SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST
SXEU31 DWAV 261800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 26.10.2019 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Von Nordwesten her pomadige Kaltfrontpassage mit nachfolgendem Luftmassenwechsel
(Subtropikluft => maritime, aber rasch abtrocknende Polarluft) und zeitweiligem
Regen. Dahinter wieder leichter Hochdruckeinfluss.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
Aktuell … liegen wir weiterhin am Südrand der relativ glatt konturierten, gut
ausgeprägten Frontalzone, die durch eine allmähliche Austrogung über dem Südteil
des Europäischen Nordmeers peu á peu nach Süden gedrückt wird. Dadurch kann auch
die unter der west-südwestlichen Höhenströmung positionierte Bodenfrontalzone –
konkret handelt es sich um einen wellenden Frontenzug – von der Nordsee her auf
den Nordwesten übergreifen, nachdem zuvor eine weitere flache Welle nordostwärts
durchgezogen ist. Bis zum Morgen erreicht dieser als baroklin sehr gut
aufgestellte Kaltfront etwa eine Linie Selfkant-Oderbruch. Das zugehörige
frontale Regenband bringt ohne nennenswerte dynamische Unterstützung (KLA wirkt
eher dämpfend) im Norden und Westen ein paar Millimeter Regen (meist unter 5
mm).
Der große Rest des Landes bleibt trotz Druckfalls noch antizyklonal gepolt, was
vor allem für die Flussniederungen Süddeutschlands noch mal gebietsweise dichten
Nebel bedeutet.
Thema Wind, der vollzieht mit Frontpassage eine markante Drehung von Südwest auf
West bis Nordwest und lässt dann nach einem kurzen böigen Aufmucken merklich
nach. Einzig an der Küste legt er – aus westlichen Richtungen kommend – nach
einer kurzen Kunstpause wieder zu mit Böen 7-8 Bft. Stürmisch bleibt es auch in
exponierten Hochlagen der Mittelgebirge, wobei der Brocken mit Böen bis 11 Bft
wie eigentlich immer den Vogel abschießt.
Sonntag … überquert die Kaltfront eher gemächlich die mittleren Landesteile
gen Süden. Genau genommen erfolgt die Passage im Schneckentempo, schafft es die
Front bis Datumswechsel gerade mal, die Mainlinie einigermaßen unfallfrei zu
überqueren. Den Süddeutschen dürfte das durchaus rechtsein, bleiben sie doch
noch einen Tag länger in der präfrontalen Warmluft (T850 9 bis 13°C). Und da
sich auch der Nebel spätestens bis Mittag aufgelöst haben sollte, kommt man noch
mal in den Genuss milden (um 20 °C, im südlichen Alpenvorland sowie am Alpenrand
sogar bis zu 23 oder 24°C) und strahlungsreichen Endoktoberwetters, auch wenn
von Norden her ganz allmählich hohe Wolkenfelder als frontale Vorboten
hereindriften.
Ganz anders verläuft der Sonntag in den mittleren und östlichen Landesteilen, wo
es z.T. für Stunden nicht spektakulär, aber eben fühlbar herunterplätschert.
Gebietsweise können 5 bis 10 mm, in Staulagen lokal auch etwas mehr innert 12 h
zusammenkommen, und das, obwohl weiterhin der dynamische Support fehlt und sich
die Front auf relativ antizyklonaler Spur bewegt. So wird sie komplett von
Druckanstieg überlaufen, der schlussendlich zum Aufbau eines bis in die
Südhälfte (24 UTC) reichenden Bodenkeils mündet. Dieser stellt übrigens den
„Wurmfortsatz“ eines mittlerweile von Irland bis zur Irminger See reichenden
Hochdruckgebietes (OLDENBURGIA) dar, das dort von einem sich aufwölbenden
Höhenrücken gestützt und gefördert wird.
Wetterzone Nummer drei befindet sich morgen in Norddeutschland in der
postfrontal frisch einfließenden maritimen Polarluft (T850 um 0°C). Diese
Luftmasse ist extrem stabil geschichtet und auch relativ trocken, was die
Schauerneigung nahe null hält – mit einer Ausnahme. Durch die fortwährende
Austrogung über Skandinavien und der Nordsee gelangt im Tagesverlauf sukzessive
höhenkalte Luft (T500 zwischen -25 und -30°C) in den äußersten Norden, so dass
dort die Schauerwahrscheinlichkeit allmählich zunimmt. Schauer hin oder her, die
Temperatur kommt über Werte um 13°C nicht mehr hinaus, was mit Verlaub aber auch
noch nicht wirklich kalt ist für Ende Oktober.
Windmäßig bleiben die Küste im Fokus und ein schmaler Streifen im küstennahen
Binnenland im Fokus mit Spitzen 7-8 Bft, an der Nordsee ganz vereinzelt 9 Bft
aus westlichen Richtungen. Auch die Hochlagen der Mittelgebirge geben sich
anfangs noch ruppig und stürmisch mit bis zu 10 Windstärken auf dem Blocksberg.
Im Tagesverlauf nimmt der Wind dort dann aber mehr und mehr ab.
In der Nacht zum Montag erreichen Kaltfront und Regen Süddeutschland, wobei der
meiste Regen im Schwarzwald und der Schwäbischen Alb fallen soll (um 10 mm
innert 12 h, lokal auch etwas mehr). Postfrontal breitet sich die polare
Meeresluft mit 850-hPa-Temperaturen um 0°C bis zur Mitte aus, wobei sie unter
den Einfluss des o.e. Hochkeils kommt. Die Nebelneigung bleibt in der relativ
trockenen Luftmasse gering und mit Ausnahme Norddeutschlands (dort zu viele
Wolken und zu viel Wind) geht die Temperatur auf unter 5°C zurück. Besonders in
den Mittelgebirgen kann es stellenweise bis auf Gefrierpunktnähe mit leichter
Frostgefahr abkühlen, ansonsten dürfte es wohl bei Bodenfrost bleiben.
Der äußerste Norden wird vom o.e. Trog mit höhenkalter Luft gestreift, so dass
dort weiterhin mit Schauern gerechnet werden muss. Über See sind sogar kurze
Gewitter möglich (diabatische Unterstützung), die sich dann auch mal in
küstennahe Binnenland verirren können (markant durch stürmische Böen 8 Bft).
Küste ist ein gutes Stichwort, bleibt dort zwischen dem Hochkeil und einem von
Südnorwegen zur Ostsee ziehenden Randtief ein solider Gradient vorhanden, der
Böen 7-8 Bft aus westlichen Richtungen ermöglicht.
Montag … schwenkt der o.e. Höhentrog über Nordeuropa ostwärts. Da er über eine
positive Achsneigung verfügt, traktiert sein Südwestteil zunächst noch en
Vorhersageraum, ohne aber dabei die ganz großen Duftmarken zu setzen. Im Norden
entwickelt sich eine oder andere Schauer, sonst bleibt es in weiten Teilen des
Landes unter der Ägide des sich noch etwas verstärkenden Hochkeils trocken. In
der frisch eingeflossenen maritimen Polarluft etabliert sich etwa zwischen 850
und 800 hPa eine Inversion, unter der sich Quellungen bilden und zu einem heiter
bis wolkigen Wettercharakter führen. Der West- bis Nordwestwind an der Küste
nimmt sukzessive ab, so dass spätestens am Nachmittag keine Warnungen mehr
fällig sind.
Eine Ausnahmestellung zu Beginn der neuen Woche nehmen die Gebiete südlich der
Donau sowie im südlichen BW ein. Dort kommt die Kaltfront mangels
frontsenkrechter Schubkomponente und nicht unerheblicher orografischer Hürden
namens Alpen kaum mehr nach Süden voran. Die Folge sind ein wahrscheinlich
ganztägig bedeckter Himmel und anfänglicher Regen, der sich dann aber doch mehr
und mehr an den Alpenrand bzw. in den inneralpinen Bereich zurückzieht.
Thermisch wird die Atmosphäre in Deutschland auf Normalmaß gestutzt, meint,
Tageshöchstwerte nur noch zwischen 7 und 13°C, was vor allem für die
Süddeutschen einen veritablen Temperatursturz gegenüber Sonntag bedeutet.
In der Nacht zum Dienstag ändert sich nicht allzu viel an der Großwetterlage.
Der positiv geneigte Höhentrog schwenkt nur sehr zäh ostwärts, was vor allem den
Küsten, weniger im ost- und nordostdeutschen Binnenland einzelne Schauer zur
Folge hat. Regnen wird es zeitweise auch noch am Alpenrand, im südlichen Vorland
sowie im Grenzbereich zur Schweiz, was der wenig mobilen Front geschuldet ist.
Ansonsten stellt sich in weiten Teilen des Landes eine trockene, teils bewölkte,
teils klare Nacht ein. Die Luft trocknet weiter ab, was den Taupunkt mit
Ausnahme des äußersten Südens auf unter 5°C sinken lässt. Trockene Luft ist kein
Freund des Nebels, der sich zwar bei längerem Aufklaren bilden kann, ohne dabei
aber allzu große Areale einzunehmen. Achtgeben muss man auf die Temperatur, die
- ebenfalls bei längerem Aufklaren – bis an oder knapp unter den Gefrierpunkt
sinken kann, in der Luft wohlbemerkt.
Dienstag … hängen wir weiterhin am Tropf des extrem nach Südwesten
zurückhängenden Höhentrogs über Nordosteuropa. Am Boden hingegen herrscht
Hochdruckeinfluss am Rande der etwas nach Osten vorstoßenden OLDENBURGIA. An
ihrem Südostrand dreht die Bodenströmung auf nördliche Richtungen, wodurch
relativ frische und trockene Luftmassen über das ganze Land verteilt werden. In
850 hPa geht die Temperatur auf Werte zwischen 0°C an der Grenze zu Switzerland
und Austria und -5°C im äußersten Nordosten zurück. Projiziert auf das
handelsübliche 2m-Niveau bedeutet das Tageshöchstwerte von 6 bis 11°C, im
Oberrheingraben – Glückwunsch übrigens an StreichŽs SCF zum 2:1 vs. „die Dosen“
- punktuell vielleicht etwas darüber.
Wettermäßig verläuft der Tag vielfach heiter bis wolkig, im Norden (insbesondere
vom Emsland bis hinüber nach Vorpommern) auch längere Zeit sonnig. Im zentralen
Mittelgebirgsraum sowie im Erzgebirge kann es auch stärker bewölkt sein,
Gleiches gilt mit großer Sicherheit für den unmittelbaren Alpenrand. Dort kann
es in der Peripherie der inneralpin liegenden Kaltfront auch zeitweise regnen,
während es sonst im Nordosten nur einzelne trogbedingte Schauer gibt.
Modellvergleich und -einschätzung
Es herrscht erfreuliche Einigkeit innerhalb des Modellpools.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann