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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T ausgegeben am Donnerstag, den 01.08.2019 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
HN a/z

Im Norden Gewitter mit örtlichem Starkregen, Unwetter nicht ausgeschlossen. Freitag und Samstag südwärts ausbreitend.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC

Donnerstag… liegen wir an der Südflanke einer Potentialrinne, in die Höhentiefs über der Nordsee und Norddeutschland eingelagert sind, in einer schwachen westlichen Höhenströmung. Diese Tiefs nehmen Tuchfühlung auf mit dem
Langwellentrog über Nordosteuropa und bilden schließlich einen Randtrog, der mit
seiner Achse über dem Küstengebiet liegt. Das Höhentief über der Nordsee schwächt sich zwar ab, bleibt aber erkennbar und kommt mitsamt dem zugehörigen
und sich ebenfalls auffüllenden Bodentief südostwärts voran und erreicht abends
mit Kern Westfriesland.
Die daraus resultierenden zyklonalen Verhältnisse über der Nordhälfte Deutschlands äußern sich in erneut auflebender Schauertätigkeit. Die Luftmasse
dort ist nach wie vor feucht und hochreichend instabil. Womit auch wieder Gewitter
von der Partie sein werden. Dabei ergeben sich zwei Schwerpunkte. Zum einen der
Nordosten und äußerste Norden, wo sich
immer noch eine schwache Tiefdruckrinne finden lässt, in der sich die feuchteste
Luft befindet mit PPW Werten bis nahe 30 mm. Dazu sollen sich noch Cape Werte
bis 500 J/kg ergeben.
Im Umfeld der Trogachse sind die Höhenwinde und damit auch die Scherung vernachlässigbar, entsprechend bleibt der Organisationsgrad der Zellen gering.
Die langsame Verlagerung der Zellen dürfte dazu führen, dass trotz nicht übermäßig hoher PPWs heftiger Starkregen auftreten kann. Punktuell sind wohl
wieder Unwetterwarnungen nötig, eine Unwetterlage steht aber nicht an. Ein weiterer Gewitterschwerpunkt dürfte im äußersten Nordwesten liegen, wo in
der Peripherie des Tiefs vor Westfriesland feuchtere Luft advehiert wird. Die
Unwettergefahr sollte dort aber geringer sein, da die Zellen etwas rascher ziehen.
In den übrigen Landesteilen ist etwaige Konvektion durch eine Absinkinversion
bei etwa 600 bis 700 hPa „gedeckelt“, sodass es bei harmloser Quellbewölkung
bleibt.
Die Konvektion in den Alpen schafft es nach aktueller Lage der Dinge nicht auf
deutschen Boden und bleibt inneralpin.

Bei der Temperatur gibt es ein leichtes Süd-Nord-Gefälle. Die 8 bis 14 Grad in
850 hPa schlagen sich in Höchstwerten von 21 und 29 Grad nieder.

In der Nacht zum Freitag ändert sich sowohl an den Druck- als auch Geopotenzialverhältnissen wenig. Das Höhentief über Westfriesland füllt sich
weiter auf und wird als Randtrog nach Norddeutschland gesteuert. Das Bodentief
befindet
sich morgens mit Kern noch bei Westfriesland. Somit ist wohl eher nicht von einem gänzlichen Abklingen der Schauer und vereinzelten Gewitter über der Nordhälfte zu rechnen. Unwetter dürfte es aber kaum mehr geben. Über dem Alpenraum kommen unter der Vorderseite eines von Frankreich ostwärts
schwenkenden Troges stärkere Hebungsvorgänge in Gang, die zugehörigen teils starken Schauer und Gewitter bleiben aber erneut außen vor. Lediglich hohe und
mittelhohe Wolken überziehen von Frankreich und den Alpen her kommend Süddeutschland.

Freitag… schwenkt der Randtrog von Norddeutschland langsam südostwärts. Das
mit dem Randtrog korrespondierende Bodentief füllt sich auf, sodass am Abend
eine sehr amorphe Druckverteilung übrig bleibt, in der flache Rinnen über Norddeutschland und dem Süden unseres Landes auszumachen sind. Mit Hereinschwenken des Troges labilisiert es auch in der Südhälfte wieder, allerdings ist die Luft dort meist trocken, so lediglich an den Alpen in feuchterer Luft Schauer und Gewitter auftreten sollten. Der Schwerpunkt der Konvektion verbleibt über der Nordhälfte, wo die Luft deutlich feuchter (an die
30 mm PPW) ist und verbreitet 500 bis 1000 J/kg MLCAPE aufgebaut werden. An den
Konvektionszutaten ändert sich im Vergleich zu den Vortagen kaum etwas. Der Starkregen steht somit weiter im Fokus und kann lokal heftig ausfallen, auch
kleinerer Hagel ist noch drin, der Wind spielt keine große Rolle. Die hochreichende Konvektion breitet sich insgesamt aber zur Mitte hin aus. Nicht ausgeschlossen sind auch mehrstündige Starkregenereignisse durch wiederholte Schauer oder schauerartigen Regen im Umfeld des „alten“ Höhentiefdrehzentrums im Westen Deutschlands.
Das Temperaturniveau ändert sich wenig. Die Höchstwerte liegen dort, wo die Schaueraktivität schon zunimmt, vielleicht 1 oder 2 Grad unter denen des Vortags.

In der Nacht zum Samstag schwenkt der Trog südostwärts, die Strömung bleibt überall zyklonal aufgestellt. Von Westen nähert sich ein Rücken, auf dessen Vorderseite durch NVA Absinken und leichter Luftdruckanstieg bei uns ausgelöst
wird. Die Strömung dreht dabei auf nordwestliche bis nördliche Richtungen. Die Schauer und Gewitter verlagern sich damit schwerpunktmäßig nach Südosten,
wobei lokaler Starkregen nach wie vor möglich ist. Im Norden und Westen kann es
nach ICON und GFS schon abtrocknen. IFS zeigt diesen Prozeß langsamer und lässt
dort noch einige Schauer zu.

Samstag… befindet sich Deutschland zwischen dem Rücken über Westeuropa und dem
Langwellentrog über Osteuropa in einer nordwestlichen Höhenströmung. Auch am
Boden herrschen zunächst nordwestliche Winde vor. Bei noch leicht zyklonaler
Höhenströmung und sehr flacher Druckverteilung am Boden bleibt die Schichtung
der langsam kühleren Luftmasse noch leicht instabil. Tagsüber bilden sich außer
im Westen und Nordwesten recht verbreitet Schauer und Gewitter, die bei langsamer Verlagerung wieder mit lokalem Starkregen einhergehen können. Unwetter
sind nur gering wahrscheinlich.

Im Tagesverlauf sorgt dann der von Westen zunehmende Hochdruckeinfluss für ein
Abklingen der Konvektion. Mit weiterer Annäherung des Rückens und fortschreitender NVA bildet sich in der Nacht zum Sonntag dann über Mitteleuropa
aber eine eigenständige Hochdruckzelle.

In der Nordwestströmung wird etwas kühlere Luft herangeführt, die Temperaturen
in 850 hPa liegen Sonntagfrüh meist nur noch zwischen 7 und 10 Grad. Die Nebelgefahrnimmt mit dem einschlafenden Wind in feuchter Grenzschicht deutlich zu, ob er in den noch kurzen Nächten warnwürdige Ausmaße annimmt, bleibt abzuwarten.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle liefern im Großen und Ganzen ähnliche Ergebnisse. Die lokalen Unwetter ergeben keine Unwetterlage überregional.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner