SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST
SXEU31 DWAV 150800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 15.06.2019 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
TrW Übergang zu SWa. Heute Nachmittag und Abend im äußersten Nordosten weiterhin
Gefahr einzelner unwetterartiger Gewitter. Auch im Süden wieder zunehmend gewittrig. Einzelne Unwetter aufgrund von Starkregen nicht ausgeschlossen. In der Nacht ausgehend vom Bodenseeraum nordostwärts ausgreifend teils gewittriger Starkregen. Dabei regional unwetterartige Regenmengen nicht ausgeschlossen. Ab Sonntag zunehmende Wetterberuhigung.
Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
Samstag… liegt Deutschland an der Vorderseite eines Höhentiefs mit Drehzentrum
im Seegebiet zwischen Großbritannien und Island. Von diesem Höhentief geht ein Randtrog aus, der aktuell über die Mitte Deutschlands gesteuert wird und im weiteren Tagesverlauf nordostwärts über den Norden hinweg Richtung Ostsee schwenkt. Im Bodendruckfeld erstreckt sich ausgehend von einem Tiefkomplex nordwestlich von Irland eine Tiefdruckrinne über Deutschland hinweg Richtung Adria. Darin eingelagert ist vorderseitig des Randtroges ein flaches Tief über der Nordhälfte Deutschlands, an dessen Ostflanke mit einer südlichen Strömung feuchtlabile Subtropikluft aus dem Mittelmeerraum in das Vorhersagegebiet gelangt. Im Bereich des Tiefs haben sich bereits in der vergangenen Nacht einzelne kräftige Gewitter entwickelt, die sich nun zu einem Gewittercluster vereinigt haben und in den nächsten Stunden Richtung Ostsee abziehen. Der Gehalt an niederschlagbarem Wasser liegt dort teils über 40 mm, CAPE gebietsweise um 1500 J/kg. Zudem ist sowohl niedertroposphärisch als auch bis in höhere Niveaus hinaufreichend ausreichend Scherung vorhanden. Entsprechend kommt es in Verbindung mit den Gewittern teils zu heftigem Starkregen, größerem Hagel und mitunter schweren Sturmböen. Eine entsprechende Vorabinformation ist noch bis zum Mittag aktiv. Nach Abzug des Gewitterclusters beruhigt sich das Wetter im Norden und Nordosten
zunächst. Die Tiefdruckrinne kommt zwar weiter nordostwärts voran, dennoch befindet sich der äußerste Nordosten auch am Nachmittag noch im Bereich der labilen Luftmasse. Dabei sind deren Eigenschaften gegenüber heute Vormittag kaum
verändert mit PPWs teils über 40 mm, CAPE nahe 2000 J/kg und einer Lapse Rate von etwa 0,6 K pro 100 Höhenmeter. Die Voraussetzungen sind also gegeben, dass sich mit Durchschwenken des Randtroges auch am Nachmittag etwa von Schleswig-Holstein bis nach Nordbrandenburg nochmals teils kräftige Gewitter entwickeln, die weiterhin Unwettercharakter aufgrund von Starkregen und größerem
Hagel annehmen können. Voraussichtlich wird es sich aber um einzelne Entwicklungen handeln, sodass nach Auslaufen der jetzigen Vorabinfo aus jetziger
Sicht auf eine weitere im Nordosten verzichtet wird. Zudem wird die Entwicklung von den hochauflösenden Modellen unterschiedlich gesehen. C-D2 und WRF lassen die Konvektion sehr weit östlich und weitgehend außerhalb Deutschlands entstehen. Super-HD und Arome lassen die Gewitter etwas weiter landeinwärts auslösen.
Im Nordwesten ist aktuell noch teils gewittriger Regen unterwegs, der aber mit Vorankommen des Randtroges allmählich nordwärts abzieht. Ohnehin ist dort eine andere Luftmasse wirksam als im Nordosten, sodass Starkregen in Verbindung damit
weiterhin unwahrscheinlich ist.
Nach Durchzug des Randtroges und rückseitig der Tiefdruckrinne beginnt der Luftdruck von Südwesten durch KLA zu steigen und es gelangt von Westen eine gemäßigtere und etwas stabilere Luftmasse zu uns. Somit zeigen sich unter Absinken in weiten Teilen des Landes zunächst größeren Auflockerungen. Mit Durchzug einer Druckwelle, die sich von Südwest nach Nordost vorarbeitet können vereinzelt und vorübergehend Windböen um 55 km/h auftreten.
Allerdings nähert sich dem Süden und Südwesten Deutschlands am Nachmittag und Abend ein weiterer Randtrog von den Westalpen und Ostfrankreich. Vorderseitige Hebung bringt in der dort leicht labil geschichteten Luftmasse erneut konvektive
Umlagerungen in Gang, die sich vom Schwarzwald und von den Alpen bis in die Donauregion ausweiten können. Allerdings weist diese Luftmasse nur ein CAPE bis 500 J/kg auf, der Gehalt an niederschlagbarem Wasser liegt um 30 mm. Zudem ist die Scherung sehr schwach, so dass keine organisierten Strukturen zu erwarten sind. Insofern sollten die Gewitter meist im markanten Bereich bleiben. Dennoch sind insbesondere aufgrund von Starkregen lokale Unwetter nicht ausgeschlossen.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 22 bis 26, im Südosten 26 bis 30 und im Osten (bevor die erneute Konvektion einsetzt) nochmals 27 bis 34 Grad.
In der Nacht zum Sonntag sollte die Konvektion mit Abzug der Tiefdruckrinne ganz
im Nordosten rasch auf die Ostsee heraus verschwinden. Anders sieht es im äußersten Südwesten aus, wo dann der über die Westalpen hinweg nordwärts schwenkende Trog wetterwirksam wird. Zwar steigt der Luftdruck im Bodendruckfeld
durch KLA weiter an, dennoch sollte der verbleibende Hebungsantrieb noch ausreichend sein, die Konvektion weiter nord- bis nordostwärts bis in den zentralen Mittelgebirgsraum hinein ausgreifen zu lassen. Aufgrund der Luftmasseneigenschaften sollten die Entwicklungen zwar moderat ausfallen. Allerdings gibt es seitens der hochauflösenden Modelle Signale, dass sich ausgehend vom Südschwarzwald und dem Bodenseeraum ein MCS nordostwärts auf den Weg macht. Dann kann zumindest gebietsweise Starkregen zwischen 20 und 35 mm innerhalb weniger Stunden, teils auch unwetterartige Mengen um 50 mm auftreten. Bei einer solchen Entwicklung muss dann auch mit Sturmböen gerechnet werden. Die
Zugbahn des möglichen MCS wird allerdings auf Basis der aktuellen Läufe noch recht unterschiedlich prognostiziert, was die Ausgabe einer Vorabinformation schwierig macht. Letzteres bleibt aber im Hinterkopf und wird bei Bedarf am Nachmittag noch ausgegeben. In den anderen Gebieten sollte Absinken für eine Wetterberuhigung mit Aufklaren sorgen, wobei sich dort, wo es zuvor am kräftigsten geregnet hat, flache Nebelfelder bilden können.
Sonntag… baut sich im Bodendruckfeld von der Biskaya bis nach Deutschland reichend ein Hochdruckgebiet auf. Allerdings bleibt die Höhenströmung über Deutschland zyklonal geprägt, wobei der Randtrog über uns weiter nordostwärts schwenkt. Er verliert dabei zunehmend an Kontur. Dennoch sollte der Hebungsantrieb dafür ausreichen, dass die Reste der nächtlichen Konvektion (meist schauerartiger Regen) über Teilen der Mitte und des Südens noch aufrechterhalten bleiben. Dabei können sich in den genannten Gebieten nach einem
vormittäglichen Minimum am Nachmittag auch wieder einzelne Gewitter entwickeln. Allerdings erreicht CAPE meist nur wenige hundert J/kg, der Gehalt an niederschlagbarem Wasser liegt um 25 mm. Insofern sind Unwetter nur gering wahrscheinlich, aufgrund der langsamer werdenden Verlagerung der Zellen kann dennoch lokal unwetterartiger Starkregen nicht ausgeschlossen werden.
Auch im äußersten Nordwesten, wo der Randtrog noch besser konturiert ist, sind Schauer und mitunter auch vereinzelte Gewitter nicht ausgeschlossen.
In den weiteren Landesteilen zeigt der Hochdruckeinfluss seine Wirkung. Die Höchstwerte liegen in der eingeflossenen gemäßigten Luftmasse zwischen 21 und 25
Grad.
In der Nacht zum Montag zieht der weiter schwächer werdende Randtrog nordostwärts ab. Im Bodendruckfeld weitet sich das Hochdruckgebiet über ganz Mitteleuropa aus. Entsprechend fallen letzte Schauer und Gewitter rasch in sich zusammen und die Nacht gestaltet sich ruhig. Unter Absinken klart der Himmel verbreitet auf. Vereinzelt bilden sich flache Nebelfelder.
Montag… verlagert der Haupttrog sein Drehzentrum etwas nordostwärts und befindet sich schließlich im Seegebiet nördlich von Schottland. Über Deutschland
zeigt sich die Höhenströmung sogar leicht antizyklonal gekrümmt. Das Hoch verlagert seinen Schwerpunkt Richtung Polen, bleibt aber dennoch für uns wetterbestimmend. Insofern gestaltet sich der Tag ruhig und überwiegend sonnig. Dabei kann sich die Luft wieder verbreitet auf sommerliche Werte zwischen 24 und
29 Grad erwärmen. Einzig unmittelbar an den Alpen können sich mithilfe der Orographie einzelne Schauer und Gewitter entwickeln, die dann in der Nacht zum Dienstag wieder rasch in sich zusammenfallen.
Modellvergleich und -einschätzung
Die großräumige Entwicklung wird von den betrachteten Modellen ähnlich gesehen. Bei den hochauflösenden Modellen gibt es für den heutigen Tag im Nordosten und für die kommende Nacht im Süden noch
Prognoseunterschiede, die im Text bereits angesprochen wurden.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Johanna Anger