SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST
SXEU31 DWAV 270800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T ausgegeben am Donnerstag, den 27.06.2019 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
H B Übergang zu S a
Im Südosten geringe Gewitterwahrscheinlichkeit. Im Süden große Wärmebelastung.
Ansonsten nach vorübergehender Entspannung bei der Temperatur ab Samstag wieder
heiß.
Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
Donnerstag… hat eine weitgehend wetterinaktive Kaltfront in den Frühstunden
die südliche Mitte unseres Landes erreicht und kommt nunmehr nur noch wenig weiter nach Süden voran. Sie bringt mehr oder weniger aufgelockerte Bewölkung,
aber keinen Niederschlag. Postfrontal ist eine deutlich kühlere und trockenere
Luftmasse eingeflossen, in der in 850 hPa 8 bis 15 Grad gemessen werden. Die
Temperaturen steigen dort nicht mehr über die 30 Grad Marke, die Maxima liegen
meist zwischen 24 und 28 Grad, an der See nochmal etwas niedriger. In den Norden hat sich von der Nordsee her in flacher Schicht dichte, hochnebelartige Bewölkung mit einer Obergrenze von ca. 700 m ausgebreitet, die
im Tagesverlauf zwar etwas ausfranst und in SC übergeht. Ganz im Nordwesten können sich die Sonnenanteile heute aber sehr in Grenzen halten, Niederschläge
sind da freilich nicht zu finden.
Allerdings hat der Wind aufgefrischt, da sich zwischen dem von Nordwesten rasch
nachrückenden Hochdruckgebiet und dem über das Baltikum abziehenden Tief ein
recht ordentlicher Gradient aufgebaut hat, der an der See häufiger Bft 7 in Böen
erreicht.
Der Wind in 850 hPa von um die 30 kt gäbe auch weiter ins Binnenland 7er Böen
bis ganz runter her, allerdings liegt die Inversion an der Obergrenze der Bewölkung dort deutlich tiefer und darunter hält sich der Wind in Grenzen. Einzelne 7er Böen im nordöstlichen Binnenland sind dennoch nicht ausgeschlossen.
Ob diese dann auch zwingend bewarnt werden müssen, ist fraglich. Hier ist Nowcasting angesagt.
Präfrontal liegt noch heiße Luft über dem Süden, die über Südbaden noch 20 Grad
in 850 hPa zu bieten hat. Dort sind dann auch Höchstwerte bis 37 Grad drin, ansonsten vor der Front vielfach 30 bis 35 Grad mit der entsprechenden Wärmebelastung.
Wettertechnisch hat der Tag ansonsten nicht viel zu bieten. Die Luft ist zwar im
Süden potentiell sehr instabil und auch in der Grundschicht feucht, unter antizyklonalem Einfluss fehlen aber die auslösenden Faktoren. ICON sieht die
Labilität im Tagesverlauf sogar ungedeckelt, was für hochreichende Konvektion
sprechen würde, und so simulieren denn auch die globalen Modelle südlich der
Donau Niederschläge. Allerdings ziehen die hochauflösenden, konvektiven Modelle
nicht mit. Hier fallen die Signale für Gewitter sehr spärlich aus und beschränken sich bestenfalls auf den Alpenrand oder die Grenze zu Österreich und
Tschechien, teilweise wird auch nur inneralpin simuliert. Sollte sich die dennoch mal ein Gewitter bei uns entwickeln, ist schnell die Unwetterschwelle
erreicht.
In der Nacht zum Freitag kippt der meridionale Höhenrücken über Westeuropa in
seinem Nordteil über GB nach Osten, was auch dazu führt, dass unser Hoch mit
Schwerpunkt über der Nordsee sich etwas nach Osten ausweitet und der nach Mitteleuropa gerichtete Keil sich etwas kräftigt. Dabei dringen mit der schwachen nördlichen Strömung an seiner Ostflanke einige tiefe Wolken in den
Norden und die Mitte, während es nach Süden hin klar bleibt. Der Gradient fächert im Norden auf und der Wind lässt weiter nach. Die Temperaturen gestalten
sich in der frischeren, vor allem aber auch recht trockenen Luft lüftungsfreundlicher als zuvor. Sie gehen auf eine Spanne von 16 bis 9 Grad zurück.
Freitag… ändert sich an den Strömungsverhältnissen über Mitteleuropa nicht
viel. Eine Hochdruckzone von der Nordsee bis zum Balkan wird vom Keil über Westeuropa gestützt, der nur sehr zögernd, wenn überhaupt Boden nach Osten gutmacht. Die wärmste Luft wird dabei über Westeuropa, auf der Vorderseite eines
Troges, nach Norden geführt, allerdings liegen wir immer noch am Rand dieser
heißen Luftmasse, während in den Norden und Nordosten weniger warme Luft über
die Nord- und Ostsee herangeführt wird.
Über Frankreich werden in 850 hPa 27 Grad erwartet, bei uns sind es im Südwesten
ca. 18 Grad, im Nordosten knapp unter 10 Grad. Entsprechend verteilen sich auch
die Höchsttemperaturen, die im Südwesten über 30 Grad liegen, im Norden gebietsweise unter 25 Grad, an der Nordsee bei Seewind sind auch die 20 Grad
kaum drin. Unter Absinken scheint fast überall die Sonne, im Norden und Osten
gibt es vielleicht ein paar flache Quellwolken, Schauer aber nirgends.
Der Gradient ist soweit aufgefächert, dass auch der Wind keine Rolle mehr spielt.
In der Nacht zum Samstag verschiebt der Rücken seine Achse in unsere Richtung,
das zugehörige Hochdruckgebiet verlagert seinen Schwerpunkt über Mitteleuropa
nach Südosten. Die sehr warme Luft breitet sich damit wieder nach Nordosten aus.
Bei klarem Himmel ist die Nebelneigung gering, nur an der Nordsee können sich
ein paar SC oder St-Felder halten, sonst bleibt es klar. Die Luft kühlt sich auf
recht angenehme 16 bis 11, gebietsweise auf Werte um 10 Grad ab.
Samstag… setzt sich der Rücken etwas mehr nach Osten in Bewegung, da seine
Amplitude bei gleichzeitiger Abschwächung kleiner wird. Die Achse liegt abends
mehr oder weniger über der Mitte des Landes. Die Bodenhochdruckzone verliert
gleichfalls an Kontur, übrig bleibt eine flache Zone erhöhten Druckes über dem
östlichen Mitteleuropa, während sich über Westeuropa eine flache Tiefdruckrinne
formiert mit eingelagerter Konvergenz und rückseitiger Kaltfront.
Das hat für uns aber noch keine Bedeutung. Vielmehr kommt die heiße und trockene
Luft von Südwesteuropa weiter nach Nordosten voran. Dabei dominiert der Höhenrücken mit Absinken, so dass bei anhaltendem Sonnenschein wieder verbreitet
mehr als 30 Grad erwartet werden. Im Westen und Südwesten sind örtlich wieder an
die 36/37 Grad möglich. Die Wärmebelastung nimmt wieder zu.
Die Nacht zum Sonntag wird deutlich wärmer als die Vornächte und taugt teilweise
nicht mehr so gut zum „Fensteraufreißen“. Im Westen und in größeren Städten wird
die 20 Grad-Marke als Minimum angepeilt. Sonst passiert bei klarem Himmel nicht
viel.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Entwicklung im „großen Stil“ ist unstrittig. Die Konvektion und der Wind
heute wurden im Text erwähnt.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner