S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 22.08.2019 um 10.30 UTC

Spätsommerlich warm, vor allem im Süden und Osten zum Teil heiß, aber
unbeständig mit Gewittern bis hin zum Unwetter.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 29.08.2019

Am Sonntag und Montag liegt Deutschland am Rande eines blockierenden Hochs mit
Schwerpunkt über der Ukraine und dem westlichen Schwarzmeerraum. Gegen dieses
Hoch läuft ein Trog an, der austropft, aber im Westen und Süden für eine
ausgeprägte Zyklonalität sorgt. In der zuvor eingeflossenen Luftmasse
subtropischen Ursprungs können sich daher am Sonntag einzelne und am Montag
vermehrt Gewitter entwickeln, die aufgrund der schwachen Dynamik vor allem über
dem Bergland zustande kommen. Dabei bleibt es sehr warm, bei längerer
Sonneneinstrahlung sind Maxima über 30 Grad zu erwarten.
Am Dienstag greift auf den nahen Ostatlantik ein breiter Trog über, stromab
wölbt sich ein von dem blockierenden Hoch ausgehender Keil bis zur Barents-See
auf. Mit der weiteren Annäherung des Troges und dessen Verlagerung nach Irland
kann sich am Mittwoch die süd- südwestliche Strömung über Mitteleuropa ein wenig
verstärken, ohne jedoch wesentliche dynamische Impulse zu liefern. Dennoch
sollte die Labilität der Luftmasse für die erneute Entwicklung von Gewittern
hinreichend sein, die zwar bevorzugt über dem Bergland auftreten, aber aufgrund
der flachen Druckverteilung auch abseits der Gebirge nicht auszuschließen sind.
Unwetter (vor allem durch heftigen Starkregen) sind wahrscheinlicher als an den
Tagen zuvor. Da sich auch in der unteren Troposphäre eine süd- südwestliche
Strömung abzeichnet, ist eher noch ein leichter Temperaturanstieg zu erwarten.
Somit kann relativ großflächig die 30 Grad-Marke zum Teil deutlich überschritten
werden.
Am Donnerstag schwenkt der Trog relativ rasch über die Nordsee hinweg nach
Südskandinavien, wobei sich über dem nahen Ostatlantik eine Regenerierung dieses
Troges abzeichnet. Vorderseitig erfasst die Gewittertätigkeit vermehrt den Osten
und Süden Deutschlands, was – in Abhängigkeit von der Zeit der Trogpassage –
auch unwetterartige Entwicklungen zur Folge haben kann. Von Nordwesten und
Westen her sorgt ein nachstoßender Hochkeil für eine Wetterberuhigung, die mit
einer merklichen Abkühlung einhergeht.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum gelangt Deutschland in die
Nähe der Frontalzone, verbleibt aber an deren warmer Seite. Somit ist der
Temperaturrückgang im Norden und in der Mitte ausgeprägter als weiter im Süden.
Da die Strömung zyklonal geprägt ist, muss weiterhin mit einem eher
wechselhaften Wettercharakter gerechnet werden.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Dienstag ist der heutige 00 UTC-Lauf gegenüber den beiden
gestrigen Modellläufen weitgehend konsistent. Am Mittwoch ist der aktuelle wie
auch der 12 UTC-Lauf des Vortages (bei der weiterhin bestehenden süd-
südwestlichen Strömung) etwas zyklonaler geprägt. Diese Unterschiede verstärken
sich zum Donnerstag hin, als dass der Trog, der nach dem aktuellen Lauf die
Nordsee erreicht, beim gestrigen 00 UTC-Lauf noch über Irland, also annähernd
1000 km weiter westlich, lag.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum lässt der aktuelle Modelllauf
das blockierende Hoch rasch verschwinden. Bei den beiden gestrigen Modellläufen
hatte zumindest ein von Südosteuropa bis in die Barents-See gerichteter Keil
noch Bestand. Eine Zonalisierung, wenn auch auf relativ weit nördlichem Niveau,
war bei den beiden Modellläufen des Vortages noch nicht erkennbar.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Dienstag zeigen die verfügbaren Modelle eine weitgehend
ähnliche Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis dahin nicht
ableiten. Allerdings erfolgt ein Austropfprozess, der je nach Modell
unterschiedlich simuliert wird. Nach ICON erreicht das Cut-Off-Tief Belgien,
nach EZMW die Biskaya und nach GFS die mittleren Pyrenäen und nach dem
kanadischen Modell die Balearen. ICON verlagert als einziges Modell dieses Tief
über Deutschland hinweg ostwärts. Nach den anderen Modellen greift dieses Tief
nicht direkt in unser Wettergeschehen ein. Folglich setzt sich nach ICON als dem
einzigen Modell bereits am Mittwoch im Norden und in der Mitte Deutschlands die
merklich kühlere Luft durch.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum verbleibt nach GFS Deutschland
unter einer süd- südwestlichen Strömung, wobei sich für Samstag in Verbindung
mit einem flachen Tief der Höhepunkt der Gewittertätigkeit abzeichnet. Das
Modell des kanadischen Wetterdienstes stützt hingegen die Version des EZMW.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS stützt die Variante des hauseigenen deterministischen Modells,
wonach die süd- südwestliche Strömung bis in den erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum hinein bestehen bleibt. Dieser Version folgt auch die
Mehrzahl der Ensemblemember; einzelne Läufe zeigen aber bereits ab der
Wochenmitte einen merklichen Temperaturrückgang, was der Version vom ICON
entsprechen würde. Etwa zum Monatswechsel ergibt sich nach der Mehrzahl der
Ensembleläufe ein Temperaturrückgang, aber selbst im Norden sollte es dann noch
mäßig warm bleiben.
Das EPS des EZMW zeigt die Zonalisierung nicht so deutlich wie der
deterministische Lauf. Vielmehr hält sich auch hier (wie beim GFS) eine
südwestliche Strömung, wobei der Haupttrog noch über den britischen Inseln
verbleibt. Das vom deterministischen (und auch vom Kontrolllauf) angebotene
Szenario wird nur von einem Fünftel der Ensemblemember gestützt und ist daher
als nicht allzu wahrscheinlich anzusehen. Allerdings lässt sich zum
Monatswechsel hin der Temperaturrückgang bei hohem Spread von der Mehrzahl der
EPS-Einzelläufe nicht mehr aufhalten. Als wahrscheinlichste Version dürfte sich
daher gegenüber dem Hauptlauf ein um 1 bis 2 Tage verzögerter Temperaturrückgang
herauskristallisieren.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Sonntag und Montag muss in der zuvor eingeflossenen, labil geschichteten
Luftmasse bevorzugt im östlichen Mittelgebirgsraum und im Süden und dort vor
allem über dem Bergland und an den Alpen mit einzelnen und zum Teil heftigen
Gewittern gerechten werden. Dabei können Starkregen, kleinerer Hagel und
Sturmböen auftreten. Die Wahrscheinlichkeit für Unwetter durch heftige
Regengüsse ist gering.
Am Dienstag und Mittwoch treten vermehrt Gewitter auf, die auf die anderen
Landesteile übergreifen. Dabei besteht Gefahr von Starkregen, kleinerem Hagel
und Sturmböen. Am Mittwoch sind dann Unwetter durch heftige Regengüsse
wahrscheinlicher als an den Tagen zuvor. Die Gewittertätigkeit dürfte dann
oftmals bis in die Nächte hinein andauern. Zudem wird es an beiden Tagen
schwülwarm, was bei Höchsttemperaturen deutlich über 30 Grad eine starke
Wärmebelastung zur Folge hat.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW) mit nur geringer Gewichtung des deterministischen Laufes + MOS(EZMW)
aufgrund des Cut-Off-Prozesses zu Beginn des Vorhersagezeitraumes

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann