S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Dienstag, den 07.05.2019 um 10.30 UTC

Samstag im Süden kräftiger, teils gewittriger Regen. in den Hochlagen zunehmend in Schnee übergehend. Dabei im Südwesten im Bergland vorübergehend stürmischer Wind. Zum Wochenbeginn in den Nächten Gefahr leichten Frosts in Bodennähe.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 14.05.2019

Mit der Fortdauer einer teils deutlich negativen NAO und AO verwundert es nicht,
dass die Mittelfrist erneut von langsam ziehenden Rossby-Wellen und dazu korrespondierenden Keilen geprägt wird – kurz gesagt, die Fortdauer einer blockierenden Wetterlage ist wahrscheinlich.
Der für unseren Zeitraum interessante Antrieb für die erneute Blockierung der Westdrift ist über dem Mittleren Westen der USA zu finden, wo in den kommenden 48h großräumige Gewittercluster für einen intensiven und u.a. polwärts gerichteten diabatischen Wärmefluss sorgen. Der daraus hervorgehende und sich stark aufwölbende Keil über dem Osten/Nordosten der USA sorgt per „downstream development“ für die Ausbildung eines ungewöhnlich kräftigen Langwellentroges entlang des 45. Längengrades (unter 40 dam negative Abweichung der 500
Geopotentialanomalie). Die daraus resultierende hochreichende Warmluftadvektion sorgt für kräftigen Geopotentialanstieg, der von der Iberischen Halbinsel bis nach England reicht. Mitteleuropa würde bei dieser Konstellation auf der kalten Seite der Keilachse verbleiben. Unsicherheiten bei dieser Entwicklungskette sind vorhanden, die z.B. bereits bei
der Ausprägung der Konvektion über den zentralen USA beginnen, wobei dieser Prozess in der Numerik gerne unterschätzt wird. Somit sind noch stärkere Kopplungsprozesse über dem Nordatlantik nicht auszuschließen. Nimmt man allerdings das glättende Ensemblemittel zur Hand, dann zeichnet sich die antizipierte Entwicklung als nicht unwahrscheinlich ab. Zum Beginn der Mittelfrist, am Freitag, liegt ein negativ geneigter, alternder Höhentrog mit seiner Achse über Mittel- und Südosteuropa, während ein progressiver Trog über die Nordsee ostwärts schwenkt. Letzterer wird von einem diffus strukturierten Bodentief begleitet, das einen Schwall feuchter und milder
Mischluft nach Deutschland lenkt. Deutschland liegt somit in einer diffluent konturierten und leicht zyklonal geprägten Westströmung, sodass sich das Wetter leicht wechselhaft und mit im Tagesverlauf nachlassender Schaueraktivität präsentiert.

Am Samstag läuft eine Kurzwelle am Westrand des Nordseetroges über Nordwest- und
Westeuropa zügig in Richtung zentrales Mittelmeer ab und beginnt sich dort in ein eigenständiges Höhentief umzuwandeln. Die zügige Verlagerung der Welle wird durch die supergeostrophisch maximierten Höhenwinde des sich aufwölbenden Höhenkeils über dem Nordostatlantik gestützt (120+ kn in 300 hPa). Die Kurzwelle
wird auch niedertroposphärisch von einem breiten Bodentrog bzw. einem schwachen Bodentief begleitet. Mit der Wellenpassage greifen kräftige Aufgleitniederschläge im Verlauf des Samstags auf Süddeutschland über und lassen
erst in der Nacht zum Sonntag zögernd von Nordwesten nach. Mit dem Abtropfprozess bzw. der einsetzenden Leezyklogenese über Norditalien könnten die
Niederschläge im Südosten Deutschlands zäh bis in die Morgenstunden andauern. Prädestinierte Staulagen an den Alpen sowie vielleicht auch entlang der südlichen Mittelgebirge könnten bei den 24-std. Regenmengen gar in den markanten
Dauerregenbereich gelangen. Strichweise können diese Niederschlagsmengen noch deutlich höher ausfallen, sollten in das Niederschlagsgebiet eingelagerte Gewitter auftreten. Da dieses Ereignis jedoch an eine progressive Kurzwelle gekoppelt ist sind die Unsicherheiten beim Niederschlag (sowohl Dauer als auch Gewitterpotential betreffend) noch recht groß. Den Rest von Deutschland erwartet
bei niedrigem Geopotential ein schaueranfälliger und somit wechselhafter Wettertag, wobei während der Nachtstunden diese Aktivität mit nachlassendem vertikalen Temperaturgradienten nachlassen sollte.

Der Sonntag kann als Übergangstag beschrieben werden. Der sich über Westeuropa kräftig polwärts aufwölbende Keil beeinflusst zunehmend den Westen Deutschlands,
während der Osten unter den Resten eines langsam ostwärts abziehenden Höhentroges verbleibt. Auch das abgetropfte Höhentief über dem zentralen Mittelmeer verlagert sich kaum. Daher klingen die Niederschläge am Alpenrand nur
sehr zögernd ab und gehen in den Hochlagen zunehmend in Schnee über, wobei innerhalb der Ensembles nur mäßige Neuschneemengen gezeigt werden. Ansonsten beruhigt sich das Wetter in Deutschland von West nach Ost und vielerorts wird es
sonnig bzw. verläuft die Nacht klar und trocken.

Zum Montag und Dienstag kräftigt sich der Einfluss des Höhenkeils immer weiter und lässt das Geopotential über Deutschland beständig ansteigen. Gleichzeitig soll sich am Montag über der südlichen Nordsee ein eigenständiges Bodenhoch ausbilden, das sich bis Dienstag kaum verlagert. Die Folge wäre an beiden Tagen ruhiges und trockenes Hochdruckwetter.
Ein Blick noch auf die Temperaturentwicklung. Einzig die Passage der Welle am Samstag lässt vorübergehend etwas höhenmildere Luftmassen nach Süddeutschland einströmen. Ansonsten überwiegt zunächst gealterte Mischluft, die im Wochenendverlauf durch einen markanten Schwall modifizierter Polarluft auf der kalten Keilseite erneuert wird. Mit der Wetterberuhigung zum Wochenbeginn und potentiellen Strahlungsnächten fällt dann zunehmend die Gefahr von leichtem Frost in Bodennähe ins Auge. Ansonsten werden wir es die Mittelfrist über schwer
haben tagsüber überhaupt die 20-Grad Marke zu erreichen.

Der Wind könnte mit Passage der Welle am Samstag im südwestdeutschen Bergland in
Form von Sturmböen vorübergehend warnrelevant ausfallen. Ansonsten ist die Mittelfrist über mit keiner großflächigen Windlage zu rechnen.