SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST
SXEU31 DWAV 150800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T ausgegeben am Montag, den 15.07.2019 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
Ruhige Hochdruckrandlage, langsam wieder wärmer.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
Montag… liegt Deutschland im Bereich einer recht schwachen diffluenten nördlichen Höhenströmung, die prinzipiell antizyklonalen Charakter aufweist.
Allerdings ist in 300 hPa von einem osteuropäischen Trog ausgehend noch ein kleiner Kurzwellentrog erkennbar, der heute über Deutschland südwärts gesteuert
wird. Das gestern noch über dem Südwesten Deutschlands aktive Höhentief hat sich
in die Westalpen verabschiedet und sorgt dort noch für reichlich Gewitteraktivität, hat aber auf Deutschland keinen Einfluss mehr. Bei uns hat
sich dagegen, gestützt von einem westeuropäischen Rücken, ein Bodenhoch über den
Britischen Inseln etabliert, das bei uns für Absinken sorgt. Dadurch kommt es zu
einer markanten Inversion, die über Norddeutschland zwischen 900 und 850 hPa
erwartet wird, in der Mitte bei 850 hPa bis 800 hPa. Diese wird noch verstärkt
durch die Zufuhr von recht kühler Luft aus Nordwesten am Rande des Hochs. Das
hat zur Folge, dass sich die Stratocumulusbewölkung, die aktuell schon über der
Mitte und dem Norden des Landes liegt, allenfalls sehr langsam auflockert. Am
ehesten wird die Wolkenschicht von Süden und Osten her etwas angeknabbert, im
Nordwesten, wo von der See her Feuchtenachschub besteht, hält sie sich am zähesten. Interessant ist, dass im Vergleich zu den Globalmodellen, die die Wolkenschicht recht kompakt simulieren, Cosmo-D2 diese im Tagesverlauf stark
auflöst. Niederschlagsfrei bleibt es auf jeden Fall. Im Süden kann sich keine
markante Inversion aufbauen, dort stellt sich heute ein freundlicher Tag ein,
wobei auch dort teilweise noch stärkere Quellbewölkung am Himmel zu finden sein
wird. Zudem hält sich in der Südosthälfte generell noch etwas feuchtere Luft,
die durch eine nördliche Windkomponente gegen die Alpen und den Bayerischen Wald
gedrückt wird. Dort kann es, vor allem durch erzwungene Hebung an der Orographie, auch heute noch einmal zur Auslösung von Gewittern kommen, da in der
feuchten Luft heute auch noch einmal etwas CAPE generiert wird. Zudem sorgt auch
der oben schon angesprochene Kurzwellentrog noch einmal für leichte Labilisierung der Luftmasse. Allerdings dürften die Gewitter deutlich schwächer
ausfallen als am Vortag, wenngleich kleinkörniger Hagel und markanter Starkregen
hier und da auftreten können. Die Unwetterschwelle beim Starkregen sollte dabei
nicht mehr überschritten werden, zumal die Gewitter auch eine gewisse Zuggeschwindigkeit aufweisen. Scherung ist dagegen fast gar nicht vorhanden, so
dass der Organisationsgrad der Zellen gering bleibt. Zuletzt noch ein Wort zum
Wind: Ein nach Mittelskandinavien ziehender Trog sorgt über Schweden für Druckfall, was den Gradienten am Rande unseres Hochs wieder verstärkt, so dass
der Nordwestwind in der Nordosthälfte auffrischt. Vor allem entlang der Nordseeküste, aber auch im Norden Schleswig-Holsteins und vereinzelt an der Ostsee wird es für steife Böen reichen, im Raum Nordfriesland, wo der schärfste
Gradient erwartet wird und der Wind lange über Wasser weht, kann es auch einzelne stürmische Böen geben.
In der Nacht zum Dienstag zieht der oben angesprochene Trog zur Ostsee und über
Mittelschweden verstärkt sich das Tief weiter. Da sich aber der tiefste Druck
etwas nach Osten verlagert, fächert der Gradient trotzdem etwas auf, so dass der
Wind etwas nachlässt, allerdings zumindest an der Nordfriesischen Küste noch
warnwürdig bleiben könnte. An dem Schwedentief entwickelt sich auch zunehmend
eine Front, die in unserer Prognose als Okklusion geführt wird, obwohl sie natürlich streng genommen keinen Okklusionsprozess durchlaufen hat. Sie streift
den Norden Deutschlands, wo somit in der Nacht vor allem an den Küsten mal ein
paar einsame Regentropfen gen Boden fallen können. Im Süden lassen dagegen in
den Bergen die Schauer und Gewitter tagesgangsbedingt nach. Ansonsten tut sich
die Wolkendecke im Norden und der Mitte weiterhin mit Auflockerungen schwer, die
Modelle simulieren vielfach noch 8/8. Allerdings wird die Inversion noch etwas
nach unten gedrückt, vor allem durch weiteres Absinken im Westen, so dass am
Folgetag die Chancen auf Auflockerungen steigen.
Dienstag… schwächt sich das Skandinavientief über der Ostsee schon wieder ab,
es gelangt direkt unter ein in dem oben beschriebenen Trog befindliches Höhentief. Die Front zieht ebenso nach Osten ab, so dass uns dieses System nicht
mehr lange beeinflusst. In der ersten Tageshälfte kann es aber vereinzelt um die
Küsten noch etwas tröpfeln. Die etwas verbreiteteren Niederschläge des IFS sind
wohl nicht realistisch. Das zuvor noch wetterbestimmende Hoch über den Britischen Inseln wird dagegen abgebaut und große Teile Westdeutschlands befinden sich dann in einem schwachgradientigen Bereich, während im Nordosten
noch spürbarer Nordwestwind weht, der aber keinesfalls mehr warnwürdig ist. In
der Höhe dominiert nach wie vor ein Rücken, der aber immer flacher wird. Auf
seiner Rückseite stellt sich dann über Westeuropa eine westliche Höhenströmung
ein. Die Warmfront eines Tiefs über dem Nordatlantik, die schon seit gestern auf
unseren A-Formaten zu finden ist, wird mit der anfangs noch vorhandenen nordwestlichen Höhenströmung Richtung Deutschland gesteuert und verwellt. Sie
bringt aber nur etwas Bewölkungsnachschub vor allem in die nördlichen Landesteile, ist aber ansonsten kaum wetteraktiv. Auch die Inversion bleibt uns
in weiten Teilen der Nordhälfte weiter erhalten, so dass auch dort weiterhin
recht dichte Stratocumulusbewölkung dominiert. Im Süden stellt sich dagegen ein
freundlicher Tag ein und Gewitter sind auch in den Alpen kein Thema mehr. Bei
meist etwa 8 bis 12 Grad in 850 hPa (das ist etwas diffus, da auch die Inversion
in diesem Bereich liegt) werden dann zumindest im Südwesten wieder etwas mehr
als 25 Grad erreicht, sonst liegt das Temperaturniveau eher bei mäßig warmen 20
bis 24 Grad, im Nordwesten sogar teils noch etwas darunter.
In der Nacht zum Mittwoch ändert sich nicht allzu viel an der Lage. Weiterhin
dominieren im Norden die Wolken, während im Süden der Himmel meist klar ist oder
etwas hohe Bewölkung über den Himmel zieht, die aus der sterbenden Warmfrontwelle resultiert. ICON simuliert sogar noch ein paar Regentropfen am
Erzgebirge, ansonsten ist es weiterhin trocken.
Mittwoch… liegt unser Land in einer sehr schwachen westlichen Höhenströmung,
die allenfalls noch sehr leicht antizyklonal konturiert ist. Bodennah gelangt
das ganze Land in einen weitgehend gradientschwachen Bereich, wobei sich zumindest zeitweise ein flaches Hoch mit Schwerpunkt über Deutschland bilden
könnte. Dies lässt auf insgesamt weiterhin vorhandenes schwaches Absinken schließen, allerdings sinkt die Inversion in der Nordhälfte des Landes nicht
weiter ab, so dass dort auch weiterhin recht viel Bewölkung am Himmel erwartet
wird, allerdings zumindest mit leicht abnehmender Tendenz, weil der Feuchtenachschub von der Nordsee nicht mehr gegeben ist. Die mittlerweile aufgelöste Warmfrontwelle hinterlässt auch im Süden ein paar Wolken, so dass es
dort nicht mehr ganz so sonnig sein wird wie am Vortag. Trotzdem steigt die Temperatur weiter an, da von Westen etwas wärmere Luft zu uns gelangt. Da das
Absinken nachlässt, können an den Alpen durch orographische Hebung einzelne Gewitter ausgelöst werden.
In der Nacht zum Mittwoch bleibt es gebietsweise weiter wolkig. Von Westen greift in der Höhenströmung ein sehr schwacher Trog über, der für etwas Hebung
sorgt. In der Südhälfte, wo die Inversion nicht mehr vorhanden ist, kann geringfügiges CAPE zur Verfügung stehen, so dass die Entstehung einzelner Gewitter im Rahmen des Möglichen ist, allerdings zeigen die die Modelle (bis auf
GFS) eher zurückhaltend. Es sind allenfalls sehr schwache
Niederschlagssignale
zu finden.
Modellvergleich und -einschätzung
Die synoptischen Felder werden von den vorliegenden Modellen sehr ähnlich simuliert. Auf leichte Unterschiede bei den Bewölkungs- und
Niederschlagsprognosen wurde oben schon eingegangen. Zudem zeigen sich bei der
flachgradienten Lage am Mittwoch etwas unterschiedliche Positionen der flachen
Hochs und Tiefs. IFS zeigt in der Nacht zum Donnerstag sogar einen etwas stärkeren Keil über Deutschland.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Peter Hartmann