SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST
SXEU31 DWAV 270800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 27.08.2019 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
SEa
An allen Tagen gebietsweise Gewitter, lokal mit Unwettergefahr durch Starkregen
sowie Sturmböen. Am Donnerstag im Nordwesten deutliche Stabilisierung.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
Dienstag… lässt sich in der Höhe ein ausgeprägtes Omegamuster erkennen. Dabei
liegt ein breiter Höhenrücken über dem östlichen Europa, während ein Trog sich
mit seiner Achse westlich der Britischen Inseln befindet. Deutschland befindet
sich trogvorderseitig, eigentlich noch nahe am Höhenrücken. Allerdings zeigt der
Rücken an seiner Westflanke eine deutliche zyklonale Einbuchtung. Dieses auf der
Trogvorderseite eingelagerte ehemalige flache Höhentief wird wie an den Vortagen
auch heute wieder dafür verantwortlich sein, dass trotz hohen Geopotentials
wieder einige Gewitter zu erwarten sind.
Die Grundzutaten sind die gleichen wie auch an den Vortagen. Die im Tagesverlauf
zu erwartenden CAPE Werte liegen zwischen 500 und 1500 J/kg, lokal kann es auch
bis 2000 J/kg geben. Gleichzeitig liegen die ppw-Werte mit 30 bis 40 l/qm
ziemlich hoch und die 500 hPa Winde sind aufgrund der geringen
Geopotentialgegensätze eher schwach. Dementsprechend ist auch wieder der
Starkregen die dominierende Begleiterscheinung, die aus der Erfahrung der
Vortage lokal eng begrenzt wieder bis in den violetten Bereich reichen kann.
Insofern alles recht ähnlich wie an den Vortagen mit einem recht großem
potentiellen Gefährdungsbereich. Etwas differenzieren kann man dann aber doch
noch. Schaut man sich die Höhenströmung genau an, dann wird man sowohl in 500
hPa und auch in 300 hPa einen kurzwelligen Höhenrücken finden. Dieser wirkt
wenig hilfreich, wenn es um die Auslöse von Konvektion geht. Sowohl im
Südwesten, wie auch im Süden (etwa südlich der Donau) dürfte die Gefahr von
Gewittern entsprechend deutlich minimiert sein. Zudem greifen von Ostfrankreich
kommend niedrigere Taupunkte auf den Südwesten über. Das lässt sich an den
aktuellen Messwerten erkennen und wird auch durch die Tendenz der spezifischen
Feuchte bestätigt, die einen deutlichen Rückgang im Tagesverlauf zeigt.
Ebenfalls etwas niedrigere Taupunkt, aber vor allem trockenere Vertikalprofile,
zeigen sich aktuell in großen Teilen von Niedersachsen, bis hin zum Harz und in
den Norden Sachsen-Anhalts sowie nach Nordhessen. In dieser Region ist wohl
nicht so schnell mit der Auslöse von Gewittern zu rechnen. Allerdings zeigen die
Modelle im Tagesverlauf die Advektion feuchterer Luftmassen von Süden kommend.
Damit muss bis zum Abend auch in großen Teilen dieser Region mit einzelnen
Gewittern gerechnet werden. Größtenteils ausgenommen davon bleibt wohl die
Region vom Emsland bis zur Nordsee.
Am stärksten betroffen von den Gewittern ist wohl die breite Mitte etwa
ausgreifend bis zur Donau sowie der Osten des Landes. In ersterer Region ist zu
erwarten, dass die Konvektion auch schon in den Mittagsstunden starten. Ähnlich
wie gestern wird es sich um einzelne, kleine und kurzlebige Gewitter handeln
(Lebensdauer etwa 1 h), die kurzzeitig und lokal eng begrenzt Starkregen bis in
den Unwetterbereich bringen können.
Etwas anders schaut die Situation im Osten aus (etwa ausgehend von Thüringen und
Sachsen-Anhalt nordostwärts). Dort liegt man vorderseitig des in den Höhenrücken
eingelagerten Kurzwellentroges. Mit der Lage auf der Trogvorderseite sind auch
die Hebungsbedingungen besser ausgeprägt. Das zeigt sich insbesondere auch im
IPV-Feld (Maximum). Dementsprechend ist in dieser Region davon auszugehen, dass
die Gewitter nicht so kleinräumig und etwas verbreiteter auftreten können. Zudem
sind die Windgeschwindigkeiten in mittleren Atmosphärenniveaus auch etwas höher
(um 15 kn in 500 hPa, im Vgl. über der Mitte nur 5 kn). Insgesamt dürfte die
Auslöse etwas später starten, als in den Regionen über der Mitte. Dies ist vor
allem der Tatsache geschuldet, dass noch einige dichtere Wolkenfelder unterwegs
sind.
Neben dem Starkregen, der die dominierende Begleiterscheinung ist, darf auch der
Wind nicht außer Acht gelassen werden. Schaut man sich die Radiosondenaufstiege
an, so erkennt man einen recht großen Spread ausgehend von der Grenzschicht bis
in mittlere Troposphärenniveaus. Zum einen sorgt das dafür, dass insbesondere
über der Mitte die Zellen von unten her relativ rasch vertrocknen und nachfolgen
nur noch der Eisschirm übrigbleibt. Andererseits erhöht dies aber auch das
Potential für Downbursts. Entsprechend muss mit Sturmböen, lokal eng begrenzt
vielleicht auch mit einzelnen schweren Sturmböen gerechnet werden. Das Ensemble
des CD2 betont dies vor allem im Osten des Landes, wo Gewitter häufiger und
tendenziell auch langlebiger auftreten oder sich zu Multizellen vereinen können.
Daneben gibt es vor allem über der Mitte mit den kaum ziehenden Zellen ein
gewisses Risiko für größere Ansammlungen kleineren Hagels. Allerdings ist etwas
fraglich ob die Kurzlebigkeit der Zellen dafür ausreichend ist.
In den Nachtstunden wird die Konvektion tagesgangbedingt allgemein rasch zum
Erliegen kommen. Eine Ausnahme bildet aber der Nordosten. Gestützt durch die
Vorderseite des Kurzwellentroges, kann sich Konvektion noch bis weit in die
Nacht hineinhalten. Erst in der zweiten Nachthälfte lassen die Gewitter auch
dort nach, bzw. ziehen ab.
Darüber hinaus muss in den Nachtstunden nur noch mit Nebel gerechnet werden,
wobei das Potential vor allem in den mittleren Landesteilen und im Süden gegeben
ist.
Mittwoch… befindet sich Deutschland weiterhin auf der Trogvorderseite in einer
südwestlichen Grundströmung. Diese nimmt im Vergleich zum Vortag zumindest etwas
zu (500 hPa: 15 bis 20 kn). Schaut man ins Detail, so erkennt man den
kurzwelligen Troganteil samt Signalen im IPV-Feld vor allem über dem Osten.
Gleichzeitig zeigt sich weiter nach Westen ein flacher kurzwelliger Höhenrücken,
der zaghaft nordostwärts vorankommt.
Die Konvektionszutaten sind ähnlich zu den Vortagen. Sodass entsprechend die
Begleiterscheinungen wieder lokal heftiger Starkregen und einzelne Sturmböen
sein werden. Dadurch, dass die Zellen im Vergleich zum Vortrag ein etwas
besseres Angebot an Höhenströmung haben, dürfte die violette Warnstufe weniger
wahrscheinlich sein.
Etwas diffizil ist aus jetziger Sicht die Region des Auftretens, dass von den
Modellen doch recht unterschiedlich vorhergesagt wird. Am wahrscheinlichsten
ist, dass das Potential vor allem noch im Nordosten und an der Grenze zu Polen
deutlich erhöht ist. Daran westlich anschließend wirkt der ostwärts
vorankommende kurzwellige Rücken im Tagesverlauf dämpfend. Zudem greifen von
Westen her trockenere Luftmassen über, wie sich sehr gut im Tendenzfeld der
spezifischen Feuchte zeigt. Das heißt es wird wohl einen breiten Streifen geben,
in dem deutlich weniger Aktivität zu erwarten ist.
Daran anschließend sei noch ein Blick auf den Westen angrenzend an BeNeLux und
Ostfrankreich gerichtet. Diese Region gelangt am Nachmittag auf die Rückseite
des Rückens und wieder stärker auf die Vorderseite des Haupttroges. Gleichzeitig
nimmt die Feuchtigkeit in der Grenzschicht wieder zu. Dementsprechend muss vor
allem am späteren Nachmittag und Abend dort mit einer wieder verstärkten
Gewitteraktivität gerechnet werden.
In der Nacht auf Donnerstag rückt der westeuropäische Trog deutlich näher. Eine
markante kurzwellige Trogachse kann den Nordwesten bis zum Morgen erreichen. Als
Folge zeigen die verschiedenen Modelle recht einheitlich das Übergreifen eines
größeren Konvektionsgebietes von BeNeLux kommend auf den Nordwesten und
nachfolgend Norden des Landes. Am aggressivsten ist dabei GFS, während bei ICON
und ECMWF bis zum Morgen nur der Nordwesten betroffen wäre.
Die Scherung nimmt im Nordwesten deutlich auf bis zu 20 m/s (0-6 km) zu.
Entsprechend sind organisiertere Gewitter bis hin zu einem MCS denkbar. Dabei
steht neben Starkregen vor allem auch der Wind im Fokus. Für genaue Details ist
es zum jetzigen Zeitpunkt aber noch zu früh. Fest steht aber, dass auch die
Unwettergefahr deutlich zulegt.
Auch im Südwesten sind mit Trogannäherung einzelne Gewitter denkbar … dort
aber häufig gekoppelt an Orographie.
Donnerstag… kann der Trog immer mehr auf Deutschland übergreifen, flacht dabei
aber zusehends ab. Der markante vorderseitige Kurzwellentrog zieht im Laufe des
Vormittages nordostwärts ab, sodass Deutschland auf die breite Vorderseite des
Haupttroges gerät. Im Süden nimmt durch die Trogabflachung der Isohypsenabstand
deutlich ab.
Die Kaltfront des Bodentiefs über Südskandinavien greift auf den Nordwersten
über und kommt langsam bis zu den mittleren Landesteilen voran.
Zu Tagesbeginn wird der Konvektionskomplex aus der Nacht heraus vor allem noch
den Norden beeinflussen, bevor dieser nordostwärts abzieht. Konvektion ist
trogvorderseitig dann im Tagesverlauf abgesehen vom postfrontalen Nordwesten
(deutliche Stabilisierung) überall möglich. Allerdings ist durch die oben
beschriebene Entwicklung des Troges davon auszugehen, dass ein klarer Antrieb
aus der Höhe fehlt.
Die hochreichende Scherung ist nur gering und die 500 hPa Wind nehmen nach Süden
deutlich ab. Entsprechend dürfte es wie an den Vortagen vornehmlich
Luftmassengewitter geben. Diese bilden sich zuerst über dem Bergland und breiten
sich anschließend bis ins Vorland aus. Die Gewitter dürften wenig organisiert
und vor allem nach Süden auch nur kurzlebig sein. Dabei steht wieder der
Starkregen ganz klar im Fokus. Insbesondere im Süden ist dann auch wieder der
violette Warnbereich denkbar.
In der Nacht auf Freitag ändert sich nur wenig. Die Kaltfront verbleibt nahezu
ortsfest über der Mitte des Landes liegen. Auf der warmen Seite kann es weitere
Gewitter geben. Diese werden sich der Mehrzahl der Modelle folgend vor allem auf
den Südosten des Landes konzentrieren. Daneben ist von der Mitte bis in den
Süden lokal dichter Nebel möglich.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Entwicklung im Kurzfristzeitraum wird von den Modellen recht einheitlich
prognostiziert. Unterschiede gibt es vor allem am Mittwoch bei der
Herausarbeitung der Konvektionsschwerpunkte.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer