S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Montag, den 17.06.2019 um 10.30 UTC

Am Donnerstag und Freitag häufig Gewitter mit Unwettergefahr. Am Samstag in der Südhälfte weiter gewittrig, sonst Wetterberuhigung und etwas kühler. Nachfolgend
nur noch vereinzelt Gewitter bei verbreitet wieder ansteigenden Temperaturen.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 24.06.2019

Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Donnerstag (Fronleichnam) liegt Deutschland vorderseitig eines Langwellentroges, der sich vom Europäischen
Nordmeer bis in das Seegebiet westlich der Iberischen Halbinsel erstreckt. Dabei
wird mit einer südwestlichen Strömung warme Luft aus dem westlichen Mittelmeerraum zu uns geführt. Im Bodendruckfeld verläuft Do 00 UTC ausgehend von einem Tief über Skandinavien eine Kaltfront über den äußersten Nordwesten Deutschlands hinweg bis nach Frankreich und Spanien. Sie kommt im Tagesverlauf nur sehr zögerlich über Deutschland südostwärts voran. Präfrontal bilden sich in
der Warmluft teils kräftige Schauer und Gewitter, die durch in die Höhenströmung
eingelagerte Kurzwellentröge noch zusätzliche Dynamik erfahren. Am Freitag ändert sich an der großräumigen Wetterlage wenig. Die Kaltfront des über Fennoskandien liegenden Tiefs ändert ihre Position aufgrund der höhenströmungsparallelen Ausrichtung über Deutschland kaum und verläuft etwa von
Vorpommern über die Mitte hinweg bis nach Rheinland-Pfalz. Sie trennt weiterhin feuchtwarme Luft (T850 10 bis 13 Grad) von etwas kühlerer Luft im Nordwesten (T850 hPa 9 bis 5 Grad). Somit bleibt die Gewittergefahr präfrontal hoch. Aber auch im Nordwesten ist im Tagesverlauf Konvektion zu erwarten (wenngleich auf deutlich schwächerem Niveau), wenn der Haupttrog über die Nordsee hinweg gesteuert wird. Dies gibt auch der Kaltfront einen leichten Schub gen Südosten.

Postfrontal baut sich von der Biskaya bis zur Nordsee reichend ein Hochdruckgebiet auf, das seinen Schwerpunkt am Samstag Richtung Deutsche Bucht und Dänemark verlagert und dessen Einfluss bis nach
Norddeutschland reicht. Die Luftmassengrenze verläuft zonal über die Mitte Deutschlands hinweg. Entsprechend
verbleibt die Südhälfte in der gewitterträchtigen Luftmasse, wobei ein sich von den Westalpen annähernder, Richtung Balkan abtropfender Randtrog für Hebung sorgt. Dabei kann es durch Wellenbildung an der Front gebietsweise auch längere Zeit regnen. In der Nordhälfte gestaltet sich das Wetter in der etwas kühleren Luft dagegen ruhig.
Im weiteren Verlauf der Mittelfrist wandert das Hoch mit seinem Schwerpunkt Richtung Europäisches Nordmeer und Skandinavien. Gleichzeitig nähert sich vom Ostatlantik ein Tiefdruckgebiet, von dem aus eine Rinne nach Westeuropa gerichtet ist. Darin eingelagert ist die Luftmassengrenze, die nun über Deutschland wieder rückläufig wird. Entsprechend kommt die Warmluft wieder nach Norden voran, womit die Gefahr für Gewitter auch in den anderen Landesteilen wieder ansteigt. Da aber seitens der Höhe zunächst keine signifikanten Hebungsantriebe auszumachen sind, sollte Konvektion nur vereinzelt auftreten.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des EZMW-Modells kann bis einschließlich Freitag als sehr gut bezeichnet werden.
Ab Samstag nehmen die Unterschiede zwischen den Modellläufen ein wenig zu, insbesondere bezüglich der Kaltfront, die im Vergleich zu den gestrigen Modellläufen nun noch langsamer südostwärts vorankommt. Vielmehr wird die Luftmassengrenze über Deutschland im Laufe des Wochenendes rascher rückläufig. Entsprechend verbleibt am Samstag nicht nur der Süden, sondern die gesamte Südhälfte in der Gewitterluft. Zudem kann sich die Warmluft auch im Norden wieder schneller durchsetzen als gestern noch prognostiziert.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Freitag ergeben sich bei den betrachteten Modellen keine prognoserelevanten Unterschiede. Nachfolgend wird der Randtrog unterschiedlich vorhergesagt. Während dieser nach ICON und EZMW Richtung Balkan abtropft und sich dadurch über Deutschland sogar eine eher antizyklonal geprägte Höhenströmung einstellt, schwenkt dieser nach GFS über Deutschland hinweg ostwärts. Entsprechend greifen die Niederschläge in Form von Gewittern oder gewittrigem Regen weiter nordwärts aus. Zudem nähert sich ein vom Ostatlantik herankommender Trog langsamer, sodass auch der erneute Warmluftvorstoß Richtung Norden bei GFS langsamer als bei ICON und EZMW erfolgt.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahne des EZMW für Offenbach weist bis einschließlich Sonntag einen sehr engen Verlauf der Ensemble Member auf. Dabei zeigt sich am Freitag ein vorübergehendes Temperaturminimum. Nachfolgend steigt die Temperatur wieder an und mündet in einem Maximum zu Beginn der neuen Woche. Allerdings nimmt der Spread ab Montag deutlich zu. Haupt- und Kontrolllauf befinden sich dabei am warmen Rand des Ensembles. Niederschlagssignale sind über den gesamten Mittelfristzeitraum vorhanden, was den beschriebenen wechselhaften und teils gewittrigen Wettercharakter stützt.
Die Clusterung des EZMW besitzt sowohl für die Zeiträume t+72 bis 96 und t+120 bis 168 h jeweils nur ein Cluster. Für die erweiterte Mittelfrist gibt es drei Cluster. Unsicher ist noch, inwieweit der atlantische Trog auf West- und Mitteleuropa übergreift, wobei die Member auf die Cluster sehr ähnlich verteilt sind. Die Unsicherheit spiegelt sich auch in der Zunahme des Spreads bei Temperatur und Geopotential in der Rauchfahne wider.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Donnerstag entwickeln sich mit Ausnahme des äußersten Nordwestens häufig Gewitter. Vor allem im Osten und Süden sind bei bis zu 38 mm Gehalt an niederschlagbarem Wasser und CAPE um 1000 J/kg Unwetter aufgrund von heftigem Starkregen, Hagel und Sturmböen sehr
wahrscheinlich. Im Osten und Süden muss teils mit einer starken Wärmebelastung gerechnet werden.
Am Freitag besteht im Nordwesten nur eine geringe, sonst eine erneut hohe Gewittergefahr. Im Osten und Süden sind unwetterartige
Entwicklungen insbesondere aufgrund von heftigem Starkregen weiterhin wahrscheinlich.
Am Samstag bleibt es in der Südhälfte weiterhin gewittrig, bei wenig veränderten
Luftmasseneigenschaften gibt es lokal Unwetter.
Am Sonntag und Montag steigt auch im Westen wieder das Gewitterpotential an. Insgesamt sollten sich aber auch im Süden nur noch vereinzelt Gewitter entwickeln. Regional kommt es wieder zu einer starken Wärmebelastung.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger