#SXEU31 #DWAV280800 #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Sonntag den 28.12.2025 um 08 UTC
SXEU31 DWAV 280800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 28.12.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Übergang von HB (Hoch Britische Inseln) zu Na/z (Mischung aus Nord
antizyklonal und zyklonal)
Heute Hochkeil HELLA mit Binärwetterlage – grau oder blau. Kommende Nacht im
Norden und Osten stellenweise Glatteis nicht ausgeschlossen. In den nächsten
Tagen leicht wechselhaft mit winterlichem Touch, aber noch ohne den großen
Durchbruch.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
Sonntag… reicht ein mordmäßig ausgedehnter Höhenrücken von der Labradorsee
über den gesamten Ostatlantik hinweg bis hinunter zum zentralen Mittelmeer. An
seiner Seite oder besser leicht versetzt darunter eine nicht minder ausladende
Hochdruckzone, die in Ostgrönland als KAREN ansetzt (1035+x hPa), sich über dem
nahen Atlantik (zwischen Island und UK/Irland) als JASMIN fortsetzt (um 1040
hPa), um als wuchtiger, gen Balkan gerichteter Keil namens HELLA zu enden.
Flankiert wird das antizyklonale Bollwerk von zahlreichen Tiefs und
Potenzialtrögen sowohl über Nord- und Osteuropa (ROMAN, PEDA) als auch über
Südwesteuropa (QAZI knapp westlich der Straße von Gibraltar). Entlang der
Ost-Nordostabdachung des Höhenrückens schlängelt sich die gut ausgeprägte
Frontalzone leicht mäandrierend vom Europäischen Nordmeer bis hinunter nach
Südosteuropa, was dort teils stürmisches und winterlich geprägtes Wetter zur
Folge hat.
Nicht so bei uns, wo das Setup antizyklonal geprägt ist, wenn auch mit gewissen
Tücken, ja in Teilen sogar richtig heimtückisch. So hat sich gestern von Norden
her eine Kaltfront bei uns eingeschlichen, die auf den ersten Blick harmlos
aussah wie ein Stück Graubrot. Doch dann kamen sie auf einmal, die Meldungen,
die Glättemeldungen von Nutzern unserer Warnwetter-App – glücklicherweise. Weder
im Radar noch bei den Automatenmeldungen gab es nämlich wirklich erkennbare
Signale, die auf leichtem Nieselregen oder auch „nur“ Feuchtesättigung bzw.
Nebelnässen mit nachfolgender, nahezu instantaner Glätte (die Böden waren ja
durch die kalten Weihnachtstage ausreichend durchgefrostet) hingedeutet hätten.
Waren das noch Zeiten, als es Beobachter gab, Menschen, die man anrufen konnte
oder die in solchen Fällen den Hörer selbst in die Hand genommen haben, um das
Malheur zu melden. Es mutet regelrecht bizarr an, dass z.B. die Bundeshauptstadt
Glätte-Schlagzeilen noch und nöcher abgesetzt hat, in der 24-stündigen
Niederschlagsbilanz von heute früh aber nichts, rein gar nichts Gemessenes
anzubieten hat, als wäre es seit gestern Morgen durchweg trocken geblieben.
Inzwischen hat sich die Kaltfront im Bereich des Hochkeil aufgelöst und die
Glättesituation zumindest soweit entspannt, dass Straßen und Wege nicht mehr
verbreitet spiegelglatt daherkommen. Gleichwohl kann es auch heute Morgen an der
ein oder anderen Stelle noch glatt sein, sei es durch gefrierende (Nebel)Nässe,
bereits vorhandene Eisglätte oder aber Reif. Ansonsten ist das Wetter des
heutigen Tages rasch beschrieben. In den meisten Landesteilen scheint die Sonne,
wobei die Temperatur nach der verbreitet frostigen Nacht ins leichte Plus
zwischen 0 und 6°C wechselt. Keine Regel ohne Ausnahme. Von der Mitte bis in den
Nordwesten löst sich der vorhandene Nebel bzw. Hochnebel nicht überall auf, was
gleichermaßen für Teile Süddeutschlands gilt (Donauniederungen, nördliches
Alpenvorland, Oberrheingraben). Bei Dauergrau stehen dann nur Höchstwerte um den
Gefrierpunkt oder sogar leichter Dauerfrost auf der Karte.
In der Nacht zum Montag ändert sich nicht allzu viel an der beschriebenen
Großwetterlage. Bedeutet für weite Teile des Vorhersageraums, namentlich vom
zentralen Mittelgebirgsraum bis hinunter in den Süden, eine klare und ziemlich
kalte Nacht mit verbreitet mäßigem, gebietsweise sogar strengen Frost. Gerade
von den hessischen Mittelgebirgen bis hinüber nach Oberfranken respektive die
Oberpfalz sowie in einschlägigen Alpentälern gehts runter auf zweistellige
Minusgrade bis zu -12 oder -13°C. Es soll natürlich nicht unterschlagen werden,
dass im gradientschwachen Süden nicht sämtliche Hochnebelfelder getilgt werden
und sich stellenweise Nebel bildet.
Etwas mehr Abwechslung als im Süden bietet der Norden, wo sich am Rande der
diagonal von Nordwest nach Südost verlaufenden Divergenzachse des Hochkeils ein
Bodentrog von Südskandinavien heranschleicht, was mehrere Folgen hat. Zunächst
mal nimmt der Gradient an der Ostsee, bedingt auch in SH soweit zu, dass der
west-nordwestliche Wind vorübergehend spürbar auffrischt. Entlang der
Ostseeküste (vornehmlich Vorpommern/Fehmarn) sowie an der nordfriesischen Küsten
muss mit Böen 7 Bft, exponiert 8 Bft gerechnet werden, bevor der Wind zum Morgen
hin bereits wieder abbaut. Zweite Konsequenz ist das leichte Anheben der vom
Tage noch vorhandenen Nebel- und Hochnebelfelder sowie die Advektion neuer
Stratusbewölkung, die nur wenige hundert Meter mächtig ist. Niederschlag wird
von den Modellen nicht angeboten, aber dass das nichts heißen muss, haben uns
die jüngsten Tage/Nächte gelehrt. Sollte es aus der tiefen Bewölkung also wieder
etwas nieseln oder auch „nur“ leicht nässen, besteht abermals die Gefahr von
Glatteis. Vielleicht nicht unbedingt ganz im hohen Norden inkl. dem küstennahen
Binnenland, wo der neue Stratus zuerst ankommt und der Wind auffrischt, was eine
Abkühlung in den Frostbereich verhindert bzw. schnell wieder korrigiert.
Richtung Norddeutsche Tiefebene und ostdeutsches Binnenland besteht die Gefahr
aber sehr wohl, weil es zuvor entsprechend abkühlen kann und z.T. auch noch
Frost im Boden steckt.
Montag… erreicht uns von Norden her die nächste Kaltfront, die rückseitig
einen Schwall arktischer Polarluft (mA) zu uns führt. Absender ist ein Teiltief
hoch im Norden Europas, das vom Weißen Meer nach Süden in den Nordwesten
Russlands rutscht. Die tiefe Bewölkung, die nachts zuvor schon in den Norden
reingezogen war, breitet sich bis in den zentralen Mittelgebirgsraum aus bzw.
überquert diesen in den Abendstunden. Gleichzeitig lockert es von der Nord- und
Ostsee etwas auf. Gebietsweise kommt es in der Nordhälfte zu leichten
Niederschlägen, zunächst meist als Regen oder Nieselregen mit anfänglicher
Glättegefahr. Später am Tag, wenn die Kaltluft mehr und mehr vorstößt, ist dann
zumindest im höheren Bergland, aber auch im äußersten Nordosten (dort Rückgang
T850 auf Werte um -7°C) oder in der östlichen Mitte etwas Schnee möglich. Nach
einer mehrstündigen Pause frischt der nördliche Wind ab dem Nachmittag zunächst
an der Nord-, später auch an der Ostsee auf (7 Bft, Nordsee exponiert 8 Bft).
Gleiches gilt für exponierte Hochlagen des Berglands (Brocken bis 9 Bft).
Höchsttemperatur 0 bis 5°C, ganz im Norden bei besserer Durchmischung und
Seenähe bis zu 6 oder 7°C.
In Süddeutschland steht abzüglich der „üblichen Verdächtigen“ – die Rede ist von
den Gebieten mit zähem Hochnebel, der sich morgen aber zumindest teilweise
auflöst – ein sonniger Wochenstart mit weiterhin scharfer bodennaher Inversion
ins Haus. Bedeutet, dass die höchsten Temperaturen auf etwa zwischen 1300 und
1600 m erreicht werden (lokal bis zu 10°C), wo die Inversion ihr Maximum hat. In
der kalten Grundschicht muss man sich dagegen mit Werten um oder gar unter dem
Gefrierpunkt abgeben, selbst wenn die Sonne scheint (nicht vergessen, wir kommen
aus einer Nacht mit mindestens mäßigem Frost).
In der Nacht zum Dienstag steuert die Kaltfront via Mitte auf Süddeutschland zu.
Niedertroposphärisch dreht die Strömung bundesweit auf nördliche Richtungen, so
dass das ganze Land mit arktischer Polarluft geflutet wird. Bis zum Morgen sinkt
T850 in der gesamten Nordosthälfte auf -8/-9°C, im Rest auf -4 bis -8°C. Mit der
Front verlagern sich auch die leichten Niederschläge kontinuierlich südwärts,
wobei nach Osten hin etwas mehr fällt als im Westen. Mit der
niedertroposphärischen Abkühlung sinkt die Schneefallgrenze bis in tiefe Lagen,
im Stau des Erzgebirges reicht es gar für einige Zentimeter (wahrscheinlich
nicht mehr als fünf) Neuschnee. Problematisch könnte es an der ein oder anderen
Stelle im westlichen Bergland werden, wo die Feuchtesättigung nicht ganz so hoch
reicht wie im Osten (genau genommen bis maximal 800 hPa). Gerade im Bergland
besteht dann örtlich und vorübergehend die Gefahr gefrierenden Regens, bevor mit
Eintreffen der höherreichenden Kaltluft der ohnehin nur sporadisch simulierte
Niederschlag schon wieder aufhört – grenzwertige Entwicklung mit
Tückenpotenzial.
Ansonsten bliebe noch zu konstatieren, dass es postfrontal von Norden her
aufreißt und der Wind an der Nordsee im Zuge neuerlichen Druckanstiegs mit
vorübergehender Drehung auf Ost merklich abnimmt. An der Ostsee sind vereinzelte
Schneeschauer nicht ganz ausgeschlossen. Während es direkt an der Küste meist
frostfrei bleibt, kühlt es sonst auf 0 bis -6°C, im Süden stellenweise etwas
darunter ab.
Dienstag… rückt die nach wie vor östlich von uns verlaufende Frontalzone etwas
dichter an den Vorhersageraum heran, ohne dass das aber große Auswirkungen hat.
Im Gegenteil, der Keil des mittlerweile mit über 1040 hPa west-südwestlich von
Island thronenden Hochschwerpunkts verstärkt sich wieder etwas, was das Ende der
o.e. Kaltfront bedeutet. Diese löst sich über Süddeutschland auf, nicht ohne ein
paar nett gemeinte, letztlich aber substanzarme Grüße in Form leichten
Schneefalls an den Alpen sowie in SO-Bayern zurückzulassen. Darüber hinaus zeigt
sich der vorletzte Tag des Jahres vielerorts von seiner freundlichen Seite,
zumindest atmosphärisch. Meint, trotz einiger Wolken viel Sonnenschein, wobei
die Wolkenanteile im äußersten Süden (auflösende Front) sowie an den NW-Rändern
der Mittelgebirge (Stau), vorzugsweise am Erzgebirge, am höchsten sind. Ab dem
Nachmittag driften im Vorfeld eines neuerlichen, sich von Südskandinavien
nähernden Bodentrogs von der Deutschen Bucht einzelne Schauer ins Landesinnere,
teils als Regen, teils als Schnee, teils auch beides (Schneeregen). Während der
nördliche Wind an der Nordsee allmählich wieder zunimmt (Böen 7 Bft), büßt er an
der Ostsee von Westen her ein. Im Bergland herrscht leichter, in höheren Lagen
auch mäßiger Dauerfrost, sonst stehen 0 bis 6°C auf dem Zettel mit den höchsten
Werten an der Nordsee.
In der Nacht zum Mittwoch zieht der Gradient zwischen dem atlantischen Hoch und
besagtem Bodentrog an, so dass der auf Nordwest bis West rückdrehende Wind
nunmehr nicht nur an See, sondern in Teilen auch im Binnenland, vor allem in der
Nordhälfte auffrischt. Warnungen dürften aber der Küste sowie dem Bergland
vorbehalten bleiben. Die Schauer aus dem Nordwesten breiten sich bis zur
östlichen Mitte aus, wobei es nicht nur um lupenreine Schauer geht, sondern
diese teilweise zu kleinen Niederschlagsgebieten „verschmieren“. Interessant
dabei ist die Phasenbestimmung, zumal niedertroposphärisch etwas wärmere Luft um
-5°C in 850 hPa eingesteuert wird. Das in Verbindung mit Durchmischung dürfte
dazu führen, dass die Niederschläge nicht überall als Schnee runterkommen.
Gerade im Nordwesten, wo der Einfluss der „warmen“ Nordsee am direktesten ist,
sollte es meist Regen sein, der da runterkommt. Ansonsten aber stehen die
Chancen auf Schneefall nicht schlecht, auch wenn sich die Mengen in Grenzen
halten. Favoriten für ein paar Zentimeter Neuschnee sind die Staulagen des
Harzes und des Erzgebirges, wobei man einschränkend hinzufügen muss, dass
externe Modelle defensiver aufgestellt sind – abwarten. Während es an den Küsten
sowie in Teilen des Nordwestens frostfrei bleibt, wird sonst leichter, im Süden
mäßiger, an den Alpen sowie in den süddeutschen Mittelgebirgen punktuell
strenger Frost erwartet.
Modellvergleich und -einschätzung
Im Großen und Ganzen wird die beschriebene Entwicklung modellübergreifend sehr
ähnlich gesehen. Die Schwierigkeiten hinsichtlich des Niederschlags (allgemein
die Phase, kommende Nacht evtl. aber auch wieder Glatteis ohne erkennbare
Radarsignaturen) wurden im Text angesprochen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann