#SXEU31 #DWAV280800 #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Freitag den 28.11.2025 um 08 UTC
SXEU31 DWAV 280800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 28.11.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
SW a/z
Kommende Nacht im Südosten Glatteislage. In Teilen Süd- und Ostbayerns Unwetter
möglich. Am Sonntag an der Nordsee Sturm nicht ausgeschlossen.
Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
Freitag… geraten wir in Mitteleuropa zunehmend unter eine südwestliche
Strömung vor einem Langwellentrog über Nordwesteuropa und dem Atlantik. Das
zugehörige Bodentief zieht ins Nordmeer und dessen Warmfront über die Ostsee ab.
Die nachfolgende Kaltfront schleift nachmittags nach Norddeutschland rein.
Der Süden wurde von der Warmfront nicht betroffen und hier hält sich auch
tagsüber noch der Einfluss einer Hochdruckbrücke, die von der Iberischen
Halbinsel bis Osteuropa reicht. Bei geringem Gradienten, ohne nennenswerten Wind
gibt es dort anfangs gebietsweise Frost und Nebel. Obwohl die Warmfront dort
nicht hin kam, etwas Warmluftadvektion in deren Schlepptau hat es mit geringen
Regenfällen bis in den Süden geschafft und bringt bis in den Vormittag
stellenweise Glätte. Die Glätte entspannt sich im Laufe des Vormittags aber und
auch die Nebelfelder lichten sich, wenigstens teilweise, sodass sich im
Tagesverlauf zunehmend die Sonne durchsetzen kann. Vom Bayerischen Wald bis zum
Alpenrand kann sie abseits der Flusstäler länger scheinen.
Die Maxima im Südosten liegen oft nur um oder knapp über dem Gefrierpunkt (je
nach Sonnenschein und Höhenlage).
Schon präfrontal der Kaltfront setzen teils länger andauernde, wenn auch meist
leichte Regenfälle ein, die nachmittags und abends etwa von RLP und NRW bis
Vorpommern zu finden sein dürften.
Der Druckgradient geht im Tagesverlauf etwas raus, die anfänglichen, nicht
gerade üppigen Böen an der See lassen tagsüber eher nach. Vor allem exponiert
und auf Inseln sind dann noch einzelne steife, kaum stürmische Böen zu erwarten.
Die exponierten Gipfel der Berge bleiben darüber hinaus windig bis stürmisch.
Auf dem Brocken Sturmböen.
Vom Niederrhein bis zum Emsland werden bei guter Durchmischung zweistellige
Höchstwerte erreicht. Bei Dauernebel z.B. an der unteren Donau gibt es
Dauerfrost.
In der Nacht auf Samstag kommt die Kaltfront zunächst langsam, dann abgeschubst
durch einen Kurzwellentrog von der Nordsee her, etwas beschleunigt südostwärts
voran. Damit greifen die Niederschläge im Verlauf der Nacht auch auf den
Südosten über.
Dort kann es zunächst nochmals leichten, in Alpennähe mäßigen Frost geben.
Gleichzeitig liegen die Temperaturen in 850 hPa leicht im positiven Bereich.
Damit fällt in der kalten Grundschicht gebietsweise gefrierender Regen.
Zumindest eine markante Glatteislage wird wahrscheinlich, besonders in Teilen
S-E Bayerns (Bayerischer Wald, untere Donau, Niederbayern). Da teilweise mehrere
mm Regen gefrieren können, dürfte es in einigen Regionen auch zu Unwetter
kommen. Nennenswerte Schneeanteile sind kaum zu finden, wenn dann flöckelt es
etwas in höheren Lagen der Alpen und eventuell auf Gipfeln des Bayerwalds.
Im großen Rest des Landes lockert die Bewölkung postfrontal teilweise auf, dann
kann sich Nebel bilden. Niederschläge treten kaum noch auf und es bleibt
frostfrei.
Der Wind bleibt an den Küsten und in Hochlagen zum Teil lebhaft mit steifen bis
stürmischen Böen an der Nordsee sowie auf Brocken und Fichtelberg aus Südwest.
Samstag… zieht die Kaltfront ostwärts ab. Die Höhenströmung dreht im
Tagesverlauf mehr auf Südwest, weil sich ein nächster Trog über GB nähert. Über
Deutschland bekommt die Höhenströmung damit einen antizyklonalen Touch und es
stellt sich bei Druckanstieg am Boden Zwischenhocheinfluss ein.
Nachdem die Kaltfrontniederschläge mit anfänglichem Glatteis im Laufe des
Vormittags südostwärts abgezogen sind, bleibt es weitgehend trocken. Mit der
feuchten Grundschicht und der Entwicklung einer Absinkinversion (ab 900 hPa
trocken) hält sich hochnebelartige Bewölkung. Zudem setzt WLA ein, sodass hohe
und teils mittelhohe Bewölkung (vornehmlich in der Nordwesthälfte) aufzieht.
Sonne gibt es mit der südlichen bis südwestlichen Strömung in der unteren
Troposphäre erneut vor allem an den Nord- und Nordosträndern der Mittelgebirge.
Während sich in Ostbayern bei Maxima zwischen 1 und 4°C Kaltluftreste halten,
zumal dort mangels Wind kein richtiger Luftmassenwechsel oder Durchmischung
aufkommt, kann die Temperatur am Oberrhein sowie in NRW und im Nordseeumfeld auf
10 bis 11°C steigen.
Viel Wind gibt es bei oft ablandiger Komponente auch an der Nordsee nicht und
ebenso auf dem Brocken sind es eher 8er Böen, die auf der Karte stehen.
In der Nacht auf Sonntag zieht der Trog in die Nordsee, von wo er zur Biskaya
zurückhängt. Die Höhenströmung dreht weiter auf Südwest bis Süd. Das Bodentief
zieht zur südöstlichen Nordsee, die Kaltfront greift im Laufe der Nacht auf den
Westen über. Dabei beginnt es vom Oberrhein bis S-H und westlich davon zu
regnen, wobei ICON über Südbaden auch wieder leichte Signale zur gefrierenden
Regen hat, was nicht ganz ausgeschlossen scheint, je nach Auflockerungen vorher.
Ansonsten gibt es noch größere Auflockerungen, teils Nebel und es bleibt
trocken. Das Windfeld des Tiefs, das noch unsicher simuliert wird, erreicht die
Nordsee mit auffrischendem Süd- bis Südwestwind und Böen 7-8 Bft.
Frost gibt es vor allem im Süden und Südosten sowie vereinzelt in den
angrenzenden Regionen (bis hinauf zur Lausitz). Im Westen und Nordwesten bleibt
es mit Werten um 7 °C deutlich milder.
Sonntag… zieht der Trog nur langsam ostwärts; das Drehzentrum und der Tiefkern
ziehen laut ICON zum Skagerrak. Von dort hängt die Trogachse über Benelux nach
Frankreich zurück. Die Kaltfront hat es eiliger und überquert bis auf Teile der
Lausitz und Bayerns Deutschland ostwärts. Die frontalen Regenfälle bleiben bei
moderater Baroklinität überschaubar mit meist wenigen l/qm. Ganz im Osten und
Südosten kommt aber wohl noch nichts an.
Der sehr milden, fast schon subtropischen Meeresluft, folgt hinter der Kaltfront
eine stark erwärmte subpolare Meereskaltluft, in der die 850 hPa Temperatur
knapp unter 0°C rutscht.
Weil die Höhenkaltluft fehlt, bleibt die Schaueraktivität mit Annäherung des
Troges auf schwache Entwicklung im Westen und Südwesten beschränkt.
Spannender ist die Entwicklung mit dem Sturmfeld des Tiefs. Weil es kleinräumig
bleibt, betrifft es in erster Linie den Nordseebereich, wo im Tagesverlauf
vorübergehend Sturmböen möglich sind, bei auf West drehender Richtung. Die
Ostsee ist schon deutlicher weniger (einzelne Bft 7, exponiert 8) betroffen und
ansonsten stechen die höheren, exponierten Berglagen mit Böen 7-9 Bft heraus.
Insgesamt steht erneut ein milder Tag mit Maxima meist bei 6 bis 10°C. Der
Südosten bleibt kälter. Dort fehlt der Gradient, was die kalte Grundschicht
bestehen lässt und Temperaturen von 0 bis 4°C tagsüber zur Folge hat.
In der Nacht zum Montag zieht der immer schwächer werdende Trog nach Osten und
wird über Westeuropa von einem flachen Keil gefolgt, der zusammen mit
Kaltluftadvektion ein Zwischenhoch über Deutschland stützt. Das Wetter beruhigt
sich rasch wieder, gebietsweise lockert die Bewölkung stärker auf und es bildet
sich über der Mitte und dem Süden regional Nebel. Kaltfront und Niederschläge
ziehen ostwärts ab und mit der einfließenden kälteren Meeresluft sinkt die
Temperatur in 850 hPa auf -2/-3°C und die Schneefallgrenze auf 600 bis 800m. Für
den bayerischen Wald kommt die Schneephase wahrscheinlich zu spät, in den Alpen
sind oberhalb von 800 bis 1000m wenige cm Neuschnee möglich.
Die Tiefstwerte liegen bei +4 bis -1°C, die tieferen Werte im Bergland und im
Süden. Der Gradient an den Küsten fächert auf und die Böen lassen nach, bei
wieder auf Südwest rückdrehendem Wind. Hier macht sich die Entwicklung eines
Sturmtiefs aus einer Welle westlich Irlands bemerkbar.
Modellvergleich und -einschätzung
Die großräumigen Strukturen sehen ähnlich aus, unterscheiden sich aber noch
etwas am Sonntag in der Entwicklung des kleinen Sturms über der Nordsee am
Sonntag.
Die Glatteislage kommende Nacht wird ziemlich übereinstimmend simuliert. Das
relativ kleinräumige Gebiet und im Hinblick auf den Wochentag rechtfertigen eine
etwas defensivere Herangehensweise. Auf eine Vorabinfo wird verzichtet, markante
Warnungen werden mit Vorlauf ausgegeben und das durchaus nicht unwahrscheinliche
Unwetter wird kurzfristig bewarnt.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner