S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 19.11.2019 um 10.30 UTC

Zunächst noch Andauer des ruhigen Spätherbstwetters. Wahrscheinlich ab Mitte
kommender Woche zusehends wechselhaft und einsetzende Milderung.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 26.11.2019

Am Freitag liegt Deutschland unter der Vorderseite eines auf Westeuropa
übergreifenden Troges. Über Westrussland hält sich vorerst ein Bodenhoch, das
einen Keil nach Skandinavien aufweist und daher blockierend wirkt. Folglich
tropft der Trog am Samstag zum westlichen Mittelmeer aus und induziert dort eine
kräftige Zyklogenese, wodurch es in Südfrankreich und im westlichen Alpenraum
erneut zu ergiebigen Niederschlägen kommt. Die vorübergehend zunehmende südliche
Strömung lässt an und in den Alpen Föhn aufkommen, der in der Nacht zum Sonntag
seinen Höhepunkt erreicht und zu Sturmböen, auf exponierten Gipfeln zu schweren
Sturmböen führen kann. Bis Sonntag kommt über Mitteleuropa hinweg nach Osten
gerichtet eine Brücke hohen Geopotentials zustande, die die Verbindung zu dem
blockierenden Hoch über Westrussland darstellt. Der Föhn bricht bereits ausgangs
der Nacht zuvor zusammen.
Im Bodendruckfeld dominiert bis dahin eine schwache südöstliche bis östliche
bodennahe Windkomponente, so dass in den hierfür anfälligen Tallagen ganztägig
Nebel oder Hochnebel bestehen bleibt. Auflockerungen sind im Lee der
Mittelgebirge am wahrscheinlichsten. Da das Hoch über Osteuropa relativ weit vom
Vorhersagegebiet entfernt liegt, dürfte die Inversionsobergrenze etwa im Bereich
der Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge liegen, die somit die feuchte
Grundschicht überragen. Längere sonnige Abschnitte sind zudem durch föhnigen
Einfluss an den Alpen vorstellbar.
Am Montag gelangt der Nordwesten und Norden Deutschlands vorübergehend in den
Randbereich der Frontalzone, was dort eine schwache südwestliche bodennahe
Windkomponente und in Verbindung mit mehrschichtiger Bewölkung auch geringe
Niederschläge aufkommen lässt. Am Dienstag nähert sich erneut ein Trog
Westeuropa, stromabwärts, d.h. über Mitteleuropa, wölbt sich ein Rücken auf,
wodurch die Frontalzone wieder nach Norden gedrückt wird und das ruhige
Spätherbstwetter vorerst andauert.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ergibt sich zunächst keine
wesentliche Änderung. Allerdings bringt sich über dem mittleren Nordatlantik ein
Zentraltief in Stellung. Zwischen diesem Tief und dem über Osteuropa liegenden
und nach wie vor blockierenden, aber sich leicht abschwächenden Hoch kommt eine
vorerst schwache südwestliche Strömung in Gang, was von Nordwesten und Westen
her mit einer allmählichen Milderung und aufkommender Unbeständigkeit
einhergehen würde.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Sonntag ist der aktuelle Lauf gegenüber den gestrigen beiden
Modellläufen weitgehend konsistent. Für Montag zeigten die beiden Simulationen
des Vortages einen Kurzwellentrog, der auf den Norden Deutschlands übergreift,
wogegen der aktuelle Lauf antizyklonal geprägt ist. Den Keil, der sich am
Dienstag über Mitteleuropa aufwölbt, hatten auch die beiden gestrigen
Modellrechnungen im Programm.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum hatten der 00- und der 12
UTC-Lauf des Vortages eine bereits vergleichsweise kräftige Südwestströmung zu
bieten, wogegen der aktuellste Lauf eine schwache, eher antizyklonal geprägte
südliche Strömung zeigt.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Samstag ergeben sich anhand der synoptischen Basisfelder
keine prognoserelevanten Unterschiede zwischen den verfügbaren Modellen. Am
Sonntag zeigen GFS wie auch ICON und das Modell des kanadischen Wetterdienstes
im Nordwesten und Westen eine schwache südwestliche Strömung, wobei es dort
allenfalls nur für geringe Niederschläge reicht. EZMW ist auch in diesen
Gebieten noch antizyklonal geprägt. Dies setzt sich zu Wochenbeginn fort. EZMW
belässt es als einziges Modell auch am Dienstag noch bei einer eher südlichen
und antizyklonel geprägten Strömung, wogegen nach den anderen Modellen
Frontensysteme auf den Norden und die Mitte übergreifen, was mit einer
Windzunahme (an der See und auf höheren Berggipfeln mit Böen bis Sturmstärke)
einhergehen dürfte.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum hat GFS eine ausgewachsene
Sturmlage im Angebot (Nacht zum Donnerstag). Das kanadische Modell zeigt eine
zyklonale, EZMW dagegen eine antizyklonale Südwestlage.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS zeigt die Umstellung der Zirkulation in Richtung einer West- bis
Südwestlage gegenüber dem hauseigenen deterministischen Lauf eher leicht
verzögert, d.h. in Richtung des EZMW und nimmt somit eine Position zwischen der
deterministischen EZMW-Version und dem GFS-Hauptlauf ein. Ab Sonntag nehmen im
Nordwesten, danach bis Dienstag auch in den anderen Gebieten bis hin zu den
Alpen die Niederschlagssignale merklich zu, ohne dass sich Indizien für größere
Niederschlagssummen finden lassen.
Das EPS des EZMW zeigt mit nahezu 80 Prozent seiner Member im erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum eine Zonalisierung (mit einer west-
südwestlichen Strömung), wogegen 11 Member, denen auch der Hauptlauf zugeordnet
wird, eher noch antizyklonal aufgestellt sind und die Zonalisierung weiter
hinauszögern. Die hieraus resultierende Milderung lässt sich auch aus dem EPS
ableiten. Indizien für eine Sturmlage lassen sich jedoch nur anhand von
Einzelmembern (deutlich weniger als 5) finden.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Samstag setzt an und in den Alpen Föhn ein, wodurch in hierfür anfälligen
Lagen und vor allem auf höheren Berggipfeln Gefahr von Sturmböen besteht.
Wahrscheinlich erreicht der Föhn in der Nacht zum Sonntag seinen Höhepunkt. Dann
sind auf exponierten Berggipfeln schwere Sturmböen nicht ganz auszuschließen.
Nachfolgend bricht der Föhn rasch zusammen.
Ansonsten sind sehr wahrscheinlich keine markant zu bewarnenden Wetterereignisse
zu erwarten.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS(EZMW) + (mit zunehmender Wichtung) EPS, weiterführende Aussichten nur ein
geringes Gewicht für den deterministischen Lauf

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann