S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 12.09.2019 um 10.30 UTC

Sonntag Spätsommerwetter, anschließend deutlich kühler und Übergang zu
Trogwetter (vor allem in der Nordosthälfte). Zur erweiterten Mittelfrist neuer
beständiger Höhenrücken und wieder spätsommerlich.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 19.09.2019

Am Sonntag lässt sich in der Höhe eine glatte und aktive Frontalzone erkennen,
die vor allem Nord- und Nordwesteuropa im Griff hat. Deutschland wird im Norden
von der Frontalzone beeinflusst, während nach Süden das Geopotential höher
liegt. Damit sind die Mitte und der Süden antizyklonal geprägt und werden von
einen zonal orientieren Hochdruckkeil beeinflusst.
Auch am Boden kann man diese Zweiteilung finden. So wird der Norden von einem
Frontensystem beeinflusst, das dichtere Wolken und ein wenig Regen bringt. Von
der Mitte bis in den Süden dominiert hingegen der Sonnenschein
Damit ergibt sich auch in der Temperaturvorhersage ein klare Süd-Nord-Gefälle.
Während im Süden in Richtung Oberrhein knapp 30 Grad erwartet werden, sind es in
Schleswig kaum 20 Grad.

Am Montag greift die Frontalzone in Form eines breiten Troges etwas weiter nach
Süden aus. Deutschland findet sich dabei in seinem Einflussbereich. Das
steuernde Bodentief erstreckt sich mit mehreren Zentren zwischen der
Norwegischen See und Finnland. Die daran gekoppelte Front legt sich schleifend
über die Mitte des Landes. Die sich damit ergebende Luftmassengrenze führt zu
einer klaren Zweiteilung über Deutschland. Während die Nordhälfte mit dichten
Wolken, zeitweiligem Regen und Höchstwerten zwischen 17 und 23 Grad zu tun hat,
dominiert in der Südhälfte die Sonne bei Spitzenwerten bis nahe 30 Grad.
Durch den Trog sind entlang und südlich der Donau am Nachmittag Schauer und
Gewitter möglich.

Am Dienstag kann sich der Trog über Deutschland stärker amplifizieren. Damit
wird nun auch die Luftmassengrenze in Form einer Kaltfront nach Süden über den
Alpenrand gedrückt und ganz Deutschland gelangt in den Einflussbereich von
Höhenkaltluft.
Direkt an den Alpen liegen noch die Reste der feuchtwarmen Luftmasse, sodass es
dort noch schauerartige Niederschläge und vor allem zum Nachmittag Gewitter
geben kann. Zudem liegen die Höchstwerte noch bei 21 bis 25 Grad.
Im Rest des Landes gibt es einen Mix aus Sonne und Wolken gepaart mit Schauern.
Die höchsten Werte liegen dann nur noch bei 16 bis 22 Grad. Zudem weht der Wind
an den Küsten und auf dem Brocken lebhaft mit Windböen und stürmischen Böen.

Am Mittwoch und Donnerstag amplifiziert sich der Trog weiter und zieht ostwärts
ab, sodass Deutschland auf seiner Rückseite in eine kühle nordwestliche
Höhenströmung gelangt. So geht die Temperatur in 850 hPa auf Werte um 0 Grad
zurück. Die Höchstwerte werden entsprechend zwischen 15 und 23 Grad
vorhergesagt, wobei der Südwesten am wärmsten sein wird. Dazu gibt es
schauerartig verstärkte Niederschläge, die sich vornehmlich auf die
Nordosthälfte konzentrieren und insbesondere im Stau der östlichen Mittelgebirge
auch mal länger anhaltend sein können.

In der erweiterten Mittelfrist gelangt Deutschland immer stärker in einen weit
nach Norden ausgreifenden Höhenrücken. Damit ist das Wettergeschehen nicht nur
antizyklonal geprägt, sondern von Westen kommen allmählich auch wieder deutlich
milder Luftmassen landeinwärts voran. Durch die gradientschwache Lage am Boden
besteht bei den schon langen Herbstnächten aber das Potential von Nebel und
Hochnebel, die sich auch mal länger in den Tag hineinhalten können.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Prinzipiell wird die mittelfristige Vorhersage von den verschiedenen
Modellläufen des EZMWF ähnlich vorhergesagt.

Die ersten nennenswerten Unterschiede beginnen ab Dienstag kommender Woche. Im
Vergleich zu den Vorläufen greift der Trog im jüngsten EZMWF-Lauf weiter südlich
und vor allem direkt über Deutschland aus. Die beiden Vorläufe zeigten die
Austrogung weiter östlich und nicht ganz so offensiv.

In weiterer Folge zeigen alle Modellläufe das Übergreifen des westeuropäischen
und stark amplifizierten Höhenrückens. Allerding geschieht dies im jüngsten
EZMWF-Lauf deutlich langsamer, als noch im gestrigen 00 UTC Lauf gezeigt.
Demnach würde Deutschland länger auf der Trogrückseite liegen (insbesondere der
Nordosten), als noch gestern angenommen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Zunächst herrscht insgesamt Einigkeit. Zur Trogentwicklung ab Dienstag zeigt
ICON ein ähnliches Bild wie das EZMWF. Insgesamt ist der Trog sogar noch etwas
schärfer, als bei den Europäern. GFS zeigt den Trog hingegen weniger stark
amplifiziert. Das hat in erster Linie keine größeren Konsequenzen bei der
Temperaturverteilung, sondern bezüglich des prognostizierten Niederschlags
(Kaltluft kommt abgesehen vom Nordosten eher antizyklonal rein).

Das nachfolgende Aufwölben des Höhenrückens wird von allen Modellen gezeigt.
Unsicher ist hingegen wie weit und schnell dieser in Richtung Mitteleuropa und
Deutschland ausgreift. Bei GFS dauert dies deutlich länger als beim EZMWF, ehe
sich beide Modelle am Ende in der Ausrichtung angleichen. Das ICON ist hingegen
dem EZMWF ziemlich ähnlich.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen des EZMWF für Offenbach zeigen ein recht eindeutiges und
konsistentes Bild. So wird der Wärmebuckel am Sonntag und der anschließende
Rückgang durch die Trogrückseite recht klar und eng gebündelt gezeigt, wobei der
Haupt- und Kontrolllauf fast identisch sind.
Ein ähnliches Bild findet sich beim Geopotential, wobei die Stärke des Troges
mit dem Höhenpunkt am Dienstag noch Unsicherheiten birgt. Haupt- und
Kontrolllauf befinden sich dabei am Unterrand der Lösungen und berechnen den
Trog stärker als das Mittel des Ensembles. Beim anschließenden
Geopotentialanstieg ordnen sich Haupt- und Kontrolllauf dann wieder in den
Median ein.

Das Clustering zeigt für den Zeitraum +120 h bis +168h (Di00 bis Do00) drei
Lösungen. Die drei Cluster sind im Grund gar nicht unähnlich und unterscheiden
sich vor allem in Form der Ausprägung und Amplifizierung des Troges. Cluster 3
(nur 3 Member!) zeigt eine recht aktive und zonal verlaufende Frontalzone.
Für den Zeitraum +192 bis +240 h (Fr00 bis So00) wird die volle Palette an sechs
Lösungen angeboten. Der Großteil der Cluster zeigt für Deutschland einen
längerfristigen Höhenrücken. Die Unterschiede darin, wie kräftig und wie stark
amplifiziert dieser sein wird bzw. wie dieser ausgerichtet ist und wo dessen
Achse verläuft. Nur der schwach besetzte Cluster 6 zeigt eine aktive Frontalzone
mit einem raschen Wechsel von Trögen und Keilen.

Das Ensemble des GFS zeigt ein ähnliches Bild wie das ECMWF. Abgesehen von den
oben genannten Unterschieden im Verlauf, ist das Muster im Grunde ähnlich. Erst
der Trog und im Anschluss nachhaltiger Rücken.

FAZIT: Die mittelfristige Entwicklung ist im Vergleich als ausgesprochen
konsistent und recht sicher einzustufen. Die ist wohl vor allem der recht
großamplitudigen Tröge/Keile und der großen Wellenlängen geschuldet. Fraglich
ist einzig wie stark wetterwirksam der Trog für Deutschland wird und wie schnell
der nachfolgende Rücken Deutschland beeinflusst.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Sonntag sind entlang und südlich der Donau Gewitter möglich, allgemein im
markanten Bereich.
Am Dienstag kann es an den Küsten einzelne stürmische Böen geben.

Sonst werden bis in die erweiterte Mittelfrist aus jetziger Sicht keine
markanten Wettererscheinungen erwartet. Zudem setzt sich die Trockenheit
vielfach fort.

Basis für Mittelfristvorhersage
EZMWF-MOS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marcus Beyer