SXEU31 DWAV 071800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 07.05.2019 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Wechselhaft mit wiederholten, teils gewittrigen Niederschlägen. Am Donnerstag im
Süden Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC

Aktuell … verabschiedet sich unser kleines Zwischenhoch MAXINE schon wieder ostwärts und wandert mit seinem Zentrum mit rund 1018 hPa von Niederbayern bis morgen Früh zum Balkan. Die flachen Quellungen mit Obergrenzen bei rund 2000 Metern (-10 Grad), was punktuell sogar noch für Graupelanteile in den schwachen Schauern gereicht hat, fallen in sich zusammen und es klart vorübergehend auf. Negative Taupunkte und windschwache Verhältnisse lassen die Mos-Vorhersagen mit örtlich leichtem Frost im Osten und Süden des Landes realistisch erscheinen. Auch über der Nordsee und Ostfriesland hat sich noch ein Schauercluster entwickelt, aus dem es sogar kurzzeitig rausgeblitzt hat. Bodennah liegt es sogar am Rande des (sich abbauenden) Hochkeils. Es sich trotz limitierter Feuchte und Labilität insbesondere durch die starke hochreichende Scherung gespeist und somit am Leben erhalten. Zudem formiert sich in den nächsten Stunden über besagtem Gebiet auch der Jet in 300 hPa. Kurzum, bis zur Nordfriesischen Küste wird es ihn noch wohl noch verschlagen, bevor er mit der auf Süd drehenden Strömung nordwärts aus dem Vorhersagegebiet gedrückt wird. Unterdessen kündigen hohe Ci/Cs-Felder im Südwesten bei Zeiten weit ostwärts ausgreifende WLA im Vorfeld eines Frontensystems an, das die Biskaya und die französische Küste erreicht hat. Es gehört zum kräftigen Sturmtief YUKON südwestlich von Irland, das sich weniger durch seinen Kerndruck (etwas unter 980 hPa) als vielmehr durch seinen warmen Kern auszeichnet. So lassen sich auch die Signaturen im Satbild erklären, die durchaus Ähnlichkeiten mit tropischen Systeme aufweist (flache, tiefe Bewölkung im Kern). Bis Dienstag 06z setzt nachfolgend zwischen Eifel und Bodensee leichter Regen ein. Darüber hinaus macht
sich die Annäherung der Front durch eine Windauffrischung auf höheren Berggipfeln bemerkbar mit ersten Sturmböen auf den Gipfeln von Schwarzwald und Alpen.
Mittwoch … gelangt Deutschland vollends auf die diffluente Vorderseite des umfangreichen Langwellentroges mit Kern über den Britischen Inseln. Dieser weist
mit einer neuen Teiltiefentwicklung am Okklusionspunkt über der Irischen See und
dem angesprochenen „warmen“ Kern dicht westlich der Biskaya um 12z einen Dipolcharakter auf. Entscheidend für unser Wettergeschehen ist zunächst erst einmal ausschließlich der erstgenannte Kern. Von diesem geht ein Kurzwellentrog zur Rheinmündung aus. Am Boden befindet sich damit korrespondierend das Frontensystem, das noch einen kleinen Warmsektor bereithält. Die Warmfront nähert sich zum Nachmittag in gleicher geographischer Orientierung der Elbe an, womit die vorlaufenden WLA bedingten leichten Regenfälle zunehmend auch die östlichen Bundesländer erfasst. Im Vorfeld bleibt es an Oder und Neiße sowie in Ostsachsen und Niederbayern noch am längsten sonnig und trocken und dank des Warmlufteinschubs mit 5 bis 10 Grad in 850 hPa mit Höchstwerten teils über 20 Grad in Simbach, Passau und Dresden auch recht mild. Es folgt allerdings recht rasch die Kaltfront von Westen nach, die über Südfrankreich und Spanien zur Wellenbildung neigt und damit im Südwesten zurückgehalten wird. Dementsprechend sind vor allem Richtung Schwarzwald länger anhaltende, schauerartig verstärkte Regenfälle zu erwarten. Die probabilistischen Verfahren liefern hier Signale für ein
Dauerregenereignis mit mehr als 25 l/qm binnen 12 Stunden (COSMO-LEPS 65%, ICON-EPS knapp 20%). Bei den
deterministischen Läufen schlägt der 06z Lauf des Euro4 mit 50 l/qm bis Mi 18z mächtig zu. Die anderen Modelle haben aber auch immerhin verbreitet 20 bis 25 l/qm im Programm. Von daher lässt sich zumindest ein – wenn auch lokal begrenztes – Ereignis nicht von der Hand weisen. Das konsistente Signal des Euro4 (0z Lauf ähnlich) sind wahrscheinlich aufgrund der konvektiven Verstärkungen zwar etwas übertrieben, sollte aber selbst bei Reduzierung für warnwürdige Mengen mehr als ausreichen. Nachdem also die Regenfälle von Warm- und Kaltfront durch die hebungsfördernde Situation mehr und mehr zusammenwachsen, wird es im postfrontalen Bereich nochmal spannend. Dort sorgt Kaltluftadvekion für eine Zunahme des vertikalen Temperaturgradienten mit Lapse Rates unter -0.7K/100m. In Kombination mit den weiterhin vorhanden recht hohen Werten an spezifischer Feuchte wird entsprechend
etwas MLCAPE (wenige 100 J/kg) generiert. Die 12z Läufe der
hochauflösenden Modelle zeigen weiterhin ein Band mit linienhaft organisierten Gewittern, das ab
etwa 18 Uhr Ortszeit auf den äußersten Westen übergreift. Da die hochreichende Scherung 0-6km mit mehr als 15 m/s noch recht ansprechend ist, sind linienhaft organisierte Strukturen durchaus wahrscheinlich. Aufgrund der recht raschen Zuggeschwindigkeit kann am ehesten der Wind für das Auftreten von markanten Gewittern sorgen. Die 850 hPa Winde liegen bei den jüngsten Läufen allerdings nur noch um die 30 Knoten. Aus der Eigendynamik bei linienhaften Strukturen sind
dennoch stürmische Böen wahrscheinlich und auch kleinkörniger Hagel kann hier und da mal auftreten.

Bleibt nach all der Komplexität noch der Gradientwind zu erwähnen. Der präfrontale östliche Wind kann an exponierten Küstenabschnitten die ein oder andere Windböe 7 Bft bringen, die aufgrund der Kurzlebigkeit warntechnisch aber schwer zu erfassen sein wird, zumal auch im Grenzbereich zu 6er Böen. Sicherer sind da schon die stürmischen Böen in den Gipfellagen der Mittelgebirge, die teilweise unter die
Einzelfallentscheidung ebenfalls nicht zwingend zu bewarnen sind. Anders sieht es dagegen in den Alpen und im Hochschwarzwald aus, wo verbreitet Sturmböen 9 Bft, exponiert schwere Sturmböen 10 Bft aus südlichen Richtungen auftreten. Aufgrund des irgendwo doch limitierten Gradienten ist ein länger andauerndes Durchbrechen des Föhns in die Alpentäler mit warnwürdigen Böen aber eher nicht zu erwarten. Die von COSMO-D2 und EZ simulierten Windböen über MeckPom und Teilen Brandenburgs scheinen aufgrund der stabilen Schichtung und selbst an der Küste kaum ausreichendem Gradienten nicht sehr wahrscheinlich und um 1 Bft überhöht. In der Nacht zu Donnerstag schwenkt der erste Randtrog mitsamt des Frontensystems nordostwärts zur Ostsee ab. In Vorpommern und am östlichen Alpenrand regnet es noch am längsten. Die konvektive Linie vom Abend schwächt sich bei ihrem weiteren Vorankommen nach Osten im Laufe der ersten Nachthälfte aufgrund des Herauslaufens aus dem dynamischen Antrieb rasch ab. Anfänglich können damit in Verbindung aber noch Windböen und stürmische Böen auftreten. Deutschland verbleibt aber weiterhin vorderseitig der Haupttrogachse (o.e. zweiter „warmer“ Kern) über Frankreich, bis Donnerstag Früh bleibt dieser aber noch außen vor, so dass sich das Wetter im Allgemeinen in der zweiten Nachthälfte beruhigt und es gebietsweise etwas auflockert. Allerdings zu selten, um die Minima unter 10 bis 6 Grad zu drücken. In den Hochlagen bleibt es teils stürmisch. Donnerstag … greift der Haupttrog auf Deutschland über. Je tiefer man dabei von der oberen in die untere Troposphäre vorstößt, desto mehr kurzwellige Anteile lassen sich finden, die in diesen Haupttrog eingelagert sind. Ein sehr scharfer seiner Zunft ist dabei um 12z über dem Südwesten auszumachen, der entsprechend auch im Bodendruckfeld für eine stattliche Gradientverschärfung an der Südflanke führt. Er schwenkt bis zum Abend unter Abschwächung zum Erzgebirge. So gesehen lassen sich 3 Zonen über Deutschland definieren. 1. Zone: Der Nordosten (S-H, Meck-Pom, Nordbrandenburg)
Rechter Jeteingang befeuert die noch vorhandene Restfeuchte bzw. -labilität und sorgt für einzelne Schauer oder vereinzelt auch kurze (gelbe) Gewitter (fehlende
Scherung). Südwestlich davon schließt sich ein Bereich kompensatorischen Absinkens an, in dem die Feuchte deutlich reduziert ist (PPW-Rückgang von 20 auf 10 mm). Bleibt letztlich noch der Einflussbereich des erwähnten markanten Randtroges (grob gesprochen westlich des Rheins und südlich des Mains), der eher für mesoskalige schauerartige Regenfälle sorgt. Die Labilität ist nicht überbordernd, der Hebungsantrieb aber wohl stark genug, um zumindest einzelne eingelagerte Gewitter (embedded CB’s) zu produzieren. Da von Südwesten zum Abend
auch die hochreichende Scherung ansteigt, können diese am hinteren Rand des Niederschlagsgebietes durchaus auch mal organisiert sein (ocker mit Sturmböen).

Aber auch außerhalb der Konvektion steht der Wind im Fokus. So baut sich auf der
Südflanke des angesprochenen Troges ein recht scharfer Luftdruckgradient auf. Dies betrifft dann vor allem die Südhälfte, wo die verschiedenen deterministischen Modelle und Ensembleverfahren Böen bis in den markanten Bereich simulieren. Vom Oberrhein bis vor die Tore Münchens werden vom ICON-EPS und EZ-EPS hohe Wahrscheinlichkeiten von 80% und mehr für Bft 8 angeboten – 2 Tage im Voraus ein deutlicher Fingerzeig. Bezüglich des nordwärtigen Ausgreifens
des Windfeldes bestehen noch gewisse Modellunterschiede. Der EZ 0z Lauf ließ die
Sturmböen bis zum Main ausgreifen, angesichts der Probabilistik ein unrealistisches Szenario.
Bei 850 hPa Temperaturen um 4 Grad werden in der erwärmten Atlantikluft Höchstwerte zwischen 15 und 20 Grad, bei längerem Regen und im höheren Bergland um 12 Grad erreicht.

In der Nacht zum Freitag schwenkt die Trogachse nur wenig ostwärts und kommt über Südpolen zum Erliegen. Das Muster erinnert ein wenig an eine winkelförmige Westlage, die etwas nach Osten verschoben ist, zonalisiert doch die Höhenströmung über weiten Teilen Deutschlands nachfolgend. In der Konsequenz kommt es gebietsweise zu weiteren Regenfällen, bevorzugt am Alpenrand sowie im Nordosten (größte Nähe zur Frontalzone). Der Wind dreht in der unteren Troposphäre langsam auf Nordwest, womit von der Nordsee kühlere Meeresluft mit 850 hPa Temperaturen unter 0 Grad in den Nordwesten Deutschlands gelangt. Aufgrund der kompakten Bewölkung ohne nennenswerte Auswirkungen auf die Tiefstwerte, die erneut zwischen 10 und 7 Grad, im Bergland etwas darunter zu verorten sind.
Freitag … schwenkt die Achse des alternden Höhentroges über dem Nordosten Deutschlands und Polen ein wenig nordwärts, so dass sich von Süden leichter Potentialanstieg und im Isohypsenfeld sogar ein flacher Keil bemerkbar macht. Schwache PVA ist dabei immer noch im äußersten Nordosten (Uckermark bis Rügen) wetterwirksam, so dass es dort noch längere Zeit schauerartig verstärkt regnet (mit maximal 5 bis 10 l/qm binnen 12h aber fernab irgendwelcher Warnrelevanz). Gleiches gilt für die Gebiete südlich der Donau, wo weniger dynamische Hebung, denn vielmehr die Luftmasseneigenschaften (+5 Grad in 850 hPa) feucht-warm und leicht labil sind, weshalb geringfügig MLCAPE generiert wird. Sonst beruhigt sich das Wetter etwas und von Westen setzen sich zeitweise Auflockerungen mit Sonnenschein durch. An der Nordsee sind einzelne Windböen möglich.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Unterschiede hinsichtlich des Dauerregenereignisses im Schwarzwald und Windböen im Nordosten am morgigen Mittwoch wurden bereits im Text erwähnt und bewertet.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Robert Hausen