kaltfront, da dort
maritime Polarluft ankommt mit 850-hPa-Temperaturen zwischen -3 und -6 Grad. In
der Nacht zum Freitag kann mit Verlagerung des Bodentiefs nach Gotland die
Kaltfront den Norden und Freitagfrüh etwa den Main erreichen. Ein vom Nordmeer
heranschwenkender Höhentrog nimmt dabei das Höhentief auf. An die Front ist
kurzzeitig schauerartiger Regen gekoppelt und postfrontal lockern sich die
Wolken gebietsweise auf. Nur im Süden kann es vor der Front vor allem im Raum
Schwarzwald längere Zeit regnen. Da es noch recht windig ist, liegen die
Tiefstwerte im Norden zwischen 2 und 5 Grad, während es im Süden mit 5 bis 8
Grad deutlich milder ist. Im Süden bleibt der Wind vor der Front noch sehr
kräftig mit steifen, exponiert mit stürmischen Böen. Postfrontal fächert der
Gradient nur wenig auf, so dass es im Norddeutschen Binnenland meist bei 7er
Böen bleibt. Nur an der See muss weiter mit 8er und exponiert vorübergehend mal
mit einer 9er Böe gerechnet werden.

Freitag… bleibt die Troglage über Mitteleuropa vorerst bestehen, wobei die
Hauptachse des Troges bis zum Abend die nördliche Ostsee und Polen erreicht und
bei uns sich nach ein Randtrog bildet. Die Kaltfront des nach Südfinnland
ziehenden Tiefs erreicht gegen Abend die Alpen. Präfrontal verstärken sich ganz
im Süden und Südwesten nochmal die Regensignale und auch postfrontal gibt es
anfangs noch Niederschläge. Die Schneefallgrenze sinkt dann aber auf unter 1000
m. Postfrontal fallen vor allem von der Nordsee bis zum Erzgebirge noch einzelne
Graupel- und Regenschauer, im Bergland Schneeschauer.
Aufgrund der Verlagerung des Bodentiefs nach Südfinnland ist der kräftigste
Gradient im Nordosten Deutschlands vorhanden, so dass dort steife Windböen, an
der Küste mit Schwerpunkt an der Ostsee auch stürmische Böen auftreten. Dort
kann es exponiert Sturmböen geben ähnlich wie im höheren Bergland. 10er Böen
sind anfangs auf dem Brocken wahrscheinlich.
Die Kaltfront des Tiefs erreicht bis zum Spätnachmittag die Alpen. Präfrontal
können, bedingt durch den Leitplankeneffekt, auch im Alpenvorland steife
Windböen auftreten.
Mit der Annäherung und dem Übergreifen der Kaltfront verstärken sich staubedingt
vom Schwarzwald bis zu den Alpen die Niederschläge. Vor allem im Schwarzwald und
im Allgäu können 15 bis 25 mm Niederschlag innerhalb von 12 Stunden
zusammenkommen. Damit ist im Schwarzwald in Staulagen eine Dauerregensituation
wahrscheinlich mit Regenmengen zwischen 30 und 50 mm innerhalb von 25 Stunden
ausgehend von heute Abend. Postfrontal gelangt maritime Polarluft zu uns,
wodurch in den Mittelgebirgen oberhalb von 500 m, im Schwarzwald und an den
Alpen oberhalb von 800 bis 1000 m die Niederschläge in Schnee übergehen.
Bedingt durch die kräftige Durchmischung sind postfrontal im Nordwesten und
Norden kurze Aufheiterungen vorstellbar. Mit Tageshöchstwerten zwischen 5 Grad
im Vogtland und 10 Grad am Oberrhein wird es spürbar kühler als heute.

In der Nacht zum Samstag zieht der Randtrog über dem Osten Deutschlands ostwärts
ab und wir liegen sowohl nieder- als auch obertroposphärisch in einer
Nordwestströmung, mit der weiter Polarluft zu uns kommt. Auf der Vorderseite des
sich von den Britischen Inseln nähernden Höhenkeiles steigt der Druck über West-
und Mitteleuropa, so dass sich morgens eine Hochdruckbrücke von den Alpen bis
nach Südgrönland erstreckt. Dies führt in weiten Teilen Deutschlands zu einer
Wetterberuhigung. Somit schwächst sich der Wind langsam ab und nur anfangs sind
an der Ostsee noch Windwarnungen erforderlich.
Einzelne Schauer treten, wie bei solchen Lagen üblich, vor allem in einem
Streifen von der Deutschen Bucht bis zum Erzgebirge auf, oberhalb 300 bis 400 m
als Schnee. Im Alpenraum, wo die Schneefallgrenze bis in tiefere Täler absinkt,
können 5 bis 10, in Staulagen auch mehr als 10 cm Schnee innerhalb von 12
Stunden fallen.
Ansonsten klart es recht verbreitet auf. Bei Tiefsttemperaturen zwischen +3 und
-3 Grad kann es nach Schauern auch Eisglätte geben, sonst nur vereinzelt
Reifglätte.

Samstag… bleibt der Norden und Osten Deutschlands am Südwestrand des von
Nordskandinavien bis ins östliche Mitteleuropa reichenden Langwellentroges
unterhalb der nach wie vor recht glatt konturierten nordwestlichen
Höhenströmung. Der Höhenrücken über Frankreich wird durch WLA vorderseitig eines
bis zum Abend zur Biskaya vordringenden hochreichenden Tiefdruckgebietes
weiterhin gestützt und kommt bis zum Abend nach Belgien und zu den Westalpen
voran. Er stützt nach wie vor eine Hochdruckzone im Bodenfeld, die sich von
Nordwesteuropa über uns hinweg bis zum nördlichen Balkan erstreckt. Somit hört
es auch an den Alpen auf zu schneien und in weiten Teilen des Landes bleibt es
trocken, wobei sich innerhalb der bis etwa 700 hPa leicht labil geschichteten
Luftmasse flache Quellwolken bilden, die aber nur im Küstenbereich, im östlichen
Bergland und in den Alpen mal einen Schauer produzieren, in höheren Lagen als
Schnee. Zwischen lockeren Wolken lässt sich immer wieder mal die Sonne blicken.
Innerhalb der eingeflossenen Polarluft (T 850 hPa zwischen -1 Grad am Hochrhein
und -7 Grad im Vogtland werden Höchstwerte zwischen 2 Grad im Bergland und 7
Grad im Rheintal erwartet.
In der Nacht zum Sonntag schwenkt der Höhenrücken über den Süden ostwärts und
die WLA verstärkt sich. Von Südwesteuropa nähert sich außerdem das Höhentief.
Davon ausgehende Wolken ziehen in den Südwesten und sorgen im Oberrheintal für
Plusgrade. Nach ICON setzt in der 2. Nachthälfte Regen ein, der im Schwarzwald
gefrieren könnte. Nach den anderen Modellen setz Niederschlag erst Sonntagfrüh
ein. Im übrigen Deutschland ist der Himmel häufig klar, wenn man vom äußersten
Norden und Nordosten einmal absieht, wo es auch einen Schauer geben kann. Häufig
gibt es leichten Frost, in Bodennähe auch Temperaturen um -5 Grad.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle simulieren im Kurzfristzeitraum recht ähnlich. Kleine Unterschiede
wurden bereits erwähnt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden