S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 30.08.2019 um 10.30 UTC

Jahreszeitgemäß kühler und erneut Hochdruckeinfluss.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 06.09.2019

Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am kommenden Montag und fast pünktlich
zum meteorologischen Herbstanfang, gelangt aus Nordwesten kühle Meeresluft nach
Deutschland. Rückseitig einer Kaltfront fällt dabei im Südosten längere Zeit
Regen, möglicherweise auch warnrelevant, da dort bodennah der Wind schon auf
Nordwest gedreht hat, während ein – immer kurzwelligerer – Höhentrog uns nur
sehr langsam überquert und damit in der Höhe noch Südwestwind weht. Ansonsten
baut sich mit Annäherung eines Höhenrückens über Westeuropa eine Hochdruckbrücke
auf, die auch am Dienstag Bestand hat. Höchstens der Norden wird von
Tiefausläufern, die in der nördlichen Frontalzone nach Osten ziehen, gestreift.
Aufgrund der vermehrten Einstrahlung steigen die Temperaturen etwas an.
Am Mittwoch schwenkt ein Trog unter Verkürzung seiner Wellenlänge über die
Britischen Inseln nach Südosten und führt zum Abbau der Hochdruckbrücke über
Mitteleuropa. Eine vorgelagerte Kaltfront greift im Tagesverlauf auf den
Nordwesten über, präfrontal und damit aus jetziger Sicht im weitaus größten Teil
Deutschlands hält sich zunächst noch antizyklonaler Einfluss mit Sonnenschein
und leicht steigenden Temperaturen.
Am Donnerstag breitet sich von Nordwesten erneut ein Schwall kühler Meeresluft
bei uns aus. Die Vordergrenze in Form der Kaltfront kommt aber nur langsam nach
Osten voran und erreicht wohl erst abends den äußersten Osten. Grund ist die
ebenso pomadige Bewegung des Troges, der zunächst zu den Westalpen hin abtropft,
bevor er durch einen kurzwelligen Anteil regeneriert wird. Im Bereich des Troges
kommt es zu Schauern, an der Kaltfront ist unter Umständen nicht allzuviel los,
da der Trog weit zurückhängt.
Am Freitag ist dann zwischen dem abziehenden Trog und der Kaltfront sowie einem
neuen von Nordwesten her übergreifenden Frontensystem erst mal wieder Ruhe im
Karton (schwacher Zwischenhocheinfluss), bei kühlem bis allenfalls mäßig warmem
Wetter.
Die erweiterte Mittelfrist steht dann im Zeichen eines nach Westeuropa
abtropfenden Troges, dessen Wirkungsradius aber bis zu uns reicht und was dann
wechselhaftes Wetter zur Folge hätte. Auf der Vorderseite des Troges könnte dann
von Südosten her wieder wärmere Luft zu uns gelangen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz ist bis einschließlich Mitte der nächsten Woche gut, so dass die
Abkühlung zu Wochenbeginn, der folgende Hochdruckeinfluss mit zögernder
Erwärmung und vielleicht sogar die am Mittwoch nahende Kaltfront einigermaßen
sicher erscheinen. Das es danach unsicher wird, überrascht wahrscheinlich auch
niemanden, es sieht aber insgesamt eher nach zyklonalem Geschehen aus.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

IFS und ICON sind bis Mitte der nächsten Woche weitgehend einig. Am Donnerstag
lässt ICON die Kaltfront flotter und zunächst auch wetteraktiver nach Osten
durchrauschen, da der Trog wenig Amplitude aufweist und ebenso zügig
durchschwenkt.
GFS sieht zwar eigentlich nicht unähnlich aus, hat aber ein kräftiges Höhentief
südlich der Alpen im Programm (es resultiert aus dem Abtropfen des Troges am
Montag, was die anderen Modelle auch machen, aber schwächer und weiter südlich).
Es führt dazu, dass die postfrontalen Regenfälle im Südosten deutlich länger
anhalten. Auch am Mittwoch sollte sich demnach im Süden starke Bewölkung mit
leichten Regenfällen halten. Auch in der Folge liefert GFS ein zyklonales
Szenario, was aber trotz der vorhandenen Unterschiede zum IFS besser ins Bild
passt.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Ensembles stützen anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte die
Aussagen des Hauptlaufes. Die Kurven für die Temperatur in 850 hPa und die fürs
Geopotential in 500 hPa werden von den Ensembles ähnlich gelegt, wie die vom
operationellen und vom Kontrolllauf. Die Kaltfront am Donnerstag wird übrigens
von fast allen Ensembles schneller simuliert, als vom Hauptlauf. Auch die
Niederschlagssignale stützen die bereits gemachten Aussagen.
Auch die Clusterung schließt sich dem an. Bis +168h werden zwei Cluster
gebildet. Im Hauptmittelfristzeitraum liegt der deterministische Lauf in Cluster
2 mit dem stärker amplifizierten und somit langsameren Trog.
In der erweiterten Mittelfrist werden 3 Cluster gebildet, die allesamt zyklonale
Strukturen in Form von Trögen und Höhentiefs über Mitteleuropa zeigen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Anfangs ist im Zuge der Gegenstromlage im Südosten Dauerregen möglich. Ab der
Wochenmitte steht dann eher wieder Wind auf der Karte, vor allem an der See und
im Bergland. Auch einzelne, aber eher schwächere Gewitter sind dann nicht
ausgeschlossen.
Der Regen im Südosten lässt sich im EFI wiederfinden sowie in den
Ensemblevorhersagen. Signale für Unwetter gibt es aber nicht, eher handelt es
sich um ein markantes Ereignis, das bis weit in den Montag hineinreicht. Die
Signale für etwas auffrischenden Wind sind dagegen eher spärlich gesät, hier
bietet Mos Hinweise.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS EPS, Mos Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner