SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST
SXEU31 DWAV 060800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 06.10.2019 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL Übergang zu Wz
Heute in der Südwesthälfte in Mittelgebirgsstaulagen und am Alpenrand markanter
Dauerregen nicht ausgeschlossen. Am Montag Zwischenhocheinfluss. Am Dienstag und
der Nacht auf Mittwoch im Spessart, Schwarzwald und Allgäu erneut Potential für
markanten Dauerregen. Zudem im höheren Bergland und an exponierten
Küstenabschnitten stürmische Böen.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
Sonntag… befindet sich ein ausgeprägter Langwellentrog über Osteuropa. Dem
gegenüber steht eine eigenständiges Höhenhoch mit Zentrum über dem Nordmeer. An
der Südflanke des Höhenhochs ist die Konstellation etwas diffiziler. So liegt
ein kurzwelliger Höhenrücken über Deutschland, der unter Abschwächung im
Tagesverlauf nahezu ortsfest liegen bleibt. Direkt westlich anschließend
befindet sich ein ebenfalls kurzwelliger Höhentrog, der im Tagesverlauf als
eigenständiges Höhentief nach Süden abgeschnürt wird und sich von BeNeLux in den
Südwesten Deutschlands bewegt.
An das abtropfende Höhentief ist auch ein Bodentief gekoppelt, das sich
ebenfalls auf südöstlicher Zugbahn befindet und sich unter Vertiefung von
England nach BeNeLux verlagert und dort zum Liegen kommt.
Was bedeutet dies nun für den Wetterverlauf am Tage und in der kommenden Nacht?
Im äußersten Nordosten liegt man noch im Einflussbereich des Höhentroges über
Osteuropa. Ein auf seiner Rückseite nach Süden ziehender kurzwelliger Anteil
sorgt für ein Aufleben der Schauertätigkeit. Allerdings ist die spezifische
Feuchte doch ziemlich gering, sodass Schauer wohl vor allem über der Ostsee und
die küstennahen Gebiete beschränkt sein sollte. Dazu gibt es zeitweise dichtere
Wolkenfelder und die Höchstwerte liegen nur wenig über 10 Grad.
An den höhentrogbeeinflussten Nordosten schließt sich ein breiter Streifen an,
der von dem angesprochenen kurzwelligen Höhenrücken profitiert. Dementsprechend
ist in Teilen des Ostens und Nordens oft sonnig und vor allem trocken. Auch in
Südostbayern bleibt es aus demselben Grund noch länger freundlich.
Ansonsten greifen von Westen und Südwesten kommend dichte Wolkenfelder bis in
die zentralen Landesteile aus und der im Südwesten bereits eingetroffene Regen,
weitet sich auf nahezu die gesamte Südwesthälfte aus. Der Schwerpunkt der
langanhaltenden Regenfälle konzentriert sich am Tage vor allem auf den Westen
und Teile des Südwestens (RLP+Saarland, Rheinland und Südhessen sowie ab dem
Nachmittag auch zunehmend BaWü. In der Nacht auf Montag ist dann vor allem der
Süden betroffen (BaWü und Bayern).
Von den deterministischen und probabilistischen Modellen gibt es in den
Weststaulagen der Mittelgebirge (siehe Winde 925 und 850 hPa) immer mal wieder
die zaghafte Andeutung, dass die markante Warnschwelle erreicht wird. Die
Andauer ist dabei zumeist ein 12 bis 18 h Zeitraum. Für eine Warnung wird dies
aber wohl vielfach nicht ausreichend sein. Am ehesten und wahrscheinlichsten ist
eine Dauerregenwarnung noch für das Allgäu.
Neben dem Regen spielt der Wind eine gewisse Rolle. Mit dem sich
intensivierenden Bodentief nimmt der Luftdruckgradient an seiner Ost- und
Nordostflanke vorübergehend zu. Entsprechend treten etwa ab den Mittagsstunden
an der Nordsee vermehrt Windböen, auf der freien See und Helgoland auch einzelne
stürmische Böen aus Südost auf. Auch in den Hochlagen der westlichen und
zentralen Mittelgebirge muss mit Windböen, exponiert stürmischen Böen gerechnet
werden. Zum Abend lässt der Wind durch Abschwächung des Tiefs schon wieder nach,
sodass in der Nacht zunächst an der Nordsee und später auch im höheren Bergland
keine warnwürdigen Böen mehr auftreten.
Die Nacht auf Montag verläuft in der Osthälfte oft nur gering bewölkt, teils
auch klar. Mit der vorhandenen recht trockenen Luftmasse und windschwachen
Verhältnissen kann die Temperatur rasch und weit Absinken. So kann man die
nächtlichen Tiefstwerte entsprechend zwischen 0 und -5 Grad, am Boden bis -7
Grad ansetzen. Damit steht den betroffenen Gebieten die erste richtige und
verbreitete Frostnacht bevor. In den restlichen durch Wolken geschützten
Regionen gehen die Tiefstwerte zwar in den einstelligen Bereich zurück, Frost
oder Bodenfrost ist aber nicht zu erwarten.
Zu guter Letzt kann es noch Nebel geben. Das gilt zum einen für die klaren
Gebiete im Osten und Nordosten, zum anderen können Wolkenauflockerungen, die in
der zweiten Nachthälfte auf den Südwesten übergreifen, vor allem in Richtung
Rheinland-Pfalz für einen nebligen Morgen sorgen.
Montag… wird das Muster in der Höhenströmung wieder klarer und die
kurzwelligen Anteile verschwinden. So liegt weiterhin ein großräumiger
Langwellentrog über Osteuropa. Weiter stromaufwärts erstreckt sich ein Hochkeil
ausgehend von den Azoren über Westeuropa und die Nordsee bis zum Nordmeer.
Allerdings wird dieser Keil von Westen durch einen umfangreichen Höhentrog im
Tagesverlauf geschwächt.
Der kurzwellige Rücken vom Vortag ist in den Höhenkeil über Westeuropa
aufgegangen und das Höhentief ist in den zentralen Mittelmeerraum abgetropft.
Damit liegt Deutschland am Montag nun in einer nördlichen Höhenströmung mit der
Luftmassen polaren Ursprungs herangeführt werden, die unter Zwischenhocheinfluss
geraten. Der Montag ist also antizyklonal geprägt, aber nicht überall
freundlich.
So gibt es in Richtung Vorpommern teils dichter Wolken durch die Nähe zum Trog
und Höchstwerte erneut nur um 10 Grad. Weiter nach Südwesten dominiert hingegen
Sonnenschein, wobei die freundlichen Gebiete etwa bis zu den mittleren
Landesteilen reichen. Auch von Südwesten knappern sich immer mehr sonnige
Abschnitte landeinwärts vor. Vor allem in den Leegebieten der Berge wird der Tag
durchaus freundlich. Dazwischen und in den Luvgebieten der Berge verläuft der
Montag allerdings vielfach grau. Im Südosten fällt in der ersten Tageshälfte
auch noch etwas Regen, der später abzieht.
Warnungen sind am Tage nicht zu erwarten.
In der Nacht auf Dienstag befindet sich der Höhenrücken über Deutschland und
flacht dabei immer mehr ab. Er wird dabei von kräftiger WLA überlaufen.
Gleichzeitig verschiebt sich das Drehzentrum des neuen umfangreichen
Langwellentroges ist das Seegebiet zwischen Großbritannien und Island.
Mit dieser Entwicklung breitet sich mehrschichtige Bewölkung mit nachfolgenden
Niederschlägen im Laufe der Nacht von West nach Ost über Deutschland aus. Am
längsten gering bewölkt wird es im Osten und Südosten sein. Vor allem in
Richtung Oder und Neiße ist Frost bis -3 Grad und Bodenfrost bis -5 Grad im
Bereich des Möglichen. Die Nebelgefahr ist im Südosten am höchsten.
Auch der Wind springt wieder an und wird im höheren Bergland und an der Nordsee
Wind-, exponiert vereinzelt auch stürmische Böen zur Folge haben. Auf dem
Brocken kann es schwere Sturmböen geben.
Mit den dichten Wolken und der WLA wird es im Westen eine recht milde Nacht mit
Tiefstwerten am Niederrhein nur bei 12 Grad.
Dienstag… beginnt die Höhenströmung deutlich zu zonalisieren. Deutschland
gelangt auf die breite Vorderseite eines flachen Langwellentroges, in den
mehrere kurzwellige Anteile eingelagert sind. Auch am Boden liegen große Teile
Nordeuropas unter Tiefdruckeinfluss, wobei sich mehrere Tiefdruckzentren finden
lassen und das steuernde Bodentief bei Island liegt.
Für Deutschland relevant ist ein Teiltief, dass nach Südschweden zieht. Das
davon ausgehende Frontensystem beeinflusst Deutschland im Tagesverlauf. Die
Okklusion des Tiefs zieht über den Norden Deutschlands im Tagesverlauf ostwärts
hinweg. Im Süden des Landes gerät sie allerdings deutlich ins Schleifen und
richtet sich als Luftmassengrenze zunehmend zonal aus.
Für den Wetterablauf bedeutet dies, dass der Regen über der Nordhälfte in der
ersten Tageshälfte ostwärts abzieht und nachfolgend mit der einströmenden
Höhenkaltluft im äußersten Norden Schauer, an der Nordsee auch einzelne Gewitter
in den Nachmittagsstunden auftreten können.
Über der südlichen Mitte halten die Niederschläge hingegen den ganzen Tag an und
können sich in der zweiten Tageshälfte sogar nochmal verstärken. Dies liegt an
einem eingelagerten Wellentief, dass an einen kurzwelligen Anteil auf der
breiten Trogvorderseite gekoppelt ist. Im Bereich des Wellenkopfes muss mit den
stärksten Niederschlägen gerechnet werden. Von der deutschen Modellkette gibt es
Andeutungen, dass in den Staulagen des Spessarts und unter Hinzunahme der
Folgenacht auch im Schwarzwald und Allgäu die Schwelle für markanten Dauerregen
gerissen werden könnte.
Am Alpenrand ist es am Tage zunächst noch freundlich mit sonnigen Anteilen. Erst
zum Abend beginnt es dann auch dort zu regnen. Entsprechend können dort, wie
auch am Oberrhein Höchstwerte um 18 Grad erwartet werden.
In der Nacht auf Mittwoch verschiebt sich mit Durchzug des Wellenscheitels der
Schwerpunkt des länger anhaltenden Regens in den Süden. Im Norden und dort vor
allem in Küstennähe gibt es weitere Schauer, an der Nordsee auch kurze Gewitter.
Über den mittleren Landesteilen kann die Wolkendecke vorübergehend auch einmal
auflockern.
Der lebhafte westliche Wind spielt sowohl am Tage, als auch in den Nachtstunden
warntechnisch eine Rolle. So muss allgemein im Bergland und an der See mit
Windböen, exponiert auch stürmischen Böen gerechnet werden. Auf Gipfeln wie
Brocken, Fichtelberg und Feldberg sind einzelne schwere Sturmböen zu erwarten.
In der ersten Tageshälfte, bevor der Scheitel des Wellentiefs übergreift, kann
es zudem über den mittleren Landesteilen durchaus in tiefen Lagen vorübergehend
einzelne Windböen geben.
Modellvergleich und -einschätzung
Der kurzfristige Vorhersagebereich wird von den verschiedenen Modellen
einheitlich vorhergesagt. Größere Unsicherheiten gibt es nicht. Da die Mengen
für Dauerniederschläge immer nur knapp an den Warnschwellen liegen, bestehen
entsprechend noch Unterschiede, ob und wo Warnungen von Nöten sind.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer