SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Samstag, den 10.08.2019 um 10.30 UTC
Westwetterlage: Wechselhaft und für die Jahreszeit zu kalt.
Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 17.08.2019
Die Wetterlage ist in der Mittelfrist von einer zonalen Strömung geprägt. Die
aktive Frontalzone verläuft für die Jahreszeit vergleichsweise weit südlich,
wodurch sich Mitteleuropa im Großteil des Mittelfristzeitraums in subpolarer
Meeresluft befindet.
Bereits am Dienstag hat sich die Wetterlage im Vergleich zum Wochenende deutlich
zonalisiert. Ein steuernder Tiefdruckkomplex erstreckt sich von Island über das
Nordmeer bis nach Skandinavien. Seine Kaltfront hat Mitteleuropa ostwärts überquert, wobei mit einer westlichen Strömung subpolare Meeresluft nach Deutschland einfließt. Die 850-hPa-Temperatur liegt noch bei knapp 10 °C am Alpenrand und nur noch 4 °C im Nordwesten. In der Höhe ist ein flacher Trog über
Westeuropa wirksam. In der eingeflossenen Höhenkaltluft bilden sich über Norddeutschland einige Schauer.
Über Großbritannien liegt ein eingelagerter Kurzwellentrog, der mit einer Tiefdruckrinne am Boden verbunden ist. Dieser Kurzwellentrog wird rasch nach
Osten geführt und überquert den Norden Deutschlands in der Nacht zum Mittwoch,
wodurch dort die Schaueraktivität anhält.
Am Mittwoch baut sich rückseitig des abgezogenen Kurzwellentroges bodennah ein
Zwischenhochkeil über Deutschland auf. Vom Atlantik rückt aber ein weiteres Tief
nach, das gegen 12 UTC über Großbritannien liegt und in die Nordsee zieht. Seine
Warmfront erfasst am Abend den Nordwesten Deutschlands.
Am Donnerstag zieht das Tief weiter nach Südskandinavien. Der zugehörige Trog
liegt über der Nordsee. Durch die Phasenverschiebung wirkt die Konstellation
zunehmend zyklogenetisch, wodurch vorderseitig des Tiefs die WLA über dem Baltikum, und später auch über der Mitte Skandinaviens zunimmt. Dadurch tropft
der Trog über der Nordsee ab. Das zugehörige Cut-off-Tief zieht im Weiteren verlauf ostwärts. Im Laufe des Tages wird Deutschland von der Kaltfront des Cut-Off-Tiefs überquert.
Am Freitag hat sich das Cut-Off-Tief über Dänemark festgesetzt. Mit einer nordwestlichen Strömung wird maritime Polarluft nach Deutschland geführt. Uns
erwartet typisches Rückseitenwetter, mit erhöhter Schaueraktivität im Norden
Deutschlands.
Am Samstag liegt das Cut-Off Tief über Südskandinavien und beeinflusst noch den
Norden Deutschlands. Der Rest von Deutschland verbleibt unter schwachen Luftdruckgegensetzen in leichtem Absinken. Die eingeflossene maritime Polarluft
kann sich dabei etwas erwärmen.
Im weiteren Verlauf wiederholt sich dieser Prozess: Ein weiterer Trog rückt von
Groß-Britannien nach, Deutschland gelangt am Sonntag zunächst auf dessen Vorderseite, wodurch WLA die 10-Grad-Isotherme auf 850 hPa wieder bis zur Mitte
vordringen lässt. Am Montag bildet der Trog einen Cut-Off, dieses Mal mit Zentrum über dem Norden Deutschlands. Über dem Atlantik baut sich dann aber wieder ein blockierendes Hoch auf, das bis ins Nordmeer und bis nach Grönland
reicht.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Vorläufe des ECMWFs waren bis Freitag alle ähnlich. Der Atlantikkeil und die
Meridionalisierung in der erweiterten Mittelfrist ist allerdings im aktuellen
Lauf neu.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Sowohl ICON als auch GFS berechnen keinen Cut-Off-Prozess am Donnerstag. Sie
lassen den Trog über Skandinavien Nordostwärts abziehen. Der neue Trog soll sich
zum Wochenende mit einem kräftigen Tief über Großbritannien verstärken, wodurch
Deutschland am Samstag auf die Vorderseite mit deutlicher Erwärmung kommen würde, ehe die Kaltfront die Warmluft ausräumt. GFS rechnet im Anschluss zunächst keine Meridionalisierung.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen des ECMWF-ENS sind bis Freitag ziemlich gebündelt. Ab Freitag
nimmt dann die Streuung sowohl im Geopotenzial, als auch in der Temperatur deutlich zu (850-hPa-Temperatur von 3 – 18 °C).
In den Clusteranalysen bleibt ab Sonntag der überwiegende Teil der ENS (25 Mitglieder) in einem Cluster mit einer aktiven Westdrift mit südlicher Frontalzone. Die anderen beiden Cluster, zu denen auch der Hauptlauf gehört,
zeigen eine stärker mäandrierende Westdrift bzw. ein schwaches Blocking. Auffällig ist in allen Clustern die hohe Geopotenzialanomalie über dem Nordpol,
wodurch die Frontalzone weit nach Süden vorankommen kann.
Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Wetterlage bis Donnerstag als relativ
sicher erscheint. Unsicherheiten bleiben noch bezüglich des
Cut-Off-Tiefs, was
sich größtenteils auf die Niederschlagsentwicklung und dem Zeitpunkt des Frontdurchgangs am Donnerstag auswirkt. Für das nächste Wochenende lassen sich
dann aber kaum noch Aussagen treffen. Die Frage nach einer
Meridionalisierung in
der erweiterten Mittelfrist bleibt.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Die Wetterlage birgt im Mittelfristzeitraum bis Freitag kaum potenzial für signifikantes Wetter. Sollte sich am nächsten Wochenende eine Vorderseitenlage
einstellen, steigt wegen der hohen Scherung in Jetnähe das Potenzial für schwere
Gewitter.
Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, MOSMIX
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold