#SXEU31 #DWAV170800 #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Mittwoch den 17.12.2025 um 08 UTC
SXEU31 DWAV 170800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 17.12.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: SWa
Vor allem im Nordwesten, heute auch an den Alpen leicht unbeständig, sonst
ruhige Hochdruckrandlage. Vor allem am Donnerstag in einigen Hochlagen
stürmische Böen, auf dem Brocken (schwere) Sturmböen.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
Mittwoch… dominiert weiterhin ein blockierender Höhenrücken über Südost- und
Osteuropa das Wettergeschehen in weiten Teilen Mitteleuropas und somit auch im
Vorhersagegebiet. Er stützt nach wie vor eine langgestreckte Hochdruckzone, die
von Südwesteuropa über Frankreich und Süddeutschland bis weit nach Osteuropa
reicht. Als Gegenpart fungiert ein umfangreiches und zentralsteuerndes,
vorübergehend auch quasistationäres Sturmtief („LEON“) über dem mittleren
Nordatlantik mit Drehzentrum südwestlich von Island. Es schaufelt auf seiner
Vorderseite vor allem mitteltroposphärisch ordentlich Warmluft zunächst nach
West- und Nordwesteuropa, später auch Richtung Mitteleuropa und Skandinavien, so
dass sich wein weiterer Höhenrücken im Tagesverlauf über den Britischen Inseln
bzw. der Nordsee verstärkt, allmählich ostwärts wandert und in weiterer Folge
den Rücken über Osteuropa regeneriert bzw. ersetzt. Somit bleibt uns die
antizyklonal konturierte Südwestlage nach wie vor erhalten.
Die beiden Rücken werden aktuell allerdings noch getrennt von einem
Trogresiduum, das einem sich am gestrigen Dienstag über dem Süden der Iberischen
Halbinsel vollzogenen Cut Off geschuldet ist. Das nur noch flache Residuum
greift aktuell von der Nordsee auf den Nordwesten Deutschlands über, wird
einerseits durch den Höhenrücken über Osteuropa blockiert und andererseits durch
die WLA mehr und mehr aufgefüllt, so dass es sich weiter auffüllt, sich abends
in 500 hPa vom Südwesten über die Mitte des Landes hinweg nordostwärts
erstreckt, allerdings dann keinerlei Wetterwirksamkeit mehr aufweist. Die mit
dem Trog korrespondierende Kaltfront eines sich im Lee des Norwegischen Gebirges
vorübergehend verstärkenden Tiefs („KONSTANTIN“), das bis zum Abend über die
mittlere Ostsee nach Finnland zieht, hat inzwischen Nordwestdeutschland
erreicht. Sie kommt nur noch wenig südostwärts voran und löst sich im allgemein
antizyklonalen Umfeld bei steigendem Druck (bis zum Abend dürfte sich über dem
Alpenraum eine 1025 hPa-Isobare etablieren) mehr oder weniger rasch auf. Mit ihr
dringen dichte Wolkenfelder etwas weiter Richtung NRW, West- und
Nordniedersachsen bzw. Schleswig-Holstein vor, am ehesten fällt im Nordseeumfeld
auch noch ein wenig Regen.
Auch über dem Süden und Südostend es Landes hält sich vielerorts dichte
Bewölkung bzw. wird die Hochnebeldecke angehoben. Verantwortlich dafür ist ein
aus dem inzwischen über Nordafrika angelangten Cut-Off abgetropfter flacher
Randtrog, der über das westliche Mittelmeer nordostwärts gezogen ist, auf die
französischen Seealpen übergegriffen hat und von dort aus kaum mehr vorankommt,
sondern ebenfalls Auflösungstendenzen zeigt. Schwache WLA und Aufgleiten an
dessen Nordflanke führen zum Aufzug mehrschichtiger Bewölkung auch über den
Bayerischen Alpen, aus der es vor allem vormittags und mittags auch ein wenig
regnen kann, die Schneefallgrenze dürfte dabei um 2000 m schwanken.
Ansonsten ändert sich aber nur wenig an der Gemengelage. Nebel bzw. Hochnebel
dürften sich vor allem im Südosten kaum auflösen, aber auch in anderen Regionen
bleibt es trüb (Teile von Mittel- und Nordhessen sowie von Rheinland-Pfalz,
Westen von NRW). Auch sonst ist es vielerorts wohl nicht mehr so sonnig wie am
Vortag, da mit der WLA zeitweise hohe Wolkenfelder durchziehen. In Ostsachsen
(Ostelbtal, Zittauer Bergland) weht anfangs noch Böhmischer Wind, der aber im
Tagesverlauf wohl nicht mehr warnrelevant sein dürfte.
Die Höchsttemperaturen erreichen bei Dauernebel im Südosten weiterhin
gebietsweise kaum die 0 Grad. Auch sonst wird es in vielen Regionen nicht mehr
ganz so mild wie am Vortag, da einerseits die kühle Grundschicht etwas angehoben
wird (T850 hPa meist noch zwischen 2 und 4 Grad) und andererseits der Gradient
ein wenig in die Knie geht. Dennoch reicht es für Maxima zwischen 3 und 9 Grad,
im Lee der westlichen Mittelgebirge sowie im Südwesten bis etwa 12 Grad.
In der Nacht zum Donnerstag zeigt das Zentraltief südwestlich von Island
weiterhin kaum Verlagerungstendenzen und füllt sich auch nur langsam auf. Der
zugehörige Höhentrog greift aber allmählich auf Westeuropa über, der
vorgelagerte Höhenrücken kommt nach Skandinavien und bis ins östliche
Mitteleuropa voran. Somit ändert sich nur wenig an der überwiegend
antizyklonalen südwestlichen Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet; mit
Übergreifen des Jetstreams auf die Nordsee verschärft sie sich lediglich über
dem Nordwesten des Landes.
Das Frontensystem des Sturmtiefs überquert bereits heute die Britischen Inseln
und greift im Laufe der kommenden Nacht auf die Nordsee über, wobei es mangels
Schubkomponente ins Schleifen gerät. Gleichzeitig verstärkt sich die
Hochdruckzone über Süddeutschland weiter, wobei sich deren Schwerpunkt
(„FRIEDA“) allmählich nach Südosten verlagert. Das geht mit einer allgemeinen
Gradientverschärfung auch über dem Vorhersagegebiet einher. Angesichts der
stabilen Schichtung macht sich diese aber lediglich über der Nordsee und in den
Mittelgebirgen bemerkbar, dort gibt es ausgangs der Nacht steife, exponiert auch
stürmische Böen (Bft 7 bis 8) aus Süd bis Südwest, die im Lee der Mittelgebirge
auch bis in einige Niederungen durchgreifen können. Auf dem Brocken reicht es
für Sturmböen (Bft 9), ausgangs der Nacht eventuell auch für schwere Sturmböen
(Bft 10).
Die Front selbst bringt in den Nordwesten dichte mehrschichtige Bewölkung, es
sollte aber noch trocken bleiben. Ansonsten ändert sich nur wenig; in den
Niederungen breiten sich wieder Nebel- und Hochnebelfelder aus, teilweise bleibt
es aber auch gering bewölkt oder klar, auch an den Alpen klart der Himmel wieder
auf. Leichten Frost gibt es vor allem im Süden und Südosten, während es unter
den dichten Wolken im Westen und Norden mit Minima zwischen 8 und 4 Grad relativ
mild bleibt.
Donnerstag… erreicht zum Abend hin ein recht markanter Randtrog Irland, die
Frontalzone greift über die mittlere Nordsee nordostwärts bis nach
Südskandinavien aus und auch über Nordwestdeutschland bekommt die südwestliche
Höhenströmung dadurch einen zyklonalen Touch. Weiter südöstlich kann sich der
Höhenrücken dagegen über Frankreich und Süddeutschland erneut etwas verstärken.
Der Schwerpunkt des durch ihn gestützten Hochs „FRIEDA“ verlagert sich mit etwa
1030 hPa Richtung Balkan bzw. Rumänien, nach wie vor bleibt aber ein Keil bis
nach Süddeutschland gerichtet.
Das Sturmtief bei Island (LEON) bleibt weiterhin quasistationär und füllt sich
langsam auf. Das schleifende Frontensystem verwellt immer wieder über dem
Südosten Englands bzw. über der südwestlichen/mittleren Nordsee und kommt somit
kaum nach Südosten voran. Immerhin reicht es mit Passage der Warmfront einer
flachen Frontalwelle im Tagesverlauf vom Emsland bis nach Schleswig-Holstein
wohl für etwas Regen.
Gleichzeitig kann sich im Warmsektor der Welle der Gradient vorübergehend noch
etwas verschärfen, an den Alpen wird es leicht föhnig. Während er Wind im
Nordseeumfeld im Tagesverlauf mit Passage der Warmfront eher etwas abnimmt und
auf Südsüdost zurückdreht, frischt er vor allem in den westlichen und zentralen
Mittelgebirgen noch ein wenig auf, so dass es in einigen Leelagen durchaus für
steife Böen aus südlichen Richtungen reichen dürfte, in den Kammlagen für
stürmische Böen, auf dem Brocken für Sturm- und schwere Sturmböen. Trotz
leichten Föhns reicht es auf den Alpengipfeln aber maximal nur für steife bis
stürmische Böen.
Immerhin werden vor allem über Süd- und in Teilen Ostdeutschlands die
Sonnenfenster mit dem auffrischenden Wind wieder größer, dennoch bleibt es vor
allem in den Niederungen Süd- und Ostbayerns gebietsweise wieder ganztägig trüb
durch Nebel oder Hochnebel. Auch über dem Nordwesten des Landes wird man die
Sonne nicht zu Gesicht bekommen, dort hält sich mehrschichtiges Frontgewölk.
Während es bei beständigem Nebel im Südosten mit kaum über 0 Grad recht kalt
bleibt, wird es sonst bei etwas besserer Durchmischung milder als am Vortag mit
Höchstwerten zwischen 6 und 12 Grad, im Lee der westlichen und zentralen
Mittelgebirge können gebietsweise auch nahe 15 Grad erreicht werden.
In der Nacht zum Freitag wird der Höhenrücken über dem östlichen Mitteleuropa
regeneriert und blockiert weiterhin den Trog über West- bzw. Nordwesteuropa, der
bis ins Seegebiet westlich der Iberischen Halbinsel amplifiziert. Der
kurzwellige Randtrog über Irland schwenkt rasch über Schottland Richtung
Norwegische See, wodurch die schleifende Front über der Nordsee einen leichten
Schub bekommt und morgens auf Nordwestdeutschland übergreift. Präfrontal fällt
im Westen und Norden gebietsweise etwas Regen, nennenswerte Mengen kommen aber
nicht zusammen.
An der Windsituation ändert sich präfrontal nur wenig. Über der Nordsee und im
Lee einiger Mittelgebirge gibt es steife Böen aus Süd bis Südwest. In einigen
Kammlagen stürmische Böen, auf exponierten Gipfeln Sturmböen, auf dem Brocken
schwere Sturmböen (orkanartige Böen nicht ganz ausgeschlossen).
Während sich mehrschichtige, teils dichte Bewölkung auf ganz West- und
Norddeutschland, teilweise auch auf die mittleren Landesteile ausweitet, bleibt
es im Südosten bei der Mischung aus Nebel/Hochnebel in den Niederungen und
klarem Himmel bzw. geringer Bewölkung. Dort gibt es erneut vielerorts leichten,
in einigen Alpentälern auch mäßigen Frost. Sonst bleibt es frostfrei und ganz im
Westen mit teils zweistelligen Tiefstwerten auch ziemlich mild.
Freitag… kommt es westlich von Island zu einem erneuten Trogvorstoß, wodurch
dem für uns „wetterbestimmenden“ Höhentrog über Nordwesteuropa einiges an
Schubkomponente verliehen wird. Mit seinem Nordteil kommt er mit Passage eines
scharfen kurzwelligen Randtroges auch rasch nach Osten voran und greift bis zum
Abend auf die Norwegische See bzw. die Nordsee über. Weiter südlich wird er
allerdings durch den nach wie vor kräftigen osteuropäischen Höhenrücken
blockiert, nimmt dadurch eine stark positive Achsneigung an und kann grade noch
so auf die Westbiskaya bzw. auf den Westen der Iberischen Halbinsel übergreifen,
ehe er in der Nacht zum Samstag beginnt, über Marokko abzutropfen.
Somit bleibt es über dem Vorhersagegebiet bei der antizyklonalen südwestlichen
Höhenströmung, die lediglich über dem Nordwesten anfangs noch einen leicht
zyklonalen Touch aufweist. Das ehemalige Sturmtief „LEON“ füllt sich weiter auf
und zieht Richtung Nordmeer, die inzwischen einem Teiltief nördlich der Lofoten
zugeordnete schleifende Kaltfront kommt über Nordwestdeutschland nur langsam
südostwärts voran, läuft gegen das kräftige Hoch über Ost- und Südosteuropa, von
dem ausgehend ein Keil bis nach Süddeutschland reicht und schwächt sich deutlich
ab. Immerhin fällt vor allem präfrontal vom Westen über die nördliche Mitte bis
in den Nordosten des Landes gebietsweise Regen, im Stau einiger westlicher
Mittelgebirge (Bergisches Land) örtlich auch mehr als 5 l/m².
Der Wind weht anfangs in den Lee- und Kammlagen der westlichen und zentralen
Mittelgebirge noch lebhaft aus Südwest, nimmt aber im Tagesverlauf mit
beginnender Gradientauffächerung im Frontbereich allmählich ab. In einigen
Kammlagen kann es zunächst noch stürmische Böen geben, auf dem Brocken (schwere)
Sturmböen, postfrontal über der Nordsee steife Böen. Bis zum Abend sollte der
Wind aber kaum mehr warnrelevant sein.
Während es im Frontbereich meist wolkig bis stark bewölkt, nach Westen zu auch
bedeckt bleibt, lockern die Wolken postfrontal im Nordwesten wieder auf.
Präfrontal halten sich in einigen Niederungen Südostbayerns wieder beständig
Nebel und Hochnebel, ansonsten scheint dort vor allem im Lee der Mittelgebirge,
im Alpenvorland und in mittleren Höhenlagen überwiegend die Sonne, ebenso vom
Erzgebirge bis zur Lausitz.
Nach wie vor gelangen niedertroposphärisch milde Luftmassen ins Vorhersagegebiet
mit 850 hPa-Temperaturen um 6 Grad präfrontal und um 2 Grad postfrontal.
Entsprechend wird es erneut recht mild mit Höchstwerten zwischen 6 und 12 Grad,
in Leelagen bis 14 Grad. Nur in den Hochnebelregionen im Südosten bleibt es mit
nur wenig über 0 Grad recht kalt.
In der Nacht zum Samstag greift der sich weiter auffüllende Höhentrog auf
Skandinavien über, während dessen Südteil über der Iberischen Halbinsel und der
Biskaya hängenbleibt. Aus diesem läuft ein kurzwelliger Troganteil nordostwärts
heraus und erreicht morgens die südliche Nordsee. Dieser korrespondiert mit der
schleifenden Front, an der sich über Frankreich im Laufe der Nacht eine flache
Welle entwickelt, die sich etwas verstärken kann. Entsprechend kommt die Front
nur noch bis etwa zur Mitte des Vorhersagegebietes voran und wird dann durch das
Wellentief eingebremst. Nach wie vor fällt im Frontbereich innerhalb des
insgesamt antizyklonalen Umfeldes (die Front befindet sich letztendlich
innerhalb der sich nur langsam abschwächenden Hochdruckzone) nur wenig Regen,
der nun auch die mittleren und östlichen Landesteile erfasst.
Im Nordwesten und Norden bleibt es postfrontal aufgelockert bewölkt und trocken,
örtlich breitet sich Nebel aus, während präfrontal im Süden und Südosten
grenzschichtdynamische Prozesse dominant bleiben. Soll heißen: In den
Niederungen können sich dort wieder Nebel und Hochnebel ausbreiten, teilweise
bleibt es auch klar. Erneut gibt es dort leichten Frost, während es sonst meist
frostfrei bleibt. Lediglich in der Norddeutschen Tiefebene kann bei längerem
Aufklaren leichter Frost nicht ganz ausgeschlossen werden.
Modellvergleich und -einschätzung
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine warn- und
prognoserelevanten Modellunterschiede ausmachen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff